Human Rights Update

September 2002

Inhalt
  1. Appell eines Tibeters aus dem Gefängnis in Nepal
    Hintergrundinformationen
  2. Bericht eines entlassenen Gefangenen
  3. Angeblicher Fluchthelfer des Karmapa schikaniert
  4. Fotos des Dalai Lamas verteilt: vier Jahre Gefängnis
  5. Hindernisse bei der Flucht aus Tibet
  6. Aussage eines ehemaligen politischen Gefangenen
  7. Portrait einer politischen Gefangenen, die sich in Haft befindet

Teil 1

Appell eines Tibeters aus dem Gefängnis in Nepal

Das TCHRD erhielt von einem der im Dili Bazaar-Gefängnis in Kathmandu einsitzenden tibetischen Häftlinge einen Brief. Hier ist die Übersetzung des Briefes vom 13. September 2002:

“Ich bin Dorjee aus Amdo Ngaba in der Provinz Sichuan. Jeder wird schon von Furcht und Schrecken ergriffen, wenn er bloß das Wort Gefängnis hört. Es ist allerdings wirklich furchtbar und eine nur schwer erträgliche Situation, wenn man dann selbst im Gefängnis sitzt. Die Verständigungsbarrieren und die Diskriminierung, der wir hier ausgesetzt sind, machen unsere Probleme noch schlimmer als sie ohnehin schon sind. Wir bitten deshalb die internationale Gemeinschaft, uns zu unterstützen und sich für unsere Freilassung einzusetzen.

Nun möchte ich etwas über die Haftbedingungen im nepalesischen Dili Bazaar-Gefängnis, in dem zehn von uns Tibeter derzeit eingesperrt sind, erzählen. Um uns zu ernähren, bekommen wir zweimal täglich wäßrigen Reis und dal (Linsen) ohne jegliches Gemüse. Das Essen, das wir kriegen, ist unsauber, der Reis ist nicht gar gekocht und es sind eine Menge Steinchen drin."

Sonam Gyaltsen Lama, einer unserer Leidensgenossen, ist schon seit über einem Monat krank. Der Gefängnisarzt ist sehr nachlässig und kommt seiner Verantwortung nicht nach. Er untersucht die Häftlinge nur flüchtig und verschreibt allen die gleiche Medizin, egal woran sie erkrankt sind. Wir halten dieses miserable Leben nur noch in der Hoffnung aus, daß wir bald das Licht der Freiheit erblicken werden. Wenn wir hier im Gefängnis sterben sollten, werden wir krepieren wie die Hunde.

In einem großen Raum werden etwa 100 Gefangene - alte Leute, Geisteskranke und Kriminelle - zusammengepfercht. Wir zehn sind nun alle schon über ein Jahr eingesperrt. Wir haben viele Probleme und Schwierigkeiten. Manchmal drangsalieren uns andere nepalesische Insassen und schlagen einfach drauflos. Keiner von uns wagt zurückzuschlagen, weil das die Sache nur noch schlimmer machen würde. Andere erzählen uns dann, daß sich niemand darum kümmern würde, selbst wenn wir dabei zu Tode kämen.

Wir wurden festgenommen und zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil uns die erforderlichen Reisedokumente fehlten, um von Tibet über Nepal nach Indien und wieder zurückzukommen. Wir sind keine freien Bürger, wir flohen vor der brutalen Verfolgung der chinesischen Regierung, um bei S.H. dem Dalai Lama, der in Indien im Exil lebt, eine Audienz zu bekommen. Wir waren als Flüchtlinge auf dem Weg zum indischen Exil.

Nepal ist für uns ein Transitland, das wir durchqueren müssen, um nach Indien zu gelangen. Unglücklicherweise nahm uns die nepalesische Grenzpolizei in Thangkot fest, als wir nach Tibet zurückkehren wollten, und forderte von jedem von uns eine Strafe von 2.000 USD. Woher sollten wir denn so viel Geld haben oder beschaffen können? Wenn wir die Strafe bezahlen, werden wir sofort freigelassen, andernfalls müssen wir die 10 Jahre im Gefängnis absitzen.

Die Haftbedingungen sind so schlecht, daß ich mir gar nicht vorstellen kann, wie wir hier 10 Jahre überleben sollen. Wir sind völlig unschuldige Leute, und wollten, nachdem wir eine Audienz bei S.H. dem Dalai Lama bekommen hatten, in unser Land, nach Tibet, zurückkehren."

Hintergrundinformationen

Der Stand im September 2002 ist folgender: 12 tibetische Flüchtlinge sind in verschiedenen Gefängnissen in Kathmandu inhaftiert, weil sie illegal die Grenze zu Nepal überschritten haben oder sich ohne die erforderlichen Reise- und Aufenthaltsdokumente in Nepal aufhielten.

