Human Rights Update

August 2000

Inhalt
  1. Exilschüler gezwungen, nach Tibet zurückzukehren
  2. Neunundzwanzig tibetische Fremdenführer entlassen
  3. Weniger Schule, mehr Gebühren
  4. Zurückholung jugendlicher Mönche und Nonnen
  5. Ein Dorf ohne Schule und Krankenhaus
  6. Sonam Dekyi berichtet über das Treffen mit ihrem Sohn im Gefängnis
  7. Zeugnis eines politischen Gefangenen
  8. Mönche aus einem Bön Kloster ausgewiesen
  9. Portrait: Acht Jahre Haft wegen Protesten und Plakaten
Teil 1

Exilschüler gezwungen, nach Tibet zurückzukehren

Im August wurde über Wellen des Abzuges von tibetischen Schülern aus verschiedenen Schulen in Indien als eine Folge der strengeren Durchführung des Erlasses von 1994 berichtet, der Kindern von Kadern und Regierungsbediensteten untersagt, Schulen zu besuchen, die von der Tibetischen Exilregierung verwaltet werden. Viele Eltern mit verschiedenem beruflichem Hintergrund im Dienst der chinesischen Regierung begaben sich nach Indien, um ihre Kinder nach Tibet zurückzuholen.

Die Schulleitungen sind sehr besorgt wegen dieser Entwicklung, aber können nichts dagegen unternehmen. Die Mehrheit der Rückkehrer sind Jugendliche, welche die Oberschule besuchen, manche davon stehen im letzten Schuljahr. Das jüngste von dieser Maßnahme betroffene Kind ist ein achtjähriges Mädchen, das 1996 in eine Exilschule eintrat und nun in der dritten Klasse ist. 1996 war es im Alter von 4 Jahren mit einer Flüchtlingsgruppe über den Himalaya geflohen, um auf eine tibetische Schule in Indien gehen zu können.

Die betroffenen Kinder waren sehr traurig darüber, daß sie ihre Schule ohne Abschluß verlassen müssen, aber sie möchten ihre Eltern nicht in Gefahr bringen. Die Eltern sind ebenso unglücklich darüber, daß sie ihre Kinder zurückholen müssen, aber sie haben keine andere Wahl, als dem behördlichen Befehl zu folgen wegen der ihnen drohenden ernsten Folgen, wie Ausschluß aus der Partei, Verlust des Arbeitsplatzes, Streichung von Beförderung und Gehaltserhöhung und Einbuße des Wohnrechts für ihre Kinder.

Die Beschlüsse der sechsten Generalversammlung der Disziplinar- und Inspektions-Kommission des Parteikomitees der Autonomen Region Tibet, die vom 15. bis 17. März 2000 stattfand, bekräftigen dies: "Alle Parteikader und Regierungsangestellten werden streng gemahnt, den Anweisungen zu folgen, die ihren Kindern das Studium an den vom Dalai Lama betriebenen Schulen verbieten". Diejenigen, welche sich widersetzen, "werden nicht mehr befördert, und falls sie wichtige Posten begleiten, werden sie ohne Zögern auf untergeordnete Stellen versetzt". Diese Politik wurde im Anschluß an das "Dritte Arbeitsforum zu Tibet" im Juni 1994 eingeführt, wo beschlossen wurde, daß Parteimitglieder, besonders jene in führenden Stellen " nicht ins Ausland gehen dürfen, um an Schulen der Dalai Clique zu studieren".

Die Order richtete sich zwar besonders an Parteimitglieder und Regierungsangestellte, schloß aber die übrigen Bürger nicht gänzlich aus. Wenn die Eltern der Kinder Bürger, Bauern oder Nomaden sind, so hieß es in den Beschlüssen, "dann sollen die Behörden ihre Anstrengungen zu deren Erziehung intensivieren, aber wenn sie Parteimitglieder in Regierungsämtern oder Kader sind, muß ihnen geboten werden, ihre Kinder innerhalb einer festgesetzten Frist zurückzurufen". Es wird deutlich gesagt, daß "diejenigen, die ihre Kinder nicht zurückholen, ernste Folgen zu tragen haben, etwa den Verlust der Wohnberechtigungen für ihre Kinder".

Das Verbot trat erstmals 1994 in Kraft, als an Regierungsangestellte die Aufforderung erging, ihre Kinder innerhalb von 3 Monaten nach Hause zu holen. Damals kehrten im ganzen 37 Kinder nach Tibet zurück, von denen die meisten Arbeit in der Tourismusbranche fanden. Bedauerlicherweise verloren 29 dieser tourguides durch die jüngsten Maßnahmen vom Juli ihre Arbeit. Alle von der Entlassung Betroffenen waren Rückkehrer aus dem Exil. Während der Zwang zur Rückholung von Kindern, die in Exilschulen gehen, größer wird, bleibt den Rückkehrern ihrerseits jede Arbeitsmöglichkeit verwehrt. Die tibetischen Jugendlichen bekommen die volle Wucht dieser sinnlosen Verordnung zu spüren. "Die Schulabgänger von Schulen der Dalai Clique, die auf der Suche nach Arbeit nach Tibet gekommen sind, müssen streng kontrolliert werden; sie dürfen nicht in der Partei oder der Regierung oder irgend einer Behörde arbeiten", erklärte das "Dritte Arbeitsforum zu Tibet".

