16. April 2008
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(gekürzte und adaptierte Übersetzung)


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Bei der staatlich arrangierten Medientour von ausländischen Journalisten durch Gansu am 9. April versuchten einige Mönche des Klosters Labrang den Medienvertretern ihr Leid zu klagen. Ein bewegendes Video von BBC kann unter dem Link unten abgerufen werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurden die Mönche, die auf diesem Video zu sehen sind, sofort nachdem die Journalisten abgefahren waren, verhaftet und sie werden jetzt grausam gefoltert. Erklärte doch der Vorsitzende der TAR-Regierung Jampa Phuntsog kürzlich: „Wir werden es den Protestierenden hart heimzahlen, wir kennen keine Gnade mit ihnen“:

http://news.bbc.co.uk/player/nol/newsid_7330000/newsid_7336700/7336751.stm?bw=bb&mp=rm&asb=1&news=1&bbcws=1

Was die Mönche den Journalisten mitteilen wollten, steht in folgendem Artikel.

Die Mönche von Labrang machen vor ausländischen Journalisten ihrer Verzweiflung Luft

Wie aus zuverlässigen Quellen verlautet, protestierten während des Besuches einer ausländischen Journalistengruppe am 9. April 2008 die Mönche des Klosters Labrang und brachten dabei ihre Sorgen um ihre mangelnde Religionsfreiheit und den Ärger über die Anschuldigungen der chinesischen Behörden, sie besäßen Waffen, sowie ihre Sichtweise über die Ausrichtung der olympischen Spiele durch China zum Ausdruck.

Die Mönche waren am 9. April 2008 in den Innenhof des Klosters gestürmt, wo sich eine Gruppe von etwa 20 chinesischen und ausländischen Medienvertretern, die sich auf einer staatlich organisierten Besichtigungstour befanden, versammelt hatte. Es gelang den Mönchen tatsächlich, einige Minuten mit den Journalisten zu sprechen. Zunächst versuchten sie, Tibetisch mit ihnen zu reden, wechselten dann jedoch schnell zum Chinesischen über. Der Verbleib dieser Mönche ist bis heute ungeklärt, obwohl es Hinweise gibt, sie seien, unmittelbar nachdem die ausländischen Medienvertreter das Kloster verlassen hatten, festgenommen worden. Diese Angaben konnten aufgrund der Zwischenfälle in Labrang und der schweren Strafen, die die Weitergabe von Informationen an die Außenwelt nach sich ziehen würde, bis jetzt nicht verifiziert werden.

In verschiedenen Teilen Tibets, in denen sich während der vergangenen Wochen immer wieder Proteste ereigneten, haben die Behörden Handys und Computer konfisziert und die Mobilfunk-Verbindungen sowie Überlandleitungen und das Internet unterbrochen.

Viele der Mönche des Klosters Labrang hatten Tränen in den Augen, als sie mit den Journalisten sprachen, und manche von ihnen hielten eine auf Papier gemalte tibetische Flagge hoch. Die Reporter berichteten später, daß die ganze Szene nicht nur von den Kameras der Reporter, sondern auch von dem chinesischen Sicherheitspersonal gefilmt wurde. Zu jener Zeit war das Kloster bereits voller Sicherheitsbeamter und die Mönche erlebten bereits einschneidende Repressionen als Folge der Proteste vom 14. und 15. März, die von der bewaffneten Volkspolizei mit Tränengas bekämpft worden waren. Die Mönche sprachen schnell, oftmals alle auf einmal, sie hatten es eilig und wollten die Gelegenheit nutzen, ihren Kummer einer ausländischen Delegation mitzuteilen.

Einer der Mönche sagte, sie seien nicht dagegen, daß China die olympischen Spiele in diesem Jahr ausrichte. Immer wieder erklärten die Mönche: "Wir wollen Menschenrechte!". Einer der Mönche sagte: "Wir wollen Menschenrechte. Wir wollen Freiheit. Wir können so nicht weiterleben unter den Schikanen der Chinesen. Sie unterdrücken Tibet in jeder nur erdenklichen Art und Weise. Unter der chinesischen Führung können wir unserem buddhistischen Weg nicht folgen."

