HUMAN RIGHTS UPDATE

September 1999

Inhalt
  1. Nalanda Mönch stirbt durch Mißhandlungen in der Untersuchungshaft
  2. Ein weiterer Todesfall durch Folter im Gefängnis
  3. Mönch von Kirti zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt
  4. Tsering Dorjee aus der Haft entlassen
  5. Protest während der Nationalen Minderheiten-Spiele in Lhasa und Verhaftungen
  6. Zwei Verhaftungen und zwei Ausweisungen aus dem Kloster Tawu Nyitso
  7. Neunjähriger Junge erzählt Schreckenserlebnisse
  8. Novizenmönch floh, um der Umerziehung zu entgehen
  9. Eingesperrt werden Langlebens-Gebeten
  10. Arbeitsbrigade in dem Distrikt Damshung
  11. Lobsang Tenzins Zustand verschlimmert sich
  12. Arbeitsbrigade in dem Kloster Jampaling
  13. Arbeitsbrigade in dem Kloster Choekhor
  14. Mönch von Kirti verschwunden
  15. Ngawang Sungrab
Teil 1

Nalanda Mönch stirbt durch Mißhandlungen in der Untersuchungshaft

Norbu, ein 22-jähriger Mönch aus dem Kloster Nalanda, starb im März dieses Jahres, etwa drei Monate nachdem er aus der Gutsa Haftanstalt nach Hause geschickt wurde.

Während seiner Inhaftierung in Gutsa von Febr. 1995 bis Febr. 1996 erlitt er schwere Verletzungen. Norbu wurde zusammen mit 34 anderen Mönchen nach einer auf den Widerstand der Mönche gegen die Unterziehungskampagne hin folgenden Razzia des Nalanda Klosters festgenommen.

Nach Aussage eines ehemaligen Mönches von Nalanda, der nun im Exil lebt, wurde Norbu am 25. Febr. 1995 sogleich nach der Festnahme eines seiner Kollegen aus dem Nalanda Kloster, Nyima Kelsang, verhaftet. Nyima wurde erwischt, wie er eine Anstecknadel mit der tibetischen Nationalflagge an seinem Gewand trug, und unverzüglich in das PSB-Haftzentrum des Distrikts gebracht. Als die Nachricht über seine Verhaftung in Nalanda eintraf, wollten Sonam Dondrup, Norbus Lehrer aus dem Kloster, Penpa und Migmar ihn in der Haftanstalt besuchen. Sie wurden ebenfalls festgehalten, Penpa und Migmar jedoch noch am selben Abend freigesetzt, während Sonam weiterhin unter Verdacht von Unabhängigkeitsaktivitäten festgehalten wurde.

Zwei Tage später trafen Beamte des Distrikt Sicherheitsbüros und 20 bewaffnete Volkspolizisten in dem Nalanda Kloster ein. Sie wollten Sonams Zimmer durchsuchen. Aber weil sie dies ahnten, hatten Norbu, Penchung, Paljor Wangyal und Choesang schon alles Verdacht erregende Material aus, sowie einen hölzernen Druckstock und eine tibetische Flagge seinem Zimmer entfernt. Ebensowenig händigte Norbu die Schlüssel des verschlossenen Zimmers von Sonam der Polizei aus.

Inzwischen wurde Sonam durch die Befragung und Folterung gezwungen, zuzugeben, daß er politisch engagiert war. Am 25. Febr. verhafteten die PSB Beamten daraufhin den zu dieser Zeit 17-jährigen Norbu und drei weitere seiner Mönchsbrüder. Sie kamen alle in das Haftzentrum des Distrikts. Am 28. Febr. wurden Norbu und die anderen Mönche in die Gutsa Haftanstalt in Lhasa verlegt. Nach weiteren 10 Tagen fanden die PSB Beamten das ganze versteckte Material.

Bei den Verhören in Gutsa wurde Norbu beschuldigt, die Dokumente versteckt zu haben und trotz seines jugendlichen Alters brutal mißhandelt. Und immer wieder wurde er während der langen Untersuchungshaft grausam gequält. Doch wurde ihm medizinische Hilfe versagt und sein Zustand verschlechterte sich immer mehr. Schließlich wurde er im Febr. 1996 aus gesundheitlichen Gründen entlassen.

Norbus Familie unternahm alles nur Mögliche, um seine Gesundheit wiederherzustellen. Einige Zeit verbrachte er sogar in dem Volkshospital der TAR. Die hohen Kosten der Behandlung lasteten schwer auf der Familie, aber sein Zustand besserte sich nicht. Bis zu seinem letzten Atemzug erwähnte er nichts von den Mißhandlungen, die ihm in der Haft angetan wurden. Norbu stammte aus der Gemeinde Druge, Distrikt Phenpo, Region Lhasa. Sein Vater Wangyal und seine Mutter Atog leben noch, er hat vier Schwestern und war der Jüngste der Familie.

Das Kloster Nalanda in Phenpo hat seit 1992 den chinesischen Besatzern Widerstand geleistet. Viele Mönche wurden verhaftet und wegen ihrer Plakatkampagnen und ihrem heftigen Widerstand gegen die Arbeitsbrigaden, die 1995 zum ersten Mal kamen, mit langen Gefängnisstrafen belegt. Über 30 Mönche wurden damals verhaftet und viele andere ausgewiesen. Die Kader stuften die Mönche nach ihrer Treue zum Dalai Lama ein. Seit damals flohen viele der ausgestoßenen Mönche und ehemaligen Gefangenen aus Nalanda nach Indien, wo sie berichteten, wie die Behörden gewalttätig gegen ihr Kloster vorgingen.

