10. April 2012
Phayul, www.phayul.com

Monatelange Untersuchungshaft von Indienpilgern zwingt Familien zur Aufgabe ihrer Felder

Weil zahlreiche Tibeter drei Monate nach ihrer Rückkehr von einer Pilgerfahrt nach Indien (1) immer noch festgehalten werden, ist der Lebensunterhalt von Bauernfamilien nun bedroht. Viele bäuerliche Haushalte in Tibet sahen sich gezwungen, ihre Felder brach liegen zu lassen.

„Mein Vater und meine Schwester sind beide inhaftiert worden, weshalb wir dieses Jahr unsere Felder nicht rechtzeitig bestellen konnten“, informierte Tsering (Name geändert) aus Chamdo im Osten der TAR Phayul per Telefon.

Rückkehrer aus Indien werden von PSB-Beamten verhört (TCHRD)

Wegen des rauhen Klimas in Tibet gibt es in vielen Teilen des Hochlandes nur eine Ernte im Jahr. Tsering hofft, daß Vater und Schwester bald freikommen, damit sie alle Hand anlegen können, um den nächsten Winter zu überstehen: „Wir haben die Zeit der Aussaat bereits versäumt, aber hoffentlich werden die beiden bald entlassen, damit wir, wenn wir alle hart arbeiten, die langen Wintermonate überleben können“, fügte er hinzu.

Das UN-Entwicklungsprogramm konstatierte 2010 erneut, daß Tibet „im Vergleich zu anderen Gegenden Chinas im Hinblick auf den Human Development Index, das heißt, Einkommen, Armutsbekämpfung sowie im Gesundheits- und Bildungswesen, immer noch weit hinterherhinkt“. Mit 80% der Bevölkerung, auf dem Lande bestreitet die Mehrheit der Tibeter ihren Lebensunterhalt durch die Subsistenz-Landwirtschaft.

Tausende von tibetischen Buddhisten, die Anfang des Jahres von einer Pilgerreise nach Indien und Nepal zurückkehrten, wurden von den chinesischen Behörden durchsucht, vernommen, willkürlich in Gewahrsam genommen oder sind gänzlich verschwunden.

Chinesisches Sicherheitspersonal fing sie in etwa einem Dutzend entlang der Straße, die von der Grenzstadt zu Nepal, Dram (chin. Zhangmu), nach Lhasa führt, in ad hoc eingerichteten Checkpoints ab, beschlagnahmte religiöse Gegenstände, tibetische Medizin und sogar Gebetsketten, die die Pilger mitgebracht hatten.

Diejenigen, die auf dem Luftwege nach Hause reisten, wurden bei ihrer Ankunft am Gongkar Flugplatz in der Nähe von Lhasa stundenlang durchsucht. New York Times berichtete in einem Artikel vom 9. April, daß die Tibeter, die nun schon zwei Monate lang inhaftiert seien, „verhört werden und patriotische Schulungen machen müssen, während derer sie den Dalai Lama zu verurteilen haben“.

Human Rights Watch warnte Peking im Februar, daß die Inhaftierung der tibetischen Pilger die angespannte Lage auf dem Hochland nur noch verschärfen werde: „Die Behörden sollten diese Leute freilassen, denn ihre Inhaftierung vermehrt die Spannungen in den tibetischen Gebieten, wo ohnehin schon paramilitärische Kräfte in großer Zahl stationiert sind, und man nicht mehr frei umherreisen und Informationen austauschen darf, nur noch mehr“.

Früheren Meldungen zufolge könnten die tibetischen Pilger, zu denen auch pensionierte Partei- und Regierungskader sowie ältere Bürger, sogar 80jährige, zählen, bis Mai festgehalten werden.

12. Februar 2012, „Entlassungstermin für Hunderte von tibetischen Pilgern in Gewahrsam immer noch unklar