Die in dem Dili Bazaar Jail inhaftierten Tibeter müssen nun 10 Jahre im Gefängnis sitzen, weil sie die ungeheuer hohen Geldstrafen nicht bezahlen konnten, die ihnen die Nepalesische Immigrationsbehörde (auf Betreiben des Innenministeriums) auferlegt hat. Die Geldstrafen liegen zwischen 20.000 NC (Nepali Currency) (= 260 USD) und 205.250 NC (= 2.673 USD).

Obwohl die Informationen über die Verurteilung zwei anderer Tibeter, die sich im Gefängnis von Jiri und im Zentralgefängnis befinden, nicht eindeutig sind, wurde aber ihre Verhaftung bestätigt.

Am 20. August 2001 verhaftete die nepalesische Polizei zwei Mönche, und zwei Tage später acht Studenten, die in der Folge im Dili Bazaar-Gefängnis, dem größten in Kathmandu, eingesperrt wurden. Diese sind Sonam Lama und Seycha Lama aus dem Kloster Sera in Südindien. Die acht aus Amdo in Nordost-Tibet stammenden Studenten sind Sangye Dhondup, 19, Lobsang Dorjee, 19, Dorjee Tashi, 21, Drukar, 26, Tenzin Yangzom, 19, und Sheri Tso, 23, und Kyizom, 22 (die drei letzteren sind Mädchen).

Zwei weitere, kürzlich festgenommene Tibeter, Choeyang Dorjee und Palden Gyatso, befinden sich ebenfalls im Dili Bazaar-Gefängnis. Die anderen Mönche, Gendun Samten (aus Rebkong, Amdo) und Heruka (Herkunft bislang nicht bekannt), wurden aus ähnlichen Gründen in das Gefängnis von Jiri bzw. das Khar Guard Jail (Zentralgefängnis) verbracht.

Von den ursprünglich 14 Festgenommenen wurden Tenzin Yangzom und Kyizom aus medizinischen Gründen freigelassen, so daß die Anzahl der derzeit in Nepal inhaftierten Tibeter 12 beträgt. Tenzing Yangzom, die im Dili Bazaar-Gefängnis einen Jungen zur Welt brachte, war am 23. August, zum Zeitpunkt ihrer Entlassung, äußerst schwach. Kyizom erlitt einen Nervenzusammenbruch, als sie von der Nepalesischen Immigrationsbehörde vernommen wurde. Sie wurde daher der Obhut des Tibetan Reception Centre in Kathmandu übergeben, unter dem Vorbehalt, daß sie, sobald ihr Zustand sich gebessert hat, ins Gefängnis zurückkehren muß.

Der am 28. Januar 2002 festgenommene Tenpa Rabgyal (der nicht zu den 14 Festgenommenen zählt) wurde am 18. Juni 2002 wieder freigelassen, nachdem jemand die Strafe von NC 11.000 (= 143 USD) für ihn bezahlt hatte.

Die Mitarbeiter des Office of Tibet und Tibetan Reception Centre in Nepal, des UN Hochkommissariats für Flüchtlinge und der US Botschaft bemühen sich bei den nepalesischen Behörden um eine möglichst baldige Freilassung dieser 12 Tibeter. Niemand kann jedoch voraussagen, ob oder wann sie freigelassen werden. Zugunsten der inhaftierten Tibeter wurde eine Beschwerde eingereicht und ein Gerichtsverfahren ist anhängig.

Gegenwärtig ist Sheri Tso, eines der inhaftierten Mädchen, krank; ein tibetischer Arzt konnte sie im Gefängnis besuchen und ihr die notwendigen Medikamente verschreiben. Das TCHRD hebt immer wieder hervor, in welch trauriger Situation sich die eingesperrten Tibeter befinden. Einerseits wissen wir, daß es viele Menschen gibt, die gerne die Strafen bezahlen würden, um sie aus dem Gefängnis freizukaufen, andererseits ist es um aller und auch der zukünftigen tibetischen Flüchtlinge willen jedoch ratsam, den begonnenen diplomatischen Schritten eine Chance auf Erfolg einzuräumen.

Teil 2

Bericht eines entlassenen Gefangenen

Tenpa Rabgyal, der am 28. Januar 2002 in Nepal festgenommen und ins Gefängnis geworfen wurde, kam am 18. Juni 2002 frei, nachdem ein Gönner die Strafe für ihn bezahlt hatte. Ragyal berichtete dem TCHRD über seine Erlebnisse auf der Flucht aus Tibet:

"Ich bin ein 18-jähriger Student aus Lhasa. Meine Eltern wünschten, daß ich zwecks einer besseren und umfassenderen Schulbildung nach Indien fliehen sollte. Ich besorgte mir in Lhasa eine Reiseerlaubnis und fuhr dann nach Dram."