Im Sept. 1998 erzählte Legshe Loten aus dem Kloster Nalanda dem TCHRD: "Ich sah Norbu am 7. Nov. 1996. Sein Zustand war so schlimm geworden, daß er den Kopf nicht mehr drehen konnte. Jedes Mal, wenn er in eine andere Richtung schauen wollte, mußte er den ganzen Körper drehen. Außerdem konnte er sein Bein nicht mehr abwinkeln, das er beim Gehen immer hinterherzog. Er zeigte ein sehr sonderbares Verhalten und ging ohne Grund ständig auf und ab. Er konnte nicht mehr normal mit mir reden. Seit seiner Entlassung aus der Gutsa Haftanstalt war er physisch und mental permanent geschädigt."

Ein Verwandter Norbus bestätigte Loten, daß dieser seit seiner Entlassung eine seltsame Phobie an den Tag lege und depressiv sei. In seinen letzten Tagen konnte er nicht mehr alleine gehen. Norbu starb mit 22 Jahren im März 1999 in seinem Heim.

Teil 2

Ein weiterer Todesfall durch Folter im Gefängnis

Ngawang Jinpa, auch bekannt unter dem Namen Lobsang Dawa, ein Mönch aus Gaden, der in Drapchi inhaftiert war, starb am 20. Mai mit 31 Jahren in seinem Heimatort in Distrikt Phenpo.

Ngawangs Gesundheit brach zusammen, nachdem er sich an einem Protest in dem Gaden Kloster am 6. Mai 1996 beteiligt hatte. Nach seiner Verhaftung wurde er 8 Monate lang in Gutsa festgehalten und schwer geschlagen. Legshey Drugdak, ein Mönch des Klosters Nalanda aus Phenpo, der die Gefängniszelle mit Ngawang teilte und nach 3 Jahren Inhaftierung in Drapchi im Jan. 1998 entlassen wurde, berichtet: "Er kam in sehr schwachem Zustand in Drapchi an. Trotzdem folterten die Gefängnisschergen ihn weiterhin und zwangen ihn zur Arbeit".

Im März 1999 wurde Ngawangs Gesundheitszustand so prekär, daß die Gefängnisleitung ihn in das TAR Militärhospital in der Nähe des Klosters Sera bringen lies, wo ein Gehirnschaden festgestellt wurde. Dann wurde ihm Rückenmarkserum entnommen, eine schmerzhafte Prozedur, die zur Behandlung von erhöhtem intrakranialem Druck eingesetzt wird, was aus wiederholten Schlägen auf den Kopf resultieren kann. Ngawangs Zustand wurde so hoffnungslos, daß das Gefängnis ihn am 14. März 1999 aus medizinischen Gründen nach Hause schickte.

Ngawang wurde zusammen mit 43 anderen Mönchen am 7. Mai 1996 bei einer Razzia der Besatzer in dem Kloster Gaden verhaftet. Der Überfall fand statt, nachdem Hunderte von Mönchen eine Abordnung der Chinesen hinausgeworfen hatte, welche den Mönchen vorschrieb, alle Bilder des Dalai Lama in dem Kloster abzunehmen. Der Besitz der Dalai Lamas Photos sei nämlich ein "irreligiöser und anti-buddhistischer Akt mit dem politischen Motiv das Mutterland zu spalten und gegen den Patriotismus zu arbeiten". Am Morgen des 7. Mai gaben die Sicherheitskräfte Warnschüsse ab und trafen dabei fünf Mönche, was mit dem Tod eines von ihnen, Kelsang Nyendrak, und der schweren Verletzung der anderen endete.

Nach ihrer Verhaftung wurden die Mönche von Gaden, darunter auch Ngawang Jinpa, in die Gutsa Haftanstalt gebracht, wo sie geschlagen und gefoltert wurden. Die Behörden entließen sporadisch einige Mönche in den nächsten Monaten, die in der Folge aus dem Kloster ausgewiesen wurden. Im Jan. 1997 wurden 25 Mönche von Gaden vor das Mittlere Volksgericht von Lhasa gestellt und zu einer Gefängnishaft von 1 - 15 Jahren verurteilt.

Das Gericht sprach über Ngawang Jinpa ein Urteil von 12 Jahren in Drapchi aus und beraubte ihn seiner Bürgerrechte für 4 Jahre, weil er konterrevolutionären Aktivitäten nachgegangen sei. Nach der Abbüßung von fast 3 Jahren Gefängnis wurde er aus medizinischen Gründen freigelassen, aber starb nur 2 Monate später.

Weitere noch in Haft befindliche Gaden Mönche sind: Bagdro, Po-Lhoe und Jampa Tenkyong, alle mit einem Urteil von 15 Jahren; Pasang Tsegyal, Penpa, Yonten Gyalpo, Kunchok Khondup und Khedrup, alle zu 12 Jahren verurteilt; A-Tsak, Lobsang Wangchuk, Tsering Bhagdro und Tasang, zu 10 Jahren verurteilt; Jampa Thaye und Sonam Tsering, zu 5 Jahren, und Lhaksam Gyaltsen, Penpa Und Tsultrim Gyaltsen, zu 3 Jahren verurteilt.