Bei einem ähnlichen Vorfall kamen 1998 drei Elternpaare nach Indien, um ihre Kinder abzuholen, weil sie in schwere Bedrängnis gekommen waren; so wurden sie von ihrer Arbeit so lange suspendiert, bis sie der Order Folge leisteten. Als die Behörden herausfanden, daß die betreffenden Eltern noch nicht nach Indien gereist waren, versahen sie sie mit Reisedokumenten und verlangten eine Kaution von 1.000 Yuan von ihnen, bis sie mit ihren Kindern zurückkehrten.

Jedes Jahr fliehen über Tausend Kinder über den Himalaya, um in Indien zur Schule zu gehen; mache von ihnen kommen bei der gefährlichen Reise um, und trotzdem opfern viele Leute ihre gesamten Ersparnisse und riskieren das Leben ihrer Kinder, um sie auf Schulen im Exil zu schicken. Diesen Exodus von Kindern nach Indien sehen die Behörden als einen Verrat an der Idee der "Einheit des Mutterlandes" und als einen Impuls zum Nationalismus. Das Verbot hat den eigentlichen Zweck, die Beziehungen zwischen Exiltibetern und den Tibetern in Tibet abzuschneiden, wodurch die VR China alle Dissidentenaktivitäten in Tibet noch besser unter ihre Kontrolle bringen kann.

Teil 2

Neunundzwanzig tibetische Fremdenführer entlassen

29 tibetische Fremdenführer von der Shigatse Zweigstelle der "Tourist Travel Agency in Lhasa" wurden, wie verlautet, am 1. Juli im Anschluß an eine Fahndung nach im Exil ausgebildeten und nach Tibet zurückgekehrten tourguides entlassen. Die im Juni des Jahres eingerichtete Aufsichtsbehörde für Fremdenführer in der Autonomen Region Tibet (TAR) unterzog 18 Touristenagenturen, die dem "China International Tourist Service" (CITS) unterstehen, einer intensiven Kontrolle.

Einer der gefeuerten tibetischen guides Sonam Wangdu, der am 27. Juli 2000 in Nepal eintraft, berichtet: "Eine Abordnung, die von der neu gebildeten Aufsichtsbehörde für Fremdenführer geschickt wurde, führte in verschiedenen Agenturen in Lhasa, die dem 'International Tourist Service' der TAR angegliedert sind, strenge Kontrollen durch. Diese erforschten den persönlichen Hintergrund der Fremdenführer, besonders wollten sie wissen, an welchen Erziehungseinrichtungen wir studiert haben und ob wir jemals politisch aktiv gewesen sind. Wir wurden auch geprüft, inwieweit wir die Verordnung für Fremdenführer kennen und wir mußten unsere Zeugnisse und Papiere vorlegen. Als Folge hiervon wurden 29 Touristenführer, die in Indien zur Schule gegangen waren, entlassen. Dies geschah 5 Tage vor der Geburtstagsfeier des Dalai Lama. Drei tibetische Absolventen chinesischer Universitäten verloren jedoch nicht ihren Job als tourguides."

Wangdu kehrte 1997 nach vierjährigem Besuch einer von der tibetischen Exilregierung geführten Schule nach Tibet zurück. Drei Jahre lang, vom August 1997 bis zu seiner Entlassung vor einem Monat, arbeitete er als Fremdenführer in der Shigatse Zweigstelle der "Tourist Travel Agency in Lhasa". Wangdu zufolge beschäftigte sein Büro 75 Personen mit 43 Büroangestellten und 32 Fremdenführern. Die Regierung der TAR brachte unlängst gemeinsam mit dem Untersuchungskomitee eine 13-Punkte umfassende Verordnung für Touristenführer heraus, die ihnen verbietet, ausländischen Touristen die wahre Lage Tibets und der Tibeter zu schildern, womit ihr individuelles Recht auf Meinungsfreiheit verletzt wird.

Diese Verordnung für tourguides untersagt ihnen auch, Gespräche mit Touristen über die Tibet Frage, politische Gefangene und Gefängnisse, Abholzung und Bergbau zu führen, und den Touristen das Photographieren von Schreinen, Bettlern und Armen in Tibet zu erlauben. Sowohl Touristen als auch ihren Führern ist es verboten, unter den ortsansässigen Tibetern Dalai Lama Bilder zu zeigen und zu verteilen. Die Führer dürfen ihre Touristen nicht in Sperrgebiete bringen. Kein Führer darf die Richtung weisen, in der ein Militärcamp liegt oder Gespräche über die Truppenstärke führen. Ebenso wenig darf mit Ausländern über die Verarmung der Tibeter und die Bevölkerungstransferierung von Chinesen nach Tibet geredet werden.