In Dram, der Grenzortschaft zwischen Nepal und Tibet, schloß sich Rabgyal zwei älteren Frauen an, die ihre Kinder in tibetischen Exilschulen besuchen wollten. Zwei Sherpas erklärten sich bereit, die drei zu führen. So machten sie sich bei Nacht auf den Weg und wanderten fünf Tage über Bergpfade, ehe sie zwei weitere Sherpas trafen. Rabgyal fährt fort: "Unsere ursprünglichen guides überließen uns diesen zwei neuen Sherpas, die uns von nun an weiter führen sollten. Man erklärte uns, sie würden ein Taxi engagieren, das uns nach Kathmandu bringen würde. Wir zahlten diesen zwei neuen guides je 2.000 Yuan. Kaum hatten uns diese in ihre Obhut genommen, als die zwei anderen sich aus dem Staub machten. Wir baten sie, uns nach Kathmandu zu bringen. Nachdem sie uns eine gewisse Wegstrecke begleitet und uns um eine beträchtliche Summe Geld erleichtert hatten, ließen auch sie uns im Stich. Dann trafen wir zwei andere guides, mit denen wir einen Bus nach Kathmandu bestiegen. Wir mußten mehrmals den Bus wechseln, und irgendwo unterwegs merkte ich plötzlich, daß mein Gepäck nicht mehr da war, ebenso waren die guides verschwunden. So fuhr ich alleine weiter."

In Kathmandu mußte sich Rabgyal alleine durchschlagen. "Da mir der Ort ganz fremd war, wußte ich nicht, wohin ich meine Schritte lenken sollte. So lief ich unschlüssig umher, bis ich plötzlich auf zwei bewaffnete Polizisten stieß, deren Verdacht ich erregte. Sie brachten mich zu einer Militärstation und schlossen mich in der Nacht in eine Zelle ein. Am folgenden Nachmittag wurde ich in Handschellen gelegt und zur Nepalesischen Immigrationsbehörde gebracht, wo ich fünf Tage lang festgehalten und vernommen wurde. Mit meinem bißchen Englisch versuchte ich, mich den Beamten verständlich zu machen. Sie schrieben alles, was ich sagte, auf Nepali nieder."

Rabgyal war vier Monate und 12 Tage im Dili Bazaar Jail in Kathmandu inhaftiert, bis er schließlich gegen Zahlung einer Kaution von NC 11.000 (143 USD) freigelassen wurde. Er erzählte weiter: "In der Haft wurde ich zwar nicht geschlagen, aber das Essen war miserabel. Wir bekamen zweimal am Tag zu essen. Zuweilen schikanierten uns die nepalesischen Häftlinge und droschen nach Lust und Laune auf uns ein". Rabgyal ist sehr besorgt um die anderen tibetischen Häftlinge: "Ich mache mir große Sorgen um jene Tibeter, die noch im Gefängnis sitzen. Sie haben so Angst, daß sie den Chinesen ausgeliefert werden könnten, denn sie sind überzeugt davon, daß die nepalesische Regierung zu solch einem Schritt fähig ist".

Teil 3

Angeblicher Fluchthelfer des Karmapa schikaniert

Der 25-jährige Mönch Dhundup stammt aus dem Dorf No. 5 der Gemeine Guru, Kreis Toelung Dechen. Vom TCHRD interviewt, berichtete Dhundup: "Mit 13 Jahren trat ich in das Kloster Tsurphu ein. Zur Zeit der offiziellen Anerkennung und Inthronisierung des Gyalwa Karmapa war ich 18 Jahre alt. Damals besaß das Kloster eine Stärke von etwa 200 Mönchen. Als ich 20 war, führte ein chinesisches Arbeitsteam die Kampagne zur patriotischen Erziehung durch, die einen ganzen Monat fortgesetzt wurde. 30 Arbeitsteam-Kader indoktrinierten die Mönche in Politik und Sozialismus."

Mit 23 Jahren mußte Dhondup das Kloster verlassen. Er fuhr fort: "Bis ich 23 war, blieb ich im Kloster, dann mußte ich weggehen, weil man mich der Mithilfe bei der dramatischen Flucht des Gyalwa Karmapa bezichtigte. Obwohl diese Anschuldigungen völlig falsch sind, wurde ich verdächtigt, nur weil ich mit Drunag, dem persönlichen Gehilfen Gyalwa Karmapas, verwandt sei. Chinesische Beamte aus Kreis Toelung Dechen vernahmen mich. Einer beharrte darauf, ich hätte von der Flucht wissen müssen, weil mein Cousin einer der Gehilfen des Gyalwa Karmapa ist. Polizisten durchwühlten mein Zimmer und fanden einige Bilder S.H. des Dalai Lama und konfiszierten sie. Bei dem Verhör wurde ich geschlagen und bedroht.

Zwei weitere Mönche, Shelo und Chugdar, standen ebenfalls unter Verdacht. Alle drei durften wir das Kloster nicht ohne offizielle Genehmigung verlassen. Während andere Mönche ungehindert Lhasa und andere Orte besuchten, konnten wir uns mindestens 3 Monate lang nicht vom Fleck bewegen. Schließlich erlaubte man uns, für eineinhalb Monate auf Urlaub zu gehen. Doch der Klosterverwalter Lobdol schärfte mir speziell ein, daß ich nirgendwohin als in mein Heimatdorf gehen dürfe.