Ngawang begann seine Erziehung im Alter von 7 in der Gemeindeschule von Langdhar. Diese verließ er 1987, um Mönch in Gaden zu werden. Mit 19 tat er dem Kloster bei, und sein Laienname Lobsang Dawa wurde nun zu Ngawang Jinpa geändert. In Gaden versah er von 1987 bis 1993 einen Laden und von 1994 bis 1996 studierte er buddhistische Dialektik. Seine Eltern Dorje und Kalsang Dolma sind Bauern in dem Landkreis Phenpo.

Teil 3

Mönch von Kirti zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt

Lobsang Kunchok, 23, war ein ehemaliger Mönch in dem Kirti Kloster, Ngaba. Er wurde im April von dem Ngaba PSB aus seinem Kloster heraus verhaftet, weil er viele Unabhängigkeitsplakate um die Kreisverwaltung von Ngaba, die die Aufschrift "Free Tibet" und "Lange lebe Seine Heiligkeit" trugen, angebracht hatte. Sein Zimmer wurde von dem Ngaba PSB gründlich durchsucht, worauf er 3 Tage in dem Haftzentrum von Ngaba vernommen wurde. Seine Eltern durften ihn nicht besuchen. Von dem Barkham Volksgericht wurde er zu 5 Jahren verurteilt. Danach kam er in das Barkham Gefängnis in der Ngapa TAP in Sichuan. Erst nach seiner Verurteilung wurden seine Eltern zu ihm zugelassen. Er war 11 Jahre lang Mönch in dem Kloster Kirti und stammt aus bäuerlichen Verhältnissen.

Teil 4

Tsering Dorjee aus der Haft entlassen

Tsering Dorjee, ein 26-jähriger tibetischer Dolmetscher aus dem Kreis Rebkong in Malho wurde wie verlautet aus der Haft entlassen. Er war unter der Anklage festgehalten worden, daß er zwei ausländischen Gelehrten, die ein zur Diskussion stehendes Weltbank Projekt erforschen wollten, beistand. Es ist unklar, ob seine Freilassung vorübergehend oder endgültig ist. Das US Außeministerium und die australische Regierung suchen Bestätigung über seine derzeitige Stellung. Tsering wurde am 15. Aug. zusammen mit den zwei Westlern in Dulan, Qinghai, festgehalten. Gabriel Lafitte, ein 50-jähriger australischer Gelehrter, wurde nach einer Woche freigelassen, nachdem er seine Überschreitungen "bekannte". Daja Meston, ein 29-jähriger Tibet-Spezialist, wurde verwundet, als er durch einen Sprung aus dem Fenster entfliehen wollte, und wurde in die USA zurückgesandt. Unbestätigten Berichten von TIN zufolge wurde Tsering Dorje mindestens für eine Woche in das Qinghai Lehrercollege in Xining zurückgesandt, obwohl seine derzeitige Lage unklar bleibt.

Teil 5

Protest während der Nationalen Minderheiten-Spiele in Lhasa und Verhaftungen

Mehrere Zwischenfälle ereigneten sich im Zusammenhang mit der Begehung der 6. Nationalen Minderheiten-Spiele vom 18. - 23. August in Lhasa. Trotz der schweren Einschränkungen für Tibeter während des Ereignisses führten ungewöhnliche Dissens-Bekundungen zu Verhaftungswellen in verschiedenen religiösen Einrichtungen.

Am 20. August um 11 Uhr vormittags schrie ein in normaler Kleidung erscheinender Mönch "Free Tibet" vor dem Potala Palast. Er wurde in der Folge von dem PSB Personal der Stadt Lhasa festgenommen. Er soll Tenzin Wangyal heißen und zwischen 16 und 17 sein. Sein gegenwärtiger Festhalteort ist nicht bekannt.

In einem weiteren Zwischenfall riß am 26. Aug. der 40-jährige Tashi die chinesische Nationalflagge herunter und trat sie mit Füßen. Um etwa 10 Uhr während einer Versammlung aller Minderheitsangehörigen vor dem Potala Palast trat ein Mann mit einer blauen Regenjacke aus einem weißen Transportfahrzeug heraus. Er trug angeblich eine selbst gebastelte Bombe, die er zu zünden versuchte, ehe er die tibetische Nationalflagge auf dem Mast hißte. Wegen des Regens detonierte die Bombe aber nicht. Sofort umgaben ihn PAP Soldaten, nahmen ihn fest und entfernten die Bombe von seinem Leib. Trotz der Schläge rief er weiterhin "Free Tibet" und "Wir wollen Freiheit". Man nimmt an, daß er in das Militärhospital bei dem Kloster Sera gebracht wurde, weil er durch die Schläge verletzt worden war. Nach einem bestätigten Bericht ist Tashi ein Bürger von Nyandren in der Region Lhasa. Sein Haus wurde gestürmt und ein Mobiltelefon und eine tibetische Flagge beschlagnahmt.

