18. Februar 2009
Radio Free Asia, www.rfa.org

Seite drucken

Tibeter in Tibet beteten für den Erfolg des Treffens des Dalai Lama mit Obama

Indem sie öffentlich für ein positives Ergebnis der Zusammenkunft ihres geistlichen Oberhaupts mit dem US-Präsidenten beteten, riskierten die Tibeter in Tibet Festnahme und Verfolgung.

Trotz strenger Sicherheitsmaßnahmen der chinesischen Behörden, die in dem Dalai Lama einen gefährlichen Separatisten sehen, verbrannten sie Räucherwerk, sprachen Gebete und zogen buddhistische Gebetsfahnen auf im Hinblick auf die erste Begegnung ihres im Exil lebenden Oberhaupts mit dem US-Präsidenten Barack Obama.

In Lhasa, der Hauptstadt der Autonomen Region Tibet (TAR), sei am Mittwoch, wie Augenzeugen berichten, die Überwachung erheblich verschärft worden mit Hunderten von paramilitärischen Kräften in der Stadt, die besonders um den Barkhor herum aufmarschierten.

Tibeter in Lhasa verbrennen Räucherwerk

Aber die Tibeter ließen sich nicht abschrecken. Einer von ihnen, der anonym bleiben möchte, sagte: „In einer nicht endenden Menschenschlange suchten die Tibeter den Jokhang Tempel und den Potala Palast auf“. Zum ersten Mal „brachten sie Blumen und Räucherwerk vor den Gemächern des Dalai Lama im Potala Palast dar“, sagte er. „Viele versammelten sich um den Jokhang Tempel und den Potala Palast und verbrannten Räucherwerk, damit das Treffen erfolgreich sein möge“. Der Jokhang ist Lhasas heiligster Tempel und im Potala Palast war die Residenz des Dalai Lama bis zu seiner Flucht nach Indien 1959.

Aus einer anderen Quelle verlautet, die Tibeter seien aus anderen Teilen des Landes, vor allem aus Amdo und Kham, extra auf Pilgerfahrt nach Lhasa gekommen.

Obama, der wie der Dalai Lama mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, benutzte die Gelegenheit, um Peking „zur Erhaltung von Tibets einzigartiger religiöser, kultureller und sprachlicher Identität und zum Schutz der Menschenrechte für die Tibeter in der Volksrepublik China“ aufzufordern.

Obama ermutigte China und die Gesandten des Dalai Lama, ihre Bemühungen zu einer Lösung ihrer Differenzen auf dem Verhandlungswege fortzusetzen, obwohl die Gespräche bisher noch keine konkreten Fortschritte erzielt hätten, gab das Weiße Haus bekannt.

Tsering, ein Mönch des Exilklosters Kirti in Dharamsala, mit Kontakten zum ursprünglichen Kloster Kirti in der Präfektur Ngaba, Provinz Sichuan, sagte, an die zweitausend Tibeter seien in der Nähe des Klosters zusammengeströmt, sie hätten Weihrauch abgebrannt, Feuerwerkskörper aufsteigen lassen und Gebete gesprochen im Hinblick auf das Treffen. „Viele Tibeter in der Stadt warfen Gebetsfähnchen in die Luft und riefen ki ki so so lha gyalo“ („Sieg den Göttern“, ein Ausruf, den Tibeter tun, wenn sie während eines Räucherwerkrituals Tsampa in die Luft werfen, was auf Tibetisch sangsol oder lhasol genannt wird).

Die chinesischen Sicherheitskräfte stellten sicher, daß die Tibeter die Gelegenheit nicht zu Protesten gegen die Regierung nutzten. Einige Polizisten rissen den Tibetern auch die Feuerwerkskörper aus der Hand und löschten die bereits entzündeten.

In Chigdril und Gade in der Präfektur Golog, Provinz Qinghai, versammelten sich mehrere Hundert Tibeter aus dem Kloster Chamda und umliegenden Dörfern. Sie entzündeten ein Feuerwerk, um das Treffen zu begrüßen. „Sie verbrannten auch Räucherwerk und ließen Feuerwerkskörper aufsteigen. Sogar die Schüler der Mittelschule von Gade beteiligten sich. Aber dann kamen die Beamten des Public Security Bureau und setzten dem fröhlichen Treiben ein Ende“.

Ein Mönch aus Rebkong (chin. Tongren), der sich mit Jokhang bezeichnete, sagte, die dortigen Bewohner hielten das Treffen „für ein großes Ereignis“. „Ich bin so glücklich, daß es stattfindet“, sagte er.

Am Mittwoch Abend feierten die Tibeter im östlichen Teil Amdos, wo der Dalai Lama geboren wurde, das Treffen mit einem Feuerwerk. Dies macht die Entschlossenheit der Tibeter deutlich trotz der Grausamkeit, mit der die Sicherheitskräfte in den letzten zwei Jahren gegen die Demonstrierenden vorgingen, ihre Loyalität zu ihrem geistlichen Oberhaupt kundzutun, sowie die große Hoffnung, die sie auf die Unterstützung ihrer Sache durch die USA setzen.

Das Reuter-Video zeigt einen Ausschnitt des Feuerwerks und der Gebetshandlungen: http://www.reuters.com/news/video?videoId=44842850&feedType=VideoRSS&fee...