Irgendwie gelang es mir trotzdem, die ganze Zeit in Lhasa zu bleiben und Klöster wie Sera, Drepung und Gaden zu besuchen. Als ich in mein Kloster zurückkehrte, erfuhr ich, daß die Behörden über meinen Aufenthalt in Lhasa Bescheid wußten und heimlich einige Photos von mir gemacht hatten. Die ganze Sache regte mich ziemlich auf, und ich drückte mein Mißfallen über ihr Verhalten aus.

Ich wurde schikaniert und wegen eines Fehlers, den ich nie begangen hatte, streng überwacht. Ich wollte das Kloster noch am selben Tag verlassen, doch erst vier Tage später wurde meine Beurlaubung bewilligt. Ich verließ das Kloster nun für immer, und mußte gemäß den Statuten noch 800 Yuan zahlen. Nach meinem Weggang hörte ich, daß mein Freund Migsa Dorjee wegen mir zur Rede gestellt wurde, aber vorgab, von nichts zu wissen."

Nachdem das chinesische Arbeitsteam auf die Flucht des Karmapa hin mit der "patriotischen Erziehung" begann, verließ eine ganze Reihe von Mönchen wegen der ständigen Behinderung ihrer religiösen Studien das Kloster, erzählte Dhondup weiter. Er hatte bereits 2000 einen vergeblichen Fluchtversuch unternommen. Über das Haftzentrum berichtet er: "Einheiten der PAP von Shigatse nahmen mich zusammen mit 19 weiteren Tibetern im Kreis Tingri, Präfektur Shigatse, fest. Vier Monate lang waren wir in dem PSB Haftzentrum von Nyari eingeschlossen. In dieser Zeit wurde ich viel gestoßen, geschlagen und getreten. Man nahm mir zudem 1.500 Yuan und meine Armbanduhr ab. Nach meiner Entlassung kehrte ich nach Lhasa zurück und verdiente mir durch Kleingeschäfte meinen Lebensunterhalt".

Teil 4

Fotos des Dalai Lamas verteilt: vier Jahre Gefängnis

Samdup, ein 26-jähriger Bauer aus Amdo Ngaba in der Provinz Sichuan, berichtete dem TCHRD von seinem Freund Sang Ga, der zu vier Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er ein Bild des Dalai Lamas fotokopiert und verteilt hatte.

"Mein bester Freund heißt Sang Ga. Er ist etwa so alt wie ich und kommt ursprünglich aus Hortsang, Distrikt Sangchu (chin. Xiahe xian), TAP Gannan, Provinz Gansu. Er ist ein Mönch des Klosters Togden (ein Bön Kloster, das auch als Kloster Topgyal bezeichnet wird) in Amdo Ngaba. Im Juli 2001 machte er eine Fotokopie eines Fotos des Dalai Lama bei der Verleihung des Friedensnobelpreises im Dezember 1989 und schrieb einige Zeilen darunter, in denen er die chinesische Politik der Zwangsanpflanzungen in den tibetischen Gegenden Amdos kritisierte. Die letzte Zeile lautete: "Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama". Dieses Dokument klebte er an die Wand eines viel besuchten tibetischen Restaurants in Amdo Ngaba und verteile es an die am Ort lebenden Tibeter. Auch ich bekam zwei Kopien davon".

Wie Samdup erzählt, kamen zwei Wochen später PSB Offiziere aus Ngaba in das Kloster Topden und befahlen dem Zuchtmeister Chepo, der zugleich der ältere Bruder von Sang Ga ist, dessen Zimmer zu öffnen. Die Polizei durchwühlte Sang Gas Zimmer nach belastendem Material. Ein Exemplar der Autobiographie des Dalai Lama wurde sichergestellt. Am folgenden Tag wurde Sang Ga in das PSB Haftzentrum von Ngaba eingeliefert und in den nächsten drei Tage unter Folter vernommen.

Samdup fährt fort: "Trotz der Vernehmung unter Folter legte Sang Ga kein Geständnis ab. Die PSB Offiziere erklärten ihm, sie wüßten ganz genau über seine Missetaten Bescheid, denn sie hätten konkrete Beweise. Es scheint, daß ein Informant der Polizei alles über seine Aktivitäten zugetragen hatte. Sang Ga erklärte den PSB Offizieren, er habe das Buch von jemand anderem geliehen. Sie waren jedoch von dieser Antwort nicht überzeugt und folterten ihn umsomehr, um etwas über seine Komplizen in Erfahrung zu bringen. Er beteuerte, es sei sonst niemand dabei gewesen und erklärte, er sei der einzige Verantwortliche.

