FALLBESCHREIBUNGEN ZU DEN POSTKARTEN

        1. Kelsang Tsultrim
        2. Norzin Wangmo
        3. Karma Samdrup
        4. Dhondup Wangchen
        5. Dolma Gyab
        6. Ronggye Adrak
        7. Adruk Lopo
        8. Sonam Gyalpo
        9. Gedhun Choekyi Nyima
        10. Jigme Guri
        11. Tulku Tenzin Delek Rinpoche
        12. Lobsang Tenzin
        13. Bangri Rinpoche
        14. Jigme Gyatso
        15. Phuntsok Wangdu

Wir wollen mit unserer Kampagne "Stop the Torture in Tibet" auf die anhaltende Anwendung von Folter und Mißhandlung in den tibetischen Gefängnissen, Haftzentren und Arbeitslagern aufmerksam machen. Seit 2002 hat China auf den Druck von Regierungen und Einzelpersonen aus aller Welt hin mindestens 14 politische Gefangene freigelassen, woraus ersichtlich ist, wie empfindlich dieser Staat auf internationale Kritik an seinem Umgang mit den Menschenrechten reagiert. Indem wir auf einzelne politische Gefangene besonders hinweisen, die unter schwerer Folter zu leiden haben, möchten wir sowohl auf ihre baldige Entlassung hinwirken als auch auf ein Ende der Folterpraxis in Tibet überhaupt.

Kelsang Tsultrim POSTKARTENAKTION FÜR KELSANG TSULTRIM

Am 30. Dezember 2011 verurteilte das Mittlere Volksgericht von Kanlho Kalsang Tsultrim, der unter dem Namen Gyitsang Takmik signiert, zu 4 Jahren.

Das Urteil erfolgte über ein Jahr, nachdem Gyitsang Takmik, der Verfasser des Buches Miyul La Phulwai Sempa (Ein dem Exil dargebrachter Gedanke/„Dem Menschenreich dargebrachte Gedanken“) zum zweiten Mal festgenommen wurde. Seitdem war er ohne Anklageerhebung eingesperrt gewesen.

Kaum einen Monat nach Erscheinen des Buches wurde er am 16. Dezember 2010 vom Public Security Bureau der Stadt Tsoe vorgeladen und intensiv verhört. Danach ließen sie ihn nicht mehr los.

Gyitsang Takmig wurde am 27. Juli 2010 festgenommen, weil er in den Augen der Behörden einen „politischen Fehler“ begangen hatte. Er hatte nämlich eine DVD mit „verbotenen Inhalten“ in Umlauf gebracht, die später ihren Weg ins Exil fand.

In dem einstündigen Video appellierte er an die ganze Welt, „schnell zugunsten des tibetischen Volkes zu handeln“, damit die Repression in Tibet ein Ende finde.

Er informierte ausführlich über die Ereignisse in Tibet seit der Flucht des Dalai Lama ins Exil, über das Leiden des tibetischen Volkes unter chinesischer Herrschaft, er spricht von seiner Angst um das Überleben der tibetischen Religion und Kultur und von den allgemeinen Menschenrechtsverletzungen, die die chinesischen Behörden in Tibet begehen.

Das im Juli 2009 aufgenommene Video wurde später mit Untertiteln und Bildern versehen, und die DVD fand in den tibetischen Gegenden von Gansu, Qinghai und Sichuan, also in Teilen der traditionellen Provinzen Amdo und Kham, weite Verbreitung.

Bei seiner Freilassung im Oktober 2009 nach der ersten Festnahme, warnten die Offiziellen Gyitsang Takmig, daß er, sollte er wieder irgendwie politisch aktiv werden, erneut eingesperrt würde.


Jigme Guri POSTKARTENAKTION FÜR JIGME GURI

Jigme Guri (der auch Labrang Jigme oder Jigme Gyatso genannt wird) ist ein dienstälterer Mönch im Kloster Labrang in Amdo (Provinz Gansu). Im März 2008 nahm ihn die chinesische bewaffnete Polizei gewaltsam fest. Auf die 42tägige Haft, während der er unbewußt geschlagen wurde, nahm er eine Videobotschaft über seine Verhaftung, Folter und die allgemeine Grausamkeit der Chinesen in Tibet auf, die er dann bei YouTube hochlud.

Am 20. August 2011 wurde Jigme Guri erneut in der Stadt Tsoe (chin. Hezou), TAP Kanlho, Provinz Gansu, festgenommen. Davor durchsuchte das Sicherheitspersonal sein Zimmer und beschlagnahmte seinen Computer und seine CDs.

Die zweite Festnahme erfolgte, nachdem der Tibetische Dienst von Voice of America am 3. September 2008 ein Video ausstrahlte, in dem Jigme eingehend über die Sehnsüchte und Hoffnungen des tibetischen Volkes sprach und die Folter und unmenschliche Behandlung, die die Mönche von Labrang wegen ihrer Teilnahme an den Demonstrationen von 2008 zu ertragen hatten, schilderte. Nachdem er sich fast zwei Monate lang versteckt gehalten hatte, nahm ihn am 4. November 2008 eine große Zahl von Kräften der PAP und des PSB fest, die in mehreren Militärlastwagen zum Haus eines Tibeters gefahren war, wo er sich versteckt hatte. Am 3. Mai 2009 kam er schließlich wieder frei.

Am 20. August 2011 wurde Jigme Guri erneut in der Stadt Tsoe (chin. Hezou), TAP Kanlho, Provinz Gansu, festgenommen. Davor durchsuchte das Sicherheitspersonal sein Zimmer und beschlagnahmte seinen Computer und seine CDs. Etwa zehn Mönche und einige weitere Personen wurden Zeugen des Geschehens. Sie fragten die Polizei nach dem Grund für die Festnahme, aber wurden keiner Antwort gewürdigt. Jigme Guris jetziger Aufenthaltsort und sein Zustand sind unbekannt.

In seiner Video-Botschaft von 2008 schildert Jigme die extreme Folter und Mißhandlung, die er bei seiner ersten Inhaftierung erlitt, und sprach über die verheerende Politik Chinas in Tibet und eine mögliche Lösung. Hier sind einige Auszüge aus seinem Zeugnis. Eine komplette Übersetzung gibt es unter: „Eine Stimme aus Tibet: Video-Interview eines Mönches aus Amdo“, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ftc/2008/JigmeGyatso_Stimme_aus_Tibet.html

„So ist es, wenn eine mächtige Nation ein kleines Volk schikaniert und unterdrückt, eine große Nation Waffen herstellt, um ein kleines Volk zu töten. Wenn sie solche Dinge schon auf unterer Ebene tun, kann man sich leicht vorstellen, daß sie auf höherer Ebene uns noch viel Schlimmeres antun. Ich war entsetzt zu sehen, wie sie die Tibeter unterdrücken und ermorden und wie sie so etwas sagen können, während sie ihre Waffen auf uns richten. Wenn sie uns erklären, daß Tibeter einfach getötet werden können und ihre Leichen dann auf den Müll geworfen werden, ohne daß jemand davon erfährt, heißt das doch, daß wir nicht einmal wie Schweine oder Hunde behandelt werden. Wenn anderer Leute Hunde und Schweine getötet werden, dann gibt es jemanden, der ein Anrecht auf sie erhebt. Warum fordert dann niemand die Körper der Tibeter nach ihrem Tod ein? Man erklärte uns, wir dürften nicht einmal die Herausgabe der Leichen unserer Landsleute verlangen. Da wurde mir deutlich, daß die Nationalitäten nicht gleichgestellt sind.

Das tibetische Volk macht ungeheures Leid durch. Ich persönlich bin ein buddhistischer Mönch im Kloster Labrang. Ich war unter denen, die dieses Jahr festgenommen wurden. Meinen Häschern sagte ich direkt ins Gesicht: Wenn ihr mich umbringt, dann war’s das. Aber wenn ich hinausgehen kann und die Gelegenheit sich bietet, dann werde ich von der Folter berichten, die ich erlebte. Ich werde den Menschen auf der ganzen Welt als ein direkter Zeuge von den Qualen berichten, die meine Freunde durchmachten und ich werde alles den Medien bekanntgeben.

Als ich entlassen wurde, wurde mir gesagt, ich dürfe niemandem erzählen, daß ich geschlagen worden sei. Ich wurde gewarnt, daß ich niemanden von außerhalb kontaktieren dürfte. Aber ich kann nicht einfach über die Folterqualen schweigen, die ich zu erleiden hatte, noch über das Leiden meiner Freunde. Das ist der Grund, warum ich heute all diese Dinge sage. Immer noch werden Tibeter in allen Teilen des Landes verfolgt und ihre Bewegungsfreiheit ist sehr eingeschränkt.


Karma und Rinchen Samdrup POSTKARTENAKTION FÜR KARMA SAMDRUP

Am 24. Juni 2010 wurde der tibetische Umweltschützer Karma Samdrup zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und kurz darauf sein Bruder, der Umweltschützer Rinchen Samdrup, zu fünf Jahren.