Von ähnlichen Maßnahmen wurde bereits 1997 berichtet, als 69 tourguides gefeuert wurden und ihnen die Erneuerung ihrer Lizenzen verweigert wurde. Diese Aktion erfolgte im Anschluß an die Verschärfung der Überwachung von Tibetern, die von Indienreisen zurückkehren, und reflektiert die Besorgnis des Staates über den Einfluß der separatistischen Kräfte aus dem Ausland im allgemeinen und insbesondere aus Indien. Bei dem sechsten "Volkskongreß der Autonomen Region Tibet" im Juni 1994 wurde verkündet, daß "dem Tun und Treiben einiger Touristenführer, die mit ausländischen Touristen zum Schaden der Staatssicherheit gemeinsame Sache machen", ein Ende bereitet werden muß.

Im Mai 2000 wurden, wie verlautet, über 100 chinesische Touristenführer eingestellt, was eine Bedrohung für die Arbeitsplätze der Tibeter darstellt. Tibetische Fremdenführer müssen eine politische Prüfung ablegen und einen Mittelschulabschluß entweder von einer chinesischen oder einer tibetischen Schule vorlegen.

Die Entlassung der tibetischen Touristenführer aus Indien steht beispielhaft für die Furcht der Chinesen vor den "spalterischen Kräften" und den "Stabilitätsrisiken". Tibeter aus Indien laufen noch mehr Gefahr als andere, verhaftet und eingesperrt zu werden, weil sie wegen eines möglichen politischen Engagements mit ständigem Argwohn betrachtet werden. Ein kürzlicher Bericht weist darauf hin, daß die Chinesen nun auch die Beziehungen der Tibeter zu ihren Verwandten und Freunden in der Exilgemeinde einschränkten.

Die Shigatse Zweigstelle der "Tourist Travel Agency in Lhasa", von der 29 Tibeter ihren Job verloren, ist eine der 18 Zweigstellen des Fremdenverkehrsamtes. Bisher gibt es noch keine Informationen hinsichtlich Entlassungen von tibetischen tourguides aus den 17 anderen Touristenagenturen in Lhasa.

Teil 3

Weniger Schule, mehr Gebühren

Die einzige zur Verfügung stehende Schule in der Gemeinde Keru, Distrikt Derge Jomda der Präfektur Chamdo liegt in der weit weg gelegenen Siedlung Marmak, wo die Schulgebühren für arme Nomadenkinder 500 Yuan pro Jahr betragen. Dazu kommen noch Abgaben von 8 gyama Butter und 30 gyama Fleisch an die Schule. Extrem hohe Schulgebühren belasten schwer das dürftige Einkommen der von Armut geplagten Nomaden, weswegen immer mehr Kinder von der Schule abgehen.

Dekyi Dolma, eine 37-jährige Nomadenfrau aus der Gemeinde Keru, Kreis Derge Jomda, Präfektur Chamdo, konnte ihren ältesten Sohn nur 4 Monate zur Schule schicken. Weil sie die Schulgebühren nicht aufbringen konnte, mußte ihr Sohn nach der kurzen Zeitspanne von 4 Monaten die Schule wieder verlassen. Die 1996 verwitwete Dolma hatte nur 25 Yaks und Dri (weibliches Tier) zu ihrem Unterhalt. Früher, als ihr Mann, der Lehrer in Distrikt Machu war, noch lebte, wohnte Dolma 8 Jahre in Lhasa und betrieb einen Butterladen. Seit seinem Tod 1996 hat sie große finanzielle Schwierigkeiten. Zusammen mit Chega, den sie in Lhasa traf, floh sie mit ihren drei Kindern über die Grenze von Solukhumbu. Sie zahlte einem Wegführer 2.000 Rs. und erreichte am 22. Juni 2000 Nepal.

Teil 4

Zurückholung jugendlicher Mönche und Nonnen

Eine offizielle Order, die den Massenrückzug von jugendlichen Mönchen und Nonnen aus den religiösen Institutionen erzwingt, hat unter tibetischen Kadern und Regierungsangestellten in Tibet einen Aufruhr erzeugt. Unzählige Fälle einer solchen ungestümen Entfernung wurden aus verschiedenen der Verwaltung der Stadt Lhasa unterstehenden Kreisen berichtet. Dieser Order zufolge wurde den offiziellen Kadern und Regierungsbediensteten befohlen, ihre Kinder aus den Klöstern zu nehmen, andernfalls drohe ihnen Gefängnis oder der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Etwa 13 Nonnen aus dem Kloster Potoe und 20 Mönche aus dem Kloster Sera in Kreis Phenpo Lhundup wurden auf diese offizielle Verordnung hin aus ihren jeweiligen Institutionen zurückgerufen. Tsering Karma, ein Kader der Gemeinde Chusang in Kreis Toelung Dechen, holte seine drei Kinder, zwei Nonnen und einen Mönch, nach Hause. Lhabu und Paldon aus dem Dorf No. 2 der Gemeinde Tsodue in Kreis Phenpo Lhundup holten ihren Sohn und ihre Tochter aus deren jeweiligen Klöstern nach Hause zurück. Tenpa Samphel und Pema Youdon ließen ihren Sohn nach Hause kommen, während Jampa Wangyal seine Tochter aus dem Kloster holte.