Einige seiner Freunde wurden ebenfalls verhaftet und vernommen. Tashi war ein Mitglied des chinesischen Jugendbundes und in dem Auswahlgremium für die 10 besten tibetischen Jugendlichen. Er gehörte selbst einmal zu den 10 besten jungen Tibetern, deren Auswahl auf Grund verschiedener Kriterien wie Erziehung und politische Meinung getroffen wird. Seit Tashis Verhaftung soll die Lage in Lhasa noch straffer geworden sein. Den lokalen Tibetern werden nun schwere Restriktionen auferlegt. Auch die Mitglieder von Tashis Familie wurden Befragungen unterworfen.

Verhaftung von Drepung Mönchen

Am 16. Juni wurden 3 Mönche des Klosters Drepung unter dem Verdacht von Unabhängigkeitssympathien verhaftet. Es waren Jampel Rigzin, Jampel Tsering und ein namentlich nicht bekannter Mönch. Jampel Rigzin soll brutal geschlagen worden sein, so daß er sich in ernster Lage in Gutsa befindet. Es ist 34 Jahre als und stammt aus dem Dorf Dongkar in Toelung Dechen, Region Lhasa. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.

Verhaftung von Kandze Mönchen

Nach einem noch unbestätigten Bericht wurden am 20. Juli 11 Mönche von Karze verhaftet. Sie hatten angeblich in großen roten Buchstaben "Free Tibet" auf die Tore und Mauern ihres Klosters gemalt. Karze liegt in der Provinz Sichuan und wurde im Juni 1998 von einer Arbeitsbrigade heimgesucht.

Vorfall in Sera

Nach einer Reihe von Widerstandsbekundungen hißten Mönche von dem Kloster Sera eine Nationalflagge und klebten Flugblätter um das Kloster herum an. 30 Mönche sollen daraufhin des Klosters verwiesen worden sein.

Teil 6

Zwei Verhaftungen und zwei Ausweisungen aus dem Kloster Tawu Nyitso

Im Juni/Juli 1998 kam eine 13-köpfige Arbeitsbrigade in das Kloster Tawu Nyitso in der Kandze TAP, um die patriotische Umerziehung durchzuführen. Do-Lho, ein ehemaliger Mönch, verließ freiwillig dieses Kloster und ist nun im Exil. Er berichtet, daß zwei Mönche ausgewiesen und zwei verhaftet wurden.

Trotz der Drohungen, hinausgeworfen zu werden, widersetzten sich die Mönche heftig der Unterschriftenforderung der Offiziellen. Sie hätten ein Dokument unterschreiben sollen, in dem sie ihre Opposition gegen Seine Heiligkeit den Dalai Lama und dessen "Spalteraktivitäten" bekräftigen sollten. Während einer der Umerziehungsklassen protestierten zwei Mönche gegen die Anweisungen. Nyima Dhargay, etwa 40, und noch ein Mönch namens Jampa Tenkyong, 36, weigerten sich, den von den Chinesen ernannten Panchen Lama anzunehmen und den Dalai Lama zu denunzieren. Später verwiesen die Offiziellen beide Mönche des Klosters als Aufhetzer. Sie dürfen in und um Tawu keine religiösen Zeremonien mehr ausführen und wohnen nun beide zu Hause.

Im August 1998 tauchten in Distrikt Tawu einige Unabhängigkeitsplakate an öffentlichen Plätzen, an der Bank und der Mauer des Umrundungsweges und dem Tor des Klosters Tawu Nyitso auf. Das PSB von Tawu ging der Sache nach, aber fand nichts heraus. Bis Juni 1999, als die 2 Verhaftungen stattfanden, wurde die Sache ruhen gelassen. Dakpa, ein 23-jähriger Mönch, wurde unter dem Verdacht, die Poster angebracht zu haben, von dem Tawu PSB verhaftet. Do-Lho berichtete, daß um die 15 PSB Beamte in das Kloster kamen und über Dakpas persönliche Gegenstände in seinem Zimmer herfielen. Danach wurde sein Zimmer versiegelt und er wurde in das Haftzentrum von Kreis Tawu gebracht.

Etwa 10 Tage später wurde ein weiterer Mönch, Riglo, aus demselben Kloster verhaftet und zusammen mit Dakpa in dem Kreis Tawu festgehalten. Niemand durfte die Mönche besuchen, nicht einmal ihre Eltern und Verwandten. Beide Mönche seien immer noch in dem Kreisgefängnis inhaftiert.

Das Tawu Nyitso Kloster hatte vor der Kulturrevolution 1.900 Mönche, wurde dann aber völlig zerstört. Ab 1980 begann die lokale tibetische Bevölkerung von Kreis Tawu mit dem Wiederaufbau, und gegenwärtig sind dort etwa 570 Mönche. Do-Lho verließ sein Kloster im August und erreichte Nepal am 10. Sept. 1999.

Teil 7

Neunjähriger Junge erzählt Schreckenserlebnisse

Rinzin, einem 9-jährigen Jungen aus Kreis Derge, Karze TAP, in der Provinz Sichuan, gelang es bei dem zweiten Versuch Indien zu erreichen. Bei seinem ersten Fluchtversuch wurde er 26 Tage lang in einem Armeelager zwei Tage von nepalesischen Grenze entfernt festgehalten. In Dharamsala beschrieb er dann seine Erlebnisse bei seiner Flucht nach Indien.