Der Übergriff der chinesischen Behörden auf Karma Samdrup und andere Mitglieder seiner Familie ist unfaßbar. Innerhalb von weniger als einem Jahr wurden sechs Personen einer einzigen Familie festgenommen, verurteilt und, wie es heißt, gefoltert – ein Vorgehen der Behörden, in dem man nur einen offiziellen Vergeltungsakt für ihren Aktivismus sehen kann.

Vier der sechs Männer verbüßen Haftstrafen im Gefängnis oder in Lagern zur Umerziehung-durch-Arbeit, während über den Verbleib und das Schicksal der anderen zwei nichts bekannt ist.

Die Probleme der Familie begannen, als Jigme Namgyal und Rinchen Samdrup zwei Brüder, die in ihrem Dorf im Bezirk Gonjo, Präfektur Chamdo, TAR, eine preisgekrönte Umweltorganisation führten, einen lokalen Polizeichef der Wilderei von gefährdeten Tierarten bezichtigten. In einem eklatanten Vergeltungsschlag nahm die chinesische Polizei am 7. August 2009 Jigme und Rinchen fest. Im November 2009 wurde Jigme zu 21 Monaten Umerziehung-durch-Arbeit wegen „Schädigung der sozialen Stabilität“ verurteilt. Jigmes Vergehen war das illegale Zusammentragen von Informationen über Umweltprobleme, die er angeblich an die Dalai Clique weiterreichte.

Am 3. Januar 2010 wurde Jigmes älterer Bruder Karma Samdrup, ein prominenter Geschäftsmann und mehrfach ausgezeichneter Philanthrop, bekannt als der König der himmlischen Perlen, unter der fälschlichen Anklage der Grabräuberei inhaftiert. Die Festnahme erfolgte kurz nachdem er sich zugunsten seiner inhaftierten Brüder eingesetzt hatte. Er hatte sie in der Haftanstalt besucht, wo sie ihm von den entsetzlichen Mißhandlungen erzählten, die sie durchmachten. Die Anklagen gegen Karma beziehen sich auf seinen Kauf von Artefakten in Xinjiang 1998. Damals nahmen die Behörden die Beschuldigung jedoch recht bald aus Mangel an Beweisen wieder zurück und außerdem, weil Karma eine Lizenz zum Handel mit solchen Gegenständen besaß. Das Wiederaufrollen der Anklage ein Jahrzehnt später kann nur als ein offizieller Racheakt gesehen werden, weil Karma sich zur Verteidigung seiner Brüder geäußert hatte.

Nach sechs Monaten Untersuchungshaft, in der er vielmals geschlagen und gefoltert wurde, verurteilte ein Gericht in Xinjiang am 24. Juni 2010 Karma zu 15 Jahren Gefängnis und dem Verlust der politischen Rechte für weitere fünf Jahre.

Karmas Prozeß war reich an Regelwidrigkeiten und wurde von Menschenrechtsbeobachtern allerorten kritisiert, weil die Normen von Chinas eigener Strafprozeßordnung dabei in jeder Weise verletzt wurden. Das Recht auf Besuche wurde Karma verweigert, ja nicht einmal seinen Anwalt durfte er sechs Monate lang nach seiner Verhaftung treffen. Karmas einziges Zusammentreffen mit seinen Anwälten fand am Vorabend der Gerichtsverhandlung statt. Es dauerte nur 30 Minuten und die ganze Zeit über waren Polizeibeamte in dem Zimmer zugegen. Die Beweise wurden gefälscht, ein mysteriöser Zeuge erschien plötzlich am zweiten Tag der Verhandlung und der Richter verweigerte, sich mit Karma Samdrups Aussagen, er sei in den sechs Monaten Untersuchungshaft geschlagen und mit chemischen Substanzen betäubt worden, auch nur zu befassen. Das Gericht ignorierte die Tatsache komplett, beugte das Recht nach seinem Gutdünken und verletzte Karmas Menschenwürde, sagte sein Anwalt Pu Zhiqiang. Die Auffassung des Gerichtes zu Karmas Fall war in chinesischer Sprache bereits ein paar Stunden nach dem Urteil verfügbar, was nahe legt, daß die Entscheidung bereits vorher eine beschlossene Sache war, wie ein Beobachter von Human Rights Watch bemerkte.

Am 3. Juli 2010, zehn Tage nach Karmas Schuldigsprechung, verurteilte das Mittlere Volksgericht von Chamdo den Umweltschützer Rinchen Samdrup zu fünf Jahren Gefängnis unter der Anklage der Aufhetzung zur Spaltung des Landes, weil er einen Artikel über den Dalai Lama auf seine Website gesetzt habe.


Norzin Wangmo POSTKARTENAKTION FÜR NORZIN WANGMO

Norzin Wangmo ist eine Regierungsangestellte und Autorin aus Ngaba in Osttibet. Sie wurde festgenommen, weil sie über Internet und Telefon die Lage in Tibet während der Protestwelle von 2008 besprach und Informationen weitergab.

Die genauen Umstände der Anklage gegen sie sind nicht bekannt, aber sie wurde am 3. November 3008 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, weil Nachrichten über die Lage in Tibet an die Außenwelt weitergereicht hatte.

In einer solchen Atmosphäre allgemeiner Angst wie sie derzeit in Tibet herrscht sind nur wenige willens, ihre eigene Freiheit und die ihrer Freunde und Angehörigen aufs Spiel zu setzen, um die verheerende Menschenrechtslage in Tibet an die Öffentlichkeit zu bringen.

Norzin Wangmo, die von einer Freundin als „Walza“, was die Mutige bedeutet, bezeichnet wird, wurde nach ihrer Festnahme im April 2008 gefoltert. In den letzten Jahren haben die chinesischen Behörden Tibeter, die Informationen über Demonstrationen nach außen durchsickern ließen, oftmals zu harten Strafen verurteilt

Eine ihrer Bekannten richtete einen Brief an sie, als sie von ihrer Verurteilung erfuhr: „Die besten Jahre Deines Lebens mußt Du nun in einer dunklen Gefängniszelle verbringen, was für ein Elend! Es mag Dir zum Ruhm gereichen, aber wie Du weißt, liegt hinter diesem Ruhmeskranz ein Ozean unaussprechlichen Leidens. Man weiß nicht, ob diese schreckliche Erfahrung nicht Deine Jugend und Deine Liebenswürdigkeit, Deine Träume und Deine Ambitionen endgültig besiegeln wird.“. Die Schreiberin des Briefes schließt, daß sie sich um den Sohn von Norzin Wangmo kümmern werde: „Da Du jemand bist, der um der Wahrheit willen bereit bist, ins Gefängnis zu gehen, muß auch Dein Sohn ein außergewöhnlicher Mensch sein“.

Daß ein gewöhnliches Telefongespräch zu 5 Jahren Gefängnis führt, ist ein typisches und erschreckendes Beispiel für die extreme Kontrolle und Repression, welche die Chinesen in Tibet ausüben.


Dhondup Wangchen POSTKARTENAKTION FÜR DHONDUP WANGCHEN

„Leaving Fear Behind“ (auf Tibetisch: jigdrel), ist ein heroischer Film, der von Tibetern in Tibet aufgenommen wurde, die die Stimmen ihrer Landsleute zu den Olympischen Spielen in Peking hörbar machen wollten. Das Filmmaterial wurde unter außergewöhnlichen Umständen aus Tibet geschmuggelt. Der Filmemacher wurde kurz danach festgenommen und befindet sich seitdem in Haft. Der Aufhetzung zum Separatismus angeklagt, droht ihm nun eine schwere Strafe.

Dhondup Wangchen reiste Tausende von Kilometern, er fragte ganz normale Tibeter, was sie in Wahrheit über den Dalai Lama, über China und die Olympischen Spiele denken. Er stellte den Interviewten frei, ihr Gesicht zu verhüllen, aber fast alle der 108 interviewten Personen erklärten sich damit einverstanden, daß ihr Gesicht gezeigt würde – so stark war ihr Wunsch, ihre Gefühle der Welt mitzuteilen. Auszüge aus zwanzig der Interviews, darunter auch eines mit dem Regisseur Dhondup Wangchen selbst, sind in dem Film von 25 Minuten zu sehen.

Die Aussagen der Interviewten zeigen überdeutlich, daß die Tibeter frustriert und verbittert sind, weil sich ihre Lage zunehmend verschlechterte, ihre Sprache und Kultur marginalisiert wurden, den Nomaden durch die Politik der erzwungenen Seßhaftmachung ihre Art zu leben unmöglich gemacht wurde, sie unter dem Mangel an Religionsfreiheit leiden und daran, daß der Dalai Lama diffamiert wird und sie sich daran beteiligen sollen, ebenso ihre Enttäuschung über all die gebrochenen Versprechen der chinesische Regierung, die zugesagt hatte, die Lebensbedingungen in Tibet würden sich mit den Olympischen Spielen verbessern. Alle sind sie sich in ihrer Verehrung für den Dalai Lama einig und sehnen sich nach seiner Rückkehr, wie auch einige sogar davon träumen, die Olympischen Spiele zu besuchen.