In letzter Zeit haben die Chinesen eine Reihe von Kampagnen gestartet, die den speziellen Zweck verfolgen, den Einfluß der Religion unter tibetischen Kadern und Regierungsangestellten auszumerzen. In einem Arbeitstreffen zu Tibet, das am 20. April 2000 in Chengdu abgehalten wurde, und an dem Chen Kuiyan (der Parteisekretär der Autonomen Region Tibet), Raidi (der Vizesekretär der Chinesischen Kommunistischen Partei in der TAR) und Kao Chinglung teilnahmen, wurde erwähnt, daß Religion die Hauptursache für die Instabilität in Tibet ist. Das Protokoll dieses Meetings wurde geheim an alle Amtspersonen im Rang von Kreisvorsitzenden und darüber im Juni dieses Jahres verteilt. Dieses Dokument schreibt die derzeitige Instabilität und Disharmonie in Tibet der Religion zu und wirft dem Dalai Lama vor, diese als ein Werkzeug zum Widerstand gegen die chinesische Regierung zu benutzen. Es appelliert an alle betroffenen kommunistischen Parteimitglieder und Staatsbeamten, den Gesetzen Geltung zu verschaffen, welche die Teilnahme an religiösen Praktiken, das Aufstellen von religiösen Altären in Privathäusern und den Besitz von Dalai Lama Bildern verbieten, womit die Religion systematisch aus dem Gesichtskreis der Tibeter ausgelöscht werden soll. In dem Papier wird auch Bezug genommen auf die plötzliche Flucht des jungen 17. Karmapa aus Tibet, die als ein Akt des Aufbegehrens gegen die chinesische Regierung bezeichnet wird. Das offizielle Dokument erklärt weiterhin die Abhaltung des traditionellen sangsol (Räucherungszeremonie) in der Nähe der Kuru Brücke in Lhasa am dritten Tag des Tibetischen Neujahrs und die Feier des Geburtstages des Dalai Lama im Juli für illegal und weist die lokalen Verwaltungen an, solchen Praktiken in Zukunft Einhalt zu gebieten.

Zwei in der Nähe des Kyichu Flusses lebende Bettler zerstörten auf Anweisung des Sicherheitsbüros von Lhasa und gegen Belohnung von 100 Yuan den Ofen, wo alljährlich zum Geburtstag des Dalai Lama Räucherwerk verbrannt wurde. Die chinesischen Staatsdiener der Gemeinde Ngachen bauten einen Saal für Tanzwettbewerbe auf den Ruinen des Ortes, wo das sangsol (Räucherwerk Zeremonie) traditionell stattfand. Durch die Errichtung eines langen Zaunes sollen die Tibeter am Betreten dieses heilig gehaltenen Ortes gehindert werden.

Es gibt auch Berichte über die Stationierung von zusätzlichen Polizeikräften in und um den Potala Palast. Seit dem 28. Juni 2000 werden die Bewegungen der Mönche von Sera, Gaden und Drepung eingeschränkt und überwacht. Bei dem dritten Meeting der siebten Politischen Konsultativ-Konferenz des Chinesischen Volkes am 10. Mai 2000 stellte eines ihrer Mitglieder, Donbu Tsering Dorjee fest: "Die Ausrottung des religiösen Glaubens, der in unseren Empfindungen und unseren Angewohnheiten zum Ausdruck kommt, ist eine wichtige Verpflichtung".

Das tibetische Volk, dessen Rechte und Freiheiten so drastisch beschnitten werden und das von einschneidenden Gesetzen in die Enge getrieben wird, geht tief gebückt unter der repressiven kommunistischen Politik, die schließlich zu der völligen Vernichtung der buddhistischen Religion und Kultur in ihrem Land führen könnte.

Teil 5

Ein Dorf ohne Schule und Krankenhaus

Ein Dorf von etwa 200 Einwohnern hat weder Schule noch eine Krankenstation. Fast alle der etwa 60 Kinder des Dorfes Lekhama haben keine Möglichkeit zum Schulbesuch. All dies berichtete Chaka aus dem Dorf Lekhama, der im August in Indien eintraf. Er und sein Bruder halfen von klein auf ihren Eltern bei der Landwirtschaft und gingen nie zur Schule. In dem Dorf Lekhama des Distrikts Drakgo leben 40 Nomadenfamilien, die zumeist sehr arm sind. In der nächsten Gemeindestadt gibt es eine Grundschule, aber wegen der Entfernung von 50 km sind die Eltern unwillig, ihre Kinder dorthin zu schicken. Abgesehen von 2 Kindern einer begüterten Familie, die sich den Schulbesuch leisten können, verbringen die übrigen Kinder ihre Jugend mit harter Arbeit zusammen mit den Erwachsenen. In dem entlegenen Dorf gibt es auch keine Spur von "Entwicklung", noch bekommt es irgendwelche staatliche Unterstützung. Es gibt keine medizinische Versorgung, und wenn die Leute erkranken, müssen sie in die Gemeindestadt gehen, wo es eine Krankenstation gibt; bei ernsten Fällen bleibt nur das Distrikt-Krankenhaus übrig, das sehr teuer ist.