Mit 8 Jahren kam er nach Lhasa, wo er bei einem Onkel wohnte. Dort ging er ein Jahr lang zur Volksschule in der Nähe des Barkhor, wo er Chinesisch, Tibetisch und Rechnen lernte. "Mein Onkel riet mir, es wäre besser für mich, nach Indien zu gehen, wo ich eine richtige Erziehung haben und auch noch Englisch lernen könnte, danach könnte ich nach Lhasa zurückkehren", erzählte Rinzin, der Indien am 12. Sept. 1999 erreichte. Bei dem ersten Fluchtunternehmen wurde er zusammen mit 40 Personen, darunter 3 Kindern, auf den Weg geschickt. Sie verließen Lhasa im Jan. 1999 und nach etwa 1 Woche, als sie gerade nach ihrem Abendessen in einer Art Höhle weitermarschierten, verfolgte sie ein Militärfahrzeug mit 20 Soldaten. Diese gaben Schüsse in die Luft ab, als sie die fliehenden Leute sahen. "Ich rannte vorwärts, aber stolperte über meinen Mantel und fiel hin". Bald holte das Militärfahrzeug die Gruppe ein. Den Männern wurde befohlen, alles, was sie bei sich hatten, abzuliefern. Schüsse fielen und ein 18-jähriger Junge wurde von einer Kugel verletzt, die seinen Brustkorb durchdrang. Rinzin war von dem Anblick des verletzten Jungen schockiert. 4 Soldaten packten ihn in ihr Fahrzeug. Er litt solche Qual, daß er zu dem bewaffneten Personal sagte, sie sollen ihn doch vollends ganz erschießen. Der Junge wurde in ein Krankenhaus gebracht.

Ein wenig später traf eine Kugel das rechte Bein eines 14-jährigen Jungen, der zu Boden fiel. Drei Tage später hörten sie, daß dieser Junge seinen Verletzungen erlegen war. 29 Personen der Gruppe von 40 wurden verhaftet. Sie wurden 10 Tage lang in ein Zimmer eingeschlossen. Wenn sie zur Toilette wollten, mußten sie an die Tür klopfen. Die Wachen öffneten dann und führten sie hinaus. Sonst bewachte ein Hund ständig das Zimmer. Man gab ihnen Geschirr, so daß sie selbst ihr Essen zubereiten konnten. Danach wurden sie nach Shigatse gebracht, wo Frauen und Kinder in separaten Zellen untergebracht wurden. Ein Mann wurde Rinzin zugeordnet, da er eine geschwollene Wange hatte. Rinzins Gruppe wurde 28 Tage in Shigatse festgehalten. Rinzin sagte, daß er wegen seiner geschwollenen Wange 2 Tage vor den anderen entlassen wurde. Danach kehrte er zu seinem Onkel zurück und ging wieder zur Schule. Nach 5 Monaten wurde er mit 3 anderen Männern von Markham erneut auf den Weg gebracht. Diesmal erreichte er sicher am 20. Aug. Nepal und am 12. Sept. kam er in Dharamsala an. Er fand Zulassung in der "Tibetan Homes Foundation" in Mussorie.

Teil 8

Novizenmönch floh, um der Umerziehung zu entgehen

Tibetische Mönche werden weiterhin von den chinesischen Umerziehungs-Brigaden in Bedrängnis gebracht. Diese Kampagne führte zur Verhaftung und Einsperrung von vielen Mönchen und Nonnen, während die meisten ihres Klosters verwiesen werden. Gegenwärtig sind die "Arbeitsbrigaden" der Chinesen in vielen religiösen Institutionen permanent stationiert und die Tätigkeiten der Mönche werden genau kontrolliert. Aufgrund dessen wird die religiöse Praxis der Mönche gestört und vor allem die hergebrachte Tradition der frühen religiösen Ausbildung junger Mönche beeinträchtigt.

Ein junger Mönch, der hiervon erfaßt wurde, ist der 18-jährige Samdup Lungtok aus dem Ort Gyamo in Kreis Sangchu, Kannan TAP in der Provinz Gansu. Samdup floh nach Indien, weil er den Dalai Lama nicht denunzieren wollte.

Samdup kommt aus bäuerlichen Verhältnissen. Als er mit 14 in das Kloster Gyamo eintrat, waren dort rund 500 Mönche. Im Juni 1998 kam die erste Arbeitsbrigade aus 3 Personen in das Kloster, aber blieb nur 2 Tage. Am ersten Tag wurden die Mönche zusammengerufen, die Offiziellen beschimpften den Dalai Lama und wiesen die Mönche an, den von der chinesischen Regierung ausersehenen Panchen Lama zu akzeptieren. Am nächsten Tag setzten sie eine Höchstzahl von 300 Mönchen als Besatzung für das Kloster fest und verkündeten, daß Novizen unter 18 Jahren nicht mehr im Kloster wohnen bleiben dürfen. Samdup machte sich daher im Juli 1998 nach Lhasa auf. Dort erfuhr er, daß im August 1998 eine weitere Arbeitsbrigade sein Kloster überfallen und alle jungen Mönche unter 18, deren Zahl damals etwa 70 betrug, hinausgeworfen habe.

Samdups Familie hat 10 mu Land, wo sie Weizen, Erbsen, Gerste und Senf anbauen. Von dem Ernteertrag von 1.300 gyama müssen sie 300 als Steuern abliefern.