Der 37jährige Amateur-Regisseur Dhondup Wangchen und sein Helfer, der Mönch Golog Jigme, wurden festgenommen, weil sie insgeheim Tibeter in der osttibetischen Region Amdo und auch in anderen Teilen des Hochplateaus interviewten und dabei filmten. Die beiden reisten in entlegene Gegenden, und nahmen vom Oktober 2007 bis zum März 2007 über 35 Stunden Interviews auf. Die Bänder wurden am 10. März 2008 in die Schweiz gebracht, wo Wangchens Cousin Gyaljong Tsetrin den Schnitt besorgte.

Dhondup Wangchens Frau Lhamo Tso lebt in Indien. Unter Tränen sagte sie: „Die meiste Zeit verbrachte Dhondup Wangchen im Dienst der Gesellschaft und damit, den Bedürftigen zu helfen. Er ist mir ein guter Ehemann und unseren vier Kindern ein guter Vater. Ich appelliere an die chinesische Regierung, Dhondup freizulassen“.

Dorjee Wangchen, der jüngere Bruder des verhafteten Filmemachers fügte hinzu: „Meine Familie und ich haben uns lange überlegt, ob der Film veröffentlicht werden darf oder nicht. Wir waren uns klar, daß dies zur Verhaftung der Beteiligten führen würde, aber Dhondup meinte, es sei ungeheuer wichtig, der Welt diesen Film zu präsentieren. Nachdem wir die Entschlossenheit meines Bruders sahen, hatten wir keine Wahl als der Welt die wahren Gefühle der Tibeter in Tibet vor Augen zu führen. Ich appelliere an alle, sich für die Freilassung meines Bruders und seines Freundes einzusetzen“.

Bei der Aufnahme des Films arbeitete Dhondup Wangchen unter dem Pseudonym „Jigme“, was auf Tibetisch „furchtlos“ bedeutet. Sein Mut, sowie der Mut aller an dem Projekt Beteiligten bewog uns dem Film den Titel „Jigdrel“ zu geben, was auf Englisch mit „Leaving Fear Behind“ übersetzt werden kann.

Die in dem Film vorkommenden Personen gingen ein großes Risiko ein, als sie sich filmen ließen. Mit der Veröffentlichung des Films befinden sie sich nun in großer Gefahr. Einige meinten sogar, wenn nur ihre Botschaft dem

Dhondup Wangchen wurde wegen seines Films „Leaving Fear Behind“ verhaftet, in dem er die ablehnende Haltung der tibetischen Bevölkerung gegenüber der Politik der Chinesen und ihre Loyalität zum Dalai Lama dokumentierte. Nun darf er nicht von dem von seiner Familie engagierten Anwalt aus Peking verteidigt werden. Er wurde der Aufhetzung zum Separatismus angeklagt und der Prozeß gegen ihn könnte jeder Zeit stattfinden.

Dem 37jährigen Dhondup Wangchen, der gegenwärtig in einem Gefängnis in Xining, der Hauptstadt der Provinz Qinghai, inhaftiert ist, geht es gesundheitlich sehr schlecht, er leidet an Hepatitis B. Nach Aussage seiner im Exil lebenden Frau wird ihm die notwendige medizinische Behandlung vorenthalten.


Dölma Gyab

POSTKARTENAKTION FÜR DOLMA GYAB

Der Geschichtslehrer Dolma Gyab (chin: Zhou Ma Jia oder Zhuo Shique) wurde wegen angeblicher Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er wurde im März 2005 verhaftet und im September desselben Jahres vor Gericht gestellt. Seine Berufung wurde abgelehnt, und er ist gegenwärtig in dem in der Nähe von Lhasa gelegenen Gefängnis Chushur (chin: Quishui) inhaftiert.

Es gibt keinerlei offizielle Informationen über seine Verhaftung oder die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen. Es konnte jedoch ein von Dolma Gyab geschriebener und an die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen adressierter Brief aus der Anstalt geschmuggelt werden. Daraus geht hervor, daß er wegen eines unveröffentlichten Buchmanuskripts mit dem Titel: "Himalaya in Bewegung" verhaftet wurde, in dem er sich unter anderem mit den Themen Demokratie, Autonomie und Tibet befaßt. Er beabsichtigte auch ein Buch über Geologie und Umweltschutz zu veröffentlichen, aber "in voreingenommener Weise urteilten sie [die chinesischen Behörden] wieder, daß ich ausländischen Mächten geheime Informationen zugänglich machen wollte”.

Dolma Gyab fährt in seinem Brief fort: "Sie haben mir die Freiheit genommen, aber sie können es mir nicht nehmen, daß ich mich für den Umweltschutz und die Gesundheitsversorgung der Frauen einsetze; sie können mich umbringen, aber meine Liebe zur Geographie können sie nicht töten”.

Während des Besuchs des UN-Sonderberichterstatters für Folter im November 2005 wurde Dolma Gyab aus seiner Zelle entfernt und versteckt gehalten.

Dolma Gyab, 30, ist ein hochgebildeter Lehrer, der Geographie und Geschichte an der Universität von Qinghai studierte und die Universität Peking mit dem Magistergrad abschloß. 2003 besuchte er Dharamsala, den Sitz des Dalai Lama, wo er Englisch und Hindi lernte. Wie seine Freunde berichten, äußerte er sich sehr besorgt und freimütig über die Zerstörung der empfindlichen Umwelt in Tibet. In seinem Brief schreibt er, während seines Indien-Aufenthalts habe er der tibetischen Regierung-im-Exil nahegelegt, sich intensiver mit dem Umweltschutz und der Gesundheitsversorgung von Frauen zu befassen.


Rongye Adrak

POSTKARTENAKTION FÜR RONGGYE ADRAK

Am Mittwoch, den 1. August 2007, hatte der Nomade Runggye Adak in der Stadt Lithang, Provinz Sichuan, TAP Kardze (die zur traditionellen tibetischen Region Kham gehört) während einer offiziellen Zeremonie im Rahmen des jährlichen Pferderennens, bei der auch Regierungsvertreter anwesend waren, die Rückkehr des Dalai Lama gefordert. Viele hundert Tibeter bejubelten seine Protestaktion, mehrere Duzend von ihnen wurden später verhaftet. Im Anschluß an Adaks Verhaftung wurde ein starkes Militär- und Polizeiaufgebot nach Lithang entsandt. Am 20. November 2007 wurde er vom Mittleren Volksgericht in Dartsedo zu acht Jahren Haft verurteilt.

Berichten zufolge begab sich der 53jährige Runggye Adak aus dem Dorf Yonrou auf die Bühne, um dem Oberlama des Klosters Lithang einen Kathag (zeremonieller Schal) umzuhängen. Danach ergriff er das Mikrofon und erklärte vor versammelter Menge, den Menschen in Lithang stünde Glaubensfreiheit zu und bat sie, sie sollten ihre Streitigkeiten einstellen. Er rief auch "Der Dalai Lama soll nach Tibet zurückkehren", "Laßt den Panchen Lama frei" und er forderte die Freilassung von Tenzin Delek Rinpoche. "Wenn wir nicht einmal den Dalai Lama in seine Heimat einladen können, werden wir in Tibet niemals Religionsfreiheit oder Glück haben", zitierte ihn RFA.

„Als er vor der Menge sprach, soll er betont haben, daß er nichts sage, was gegen das Gesetz verstoße, denn nach chinesischem Recht dürften die Menschen ihrem religiösen Glauben nachgehen. Alle Anwesenden stimmten ihm laut zu, vor allem, als er sie fragte, ob sie wollten, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama nach Tibet zurückkehren sollte. Adak ist ein tief religiöser Mann und seine Worte zeigen, wie sehr ihm die Menschen in Lithang und ihr Wohlergehen am Herzen liegen.“

Am 29. Oktober 2007 wurde er vom Mittleren Volksgericht von Kardze vierer „Verbrechen“, die von Störung der öffentlichen Ordnung bis zu Staatsgefährdung reichten, angeklagt. In Handschellen gelegt, war er dem Mittleren Volksgericht von Kardze vorgeführt und von diesem für schuldig befunden worden. Am 20. November wurde er unter der Anklage der „Aufhetzung zur Spaltung des Staates und der Untergrabung der Einheit des Landes“ sowie der „schweren Störung der öffentlichen Ordnung“ zu acht Jahren Gefängnis und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf vier Jahre verurteilt.

Adruk Lopoe, ein Neffe Rongye Adraks, bekam mit zehn Jahren Gefängnis unter der Anklage der „Verschwörung mit ausländischen separatistischen Kräften zur Spaltung des Landes und der Verteilung politischer Pamphlete“ die härteste Strafe. Kunkhen (Jamyang Goinqen), ein Künstler, der am 22. August willkürlich und ohne Angabe von Gründen von Organen des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) von Lithang festgenommen worden war, wurde wegen „spalterischer Aktivitäten“ zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Lothok, ein 36jähriger Nomade und Vater von fünf Kindern aus Lithang, erhielt von demselben Gericht eine Strafe von drei Jahren.