Jedes Jahr im November müssen die Dorfbewohner Abgaben an den Staat leisten: 70 gyama (35 kg) Butter mit einer nur sehr geringen Vergütung für die Hälfte der Butter, 20 gyama Wolle ohne Vergütung, und drei Yaks zum halben Marktpreis. Jedes Jahr muß jede Familie 100 Yuan und zwei Yaklasten Brennholz an Altersheime abliefern. Dieselbe Menge Brennholz muß an die Gemeindeverwaltung abgeliefert werden. Diese hält jedes Jahr eine Versammlung aller Nomaden ab, wo ihnen beigebracht wird, daß ihr wirtschaftlicher Wohlstand sehr von der Anzahl ihrer Kinder abhängt. Wenn Familien daher das Limit von 2 Kindern überschreiten, werden sie mit 1.500 Yuan Strafe belegt. Beamte des Kreisgesundheitsamtes suchen die Familien auf, um die Anzahl der Kinder zu kontrollieren. So lassen sich viele Frauen nach der Geburt des zweiten Kindes sterilisieren, damit sie die staatliche Verordnung einhalten können.

Teil 6

Sonam Dekyi berichtet über das Treffen mit ihrem Sohn im Gefängnis

Ich war von gemischten Gefühlen erfüllt, als ich von der Chinesischen Botschaft in New Delhi die Erlaubnis bekam, daß ich nach Tibet reisen und meinen Sohn Ngawang Choephel besuchen dürfe, der eine 18 Jahre lange Haftstrafe in Tibet ableistet. Der Kopf drehte sich mir bei der Aussicht, nach Tibet zu reisen und nach 6 langen Jahren meinen Sohn wiederzusehen, aber auch vor Angst, ihn in geschwächtem Zustand vorzufinden. Obwohl die ganze Reiseroute ohne mein Zutun von den Chinesen festgelegt worden war, machte ich mir mehr Sorgen darüber, welche Bedingungen mir gestellt würden, um ihn zu treffen.

Am 1. August 2000 flogen mein Bruder Tsering Wangdu und ich von Kathmandu nach Lhasa. Als wir den Flugplatz Gongkar bei Lhasa erreichten, durften wir das Flugzeug nicht verlassen. Fünf Bedienstete der PLA (Volksbefreiungsarmee) kamen an Bord. Einer teilte mir mit, daß mein Sohn auf seine Bitte hin in ein anderes Gefängnis in Chengdu verlegt worden sei, wo er weiterhin angemessen medizinische behandelt würde. Zwei Tibeter, ein Mann und eine Frau, die uns als Angestellte des Empfangszentrum Lhasa für im Ausland lebende Tibeter vorgestellt wurden, nahmen uns in ihre Obhut. Sie flogen mit uns nach Chengdu. Am Flugplatz Chengdu wurden wir von einem chinesischen Beamten empfangen, der behauptete, von dem Empfangszentrum Chengdu zu sein.

Am folgenden Tag, dem 2. August, wurden wir zu dem Allgemeinen Krankenhaus von Chengdu gebracht, wo Ngawang angeblich medizinisch behandelt wurde. Wir wurden einem berühmten chinesischen Arzt vorgestellt, der meinen Sohn betreut. Der Arzt unterrichtete mich über Ngawangs Gesundheit und sagte, daß er an vier verschiedenen Krankheiten leide. Mein Sohn sei bereits wegen seiner Harnwegprobleme behandelt worden, und sie würden sich nun um seine Leber-, Lungen- und Magenleiden kümmern.

Am nächsten Tag wurden wir zu einen riesigen Gefängniskomplex in der Nähe des Bahnhofs Chengdu gebracht, wo ich meinen Sohn zum ersten Mal seit 6 Jahren treffen sollte. Ehe ich ihn jedoch sehen durfte, wurde ich zu einem chinesischen Aufsichtsbeamten geführt. Dieser gab mir genaue Verhaltensregeln, an die ich mich zu halten hätte, um meinen Sohn sehen zu können. Das Gespräch dürfte in keiner anderen Sprache als in Tibetisch erfolgen, und wir dürften nichts Politisches, Illegales oder über die chinesische Regierung Abfälliges reden. Ich wurde auch informiert, daß ich meinen Sohn zweimal treffen dürfe, aber jedes Mal nicht mehr als eine Stunde. Ich bat um mehr Zeit, aber er schlug meine Bitte ab.