Teil 9

Eingesperrt werden Langlebens-Gebeten

Der 29-jährige Lhundup Tensang war ehemals Mönch von Gaden Choekhor in Kreis Namling in der Präfektur Shigatse. Lhundup Tensang wurde im Dez. 1996 nach der Verhaftung von Lhundup Palden zum "Gesangsmeister" von Gaden Choekhor ernannt. Während seiner 3 Jahre im Kloster führte er gelegentlich Langlebensgebete für S.H. den Dalai Lama bei den Mönchsversammlungen durch. Aus Furcht, er könne wie sein Vorgänger verhaftet werden, beschloß er nach Indien zu fliehen und erreichte Nepal am 12. September 1999.

Arbeitsbrigaden kamen erstmals im Juni/Juli 1996 in das Kloster. Gegenwärtig gibt es etwa 86 Mönche dort und dazu kommen noch 20 Offizielle von der Kreis- und der Präfekturverwaltung.

Die Kader teilten die Mönche in Gruppen ein und unterwarfen sie dann einzeln der Umerziehung. Sie sammelten alle Bilder S.H. des Dalai Lama ein und verboten diese im Kloster. Sie verboten den Mönchen auch, Langlebensgebete für Seine Heiligkeit und den Panchen Rinpoche zu rezitieren und konfiszierten alle derartigen Gebetstexte. Dann begannen sie, die Mönche einzeln auszufragen. Dabei fanden sie heraus, daß Lhundup Palden, der Gesangsmeister, die verbotenen Gebete seit dem Losar von 1996 eingeführt hatte. Lhundup wurde zwei Tage lang ausgefragt und sein Zimmer wurde durchsucht. Dann wurde er dem PSB von Kreis Namling zur weiteren Untersuchung übergeben. Dort wurde er 15 Tage lang festgehalten, dann kam er in das Nyari Haftzentrum, wo er bis zu seiner Verurteilung durch das Mittlere Volksgericht von Shigatse festgehalten wurde. Nun ist er auf 4 Jahre im Drapchi Gefängnis eingesperrt.

Lhundup Tensang berichtete, daß die Mönche nun regelmäßig zu den Unterrichtsstunden der Arbeitsbrigaden gerufen werden. Das unterbricht ihr reguläres monastisches Leben. Neun Kindermönche unter 18 Jahren wurden hinausgeworfen, und den übrigen wurden Ausweise ausgegeben. Die Offiziellen blieben etwa 5 Monate.

Lhundup war auch schwer betroffen von dem Selbstmord seines Lehrers Lhundup Tendar, der 58 Jahre alt war. Lhundup Tendar war durch die ständige Anwesenheit der Umerzieher im Kloster so sehr aufgebracht, daß er im Sept. 1996 in den Fluß in der Nähe des Klosters sprang und ertrank. Seine Leiche wurde nach 3 Tagen am Flußufer gefunden. Die Kader wollten später Lhundup Tensang weismachen, daß sein Lehrer engstirnig gewesen sei, und er sich nichts aus seinem Tod machen solle.

Teil 10

Arbeitsbrigade in dem Distrikt Damshung

Tsewang Dorjee gehörte einer Nomadenfamilie in dem Dorf Meyling in der Gemeinde Nyaldrong in Distrikt Damshung an. Der 27-jährige Tsewang fuhr Salz nach Lhasa, um es dort für Getreide und andere Waren einzutauschen. Seit 1998 gab er jedoch dieses Geschäft auf, weil die Chinesen das Salz der Nomaden als unhygienisch geächtet haben. Da er keine Möglichkeit mehr hatte, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, kam er nach Indien, wo er nun zur Schule gehen möchte. Tsewang berichtete dem TCHRD über die verschiedenen Veränderungen in seinem Dorf.

"In dem Dorf Meyling gestatteten die Behörden den Frauen 3 Kinder. Aber Familien, die über 3 haben wollen, müssen dann eine Strafe von 500 yuan bezahlen. Jedes Jahr kommt ein Inspektionsteam der Kreisverwaltung, um die Geburtenkontrollmaßnahmen an den Frauen zu überprüfen, die mehr als 3 Kinder geboren haben. Da es in dem Dorf keine richtigen medizinischen Einrichtungen gibt, müssen die meisten Frauen für die Operationen in das Kreiskrankenhaus gehen. Dazu müssen sie selbst die Gebühren zahlen, die üblicherweise sehr hoch sind. In dem Dorf Meyling gibt es etwa 36 verschiedene Familien mit einer Bevölkerung von 300 Tibetern. In der einzigen Schule sind etwa 50 Kinder.

Im Mai 1999 kamen 5 Kader der Kreisverwaltung Dhamshung nach Meyling. Sie riefen alle Nomaden zusammen und hielten Meetings in den Dörfern ab, wo sie die Nomaden ermahnten, sich den "Spaltern" zu widersetzen und Tibet als einen Teil Chinas zu betrachten. Sie verteilten viele politische Propaganda Schriften an die Nomaden und sagten, daß die üblichen religiösen Praktiken in dem Dorf nun einzuschränken seien. Den Nomaden wurde verboten, Lamas einzuladen, Orakel zu befragen oder Mönche in die Dörfer zu holen ohne vorherige Genehmigung von den entsprechenden Behörden. Ebenso wurden Einschränkungen für Meditationen, Divinationen und Trance-Medien für lokale Gottheiten verhängt. Die Kader sprachen auch ein strenges Verbot für das Abhören der Nachrichten von Voice of America (VOA) aus.