„Am Abend des 21. August 2007 stürmten Kräfte des PSB und der Bewaffneten Volkspolizei (People’s Armed Police/PAP) von Lithang in großer Zahl plötzlich Adraks Heimatdorf Yonru Karshul, Kreis Lithang, ‚TAP’ Kardze, Provinz Sichuan, und nahmen mehrere seiner Neffen fest“. Nach Aussage unserer Quelle drangen die PSB- und PAP-Kräfte zuerst in Adraks Haus ein und fragten nach Adruk Lopoe, einem Mönch des Klosters Lithang, der den Appell für die Freilassung Adraks angeführt hatte. Da Adruk Lopoe nicht zu Hause war, nahmen die Sicherheitskräfte zwei seiner Brüder, Adruk Gyatso und Adruk Nyima, willkürlich fest und schafften sie gewaltsam in das örtliche PSB Haftzentrum. „Die Milizen von PSB und PAP durchsuchten das ganze Haus der Familie auf der Suche nach Beweismaterial zur Unterstützung ihrer Anklage.“

Der 45jährige Mönch Adruk Lopoe, stellte sich, nachdem er von der Festnahme seiner zwei Brüder erfahren hatte, wenige Stunden später dem PSB-Kreisamt von Lithang und erklärte dem diensthabenden Offizier, er sei die Person, die sie suchten, und sie sollten seine zwei Brüder jetzt freilassen. Ohne auf seine Bitte einzugehen, nahmen die PSB-Beamten auch ihn fest. Erst sechs Stunden später wurden Adruk Nyima und Adruk Gyatso wieder auf freien Fuß gesetzt. Adruk Lopoe, der sich mit Elan für die Ausbildung der Jugend einsetzte, ist auch ein engagierter Kämpfer gegen die Entwaldung, den Holzschlag und die Jagd von Wildtieren in seiner Heimat Kardze.

Auf die Protestaktion und die Verhaftung von Rongye Adrak hin starteten die chinesischen Behörden einen massiven Feldzug zur „patriotischen Erziehung“ in allen monastischen Institutionen von Lithang und sogar in jenen Dorfgemeinden, in denen einige Tibeter festgenommen worden waren, die sich offen gegen die Behörden gestellt hatten.


Adruk Lopo

POSTKARTENAKTION FÜR ADRUK LOPO

Adruk Lopoe, ein Neffe Rongye Adraks, bekam mit zehn Jahren Gefängnis unter der Anklage der „Verschwörung mit ausländischen separatistischen Kräften zur Spaltung des Landes und der Verteilung politischer Pamphlete“ die härteste Strafe der Nomaden von Lithang. Es gibt keine Information über seinen physischen Zustand, noch wohin sie ihn nach Verkündung des Urteils gebracht haben.

Er hatte die Kampagne um die Freilassung eines Onkels Rongye Adraks angeführt und Bilder des Geschehens ins Ausland befördert.

„Am Abend des 21. August 2007 stürmten Kräfte des PSB und der Bewaffneten Volkspolizei (People’s Armed Police) von Lithang in großer Zahl plötzlich Adraks Heimatdorf Yonru Karshul, Kreis Lithang, ‚TAP’ Kardze, Provinz Sichuan, und nahmen mehrere seiner Neffen fest“. Nach Aussage unserer Quelle drangen die PSB- und PAP-Kräfte zuerst in Adraks Haus ein und fragten nach Adruk Lopoe, einem Mönch des Klosters Lithang, der den Appell für die Freilassung Rongye Adraks angeführt hatte. Da Adruk Lopoe nicht zu Hause war, nahmen die Sicherheitskräfte zwei seiner Brüder, Adruk Gyatso und Adruk Nyima, willkürlich fest und schafften sie gewaltsam in das örtliche PSB Haftzentrum. „Die Milizen von PSB und PAP durchsuchten das ganze Haus der Familie auf der Suche nach Beweismaterial zur Unterstützung ihrer Anklage.“

Unserer Quelle zufolge stellte sich der 45jährige Mönch Adruk Lopoe, nachdem er von der Festnahme seiner zwei Brüder erfahren hatte, wenige Stunden später dem PSB-Kreisamt von Lithang und erklärte dem diensthabenden Offizier, er sei die Person, die sie suchten, und sie sollten seine zwei Brüder jetzt freilassen. Ohne auf seine Bitte einzugehen, nahmen die PSB-Beamten auch ihn fest. Erst sechs Stunden später wurden Adruk Nyima und Adruk Gyatso wieder auf freien Fuß gesetzt. Adruk Lopoe, der sich mit Elan für die Ausbildung der Jugend einsetzte, ist auch ein engagierter Kämpfer gegen die Entwaldung, den Holzschlag und die Jagd von Wildtieren in seiner Heimat Kardze.

Adruk Lopoe wurde 1962 als Sohn von Adruk Wangdue (Vater) und Ronggye Tsewang Dolma (Dölma) im Dorf Yonru Kharshul, Gemeinde Ponkar, Kreis Lithang, Tibetisch-Autonome Präfektur („TAP“) Kardze, Provinz Sichuan, geboren. Er ist das älteste der neun Kinder der Familie Adruktsang. Im Alter von acht Jahren trat Adruk Lopoe in das Kloster Lithang ein, wo er zum Mönch ordiniert wurde. Im Laufe der Jahre erwarb sich Adruk Lopoe hervorragende Kenntnisse in buddhistischer Philosophie und wurde später zum Gesangsmeister (tib. omzey) des Klosters ernannt. Adruk wirkte auch einige Jahre lang als Disziplinmeister (tib. geykoe) im Kloster Yonru Rabgyeling, einem der 113 kleineren Ableger des Klosters Lithang. Kurz vor seiner Festnahme am 21. August 2007 hatte Adruk, wie wir erfuhren, nach einer einjährigen Meditationsklausur im Kloster Yonru Rabgyeling, Kreis Lithang, einige Tage frei genommen.

Adruk Lopoe betonte auch stets die Notwendigkeit der Ausbildung der jungen Leute, er setzte sich für den Erhalt der Umwelt ein und gegen Abholzung, Holzschlag und die Jagd auf Wildtiere in Kardze. Die dortige tibetische Bevölkerung nimmt an, daß sein jahrelanges engagiertes Eintreten für die Umwelt wohl die Behörden gegen ihn aufgebracht hat, so daß sie ihn unter ständiger Beobachtung hielten und schließlich festnahmen. Adruk Lopoe ist eine allseits bekannte und geachtete Persönlichkeit in der Gegend.

1997-98, als die von den Chinesen in den Klöstern in Tibet gestartete „patriotische Umerziehungskampagne“ in vollem Schwung war, wurde Adruk Lopoe zum stellv. Leiter des Demokratischen Verwaltungsrats vom Kloster Lithang ernannt. Die DMCs  sind administrative Organe, die 1962 in den religiösen Institutionen Tibets eingerichtet und im Rahmen der Kampagne der „patriotischen Umerziehung“ 1996 umstrukturiert wurden. Er legte jedoch sein Amt nieder, weil er sich der spirituellen und politischen Implikationen der Kampagne voll bewußt war und erkannt hatte, daß er gegen seine religiösen Gelübde handeln müßte, wenn er sein geistliches Oberhaupt den Dalai Lama denunzierte.


Sonam Gyalpo

POSTKARTENAKTION FÜR SONAM GYALPO

Sonam Gyalpo, 50, ein ehemaliger politischer Gefangener, und seine Frau Tsamchoe sind beide Schneider, die einen kleinen Verkaufsstand an der Barkhor-Straße in Lhasa betrieben und Kleidung verkauften. Als sie am 28. August 2005, nachdem sie ihren Laden geschlossen hatten, nach Hause zurückkehrten, wurden sie von 16 Geheimdienst-Agenten der TAR erwartet. Diese zwangen Sonam, seinen eigenen Verhaftungsbefehl zu unterschreiben. Kurz danach wurde er von drei der Agenten abgeführt, während die übrigen 12 drei Stunden lang intensiv seine Behausung durchsuchten. Sie fanden dabei religiöse Gegenstände, auch Videos und Bilder des Dalai Lama, ein paar Bücher und Druckschriften, was alles konfisziert wurde.

Wegen ihrer religiösen Haltung und ihres gesellschaftlichen Status wurde Sonam Gyalpos Familie seit der chinesischen Besetzung Tibets 1959 schikaniert und verfolgt. Erstmals wurde er 1985 auf eine friedliche Demonstration gegen die Besatzung der Chinesen hin und wegen Anbringens von Postern gegen die Reformpolitik zusammen mit 21 Mönchen des Klosters Drepung verhaftet. Nach drei Jahren in Drapchi wurde er am 20. September 1990 entlassen.

1993 reiste Sonam nach Kathmandu, um seinen jüngeren Bruder Tashi Wangdrak zu besuchen, und anschließend nach Indien, wo er den Segen des Dalai Lama erhielt. Als ein ehemaliger politischer Gefangener verweigerten die Behörden ihm die Ausstellung von Reisedokumenten, weshalb seine Reise nach Nepal illegal erfolgte. Nach seiner Rückkehr wurde sein Hotelzimmer von chinesischem Grenzschutzpersonal durchsucht, die ein paar Päckchen mit Kräuterpillen, welche vom Dalai Lama gesegnet waren, beschlagnahmten.

