15. Februar 2020
Phayul, www.phayul.com

Tibetische Nonne aus dem buddhistischen Zentrum Yachen Gar begeht im Internierungslager Selbstmord

Eine tibetische Nonne, die aus einem buddhistischen Zentrum in der Provinz Sichuan ausgewiesen wurde, beging in einem der Lager aufgrund der Härte der Haftbedingungen Selbstmord, berichtet Radio Free Asia (RFA).

Die namentlich nicht identifizierte Nonne gehörte zu den Tausenden von Tibetern, die in dem buddhistischen Studienzentrum Yachen Gar gelebt hatten, aus ihren Behausungen vertrieben und in Internierungslager geschickt wurden. Die Sicherheitskräfte haben im August 2019 fast die Hälfte der 13.000 Häuschen, in denen die Mönche und Nonnen untergebracht waren, abgerissen, wie eine Person, die im Zentrum wohnt, unter der Bedingung der Anonymität RFA mitteilte.

Die Hälfte von Yachen Gar wurde zerstört

Der Quelle zufolge stammt die Nonne ursprünglich aus dem Bezirk Jomda in der Präfektur Chamdo der Autonomen Region Tibet (TAR). „Sie widersetzte sich der politischen Umerziehung im Lager und lehnte sich stets gegen die Unterweisung und Ausbildungsmethoden der chinesischen Beamten auf, was oft dazu führte, daß sie geschlagen wurde. Die Leitung und der Umerziehungsausbilder im Lager hegten eine große Abneigung gegen sie“. Die Nonne wurde im vergangenen Jahr „ohne offensichtliche Gesundheitsprobleme“ ins Krankenhaus gebracht, was ebenfalls zu ihrem Protest und der Verweigerung der verordneten Medikamente führte.

„Sogar von den Ärzten wurde sie verprügelt“, so die Quelle. „Aufgrund dieser Vorfälle wurde die Nonne in das Internierungslager zurückgerufen. Da sie die Härten, die ihr im Lager auferlegt wurden, unerträglich fand, beschloß sie, ihrem Leben ein Ende zu setzen“. Unser Kontakt konnte keine Einzelheiten darüber nennen, wann und wie die Nonne sich umgebracht hat. Er sagte RFA, daß er um seine Sicherheit fürchte, und legte eiligst auf.

Eine andere Quelle berichtete, im vergangenen Jahr seien drei Mönchsbeamte in Yachen Gar verhaftet worden, als die Zerstörung der Schlafräume im Gange war. „Nach dem Abriß der Baulichkeiten in Yachen Gar im vergangenen Jahr drangen chinesische Beamte der öffentlichen Sicherheit mitten in der Nacht heimlich in das Zentrum ein und verhafteten vier hochrangige Mönchsbeamte, die des Klosters verwiesen wurden“, sagte die Quelle, die ebenfalls die Nennung ihres Namens ablehnte.

Yachen Gar steht seit dem vergangenen Jahr „unter harten Restriktionen“. „Die Reise nach und von Yachen Gar bedeutet, daß man einer strengen Überwachung unterworfen wird“, sagte er. „Reisenden, die das Gebiet durchqueren, ist es strengstens untersagt, Fotos oder Videos des Zentrums über WeChat zu verbreiten. Vor der Zerstörung der Behausungen in Yachen Gar lebten schätzungsweise 10.000 Mönche und Nonnen in dem Zentrum, aber seit die Demolierungen stattgefunden haben, wurden bis zu 7.000, vor allem aus verschiedenen Gegenden in der TAR, zum Verlassen des Zentrums gezwungen.

Bei der Abrißaktion in Yachen Gar wurden „fünf- bis sechstausend Häuschen“ zerstört, worauf im Oktober letzten Jahres die Vertreibung einer ähnlichen Anzahl von Mönchen und Nonnen folgte. Dieser Bericht aus der abgelegenen Region, die unter starker chinesischer Sicherheitskontrolle steht, kam nach einem Bericht der Lobbygruppe Free Tibet, der anhand von Satellitenbildern bestätigte, daß „die großflächigen Sprengungen fast die Hälfte des Komplexes“ eingeebnet haben.

Das Vorgehen der Behörden gegen Yachen Gar, das weniger bekannt ist als der Larung Gar-Komplex im Kreis Serthar von Sichuan, ist Teil einer „sich entfaltenden politischen Strategie“, die darauf abzielt, den Einfluß und das Wachstum dieser wichtigen Zentren für tibetisch-buddhistische Studien und Praktiken einzuschränken, wie es im Bericht einer tibetischen Unterstützungsgruppe vom März 2017 heißt. Mindestens 4.820 tibetische und han-chinesische Mönche und Nonnen wurden aus Larung Gar vertrieben, nachdem seit 2001 über 7.000 Unterkünfte und andere Gebäude abgerissen wurden, wie Quellen in der Region berichteten.