Bei irgendeiner seiner Vernehmungen wagte Sang Ga sogar zu sagen, was immer er auch geschrieben habe, es sei wahr. Als er schließlich gestand, wurde der Abt des Klosters Topden geholt und von den PSB Offizieren wegen Sang Gas Verhalten zur Rede gestellt. Sie machten ihm schwere Vorwürfe, daß er seinen Schüler nicht genügend diszipliniert habe. Er wurde gewarnt, daß er zur Verantwortung gezogen würde, falls sich in Zukunft noch einmal etwas derartiges ereignen sollte.

Weil das PSB Haftzentrum Ngaba den Fall Sang Gas nach 15 Tagen Untersuchungshaft noch nicht entscheiden konnte, übertrug es ihn dem PSB Haftzentrum des Distrikts Barkham. Nun trafen Beamte aus Barkham im PSB Haftzentrum von Ngaba ein und setzten eine Woche lang die Verhöre fort. Ende Juli oder Anfang August wurde Sang Ga schließlich zu 4 Jahren Haft verurteilt und in das Distriktgefängnis von Barkham transferiert.

Sang Ga ist ein enger Freund von mir, weshalb ich mir schreckliche Sorgen um seinen Zustand mache. Ich hörte sogar, daß das PSB von Barkham einen öffentlichen Anschlag gemacht hat, auf dem seine Vergehen und die Strafe, die er dafür bekam, aufgeführt sind.

Was mich anbelangt, so ging ich 6 Jahre lang zur Grundschule in unserem Dorf. Danach arbeitete ich auf dem Bauernhof. 1993, mit 19 Jahren, ging ich zum ersten Mal nach Lhasa. Ich fand einen Job als Verkaufsgehilfe bei einem tibetischen Geschäftsmann namens Lhundup. Drei Jahre lang fuhr ich häufig zwischen Lhasa und Dram hin und her. 2000 startete ich mein eigenes Geschäft und verkehrte zwischen Lhasa, Amdo und Dram. 2001 hielt ich mich ein ganzes Jahr in Amdo Ngaba auf. Ich bin nun nach Indien gekommen, um bei S.H. dem Dalai Lama eine Audienz zu erhalten; außerdem beabsichtige ich, eine tibetische Schule zu besuchen und später möchte ich auch Englisch lernen".

Teil 5

Hindernisse bei der Flucht aus Tibet

Der 20-jährige Mönch Phuntsok Tsering kommt ursprünglich aus dem Distrikt Nyagchuka, TAP Kandze, Präfektur Sichuan. Für gewöhnlich müssen die Menschen, die aus Tibet fliehen wegen der Sicherheitspatrouillen, der eisigen Winterkälte und der Unzuverlässigkeit der Bergführer, denen sie hohe Summen zahlen und die sie dennoch gern im Stich lassen, große Risiken und Strapazen auf sich nehmen. Phuntsok Tsering erzählte von seinem Leben in Tibet und seinen Erlebnissen auf der Flucht durch Nepal:

"Vier Jahre lang war ich Mönch in einem Kloster meiner Heimatgegend. Ich komme aus einer Nomadenfamilie. Am 9. Mai 2002 brach ich mit einem Freund namens Khaphel nach Lhasa auf. Dort wurden wir drei Tage lang von einem alten Chinesen beherbergt. Von Lhasa aus gelangten wir nach Saga in der Präfektur Shigatse. Die lange und beschwerliche Reise von Saga zum Mt. Kailash traten wir zu Fuß an. Im ganzen brauchten wir einen Monat von Lhasa zum Mt. Kailash. Dort hielten wir uns eine ganze Woche auf und umrundeten einige Male den heiligen Berg.

Ab dem Mt. Kailash gingen wir meistens bei Nacht, und im Schutze der Dunkelheit überquerten wir auch die Grenze. Auf der nepalesischen Seite kamen wir durch einen Ort namens Legmey. In Tsangla trafen wir ein tibetisches Ehepaar mit vier Kindern, das auch auf dem Weg nach Indien war. So bildeten wir eine Gruppe von acht Personen, wir hatten jedoch keinen guide. Nach fünf Tagen stießen wir auf eine Gruppe maoistischer Rebellen. Sie trugen keine Uniformen, hatten jedoch Gewehre umgehängt. Von jedem von uns forderten sie NC 100, andernfalls würden sie uns nicht weiterziehen lassen. Wir flehten sie an, uns durchzulassen und sagten, daß wir kein Geld hätten. Ein Bewohner der Gegend, der Tibetisch sprach, half uns dabei, den Maoisten 200 NC zu zahlen. Dann stellten sie uns eine Quittung aus und ließen uns weitergehen. Nach ein paar Stunden trafen wir auf eine Gruppe von sieben bewaffneten Maoisten, die zerschlissene Kleidung trugen. Als wir unsere Quittungen zeigten, ließen sie uns weiterziehen.