Die Kader blieben etwa 3 Tage in Meyling und fuhren dann in andere Dörfer und Gemeinden von Kreis Damshung, um ähnliche Umerziehungen zu führen. In dem Kreis Damshung wurden etwa 5 Städte und 2 Dörfer von diesen Arbeitsbrigaden erfaßt. Allen besuchten Gemeinden wurde auch ein Befehl erlassen, daß jeder, der einer religiösen Institution beitreten möchte, die Erlaubnis der Kreisbehörde einholen muß. Ebenso müssen die Bewohner der Gegend die staatliche Genehmigung haben, wenn sie eine neue Stupa oder einen Tempel bauen wollen.

Tserings Bericht läßt erkennen, daß all diese Maßnahmen einen Verstoß gegen den Art. 18 der Universalen Erklärung der Menschenrechte darstellen, worin es heißt: "... das Recht auf Meinungs-, Gewissens- und Religionsfreiheit..., seine Religion oder seinen Glauben in Lehre, Praxis, Anbetung und Observanz auszudrücken". Diese Heimsuchungen von religiösen Institutionen in ganz Tibet durch die chinesischen Arbeitsbrigaden zu Zwecken der Umerziehung stellen einen groben Verstoß gegen die international garantierten Grundrechte der Menschheit dar.

Teil 11

Lobsang Tenzins Zustand verschlimmert sich

Lobsang Tenzin, ein 33-jähriger ehemaliger Student der Tibet Universität, wurde am 5. März 1988 verhaftet, weil er Steine geworfen hatte und um der Sache Tibets willen gegen die chinesische Polizei handgreiflich wurde. Danach wurde er als der Hauptschuldige am Tod eines PAP-Offiziers während einer Unabhängigkeitsdemonstration in Lhasa erwiesen.

Am 19. Jan. 1989 verurteilte das Mittlere Volksgericht von Lhasa Lobsang Tenzin zum Tode mit einem Aufschub von 2 Jahren. Auf starken internationalen Druck wurde dieses Urteil jedoch im März 1991 in lebenslange Haft umgewandelt.

Lobsang Tenzin war auch einer der politischen Gefangenen, die versuchten dem damaligen US Botschafter in China, James Lilley, eine Petition zu überreichen. Ein ehemaliger politischer Häftling gibt an, daß Lobsang Tenzins lebenslanges Urteil 1994 wegen seiner guten Führung im Gefängnis auf 18 Jahre reduziert wurde. Er leistet die Strafe in Powo Tramo in der Region Nyingtri ab. Die untere Hälfte seines Leibes sei gefühllos geworden, was das Stehen schwer für ihn macht. Diese Information stammt aus einer Quelle in Tibet, die Lobsang Tenzin während eines Verwandtenbesuches in dem Powo Tramo Gefängnis sah.

Teil 12

Arbeitsbrigade in dem Kloster Jampaling

Nach Aussage von Jampa Norgyak, einem 28-jährigen Mönch aus Kloster Chamdo Jampaling in Reshe Shang in dem Distrikt Chamdo, kam erstmals eine chinesische Arbeitsbrigade im Juli 1996 in sein Kloster. Etwa 30 Offizielle führten die patriotische Umerziehung durch, indem sie die Mönche zu regelmäßigem Unterricht versammelten. Sie wiesen diese an, sich dem Dalai Lama und den Separatisten zu widersetzen und den von China erkorenen Panchen Lama zu akzeptieren. Den Mönchen wurden Broschüren gegeben, die sie studieren sollten. Später wurden die Mönche einzeln geprüft und zur Annahme der Instruktionen gezwungen.

In dem Kloster Jampaling waren vor der Ankunft der Arbeitsbrigade 1996 etwa 1.800 Mönche. Diese kamen zumeist aus den Kreisen Lhorong, Drayab, Tengchen, Zogang und Sog von der Präfektur Chamdo. Etwa 700 wurden nun weggeschickt mit der Begründung, sie würden in ihren eigenen Landkreisen umerzogen. Etwa 800 Mönchen wurden Personalausweise ausgestellt. Die Offiziellen durchsuchten alle Zimmer des Klosters und sammelten die Bilder des Dalai Lama ein. Im Okt. 1996 verließen sie Jampaling.

Zum zweiten Mal kam ein 30-köpfiges "Arbeitsteam" im November 1998 nach Jampaling. Wieder wurde die patriotische Umerziehung durchgeführt und das Arbeitsteam setzte ein Mindestalter von 18 Jahren für die Aufnahme in das Kloster fest. Das Arbeitsteam blieb einen Monat.