Als ich meinen Sohn schließlich sah, konnte ich nicht mehr wiedererkennen. Durch zwei Theken und zwei Maschendrahtgitter getrennt stand vor mir eine zerbrechliche Gestalt, die nur noch aus Haut und Knochen bestand. Tränen strömten unaufhörlich aus meinen Augen, und ich fragte ihn, ob er denn wirklich mein Sohn sei. Alles, was er antworten konnte, war: "Bitte, weine nicht!" Da erkannte ich ihn an seiner Stimme. Drei Wachen umgaben ihn, einer hinter ihm und an jeder Seite einer. Als ich nach seiner Gesundheit fragte, hielt er seinen Brustkorb und sagte, daß er ständige Schmerzen in der Brust hätte. Mit der Stirn auf die Theke gestützt sank er vor meinen Augen in sich zusammen. Wir weinten alle lange, bis wir gewarnt wurden, daß der Besuch abgebrochen würde, wenn wir nicht zu weinen aufhörten. Ich wollte ihn so gerne berühren und bat daher, ob ich seine Stirn streicheln und seine Hände halten dürfte. Ich hörte, daß mein Sohn um dasselbe bat. Aber unser Flehen stieß auf taube Ohren.

Mein Sohn sagte, daß er bereits verschieden Gesuche um medizinische Behandlung geschrieben und auch um die Erlaubnis gebeten hätte, seine Mutter sehen zu dürfen, sie aber nicht einreichen konnte. Sie erklärten ihm, daß ihm nichts fehle und er sein Leiden nur vortäusche. Frustriert über diese Gleichgültigkeit trat er in Hungerstreik.

Bei unserem zweiten Besuch im Gefängnis am 7. August, einen Tag vor unserem Abflug nach Nepal, wurden wir wieder zu dem Gefängnisbeamten geführt, ehe wir Ngawang zu sehen bekamen. Ich benützte die Gelegenheit, um ihn zu bitten, etwas für meinen Sohn zu tun. Ich sagte, daß er nur noch Haut und Knochen sei und daß er an einer ganzen Reihe von Gebrechen leide. Ich drang in ihn, er möge mir erlauben, bei meinem Sohn zu bleiben, damit ich ihn pflegen könne. Ich bat weiter, daß mein Sohn bis zu seiner vollen Genesung im Krankenhaus bleiben könne, ehe er nach Tibet zurückgeschickt wird. Ich ersuchte ihn, die medizinische Behandlung fortzusetzen und ihn nicht mehr psychisch mit den Verhören zu quälen. Seine ganze Antwort war, daß mein Sohn sehr trotzig und schwierig gewesen sei und sich weigere, sein Verbrechen zu gestehen. Schließlich übergab ich diesem Beamten ein schriftliches Gesuch, in dem ich diese Bitten aufführte.

Das war die letzte Gelegenheit, bei meinem Sohn zu sein. Ich brach wieder in Tränen aus, als ich ihn sah. Ich wollte sicher sein, daß seine Glieder alle heil sind. Ich sagte, er solle seine Arme und Hände zeigen und etwas zurücktreten, damit ich seine Beine und anderen Körperteile sehen konnte. Ich erkundigte mich, ob er gefoltert worden sei. Er verneinte meine Frage und meinte, daß der Vorfall von Shigatse der Vergangenheit angehöre und dann schwieg er. Er bat mich noch, all denjenigen, die ihn in dieser Zeit der Drangsal unterstützten, seinen aufrichtigen Dank zu sagen.

Als ich ursprünglich die Erlaubnis bekam, meinen Sohn zu besuchen, freute ich mich darauf, in seiner Nähe sein und ihn die ganzen sechs Tage umsorgen zu können. Aber dann durfte ich meinen Sohn nur zweimal sehen und auch das nur mit einem großen Abstand. Ich durfte keinen physischen Kontakt mit ihm haben. Ich bin nun 66 Jahre alt und mein einziges Kind verbüßt seit 1995 eine Haftstrafe von 18 Jahren im Gefängnis. Mein Sohn leidet an einem schweren physischen Gebrechen und psychischen Trauma im Gefängnis. Mit seiner Gesundheit geht von Tag zu Tag abwärts, und wenn er nicht bald eine angemessene medizinische Behandlung erhält, wird er wohl nicht mehr lange leben. Ich appelliere dringend an die internationale Gemeinschaft und insbesondere an die chinesische Regierung, mir meinen einzigen Sohn zu übergeben, damit ich ihn angemessen behandeln lassen kann." Aufgezeichnet vom TCHRD, 19. August 2000

Teil 7

Zeugnis eines politischen Gefangenen

"Mein Name ist Sonam Gonpo, ich bin 33 Jahre alt und komme aus der Gemeinde Uyak in Distrikt Zokhang, Präfektur Chamdo. Meine Mutter starb, ehe ich mit 19 Jahren in das Kloster Zokhang eintrat. Ich habe 10 Geschwister, die meinem Vater beim Ackerbau und der Tierhaltung helfen.