Ein anderer Mönch sprach über das aktuelle Geschehen in Labrang: "Viele Menschen werden verhaftet, überall sind Soldaten auf den Straßen. Keine Menschenrechte. Keine Freiheit. Sie verlangen, daß wir den Dalai Lama verurteilen. Wir wollen, daß der Dalai Lama bald zu uns zurückkehrt. Vor einigen Tagen haben wir protestiert, und als Antwort schossen sie mit Tränengas auf uns. Viele Menschen wurden festgenommen. So viele Soldaten. Keine Menschenrechte. Keine Freiheit."

Der Mönch, der die Ausrichtung der olympischen Spiele erwähnt hatte, sagte außerdem, sie seien betroffen und ärgerlich darüber, daß die chinesischen Behörden berichteten, die Mönche besäßen Messer und Waffen. Er erklärte: "Dergleichen haben wir nicht."

Die angeblichen Waffenlager der Mönche, in Wirklichkeit uralte Jagdgewehre tibetischer Nomaden

Während der letzten Wochen hatte das chinesische Staatsfernsehen immer wieder berichtet, daß in den Klöstern Waffenlager aufgedeckt worden seien. Darin ist ein eindeutiger Versuch zu sehen, die Tibeter als Verschwörer zu gewalttätigen Protesten und des daraus entstandenen Leides zu entlarven. Xinhua berichtete gestern, die Polizei habe bei der Durchsuchung von sechs Klöstern in Tibet Sprengstoff, eine Waffe und die verbotenen tibetischen Flaggen beschlagnahmt (15. April). Auch vorher schon hatte das chinesische Fernsehen wiederholt gemeldet, in den Klöstern Tibets seien Waffen beschlagnahmt worden, doch die einzigen „Beweise“, die sie vorbrachten, sind Fotos, auf denen Waffen zu sehen sind, die vor einigen Monaten von den Nomaden konfisziert wurden.

Einer Quelle zufolge wurden in einem Kloster in Kham zwar wirklich Waffen gefunden, doch handelte es sich dabei lediglich um die Waffen, die von den Nomaden dort abgegeben worden waren, als die Mönche sie gemahnt hatten, die Jagd auf Wildtiere einzustellen. Die Polizei lobte die Mönche zwar für ihre gute Tat und nahm ihnen die Waffen ab, berichtete jedoch später, die Waffen seien aus einem Waffenlager der Mönche beschlagnahmt worden.

Der Protest im Kloster Labrang am 9. April ist der zweite Vorfall dieser Art, bei dem es Mönchen gelang, mit ausländischen Medienvertretern über ihre wirkliche Situation zu sprechen. Bereits am 28. März hatten Mönche des Jokhang Tempels in Lhasa eine staatlich organisierte Medientour durch ihren Protest unterbrochen.

Nach ihrem Besuch im Kloster Labrang wurden die Journalisten in den Bezirk Machu (chin. Maqu), TAP Kanlho, Provinz Gansu, geleitet. In dieser Gegend war es zu Massenverhaftungen gekommen, nachdem am 16. März ein Protest der tibetischen Bevölkerung gewaltsam niedergeschlagen worden war, bei dem Nomaden und Studenten Bilder seiner Heiligkeit des Dalai Lama und tibetische Flaggen trugen und mit Slogans ihrem Wunsch nach Unabhängigkeit und seiner Rückkehr Ausdruck verliehen.

Die Reporter gaben an, sie hätten keine Uniformierten in den Straßen der Gegend gesehen, doch es habe sehr viele Polizisten in Zivil gegeben. Sie sagten, es sei eine Atmosphäre von Furcht und Spannung "bei allen Bürgern" zu spüren gewesen. Es gibt bestätigte Berichte, nach denen jetzt viele Chinesen die von den Protesten betroffenen Gegenden Osttibets verlassen.