Teil 13

Arbeitsbrigade in dem Kloster Choekhor

Tenpa Thaye, ein 20-jähriger Mönch aus Kloster Choekhor, in Kreis Sershul in der Karze TAP, Sichuan, berichtete folgendes. Ein 6-Mitglieder Arbeitsteam kam im Juli aus dem Kreis Jondha in sein Kloster. Es hielt den politischen Unterricht und zwang die Mönche zu einem Examen, nach dem sie ihre Unterschrift als Zeichen der Akzeptierung der Instruktionen abgeben mußten. Die Mönche, die dem Arbeitsteam Widerstand leisteten, wurden mit Hinauswurf bedroht. Dieses stellte Personalausweise für 100 Mönche in dem Kloster aus. Etwa 40 wurden später ausgewiesen, weil sie die Anweisungen der Offiziellen ignorierten. Einige davon waren unter 18 Jahre alt. Choekhor Kloster liegt an dem Ufer des Drichu (Yangtse). Es ist eines der größten Gelugpa Klöster in der ganzen Provinz Sichuan und wurde nach der Kulturrevolution von der lokalen Bevölkerung wieder aufgebaut. Tenpa Thaye traf am 16. September 1999 in Nepal ein.

Teil 14

Mönch von Kirti verschwunden

Der 27-jährige Lobsang Tsering von Ngaba Lhata Gonman war vormals ein Mönch von Kloster Kirti. Im Juni 1998 wurde er wegen Anklebens von Postern gegen die patriotische Umerziehung einige Zeit lang festgehalten. Er hängte auch Bilder Seiner Heiligkeit auf, an deren Rand er Schneelöwen und "Tibet ist ein unabhängiges Land" malte. Als die PAP von Ngaba sein Tun entdeckte und zu dem Kloster kam, war Lobsang nicht in seinem Zimmer. Im Haus seiner Eltern in seinem Dorf fand ihn die Polizei ebensowenig. Sie ging unverrichteter Dinge wieder weg. Als Lobsang Tsering am selben Tag auf dem Weg nach Hause war, wurde er von einer unbekannten Person weggezogen, wie von einem Mönch von Kirti berichtet wird, der Anfang 1999 im Exil eintraf. Seit diesem Zeitpunkt gibt es keine Nachricht über Lobsangs Aufenthaltsort. Der Mönch vermutet, daß Lobsang vom staatlichen Geheimdienst gekidnappt wurde, nachdem die lokalen Behörden ihn zweimal nicht verhaften konnten. Neuerliche Flüchtlinge aus dem Kloster Kirti geben an, daß seit Lobsangs Verschwinden im Juni 1998 immer noch nichts über ihn gehört wurde. Das TCHRD ist besorgt um ihn.

Teil 15

Ngawang Sungrab

Dieser 28-jähriger Mönch aus dem Kloster Drepung, der aus dem Kreis Phenpo stammt, wurde von den Gefängniswachen während der Demonstration vom 4. Mai 1998 angeschossen. Es hieß dann, daß er in kritischem Zustand in das Militärhospital der TAR gebracht wurde. Aber es wird eher angenommen, daß er bald wieder in das Drapchi Gefängnis zurückkam, wo er derzeit ein Urteil von 10 Jahren absitzt, weil er 1991 demonstrierte.

Am 27. September 1991 begann Ngawang Sungrab zusammen mit 3 anderen Mönchen aus dem Kloster Drepung, Ngawang Rabjor, Jampel Phuntsok und Ngawang Jamchen, eine friedliche Demonstration von dem Lhasa Gamchung Restaurant zu dem Tsuklakhang, der Hauptkathedrale Lhasas zu führen. Sie trugen die verbotene tibetische Nationalflagge und begannen Parolen zu rufen wie "Tibet ist ein freies Land, Chinesen geht nach Hause, Lange lebe Seine Heiligkeit, der Dalai Lama".

Kaum hatten sie den Garten vor dem Tsuklakhang erreicht, als 15 PSB Beamte sie verhafteten und schwer auf sie einschlugen. Die vier wurden später zu der PSB Haftanstalt in Lhasa gebracht, wo sie vernommen und wieder geschlagen wurden. Danach wurden sie in die Gutsa Haftanstalt verlegt und dort über 2 Monate festgehalten. Dort wurden sie wieder unmenschlichen Mißhandlungen und Befragungen ausgesetzt, ehe Ngawang letztendlich zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde.

Berichte aus Tibet lassen schließen, daß Ngawang an dem Protest am Internationalen Tag der Arbeit, dem 1. Mai, und dem Tag der Jugend, dem 4. Mai 1998, mitbeteiligt war. Er soll auch am 3. April 1998 protestiert haben und dabei schwer verletzt worden sein. Bei beiden Anlässen schlug die Gefängnispolizei hart zu gegen die friedlich demonstrierenden Gefangenen. Bei der Schießerei vom 4. Mai 1998 kamen im ganzen 11 Gefangene um.

Viele politische Gefangene wurden daraufhin von den anderen abgesondert und in andere Gefängnisse gesteckt. Das Urteil von Ngawang Sangdrol wurde auf 21 Jahre erhöht. Die Gefängnisleitung streitet die Schüsse und den Tod von 11 Gefangenen ganz ab. Sie sagte einer ausländischen Delegation nur, daß die Gefängniswachen wegen einer gewissen Störung einige Schüsse in die Luft abgegeben hätten. Sie stritten jedoch ab, daß es zu Todesfällen gekommen war und erklärten den Verwandten statt dessen, die Gefangenen hätten Selbstmord begangen.

Der Vorfall in dem Drapchi Gefängnis vom Mai erhielt nicht die gebührende internationale Aufmerksamkeit. Aus Tibet herausgesickerte Hinweise lassen schließen, daß den Gefangenen, die Widerstand leisteten, schwere Vergeltung widerfuhr.

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