19. September 2008
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Tibetischer Fernsehjournalist festgenommen, weil er politisches Material auf seinem Computer hatte

Wie aus der Region verlautet, nahmen chinesische Behörden in der südwestlichen Provinz Sichuan einen tibetischen Fernsehjournalisten fest und durchsuchten anschließend sein Haus.

Tibetischen Quellen in Indien zufolge wurde der 26jährige Rangjung am 11. September kurz vor Mitternacht von Polizeioffizieren der TAP Kardze (chin. Ganzi), zu welcher der Bezirk Serthar (chin. Seda) gehört, verhaftet.

„Seinen Angehörigen wurde nichts über die Gründe für seine Festnahme mitgeteilt, aber sie vermuten, daß es politische waren“, sagte ein in Indien lebender Exiltibeter aus Serthar.

Ein Mönch aus dem Bezirk Serthar bestätigte diesen Hergang. „Er wurde verhaftet, aber ich habe keine Details, wenn Sie in zwei Tagen anrufen, weiß ich vielleicht mehr“, meinte er.

„Nachdem Rangjung abgeführt wurde, kamen die Polizeioffiziere noch einmal und durchsuchten sein Haus. Sie konfiszierten seinen Laptop, der nach Aussage der chinesischen Beamten einige politische Dateien enthielt. Seine Frau und zwei Kinder sind nun alleine in Serthar“, hieß es nach einer Quelle.

Rangjungs Familie wurde mitgeteilt, daß er in dem Haftzentrum der Präfektur Kardze inhaftiert sei, abersie erhielt keine Auskunft über sein Befinden.

Wiederholte Versuche der Tibetisch und Mandarin sprechenden Reporter von RFA, von dem Büro für Öffentliche Sicherheit in Kardze per Telefon Auskunft zu erhalten, blieben erfolglos. Eine Angestellte bei der Verbindungsstelle für Kardze in Chengdu sagte, sie wisse nichts von dem Fall. „Ich habe nie etwas darüber gehört“, antwortete sie.

Rangjung studierte am Normal-College in Dartsedo (Kangding) und wurde nach dessen Abschluß Reporter. Er gab drei Bücher über die Himalaya-Region heraus.

Auch Reporter ohne Grenzen in Paris äußerten sich sehr besorgt über die Verhaftung Rangjungs. „Die chinesische Regierung muß Auskunft geben, warum dieser Journalist und Fürsprecher der tibetischen Kultur festgenommen wurde“, erklärten Reporter ohne Grenzen. „Dieser Fall ist typisch für das Klima der Furcht in den tibetischen Gebieten, wo seit den Ereignissen vom März viele Menschen willkürlich inhaftiert wurden.

Rangjung war mehrere Jahre lang Nachrichtensprecher für Tibetisch bei der Fernsehstation von Serthar. Die tibetische Sängerin und Fernsehansagerin Jamyang Kyi war im April in ihrem Büro des staatlichen Fernsehens von Qinghai in Xining festgenommen worden. Einen Monat später wurde sie gegen Entrichtung einer Kaution freigelassen.

Rangjung ist auch Sänger. Ein kurzes Video mit einer seiner Darbietungen gibt es unter: http://www.youtube.com/watch?v=NYriQnlrT_A.