10. Juni 2009
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Erste größere Versammlung tibetischer Buddhisten in Lhasa endet mit sechs Festnehmen

Die chinesischen Behörden in der tibetischen Hauptstadt Lhasa nahmen diese Woche sechs Tibeter fest, nachdem über 100 Personen zur Feier des Saka Dawa Festes zusammengekommen waren. Der Polizei erklärten sie, sie täten dies in Ausübung ihres Rechts, den tibetischen Buddhismus zu praktizieren.

Die Behörden hatten schon im Vorfeld zu diesem heiligen buddhistischen Fest die Restriktionen für die religiöse Betätigung der Tibeter verschärft. Strenge Anweisungen ergingen an Studenten und Regierungsangestellte, während der Festtage unter keinen Umständen Tempel aufzusuchen.

Tibeter vor dem Jokhang Tempel in Lhasa

Einwohner von Lhasa sagen, daß es die erste größere Versammlung von Tibetern seit den massiven Demonstrationen gegen die chinesische Herrschaft war, die im März 2008 ausbrachen und sich in die drei Nachbarprovinzen ausbreiteten, was prompt zu einer Verstärkung der Präsenz von chinesischen Sicherheitskräften in der Gegend führte.

„Es war keine Protestaktion, sondern ein Sangsol“, d.h. eine besondere Opferzeremonie für buddhistische Gottheiten, kommentierte ein tibetischer Einwohner Lhasas. Er befand sich vom 7. - 10. Juni, also drei Tage lang in Gewahrsam. „Viele von uns wurden festgenommen, aber per Telefon kann ich nichts Genaueres darüber sagen“.

Einer anderen Quelle zufolge wurden sechs Tibeter aus der Region Kham (Pema Drimey aus Dege, Phurba aus Dege, Dokyab aus Dege, Dorje Tsering aus Dege und Thubpa aus Nangchen) zu Verhörzwecken in Gewahrsam genommen. Trotz der anfänglichen Zusicherung der Polizei, daß sie bald wieder frei gelassen würden, ist dies nicht erfolgt.

Geshe Monlam Tharchin, ein in Dharamsala wohnender Tibeter, sagte, er habe von Augenzeugen gehört, daß am 7. Juni bis zu 200 Tibeter in ihrer traditionellen Kleidung am Tromsikhang Markt in Lhasa zusammengekommen wären.

Sie sammelten Geld und brachten im zentralen Tempel der Stadt, dem Jokhang, Opfergaben dar. Dann zogen sie über den Markt, an den Verwaltungsgebäuden vorbei zum Potala Palast, der ehemaligen Residenz des Dalai Lama.

„Als sie einen Hof vor dem Potala Palast erreichten, riefen sie zu diesem gewandt „Lha Gyalo“ (Die Götter mögen siegen). Sie hatten sich alle traditionelle tibetische Khatags umgelegt. Als sie ihren Weg zum Nechung Tempel fortsetzen wollten, wurden sie von Militärpolizisten aufgehalten“, fügte er hinzu.

Am Nachmittag versammelten sich weitere Tibeter am Tromsikhang Markt, wo sie von der Polizei angehalten und zur Rede gestellt wurden. Sie antworteten, daß sie von ihrer Religionsfreiheit Gebrauch machten. Zu diesem Zeitpunkt wurden sechs Personen festgenommen.

Beamte der Stadtverwaltung weigerten sich, Auskunft zu dem Vorfall zu geben. Nur einer im Public Security Bureau von Lhasa, meinte: „Niemand wurde festgenommen, es war eine rein religiöse Angelegenheit. China gestattet den Tibetern die Ausübung ihrer Religionsfreiheit“.

Der 15. Tag des vierten Monats des tibetischen Kalenders gilt als ein besonderer Tag, denn an ihm (7. Juni) wird der Geburt, der Erleuchtung und des Parinirvana Buddhas gedacht.

Es war auch der Tag, an dem in diesem Jahr der Bürgermeister von Paris, Bertrand Delanoë, den Dalai Lama bei einer Zeremonie im goldenen Saal des Rathauses zum Ehrenbürger der Stadt ernannte. Ein Sprecher des chinesischen Außerministeriums nannte diese Verleihung „einen Affront gegen das chinesische Volk…, der die Beziehungen zwischen China und Frankreich ungeheuer belastet.“….