Als wir am Nachmittag durch eine Ansammlung von mehreren Hütten kamen, hielten uns plötzlich zwei Männer an. Sie behaupteten, maoistische Anführer zu sein. Wir zeigten unsere Quittungen, die sie jedoch nicht akzeptierten. Sie befahlen uns umzukehren, aber wir weigerten uns. Dann drohten sie, uns anzugreifen. Ich schlug mit meinem Stock auf einen der beiden ein, so daß seine Hand zu bluten begann. Bald darauf rannten beide weg.

Bei Einbruch der Dämmerung schlugen wir unser Lager neben einem großen Felsen auf und improvisierten eine Art Schutzdach. Etwa um Mitternacht überfiel uns plötzlich eine Gruppe von über 20 Personen, von denen die meisten bewaffnet waren. Sie hoben unser Zeltdach auf und droschen auf uns ein. Ich wurde mit einem Gewehrlauf auf den Kopf geschlagen und ins Gesicht getreten. Dabei brach einer meiner unteren Zähne. Meinen Freund schlugen sie auf den Kopf, so daß wir beide ausgiebig bluteten. Die Wunde war sogar immer noch nicht verheilt, als wir im Tibetischen Auffanglager in Kathmandu eintrafen.

Während des folgenden Handgemenges versteckte das Ehepaar seine Kinder aus Angst, sie könnten getötet werden. Auch der Kerl, den ich bei dem vorigen Zusammenprall eine mit meinem Stock versetzt hatte, war mit dabei. Da er wütend auf mich war, zog er eine Schußwaffe und wollte auf mich schießen, doch seine Freunde stoppten ihn. Wir sagten, wenn sie uns weitergehen ließen, würden wir ihnen Geld geben. Wir kratzten 5.800 NC zusammen und gaben ihnen den Betrag. Dann zogen sie ab. Wir nehmen an, daß sie in Geldnot waren. Scheinbar waren es Maoisten, doch die Quittung, die uns bei der ersten Begegnung ausgestellt worden war, half uns diesmal nichts.

Am nächsten Tag stießen wir auf einen nepalesischen Polizisten, der uns nicht weitergehen lassen wollte. So kehrten wir ein Stück zurück und schlugen dann einen anderen Weg ein. Ich floh aus Tibet, weil ich den Segen Seiner Heiligkeit des Dalai Lama empfangen möchte. Ich habe kein anderes Motiv."

Teil 6

Aussage eines ehemaligen politischen Gefangenen

Chemi Tsering (Ordensname Yeshi Thargyal) ein 30-jähriger ehemaliger politischer Gefangener aus Tibet, berichtet dem TCHRD: "Ich stamme aus dem Dorf No. 7, Gemeinde Namgyal, Kreis Lhoka Gongkar. Sechs Jahre lang ging ich in meinem Dorf zur Grundschule. 1986 wurde ich in dem Kloster Lhoka Sungrabling zum Mönch ordiniert und blieb dort bis 1988.

Angeregt durch eine Reihe von Unabhängigkeitsdemonstrationen ab 1987 traf ich mich mit ein paar befreundeten Mönche, und wir beschlossen, im Gedenken an den Aufstand vom März 1959 Wandzettel mit dem Aufruf zur Freiheit anzubringen. Zu diesem Kreis gehörten auch meine Zimmergenossen Yeshi Tsering und Tsultrim Jampa, sowie Yeshi Damdul, Yeshi Ngawang und Paljor Choegyal. In jener Nacht schmiedeten wir Pläne, wie wir am besten etwas für die Unabhängigkeit unternehmen könnten. Wir schrieben Freiheits-Parolen wie "Chinesen raus aus Tibet", "Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama" und "Free Tibet" auf acht Plakate. Dann klebten wir diese um 23 Uhr neben das Tor und auf die Mauern des Gebäudes der Volksregierung der Gemeinde Kyimshe. Außerdem malten wir mit roter Farbe Freiheitsparolen auf das Tor".

Am 15. März 1989 brachten wir drei Plakate am Marktplatz der Gemeinde Chideshol an. Obwohl es uns gelang, in unser Kloster zurückzukehren, hatte uns ein Wachhabender bei unserem Tun gesehen. Am folgenden Tag gab der Vorsitzende der TAR Regierung, Dorjee Tsering, eine Verordnung heraus, der zufolge 'Separatisten', die festgenommen werden, zum Tode zu verurteilen sind. So stand es auf einem großen, an der Mauer angebrachten Blatt Papier geschrieben. Wir schlichen uns dorthin, um das Blatt herunterzureißen. Doch die Polizei überraschte uns und gab willkürlich Schüsse in unsere Richtung ab. Wir konnten unverletzt entkommen. Am 17. März 1989 kamen Beamte des Public Security Bureau von Lhoka Gongkar in unser Kloster, durchwühlten unsere Zimmer und fanden alle Hilfsmittel, die wir zur Herstellung der Plakate verwendet hatten. Yeshi Damdul wurde zusammen mit fünf weiteren tatverdächtigen Mönchen in Polizeihaft genommen. Fünf Tage später führten dieselben Polizisten Tsultrim Jampa und Yeshi Ngawang ab. Alle wurden in das Haftzentrum der Präfektur Lhoka eingeliefert.