Das Kloster Zokhang wurde während der Kulturrevolution zerstört, und später von der lokalen Bevölkerung Anfang der achtziger Jahre renoviert. Fünf Jahre lang verbrachte ich als regulärer Mönch in dem Kloster, wonach ich zusammen mit einem Mönchsgefährten namens Soepa die Dialektik Schule des Klosters Jampaling besuchte. Soepa, dessen Laienname Lodoe Thupten ist, kommt ebenfalls aus dem Kloster Zokhang.

10 Jahre wohnten wir zusammen in einem angemieteten Zimmer. Einmal, es war am 24. März 1996, klebten wir einige Mauerzettel an Strommasten an der Landstraße von Chamdo und zwei Tage später an dem Umrundungsweg um das Kloster Jampaling. Auf diesen stand "Lange lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama; Tibet ist unabhängig; Wir begrüßen den vom Dalai Lama erwählten Panchen Lama." Am folgenden Tag kamen sieben Männer von der Polizei Chamdo in das Kloster und durchwühlten alle 60 Zimmer der Mönche, die südlich des Klosters lagen. Als sie zu unserem Zimmer kamen, konfiszierten sie einige Gebetbücher, in denen Soepas Handschrift zu sehen war.

Am 2. Mai 1996 kamen Beamte des Büros für Öffentliche Sicherheit (PSB) von Chamdo in der Nacht zu dem Kloster und führten uns zu dem PSB-Revier der Region Chamdo ab, wo wir in zwei separate Zellen eingesperrt wurden. Gleich begannen die Beamten mit der Vernehmung und gleichzeitig schlugen sie uns heftig. Ich wurde mehrere Male gestoßen, geboxt und geschlagen, auch mit einem Stock auf meine Knie geschlagen. Die schlimmste Peinigung war, als sie mich mit Wasser übergossen und dann mit dem elektrischen Schockgeräte traktierten. Oft verlor ich das Bewußtsein. Einmal trat mich der PSB Beamte so sehr in die Brust, daß ich Blut erbrach. Am nächsten Tag kamen wir in das Haftzentrum der Region Chamdo, wo wir 3 Monate festsaßen.

Auch dort wurden wir in separaten Zellen gehalten und ständig vernommen. Je nach dem, wie wir auf die Fragen antworteten, bekamen wir Schläge. Die Umstände in dem Haftzentrum waren entsetzlich. Am Morgen bekamen wir schwarzen Tee und ein Dampfweckchen oder Reis und zum Mittagessen Suppe. Einen Monat lang war ich so krank, daß ich nicht aufrecht sitzen konnte. Am 25. Juni wurden 21 Gefangene, darunter auch wir zwei, zu einer Massenkundgebung gebracht. Sie fesselten uns und hängten uns einen weißen Karton, auf dem unsere Verbrechen geschrieben standen, um den Hals. Wir wurden auf vier separate Fahrzeuge geladen, die streng von Soldaten der Bewaffneten Volkspolizei (PAP) und des PSB bewacht wurden, und in die Stadt Chamdo gefahren.

Vor einer Versammlung von 15.000 Leuten fand die Verurteilung von uns 21 öffentlich statt. An diesem Tag wurden 10 Strafverbrecher zum Tode und 9 weitere zur Hinrichtung mit 2 Jahren Aufschub verurteilt. Soepa und ich waren die einzigen politischen Verbrecher. Soepa wurde zu 5 Jahren Gefängnis und 3 Jahren Verlust der politischen Rechte und ich unter § 162 der Kriminalverordnung der VR China zu zwei Jahren verurteilt. Einen Monat nach dem Urteilsspruch wurden 3 politische und 17 kriminelle Gefangene in das Drapchi Gefängnis verlegt. Der dritte war Yeshi Tenzin, ein 16-jähriger Junge aus dem Distrikt Drayab Chithang, der wegen Anbringens von politischen Plakaten zu 5 Jahren verurteilt worden war. Bei dem Transport von dem Haftzentrum Chamdo zum Drapchi Gefängnis wurden wir vier Nächte in verschiedenen Haftzentren einquartiert. Von Riwoche startend passierten wir die Haftzentren von Pakshoe, Tramo, Nyintri und schließlich Meldro Gongkar, bis wird am 16. Oktober 1996 Drapchi erreichten. Dort kamen wir in die damals neue Einheit No. 5, in der zu jener Zeit annähernd 126 politische Gefangene gehalten wurden.

Das Leben in Drapchi war hart, obwohl uns dort die erbarmungslosen Schläge und Folterungen wie in den Haftzentren erspart blieben. Nach Verbüßung meiner Gefängnisstrafe wurde ich am 1. Mai 1998 entlassen. Mir wurde verwehrt, in mein Kloster zurückzukehren, weshalb ich zuhause blieb und meiner Familie bei der Feldarbeit half. Ende Juli 2000 erhielt ich die notwendigen Dokumente, um bis nach Dram zu reisen. Nach einem 7-tägigen Fußmarsch erreichte ich Nepal und kam schließlich am 25. August nach Dharamsala. Soepa schmachtet noch im Gefängnis."