Am 23. Juli 1993 – fünf Tage nach seiner Rückkehr von Nepal (Saga Dawa) – wurde Sonam von Sicherheitskräften in seiner Wohnung verhaftet. Einige Tage lang sperrten sie ihn in Seitru, dem Haftzentrum des Public Security Bureau, ein. Später wurde er ins Nyari Gefängnis in Shigatse verlegt, ohne daß seine Angehörigen informiert wurden oder ihn besuchten durften. Nach 6 Monaten in Nyari wurde er für weitere 6 Monate im Sangyip Gefängnis in Lhasa inhaftiert. Dort wurden ihm Besuche seiner Familie gestattet.

Bis heute weiß man nichts über Sonam Gyalpos weiteres Schicksal oder wo er inhaftiert ist. Seine Angehörigen sind äußerst besorgt um sein Wohl und seine Sicherheit, denn insbesondere politische Gefangene sind Zielscheibe der Behörden für Mißhandlung und systematische Folterung.


Gedhun Choekyi Nyima

POSTKARTENAKTION FÜR GENDHUN CHOEKYI NYIMA

Der am 25. April 1989 in dem Distrikt Lhari in Nordtibet geborene Gedhun Choekyi Nyima ist mit nunmehr 20 Jahre alt geworden. Chinesische Behörden entführten ihn am 17. Mai 1995, drei Tage, nachdem der Dalai Lama den damals 6-jährigen Knaben als die Reinkarnation des 1989 verstorbenen 10. Panchen Lama anerkannt hatte. Peking hält den Knaben seitdem mit seinen Eltern an unbekanntem Ort in Gewahrsam und weist alle Ansuchen ausländischer Regierungen, sich seines Wohlergehens zu vergewissern, ab.

In den vergangenen zehn Jahren haben zahlreiche Regierungen und unabhängige Organisationen die Regierung in Peking aufgefordert, Auskunft über den Aufenthaltsort und die Lebensumstände des Panchen Lama und seiner Familie zu geben. Bedauerlicherweise griff die Regierung immer wieder zu der einen oder andere Ausrede, weshalb sie keinen Zugang zu dem Panchen Lama und seinen Angehörigen gewähren könnte. Letztes Jahr erklärte das Informationsbüro des Staatsrats auf eine Anfrage von Reuters, China hätte in Beachtung des von der Familie geäußerten Wunsches, nicht gestört zu werden, keine Treffen zwischen dem Jungen und ausländischen Organisationen arrangieren können. Die wiederholten seit 1997 erfolgten Anfragen der UN-Arbeitsgruppe für Zwangsverschleppung und unfreiwilliges Verschwinden, China möge einen schriftlichen Nachweis liefern, daß Gedhun Choekyi Nyima und seine Familie keinen Besuch von Außenstehenden wünschten, blieben unbeantwortet. Hingegen teilte die chinesische Regierung im September 2005 dem UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit mit, daß Gedhun Choekyi Nyima „sich guter Gesundheit erfreut, gleich anderen Kindern ein normales, glückliches Leben führt und eine gediegene kulturorientierte Erziehung genießt“.

Ein Jahr danach behauptete die Regierung in einer offiziellen Kommunikation an einen UN-Menschenrechtsexperten, Gedhun Choekyi sei nicht der Panchen Lama, sondern „nur ein gewöhnliches tibetisches Kind“. Dennoch weigert sich China hartnäckig, einem unabhängigen Sachverständigen Zugang zu dem Jungen zu gewähren, um sich seines Wohlergehens zu vergewissern.

Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Louise Arbour, erhob während ihres offiziellen Besuchs in China 2005 Einspruch wegen des Falls Gedhun Choekyi Nyima. In ähnlicher Weise brachte die UN-Sonderberichterstatterin für Religions- und Glaubensfreiheit, Asma Jahangir, am 9. Januar 2005 ihre Besorgnis zum Ausdruck „über diese gravierende Einmischung des chinesischen Staates in die Glaubensfreiheit der tibetischen Buddhisten, welche das Recht haben, ihre Geistlichen gemäß ihren eigenen Riten auszuwählen und denen ihr religiöser Führer weggenommen wurde“.

Im Juni 2005 legte die Arbeitsgruppe für Zwangsverschleppung und unfreiwilliges Verschwinden der UN-Menschenrechtskommission der chinesischen Regierung die Frage nach dem Panchen Lama vor und erklärte, daß “sie es begrüßen würde, wenn sie von der Regierung Chinas Dokumente zur Bestätigung ihrer Aussage erhielte, daß der Junge und seine Eltern diese um Schutz gebeten haben, ein normales Leben führen und sich bester Gesundheit erfreuen”. Bedauerlicherweise erfolgte von den chinesischen Regierungsvertretern keine plausible oder positive Antwort.

Die VR China unterzeichnete die UN-Konvention über die Rechte des Kindes am 29. August 1990 und ratifizierte sie am 2. März 1992. Indem China den Panchen Lama immer noch festhält, verletzt es eindeutig diese Konvention, ebenso wie seine eigenen Gesetze und die Normen des Völkerrechts. Dieser Umstand beweist, wie sehr die Religion in Tibet unterdrückt wird. Es ist äußerst bedauerlich, daß einer so prominenten religiösen Gestalt die Möglichkeit religiöser Studien und einer traditionellen Ausbildung, wie sie der Religion und Kultur Tibets entsprechen, vorenthalten wird.

Dem Panchen Lama kommt jedoch mehr als nur symbolischer Wert zu. Seine Entführung und Ersetzung durch ein von der PRC bestimmtes Kind steht für Chinas Bestreben, religiöse Führer wie ihn (der zweithöchste Würdenträger in der dominierenden Gelugpa Richtung des tibetischen Buddhismus) zu benützen, um sich der politischen Loyalität der nächsten Generation von Tibetern zu ver- gewissern. Es besteht kein Zweifel, daß die Entführung von Gedhun Choekyi Nyima eine Verletzung des Völkerrechts darstellt. Art. 35 der CRC verbietet "die Entführung von Kindern, zu welchem Zweck und in welcher Form auch immer". Selbst wenn, wie die PRC behauptet, der Knabe zu seinem eigenen Schutz in Gewahrsam genommen wurde, rechtfertigt dies Chinas Weigerung nicht, seine Sicherheit durch UN Vertreter überprüfen zu lassen.


Tulku Tenzin Deleg

POSTKARTENAKTION FÜR TULKU TENZIN DELEG

Tenzin Deleg Rinpoche, eine der wichtigsten religiösen Führungsgestalten Tibets, sitzt mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe im Gefängnis wegen eines Verbrechens, das er nie begangen hat. Im April 2002 wurde er wegen angeblicher Verwicklung in einen Sprengstoffanschlag verhaftet und am 2. Dezember 2002 zum Tode verurteilt. Im Januar 2005 wurde das Urteil in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt.

Neuesten Informationen zufolge wurde er in das Gefängnis von Mianyang in der Provinz Sichuan verlegt, wann die Verlegung stattfand ist unklar. Zuvor war er im Gefängnis in Chuandong inhaftiert. Mehreren Quellen zufolge ist Tenzin Delek Rinpoche in schlechtem Gesundheitszustand, er ist herzkrank, leidet an hohem Blutdruck und hat Schmerzen in den Beinen. Er bekommt zwar Medikamente, aber die tibetische Medizin, um die er bat, wird ihm verweigert. In der Untersuchungshaft erlitt er schwere Folterung. Obwohl er jetzt nicht mißhandelt wird, setzen die miserablen Gefängnisbedingungen seiner Gesundheit sehr zu.

Tenzin Delek Rinpoche wurde am 7. April 2002 festgenommen, doch sein Aufenthaltsort war unbekannt, bis das Mittlere Volksgericht von Kartse in der gleichnamigen Autonomen Präfektur ihn und Lobsang Dhondup am 2. Dezember zum Tode verurteilte. Xinhua berichtet, am 29. November habe es eine Anhörung des Falles hinter geschlossenen Türe gegeben, in deren Verlauf das "Beweismaterial deutlich zeigte", daß beide Männer wiederholt Terrorakte begangen und sich zu ihren "Verbrechen bekannt" hätten. Tenzin Delek Rinpoche (auf Chinesisch: A'an Zhaxi) wurde wegen "Sprengstoffdelikten" zum Tode mit zwei Jahren Vollstreckungsaufschub verurteilt und seiner politischen Rechte auf lebenslang beraubt. Lobsang Dhondup (chin. Lorang Toizhub) wurde wegen des "Begehens von Sprengstoff-Verbrechen zum unmittelbaren Tode verurteilt.

Bereits vor April 2002 hatten die Behörden mindestens zweimal versucht, Tenzin Delek Rinpoche zu verhaften. Beide Male wurde er jedoch von der Lokalbevölkerung in Schutz genommen, die zu seinen Gunsten Petitionen unterzeichnete. Es scheint, daß er auch von Sympathisanten in der Lokalverwaltung gewarnt worden war. Seit Ende der 80er Jahre gilt der Rinpoche als ein sehr populärer religiöser Führer in der Region Karze und Lithang. Mit Erfolg vermittelte er in mehreren lokalen Konflikten, die hauptsächlich zwischen Nomaden und in die Region eingeströmten Chinesen entstanden waren. Auch unter der chinesischen Bevölkerung von Kardze hat er etliche Unterstützer. Tenzin Delek Rinpoche betrieb eine Reihe charitativer Einrichtungen wie Schulen, Waisenhäuser und Altersheime und befürwortete Proteste gegen die exzessive Abholzung. Er gründete oder erneuerte sieben Klöster in der Region.

