31. Mai 2003

Nepal deportiert 18 tibetische Flüchtlinge an die chinesischen Behörden

International Campaign for Tibet (ICT), Washington, www.savetibet.org

Augenzeugen zufolge packten am Samstag, den 31. Mai, um 5.45 Uhr die nepalesischen Behörden 18 tibetische Flüchtlinge aus dem Hanuman Dhoka Gefängnis in Kathmandu in ein Fahrzeug der chinesischen Botschaft. Die Flüchtlinge waren in einem verzweifelten Zustand und riefen um Hilfe, während sie in den Bus geladen wurden.

Die Flüchtlinge wurden von dem Fahrzeug der chinesischen Botschaft in Kleinbusse ohne Nummernschilder geladen und zum Kathmandu Police Club gebracht worden. Etwa zwei Stunden später starteten die Fahrzeuge zusammen mit dem Wagen der chinesischen Botschaft zur nepalesisch-tibetischen Grenze. In den Fahrzeugen befanden sich auch einige nepalesische Polizisten.

Urgent Action

Bilder von Nick Dawson, Kathmandu

Eine einzelne Tibeterin wirft sich vor den Minibus ohne Nummernschild, in dem die Flüchlinge deportiert werden, und versucht ihn aufzuhalten. Polizei und Fahrer brüllen sie und den Photographen an. Die weinende Frau wird weggezogen, und der Bus rast los zu der 150 km entfernten Grenze.
Man sieht verschwommen die besorgten Gesichter von drei Gefangenen in dem Bus ohne Nummerschild, etwa 100 Yard vor der Freundschaftsbrücke, der Grenze zu China (Tibet). Nepalesische Polizisten sitzen zwischen den Gefangenen und einer signalisiert dem Photographen das Filmen einzustellen
Der Bus fährt durch das Tor am Eingang der Freundschaftsbrücke
Chinesisches Botschaftspersonal, das den Gefangenenbus in einem Jeep begleitet, hält auf der Grenzlinie zwischen Nepal und China in der Mitte der Freundschaftsbrücke an, wo chinesische Polizisten Wache stehen. Der Gefangenenbus hat soeben die Grenze nach China (Tibet) überquert
Nepalesische Polizisten kehren zurück, nachdem sie die Häftlinge ihren chinesischen Kollegen ausgehändigt haben, ein Mann in Zivil hat eine Reihe von Handschellen um seinen Hals hängen, mit denen die Gefangenen während der fünfstündigen Busfahrt von Kathmandu zur Grenze gefesselt worden waren.
Nepalesische Polizei kehrt nach Überstellung der Deportierten an die Chinesen zurück. Sie tragen ein Paket, das einer von ihnen als ein Geschenk der Chinesen für die geleistete Arbeit beschreibt. Es ist eine gelbe Kiste mit chinesischen Schriftzeichen, wahrscheinlich Bier. Im ganzen geleiteten 25 Polizisten die die Gefangenen zur Grenze, darunter eine Frau.
Das Hanuman Dhoka Gefängnis in Kathmandu, in dem die Tibeter eingesperrt waren.

"Nepal bemüht sich um internationale Hilfe, aber ist nicht willens, die Grundrechte dieser Flüchtlinge zu respektieren, die nun wahrscheinlich innerhalb weniger Stunden, sobald sie die Grenze erreicht haben, brutal gefoltert werden", kommentierte John Ackerly, Präsident von International Campaign for Tibet.

"Wir machen uns große Sorgen wegen der Sicherheit dieser 18 Tibeter, aber ebenso, daß China nun routinemäßig Tibeter aus nepalesischen Gefängnissen abtransportieren wird. Dies setzt einen entsetzlichen Präzedenzfall", fuhr Ackerly fort.

Die USA versuchten diplomatisch zu intervenieren, was jedoch ignoriert wurde. Ebenso kontaktierten mehrere westliche Regierungen und das UNHCR die nepalesische Einwanderungsbehörde und das Innenministerium, um gegen diese totale Abweichung von dem Gebot, tibetischen Flüchtlingen Schutz zu gewähren und die Mißachtung Nepals seiner Verpflichtungen gemäß dem internationalen Recht, das die zwangsweise Deportation tibetischer Flüchtlinge verbietet, zu protestierten.

ICT appelliert an alle Regierung, diese entsetzliche Rechtsverletzung nicht nur zu verurteilen, sondern dafür zu sorgen, daß Nepal sich von nun an nicht ganz für eine sichere Weiterreise tibetischer Flüchtlinge nach Indien verschließt.

TCHRD
Weiter hierzu: Tibetische Häftlinge auf Druck der Chinesen deportiert