Einen Monat später, am 20. April 1989, wurden Paljor Choegyal, Yeshi Tsering und ich festgenommen und drei Tage lang im PSB Haftzentrum des Kreises Lhoka Gongkar festgehalten. In dieser Zeit wurden wir verhört, geschlagen und mit jedem Gegenstand, der den Folterern in die Hände kam, traktiert. Im Mai 1989 wurden wir offiziell verhaftet.

Am 9. August 1989 klagte die Staatsanwaltschaft der Präfektur Lhoka sechs von uns an. Drei stritten die gegen sie erhobenen Anklagen ab. Einige Tage später wurden wir in das Haftzentrum der Präfektur Lhoka verlegt, wo wir die anderen mit uns festgenommenen Freunde wiedersahen. Wir hörten, daß sie schwer gefoltert wurden, weil sie für die Unabhängigkeit tätig gewesen waren. So blieb uns nichts übrig, als uns ebenfalls zu unseren Taten zu bekennen.

Am 30. Oktober wurden wir vor das Mittlere Volksgericht von Lhoka gestellt, wo sechs von uns der 'konterrevolutionären Propaganda' angeklagt wurden. In dem Gerichtsurteil hieß es, daß wir die Verfassung des Staates herabgewürdigt hätten, indem wir unsere Treue zu S.H. dem Dalai Lama bekundeten, und daß wir durch das Ankleben der 'konterrevolutionären Plakate' Frieden und Ordnung gestört hätten. Wir wurden der Verletzung des Art. 102 des Strafrechts für schuldig befunden. Yeshi Ngawang und Yeshi Damdul wurden zu fünf Jahren Gefängnis und drei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte und Yeshi Tsering zu vier Jahren Gefängnis und einem Jahr Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt; Paljor Chogyal und Tsultrim Jampa bekamen drei Jahre und ich zwei Jahre Gefängnis und ein Jahr Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte.

Außer Yeshi Ngawang sind die fünf anderen inzwischen nach Verbüßung ihrer Strafe entlassen worden. Am 20. April 1993 soll Yeshi Ngawang während der Besuchszeit seiner Familie eine Liste mit den Namen politischer Gefangener und den Gefängnisbedingungen in Drapchi übergeben haben. Er wurde dabei von den Gefängnisaufsehern gesehen, die ihn einen ganzen Monat in Einzelhaft sperrten. Daraufhin wurde er des 'Ausplauderns von Staatsgeheimnissen' bezichtigt und sein Urteil um 9 Jahre verlängert, so daß es nun auf insgesamt 14 Jahre lautet.

Am 20. Dezember 1989 wurde ich ins Drapchi Gefängnis in die rukhag (Sektion) 4 verlegt, und nach 15 Tagen kam ich dann in die rukhag 5, die im Januar 1990 für politische Gefangene eingerichtet wurde. Während meiner zwei Jahre im Gefängnis beteiligte ich mich auch dort an Protesten. Als Lhakpa Tsering infolge der schweren Folterungen starb, gingen wir in Hungerstreik und forderten lautstark eine Erklärung von der Gefängnisleitung. Ein andermal, als Lobsang Tenzin, ein Student der Universität Lhasa, und vier andere Häftlinge nach Powo Tramo transferiert wurden, protestierten wir erneut.

Als ich schließlich am 19. April 1991 nach Verbüßung meiner Strafe entlassen wurde, hatte ich kein Geld, um mir eine ordentliche medizinische Behandlung zu leisten. Dem Sungrabling Kloster durfte ich mich auch nicht mehr anschließen. Nach meiner Entlassung aus der Haft mußte ich der Polizeistation in Lhoka Gongkar über meine Tätigkeiten ständig Bericht erstatten und meine Freizügigkeit wurde sehr beschnitten, was den Mitgliedern meiner Familie unnötige Probleme verursachte. Deshalb ging ich nach Lhasa, wo ich einen Job fand. Wegen unserer politischen Aktivitäten erwachsen uns in der Gesellschaft viele Nachteile.

Bei Herannahen irgendeines größeren Jahrestages sind die politischen Ex-Gefangenen die ersten, die scharf überwacht werden. Die Polizei ruft uns dann alle zusammen und hält uns endlose Vorträge darüber, daß wir keiner politischen Aktivität mehr nachgehen dürfen. So habe ich aus den 10 Jahren, die ich in Lhasa wohnte, überhaupt nichts vorzuweisen, meine religiösen Studien stagnierten und ich hatte keine gute Arbeit. Ich bin immer noch Mönch und möchte so gerne meine religiösen Studien fortsetzen.