Am 2. Dezember 2002 fand vor dem Mittleren Volksgericht in der TAP Karze in der Provinz Sichuan ein Verfahren statt, bei dem Lobsang Dhondup zum unmittelbaren Tode mit lebenslangem Entzug der politischen Rechte und Tulku Tenzin Delek zum Tode mit einem Vollstreckungsaufschub von zwei Jahren verurteilt wurde. Beide wurden der angeblichen Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag am 3. April auf dem Hauptplatz (Tianfu) in Chengdu, Sichuan, beschuldigt. Weitere Anklagepunkte waren illegaler Waffenbesitz und spalterische Aktivitäten. Infolge der zahlreicher Appelle erfolgte die Hinrichtung jedoch nicht sofort, und der Fall wurde an das Oberste Volksgericht von Sichuan verwiesen. Das Opfer soll bei dem Prozeß am 2. Dezember geschrieen haben "Weder der Tulku noch ich haben irgend etwas mit den Bombenattentaten zu tun, der Prozeß ist ungerecht!".

In einer auf Band aufgenommenen und aus dem Gefängnis herausgeschmuggelten Botschaft versichert Tenzin Delek Rinpoche, daß er mit der Reihe von Sprengstoffattentaten nichts zu tun habe: "Was auch immer die Regierung tut oder sagt, ich bin vollkommen unschuldig", erklärte der Zweiundfünfzigjährige am 18. Januar in seiner Gefängniszelle in Dartsedo (Kanding, Sichuan). "Jeder weiß, was ich sage und praktiziere... Ich wurde zu Unrecht beschuldigt, weil ich immer aufrichtig war und mir die Interessen und das Wohl der Tibeter am Herzen lagen. Was ich tat und sagte, gefiel den Chinesen nicht. Das ist der einzige Grund, warum sie mich festgenommen haben." Er gelobte, seine Bemühungen für die unter chinesischer Herrschaft lebenden Tibeter fortzusetzen und forderte eine unabhängige Untersuchung seines Falles. "Ich werde weiterhin für das tibetische Volk und seine Sache arbeiten, selbst wenn es mir das Leben kosten sollte... Ich möchte Frieden in der ganzen Welt. Alle fühlenden Wesen waren in dem Zyklus ihrer Existenzen irgendwann einmal meine Eltern... Wenn ich im Gefängnis bleiben und sterben muß, so möge mein Tod allen fühlenden Wesen nützlich sein ... Ich habe immer betont, daß wir nicht einmal unsere Hand gegen andere erheben dürfen, denn es ist eine Sünde... Ich habe niemals Flugblätter oder Streitschriften verteilt oder heimlich Bomben gelegt. Solche Dinge kamen mir überhaupt nicht in den Sinn, denn ich habe keine Absicht, andere zu verletzen... Mein Fall sollte von unvoreingenommenen Personen gründlich untersucht werden".

Den Informationen zufolge, welche die EU im Februar 2003 erhalten hat, ist Tenzin Delek Rinpoche seit dem 26. Januar 2003 ohne jeden Kontakt zur Außenwelt in dem entlegenen Chuangdong-Gefängnis in der Provinz Sichuan inhaftiert. Auf Grund der Kontaktsperre besteht keine Möglichkeit die von Xinhua vorgebrachten Behauptungen, er werde "fair und gut behandelt", zu überprüfen.

"FTC fordert die EU dazu auf, von der chinesischen Regierung die unverzügliche Freilassung von Tenzin Delek Rinpoche zu verlangen. Nur dadurch wird die internationale Kampagne zu seiner Rettung ein befriedigendes Ende finden. Denn durch die allgemein übliche Folterpraxis und die unmenschlichen Haftbedingungen kommt eine lebenslängliche Haftstrafe in einem tibetischen Gefängnis der Todesstrafe gleich."

Die unmenschlichen Bedingungen in tibetischen Haftanstalten wurden heute auch in einem Bericht von Human Rights Watch angesprochen, dessen Thema der Gesundheitszustand des vor kurzem aus der Haft entlassenen Mönches Tashi Phuntsok, einem Mitmönch von Tenzin Delek Rinpoche, war. Er wurde am 6. Januar 2005 als gebrochener Mann entlassen, nachdem er zwei Jahre seiner siebenjährigen Gefängnisstrafe verbüßt hatte. Er war im April 2002 verhaftet worden, und sein Prozeß fand im November 2002 statt. Tashi ist nur einer von mindestens 60 bedeutenden Unterstützern des Rinpoche, die von April 2002 bis April 2003 in Gewahrsam gehalten und verhört wurden. Damit sollte ein Eintreten der Bevölkerung zugunsten Tenzin Deleks, das sich bei früheren Versuchen, ihn zu verhaften, als wirksam erwiesen hatte, verhindert werden. Lobsang Tenphen (alias Tabo oder Taphel) ist noch heute im Gefängnis und verbüßt eine fünfjährige Haftstrafe, zu der er auf Grund der Beschuldigung verurteilt wurde, er hätte Informationen zu dem Fall an ausländische Journalisten weitergegeben. Vier weitere Mönche werden immer noch vermißt; sie sind verschwunden, seit sie von den chinesischen Behörden zum Verhör abgeholt wurden.

Trotz Chinas internationaler Verpflichtungen als Unterzeichnerstaat der Konvention gegen Folter, "wirksame legislative, administrative, juristische und andere Maßnahmen zu ergreifen, um Akte von Folterung an jedem seiner Jurisdiktion unterstehenden Ort zu unterbinden", werden regelmäßig Fälle von absichtlich zugefügter grausamer und demütigender Folter in den Gefängnissen berichtet. Wir rufen daher China auf, die Anwendung von Folter während der Verhöre und in der Untersuchungshaft zu verbieten und sich an die gesetzlich bindenden Vorschriften der UN Konvention zu halten.


Lobsang Tenzin

POSTKARTENAKTION FÜR LOBSANG TENZIN

Lobsang Tenzin wurde in Lhasa geboren. Im Alter von acht Jahren kam er in Lhasa in die Grundschule. Von 14 bis 19 Jahren ging er zur Mittelschule. Nach deren Abschluß mit den besten Noten begann er mit 20 Jahren sein Studium an der Tibet-Universität von Lhasa. Seinen Mitstudenten war er ein Vorbild, und als ein Akt des Trotzes wählten sie ihn 1988 zum „besten Studenten des Jahres“. Am 11. März 1988 wurde Lobsang wegen seiner Teilnahme an der Massendemonstration gegen die chinesische Herrschaft in der Nähe des Jokhang Tempels festgenommen. Er wurde zum Tode mit Aufschub verurteilt, auf internationalen Druck wurde das Urteil später in 20 Jahre Gefängnis umgewandelt. In Kongpo

Am 11. März 1988 wurde Lobsang wegen seiner Teilnahme an einer Massendemonstration gegen die chinesische Herrschaft am 5. März 1988 in der Nähe des Jokhang Tempels in Lhasa festgenommen. Vor seiner formellen Verhaftung in der Gutsa Haftanstalt am 13. März wurde er in der Xing Jing Da Du Polizeistation an der Dhondhe Straße eingehend vernommen. Während der Vernehmung wurde er unmenschlicher Verprügelung und Folterung unterzogen. Danach wurde er als der "Hauptschuldige" am Tod eines PAP Milizionärs, der während der Demonstration in Lhasa umkam, ermittelt.

Am 24. April 1988 ließen die Behörden über öffentliche Lautsprecher, Zeitungen und Fernsehen verlauten, daß Lobsang Tenzins Name aus dem Studentenregister der Universität gestrichen wurde. Am 19. Januar 1989 wurde er bei einem Prozeß im Hauptquartier der Bewaffneten Volkspolizei als Hauptschuldiger überführt und zum Tod mit zweijährigem Vollstreckungsaufschub verurteilt.

Am 14. Februar 1989 kam er in das Drapchi Gefängnis. Am 15. Juni wurde er in Handschellen gelegt und eine Woche in Einzelhaft gehalten. Danach wurde er in das "New Zhitou" (auf Tibetisch Trushipa genannt), eine der fünf Haftanstalten des Sangyip Gefängniskomplexes, zur weiteren intensiven Vernehmung verlegt. Auch dort wurde er in gefesseltem Zustand zwei Wochen in Isolationshaft gesperrt. Danach wurde er nach Drapchi zurückgebracht, wo er in die Zelle No. 8 des Traktes fünf kam.

Etwa im Dezember 1989 wuchs in Lhasa die Besorgnis wegen der bevorstehenden Hinrichtung Lobsang Tenzins und zwei weiterer tibetischer Jugendlicher. Exiltibeter und ihre Unterstützer starteten einen internationalen Aufruf, worauf der chinesische Botschafter in Washington im März 1990 die vermeintliche Hinrichtung Lobsang Tenzins als "dummes Geschwätz und Gerücht" bezeichnete.

