25. Oktober 2010
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Hartes Durchgreifen gegen tibetische Schulen in Qinghai, Petitionen an die Behörden

Die Behörden in den tibetischen Gebieten der Provinz Qinghai haben nun rund um die Oberschulen und Colleges, wo die Schüler und Studenten in den letzten Tagen gegen die Sprachpolitik der Regierung demonstrierten, die Polizei eingesetzt.

Am 22. Oktober wurden über 20 Schüler der tibetischen Mittelschule in Chabcha (chin. Gonghe) festgenommen. Es wird vermutet, daß einige Schüler in ihren Schulen eingeschlossen wurden, und daß die Behörden nun die Schüler, die an den friedlichen Demonstrationen teilnahmen, Verhören unterziehen.

Schülerdemonstration in Chabcha

Mehrere Hundert Schüler und Lehrer der höheren Schulen im Bezirk Chentsa (chin. Jianzha), TAP Malho (chin. Huangnan), gingen am 24. Oktober auf die Straße und protestierten, um zu erreichen, daß auch weiterhin die tibetische Sprache im Unterricht verwendet wird.

In Rebkong (chin. Tongren) hinderten am Montag Sicherheitsbeamte Reporter daran, die Schulen zu betreten. Polizisten in Uniform und Zivil standen um die Minderheiten-Oberschulen in der Stadt Wache. Einwohner der Stadt und Beamte schienen nervös und wimmelten Fragen von Pressevertretern ab.

Indessen richteten einige im Ruhestand befindliche tibetische Bürger, die früher im Schul- und Bildungsbereich tätig waren, am 24. Oktober einen Brief an die Erziehungsbehörde der Provinz, in dem sie vorschlagen, daß sich ein unabhängiger Expertenausschuß um eine Lösung des Konflikts in der Sprachenpolitik kümmern möge.

„Es ist wider das Gesetz, tibetische Schüler und Studenten ausschließlich auf Chinesisch zu unterrichten, und damit sollte Schluß gemacht werden“, erklärten diese Bürger aus Ziling. Sie erinnerten auch daran, daß das Verhältnis zwischen Chinesen und Tibetern „tief und gesund“ sein müsse, und forderten die praktische Umsetzung des „Autonomiegesetztes und der Verfassung Chinas“.

„Der Schutz und der Fortschritt der tibetischen Sprache sind förderlich für das harmonische Fortbestehen aller anderen Sprachen“, fuhren sie fort. Exemplare des auf Mandarin verfaßten Briefes wurden an mehrere Abteilungen der Provinz- und Zentralregierung sowie an den Nationalen Volkskongreß gesandt.

Schon zuvor hatte eine Gruppe von 300 Lehrern in Qinghai einen Brief an die Behörden gerichtet, in dem sie ein Ende der „Nur-Mandarin“ Sprachpolitik fordern. (1) Die Tibeter fürchten, daß ihre Kultur, Sprache und nationale Identität durch diese neue Sprachpolitik weiter untergraben werden.

Die in Peking lebende tibetische Schriftstellerin Woeser sagte, sie habe gehört, daß am Wochenende wieder Hunderte tibetischer Schüler auf die Straßen gegangen seien. “Ich weiß, daß sie am Samstag erneut demonstrierten. Sie sind nicht dagegen, daß sie Mandarin lernen müssen. Mandarin ist jetzt die Hauptsprache. Aber sie wenden sich dagegen, daß Tibetisch zu einer zweitrangigen Sprache herabgestuft wird“, sagte sie. „Es könnte sein, daß in Zukunft immer weniger Leute Tibetisch sprechen. Daher wollen die Schüler etwas für den Fortbestand der tibetischen Sprache tun, sie fordern mehr Rechte für ihre Sprache, so wie die Leute in der Provinz Guangdong, die sich für das Kantonesische einsetzen“.

(1) Eine englische Übersetzung dieses Briefes gibt es bei ICT:

Tibetan teachers write petition in support of Tibetan language; fears for students after detentions