Das Kloster Sungrabling beherbergt etwa 60 Mönche. Auf Grund mehrerer Fälle von politischer Betätigung und den darauffolgenden Verhaftungen führten die Behörden dort die patriotischen Umerziehungssitzungen ein. Viele Mönche verließen inzwischen das Kloster, weil sie dem offiziellen Befehl zur Verunglimpfung S.H. des Dalai Lama nicht Folge leisten wollen.

Chinas Politik in Tibet ist es, die jungen Leute dahin zu bringen, daß sie nichts anderes als den Besuch von Discos, Theatern, Bars, Bordellen usw. im Kopfe haben. Die meisten einträglichen Geschäfte werden von chinesischen Immigranten übernommen. Viele Schüler gehen von der Schule ab, weil sie einfach die hohen Kosten nicht aufbringen können. Verbrechen wie Raub und Diebstahl sind in Lhasa im Zunehmen begriffen. Die tibetische Gesellschaft degeneriert moralisch immer mehr. Ich floh aus Tibet, um die Freiheit zu suchen und meine religiösen Studien fortzusetzen".

Teil 7

Typisches Porträt politischer Gefangener zum gegenwärtigen Zeitpunkt

Anu ist eine 47-jährige Frau aus Lhubug in Lhasa. Viele Jahre lang arbeitete sie als Schneiderin in ihrem Heim in Lhasa. In ihrer Jugend hatte sie einen schrecklichen Unfall. Sie wurde von einem chinesischen Militärlastwagen angefahren, so daß ihr ein Bein abgenommen werden mußte. Seitdem geht sie an Krücken.

Anfang März 2001 nahm die Pekinger Zentralregierung in Tibet die Kampagne des harten Durchgreifens wieder auf. In China ist sie hauptsächlich darauf gerichtet, "die steigende Kriminalität einzudämmen". Den betreffenden Instanzen in Tibet wurde spezielle Anweisung gegeben, daß sich die Kampagne hier vor allem gegen Drogenhandel, Schmuggel, mafiöse Verbrechen, Finanzbetrug und das illegale Schleusen von Personen über die Landesgrenzen zu richten habe und gegen solche Delikte hart durchgegriffen werde müsse.

In dieser Zeit nahmen Beamte des PSB Lhasa Anu wegen angeblicher politischer Aktivitäten in ihrem Haus fest. Sie kam in das PSB Haftzentrum von Lhasa, wo sie intensiven Verhören unterzogen wurde. Zwei weitere Verdächtige aus der Gegend um Lhasa wurden gleichzeitig festgehalten.

Einem Freund zufolge könnte Anus hilfreiches Wesen den Verdacht der Chinesen erregt haben. Sie ist für ihre Großzügigkeit und Freundlichkeit bekannt. Sie kümmerte sich liebevoll um politische Gefangene, sowohl jetzt als auch früher schon. Sie soll diese im Gefängnis besucht und ihnen Nahrungsmittel gebracht haben und ebenso häufig entlassene Gefangene bei sich aufgenommen haben.

Um den Oktober 2001 herum verurteilte das PSB von Lhasa Anu zu drei Jahren "Umerziehung-durch-Arbeit" in Trisam. Dort verbüßt sie gegenwärtig ihre Strafe. Das TCHRD berichtete bereits über ähnliche Fälle, wo Tibeter den Zorn der chinesischen Behörden auf sich zogen und zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden, weil sie politischen Gefangenen beigestanden hatten.

Ein solches Beispiel ist auch das von Ama Lhundrup Wangmo (einer Frau in den Sechzigern) aus dem Bezirk Lhasa. Sie ist bekannt dafür, daß sie die politischen Häftlinge in den Gefängnissen Lhasas eifrig besuchte. Am 10. August 1998 nahmen Beamte des PSB von Lhasa sie wegen ihrer Gefängnisbesuche unter dem Verdacht verbotener politischer Aktivität in Gewahrsam. Sie war bereits früher, nämlich 1987, und dann wieder 1993 aus politischen Gründen festgenommen worden. Obwohl sie in der Folge mangels konkreter Beweise wieder freigelassen wurde, werden ihre alle ihre Schritte und Handlungen nun ständig überwacht.

Ein weiteres Beispiel ist das von Dawa (eines etwa sechzigjährigen Mannes) aus Nord-Lhasa. Wegen politischer Aktivitäten verbüßte er zwei seiner auf drei Jahre lautenden Haftstrafe im Gutsa-Haftzentrum, ehe er aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde. Er ist für seine patriotische Haltung bekannt und fühlt sich für alle Gefangenen verantwortlich. Er pflegte einmal im Monat alle Gefängnisse in und um Lhasa zu besuchen, um Nahrungsmittel für die Häftlinge hinzubringen. Seine Unterstützung der politischen Gefangenen, sowie seine anderen Aktivitäten erregten das Mißtrauen der Chinesen, so daß er kurz vor der Zeremonie zur Übergabe von Hongkong 1997 verhaftet wurde.

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