Im März 1991 wurde Lobsang Tenzins Todesurteil in lebenslängliche Haftstrafe umgewandelt, was ganz sicherlich dem starken internationalen Druck auf die chinesische Regierung zuzuschreiben ist.

Lobsang Tenzin bewahrte seine starke Geisteshaltung sogar im Gefängnis. Er war einer der politischen Gefangenen, die dem damaligen US Botschafter in China, James Lilley, eine Petition über die Gefängnisbedingungen zu übergeben versuchten.

1994 wurde Lobsangs Urteil auf 18 Jahre reduziert, wahrscheinlich aufgrund seiner guten Führung. Lobsang verbüßte lange Jahre seine Strafe in dem Arbeitslager Powo Tramo. Wie es heißt, ist er bei sehr schwacher Gesundheit. Er hat einen Nierenschaden, weshalb seine unteren Gliedmaßen taub geworden sind und er kaum mehr stehen kann. 2005 wurde er in das Gefängnis Chushul verlegt.

Neuesten Meldungen zufolge leidet er unter hochgradigem Diabetes, so daß er fast erblindet ist.


Bangri Rinpoche

POSTKARTENAKTION FÜR BANGRI RINPOCHE

Bangri Rinpoche und seine Frau Nyima Choedron sind die Gründer des Gyatso Kinderheims in Lhasa, das sie einige Jahre lang erfolgreich führten, bis sie 1999 festgenomen. Bangri Rinpoche, alias Jigme Tenzin Nyima verbüßt eine 18jährige Haftstrafe im Chushur Gefängnis wegen "Spaltertum" und "Gefährdung der Staatssicherheit".

1996 gründeten der Lama Bangri Rinpoche (40) und seine Frau Nyima Choedron (37) ein Waisenhaus in Lhasa, in dem sie einige der ärmsten Kinder der Stadt aufnahmen. Zu seinen besten Zeiten beherbergte das Waisenhaus 60 Kinder. Bis 1999 genossen die beiden allseits Respekt, und sie wurden wegen ihres Engagements für die tibetische Gemeinschaft bewundert.

Was 1999 und danach mit ihnen geschah, reflektiert in schrecklicher und schändlicher Weise die Unmenschlichkeit der chinesischen Behörden und läßt ihre Tendenz erkennen, verstärkt tibetische Persönlichkeiten, die sich für ihre Religion und Gemeinschaft engagieren und versuchen, das Los ihrer Landsleute zu verbessern, zum Ziel politischer Verfolgung zu machen.

Die genauen Umstände, die 1999 zu Bangris und Nyimas Verhaftung führten, sind immer noch unklar. Es wird jedoch angenommen, daß einer der Männer, die Bauarbeiten an dem Waisenhaus durchführten, verhaftet wurde, nachdem er versucht hatte, während der nationalen Minderheitenspiele 1999 als Zeichen seines Protests eine tibetische Flagge zu hissen.

Kurz darauf wurde eine größere Zahl von Personen, die mit dem Waisenhaus im Zusammenhang standen, eine um die andere festgenommen, darunter auch die Gründer Bangri Rinpoche und Nyima, die der „versuchten Spaltung des Landes“ angeklagt wurden. Das Waisenhaus selbst wurde zu einer „illegalen Organisation“ erklärt, die Kinder wurden davon gejagt und ihrem Schicksal auf den Straßen der Stadt überlassen.

Von diesem Zeitpunkt an wurde das Leben für Bangri Rinpoche und seine Frau zu einem schaurigen Alptraum. Bangri Rinpoche wurde von seiner Frau und seiner vor kurzem geborenen Tochter getrennt und schrecklicher Folterung unterworfen, so wie sie in Fällen politischer Haft in Tibet routinemäßig praktiziert wird. Fünf Tage lang wurde er ohne Unterbrechung verhört. Er wurde in Handschellen gelegt, wobei ihm ein Arm über die Schulter gezerrt und der andere nach hinten gebogen wurde. Die Peiniger fesselten ihm auch die Füße, stülpten ihm eine Kapuze über und zwangen ihn, auf einem niedrigen Hocker zu knien.

Bangri Rinpoche glaubte diese grausamen Mißhandlungen nicht überleben zu können und gestand das „Verbrechen“, dessen sie ihn beschuldigten. Er wurde daraufhin zu lebenslänglicher Haft verurteilt, die inzwischen auf 21 Jahre reduziert wurde. Nyima, eine ehemalige Nonne, wurde anfänglich zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, inzwischen wurde ihre Strafe auf 7 Jahre reduziert. Sowohl Bangri Rinpoche als auch seine Frau erlitten schreckliche Qualen im Gefängnis.

Bangri Rinpoche leidet an einer Herzkrankheit und sehr schmerzhaften Gallensteinen, die dringend benötigte medizinische Behandlung wird ihm aber verweigert.

Im Namen der Menschlichkeit beklagen wir die politisch motivierte Inhaftierung von Bangri Rinpoche und die schrecklichen Verhältnisse, unter denen er gefangen gehalten wird. Bitte appellieren Sie daher an die chinesische Regierung, der Freilassung des Rinpoche höchste Priorität einzuräumen oder zumindest für seine ärztliche Betreuung zu sorgen.

Nyima Choedron wurde am 26. Februar 2006 vorzeitig freigelassen, das TCHRD hofft, daß auch ihr Ehemann Jigme Tenzin Nyima bald bedingungslos freigelassen wird. Jigme verbüßt derzeit seine Strafe in dem neu in Betrieb genommenen Gefängnis Chushur im Kreis Chushur (chin. Qushui) in der Nähe von Nyethang (chin. Nidang), Bezirk Lhasa. Dort ist eine ganze Reihe von tibetischen politischen Langzeithäftlingen untergebracht. Das TCHRD bittet die internationale Gemeinschaft, ihren Druck auf die Regierung der VR China aufrechtzuerhalten, um die Freilassung aller tibetischen politischen Gefangenen zu erwirken.

Hintergrundinformationen zu Nyima Choedron, Jigme Tenzin Nyima und das Gyatso Waisenhaus: Jigme Tenzin Nyima, 40, alias Bangri Chogtrul Rinpoche, gründete 1996 ein Waisenhaus im Stadtteil Gyatso von Lhasa in der Nähe des Norbulingka, weshalb er ihm den Namen Gyatso Waisenhaus gab. Zu seinen besten Zeiten beherbergte das Waisenhaus 60 Kinder. Jigmes Frau, Nyima Choedron, und seine Verwandten unterstützten ihn bei der Arbeit. Die Waisen, die aus verschiedenen Teilen Tibets kamen, wurden in Tibetisch, Chinesisch, Englisch und Mathematik unterrichtet. Bis zu der Verhaftung von Jigme kümmerten sich Nyima und mehrere Mitarbeiter des Gyatso Waisenhauses um die Waisen und Straßenkinder im Alter von zwei Monaten bis 12 Jahren, die sonst niemanden hatten, der sich um sie gekümmert hätte.

Unter dem Verdacht, mit einem Tibeter namens Tashi Tsering, der wegen eines antichinesischen Protestes während der Nationalen Minderheitenspiele in Lhasa im August 1999 verhaftet worden war, gemeinsame Sache gemacht zu haben, wurden Jigme und Nyima am 27. August 1999 festgenommen; später auch Dechen Chonzom (Jigmes Schwester und Hausmutter der Waisen), sowie eine Reihe weiterer tibetischer Angestellter des Waisenhauses. Mindestens 23 Personen wurden im Zusammenhang mit Jigmes Fall festgenommen, 12 davon wurden zu Gefängnisstrafen unterschiedlicher Länge verurteilt.

Am 17. Oktober 1999 wurde das Waisenhaus geschlossen, und die Behörden befahlen den Kindern an ihre jeweiligen Herkunftsorte zurückzukehren. Es stellte sich jedoch später heraus, daß die meisten von ihnen auf denselben Straßen Lhasas betteln gingen, von denen Jigme und Nyima sie aufgelesen und ihnen Unterkunft und Erziehung ermöglicht hatten.

Am 26. September 2000 verurteilte der Mittlere Volksgerichtshof von Lhasa Jigme unter der Anklage der Spaltung des Landes zu lebenslänglicher Haft und Nyima zu 10 Jahren Gefängnis mit anschließender Aberkennung der politischen Rechte auf fünf Jahre. Beide kamen zur Verbüßung ihrer Strafen ins Drapchi Gefängnis. Auf Grund ihrer guten Führung im Gefängnis und auch in Anbetracht ihrer wenigen Monate alten Tochter, die kurz vor ihrer Verhaftung geboren wurde, erhielt Nyima dreimal Strafnachlaß, 2002, 2004 und den letzten bei ihrer Freilassung. Wohingegen Jigme Tenzins ursprünglich lebenslängliche Haftstrafe im Juli 2003 in eine feste Strafe von 19 Jahren umgewandelt wurde, die im November 2005 wiederum um 1 Jahr verkürzt wurde. Jigme wurde später zusammen mit vielen anderen tibetischen politischen Langzeitgefangenen in das neu gebaute Chushur Gefängnis verlegt, während seine Frau Nyima inzwischen entlassen wurde. Dr Manfred Nowak, der UN Sonderberichterstatter für Folter (das TCHRD nannte in seinem Memorandum an Dr Nowak Jigme als einen Gewissensgefangenen) konnte während seines Aufenthalts in Tibet und China vom 20. November bis 2. Dezember 2005 sowohl Jigme Tenzin Nyima im Chushur Gefängnis als auch Nyima Choedron im Drapchi Gefängnis besuchen.