Teil 8

Mönche aus einem Bön Kloster ausgewiesen

15 Mönche, darunter 12 jugendliche und drei über 65-jährige, wurden auf das Erscheinen eines "Arbeitsteams" hin aus dem Yungdrung Peri Kloster hinausgeworfen, wie von Tsultrim Tenzin, einem 26-jährigen Mönch dieses Klosters, der im April nach Indien floh, berichtet wurde.

Im Juni 1998 kamen 6 Kader zur Umerziehung in das Yungdrung Peri Kloster. Studienmaterial wurde an die Mönche verteilt, die individuell gefragt wurden. Alle 65 Mönche mußten ihren Daumenabdruck auf ein Dokument setzen, wodurch sie gelobten, daß sie sich nicht politisch gegen das Mutterland engagieren würden. Die Kader blieben etwa 2 Monate im Kloster.

Im September 1999 kamen zwei Kader des Arbeitsteams ein zweites Mal für 5 Tage als Folgebesuch. Sie hielten eine Sitzung mit dem Demokratischen Verwaltungskomitee (DMC) des Klosters ab, um dessen Arbeit und das Benehmen der Mönche zu besprechen. Dem DMC wurde aufgetragen, die Umerziehung weiterzuführen und anzukündigen, daß die Kader wieder kommen würden, um sich zu vergewissern, daß die von dem "Arbeitsteam" geforderte Disziplin auch eingehalten wird.

Yungdrung Peri ist ein Bon Kloster und liegt in der Gemeinde Sershung des Distrikts Tingchin, Präfektur Chamdo. Dieses Kloster wurde während der Kulturrevolution teilweise zerstört. 1985 wurde es renoviert und wieder eröffnet. Tsultrim Tenzin berichtet, daß die den Mönchen auferlegten Regeln und Restriktionen einen schweren Eingriff in die Routine ihrer religiösen Praxis bedeuten.

Teil 9

Portrait: Acht Jahre Haft wegen Protesten und Plakaten

Der 27-jährige Tenzin ist aus dem Dorf Norbu, Gemeinde Kyiru, Distrikt Dranang, Region Lhoka. Er war früher Mönch des Klosters Dranang Dhargye Choeten. Er hat vier Geschwister, und seine Familie lebt von den mageren Einkünften ihrer Landwirtschaft. Als Kind ging er 3 Jahre zu der örtlichen mangtsuk Schule und später half er seinen Eltern. 1991 schloß er sich dem Kloster Dhargye Choeten in der Gemeinde Kyiru an. Dieses wurde während der Kulturrevolution verwüstet, aber später wieder mit den Spenden und durch den Einsatz der örtlichen Bevölkerung aufgerichtet. Wegen seines Eifers für das religiöse Studium genoß Tenzin bei seinen Mitmönchen großes Ansehen. Dank seiner persönlichen Integrität und seines unbescholtenen Charakters wurde ihm sogar die Aufgabe übertragen, sich um die geschäftlichen Dinge und Geldtransaktionen des Klosters zu kümmern.

Eines nachts im Juni 1995 brachte Tenzin Plakate an den Toren des Gemeindezentrums von Druyul an mit der Aufschrift "Free Tibet" und "Lange lebe S.H. der Dalai Lama". Als das Public Security Bureau (PSB) von Distrikt Dranang am nächsten Tag auf diese Plakate aufmerksam wurde, startete es sofort eine intensive Suche nach dem Schuldigen. Etwa einen Monat später verhafteten die Milizen des PSB von Dranang Tenzin auf Verdacht, mit dem Vorfall im Zusammenhang zu stehen. Er wurde in das Haftzentrum des PSB in der Region Lhoka in Tsethang gebracht, wo er bei den Vernehmungen gefoltert wurde. Vier Monate wurde er dort festgehalten. Ende November verurteilte das Mittlere Volksgericht der Region Lhoka Tenzin zu 4 Jahren Gefängnis. Er legte keine Berufung ein, weil er wußte, daß sie doch kein positives Resultat bringen würde. Tenzin wurde im Dezember in das Drapchi Gefängnis von Lhasa verlegt. Dort wurde er dem üblichen militärähnlichen Drill und der Zwangsarbeit unterworfen. Jeder, der die strengen Gefängnisregeln übertritt, wird durch Schläge, Einzelhaft und Nahrungsentzug bestraft.

Seine Verwandten gerieten in große Besorgnis wegen seiner Verhaftung. Die Region Lhoka ist es ziemlich weit von Lhasa entfernt, weshalb es ihnen wegen der entstehenden Kosten schwerfällt, ihn monatlich im Gefängnis zu besuchen. Tenzin bekommt daher keine regelmäßigen Besuche wie andere Gefangene. Tenzin war auch an den Gefängnisprotesten vom Mai 1998 in Drapchi beteiligt. Er wurde schwer geschlagen und mehrere Tage lang in Einzelhaft gehalten. Außerdem wurde sein Urteil um 4 Jahre erhöht, so daß es nun insgesamt 8 Jahre beträgt. Er verbüßt seine Strafe in dem Drapchi Gefängnis.

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