Jigme Gyatso

POSTKARTENAKTION FÜR JIGME GYATSO

Jigme Gyatso stammt aus Amdo. 1985 reiste er nach Indien, um den Segen des Dalai Lama zu empfangen. Ein Jahr lang hielt er sich in Gomang Dratsang auf und kehrte dann nach Tibet zurück, wo er in das Kloster Ganden eintrat. Seit 1991 war er an politischen Aktivitäten beteiligt; am 30. März 1996 wurde er vor dem Tsuglakhang in Lhasa verhaftet und zu 15 Jahren Haft im Drapchi Gefängnis verurteilt, die später auf 17 Jahre erhöht wurde.

Jigme Gyatso stammt aus dem Distrikt Kersul in Amdo. 1985 reiste er nach Indien, um den Segen des Dalai Lama zu empfangen. Ein Jahr lang hielt er sich in Gomang Dratsang auf und kehrte dann nach Tibet zurück, wo er in das Kloster Ganden eintrat. Seit 1991 war er an politischen Aktivitäten beteiligt; am 30. März 1996 wurde er vor dem Tsuglakhang in Lhasa verhaftet und zu 15 Jahren Haft im Drapchi Gefängnis verurteilt.

Wie von einem Augenzeugen berichtet, wurde Gyatso 1997 in Lhasa von vier Polizeioffizieren aus der Provinz Gansu einer speziellen Vernehmung unterzogen. Diese hatten von der Gefängnisleitung die Erlaubnis hierzu mit der Begründung eingeholt, sie brauchten "wegen eines bestimmten politischen Zwischenfalls unbedingt weitere Informationen von Jigme". Sie brachten ihn an einen anderen Ort, wo er neun Tage lang festgehalten und vernommen wurde. Die Vernehmung stand im Zusammenhang mit einem Zwischenfall, bei dem kurz vor Gyatsos Festnahme in Gansu Plakate auftauchten, auf denen die Unabhängigkeit gefordert wurde.

Mitgefangene berichteten, die Polizeioffiziere hätten Gyatso die Hände hinter dem Rücken gefesselt und versucht, ihn durch Verabreichung elektrischer Stromstöße am ganzen Körper zu einem "Geständnis seines mutmaßlichen Verbrechens" zu zwingen. Gyatso tat ihnen diesen Gefallen jedoch nicht und erklärte, zum Zeitpunkt des Zwischenfalls sei er mit einem Freund in Lhasa gewesen. Obwohl er ein Alibi geliefert hatte, wurde er fünf Tage lang ohne Nahrung und Wasser festgehalten und wiederholt geschlagen und gefoltert. Als er wieder in Drapchi eintraf und seine Mitgefangenen ihn sahen, konnte er kaum mehr ohne fremde Hilfe gehen, und sein Körper war übersät von den Spuren der schweren Schläge und Mißhandlungen.

Jigme Gyatso war auch an den Protesten vom Mai 1998 vor dem Besuch einer Abordnung von EU-Botschaftern in Drapchi beteiligt. Der Protest wurde brutal niedergeschlagen, acht Gefangene kamen zu Tode, und bei mindestens 27 wurde die Strafe verlängert. Vermutlich beruht die zweijährige Strafverlängerung bei Jigme Gyatso, über die ehemalige Mitgefangene berichten, ebenfalls hierauf.

Im Februar 2005 gab China der EU die folgende Information über Jigme Gyatso, in der seine Strafe mit 15 Jahren und sein Haftort als das Drapchi Gefängnis genannt werden (unbestätigten Berichten zufolge wurde Jigme Gyatso in ein anderes Gefängnis in Süd-Tibet verlegt): "Männlich, 1961 geboren, Volksschule durchlaufen, Inhaber eines kleinen Geschäfts im Kreis Xiahe, Provinz Gansu. Vom Mittleren Volksgericht der Stadt Lhasa am 25. November 1996 wegen Verbrechen, welche die nationale Sicherheit gefährden, zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt und aller bürgerlichen Rechte auf fünf Jahre für verlustig erklärt. Verbüßt gegenwärtig seine Strafe in dem Gefängnis der Autonomen Region Tibet [Drapchi]" .

Einer zuverlässigen aus Tibet erhaltenen Information zufolge befindet sich der tibetische politische Gefangene Jigme Gyatso seit seinem Treffen mit dem UN-Sonderberichterstatter für Folter Dr. Manfred Nowak* im November 2005 in Isolationshaft, wo er schwer mißhandelt wird.

Er sagte dem Sonderberichterstatter, in Gutsa, wo er ein Jahr und einen Monat inhaftiert war, sei er am schlimmsten mißhandelt worden. Da seine Mitangeklagten bereits gestanden hatten, entschloß er sich ebenfalls zum Geständnis. Danach wurde er im April 1997 nach Drapchi verlegt. Einmal rief er im März 2004 ”Lang lebe der Dalai Lama!”, woraufhin er getreten und geschlagen wurde. Dabei wurde er auch mit elektrischen Schlagstöcken auf dem Rücken und der Brust traktiert. Dies verursachte ihm entsetzliche Schmerzen, und seine Peiniger hörten erst dann auf, auf ihn zu einzuschlagen, als der Polizeichef dazu kam und den Mißhandlungen Einhalt gebot. Nach diesem Vorkommnis wurde seine Strafe um weitere drei Jahre verlängert. Seiner Einschätzung nach sind die allgemeinen Verhältnisse im Qushui-Gefängnis noch schlimmer als in Drapchi, wo das Essen besser war, die Zellen besser beleuchtet und belüftet und die Innentemperaturen im Sommer und Winter nicht so extrem waren.

Nun wurde er als Strafe für sein offenes Gespräch mit dem Sonderberichterstatter von den anderen Gefangenen isoliert und mißhandelt. Berichten zufolge lag er dieses Jahr mehrere Wochen im Krankenhaus und "kann heute infolge einer Beinverletzung kaum laufen".


Phuntsok Wangdu

POSTKARTENAKTION FÜR PHUNTSOK WANGDU

1998 verurteilt, verbüßt Phuntsok Wangdu eine 14-jährige Haftstrafe, vermutlich im Gefängnis Chushul. Es besteht Anlaß, sich um seine Gesundheit zu sorgen, denn er soll versucht haben, sich das Leben zu nehmen, weil er die exzessive Folter nicht mehr ertragen konnte.

Im Juli 1969 im Distrikt Taktse, Stadtbezirk Lhasa, geboren, wurde Phuntsok Wangdu Mönch, trat ins Kloster Ganden ein und studierte dort buddhistische Philosophie, bis die chinesischen Behörden ihn des Klosters verwiesen, und er aus Angst um sein Leben nach Indien fliehen mußte. Dort schloß er sich der Buddhistischen Schule für Dialektik in Dharamsala an. Im Winter 1993 verließ er Indien wieder, um seine 90 Jahre alte Großmutter in Tibet zu besuchen.

Bei seiner Rückkehr nach Tibet wurde er vom Geheimdienst der Autonomen Region Tibet (TAR) verhaftet und im Gefängnis Seitru inhaftiert. Obwohl es keinen ersichtlichen Grund für seine Inhaftierung gab, behielten die chinesischen Behörden Phuntsok Wangdu sechs Monate lang ohne offizielle Anklage in Gewahrsam. Schließlich wurde er entlassen, aber schweren Einschränkungen unterworfen.

Diese Restriktionen gingen weiter, bis er erneut im Jahr 1997, am Vorabend des Losarfests, dem tibetischen Neujahr, festgenommen wurde. Sein Bruder und sein 19-jähriger Cousin wurden zusammen mit ihm verhaftet. Sie wurden ins Haftzentrum Gutsa geschafft und dort unsäglichen Brutalitäten durch die Polizeikräfte ausgesetzt. Im Mai 1997 brachten die Chinesen Phuntsok in ein Polizeirevier in West-Lhasa und prügelten ihn solange, bis er ein Geständnis ablegte. Phuntsok wurde in einem unfairen Prozeß zu 14 Jahren Haft verurteilt und ist gegenwärtig im Drapchi-Gefängnis in Lhasa inhaftiert.

Phuntsok Wangdu wurde während seiner Haft Opfer der verschiedensten Arten von Folter und hat Berichten zufolge sogar versucht, Selbstmord zu begehen, um den Schikanen und der Grausamkeit der chinesischen Behörden zu entgehen.

Bestellung

Postkarten zu den genannten Gefangenen können Sie gegen einen Unkostenbeitrag von Euro 0,50 pro 10 Stück bei IGFM Arbeitsgruppe München anfordern; die Postkarten sind an jeweils 12 verschiedene Adressen gerichtet.

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