19. Februar 2010
Radio Free Asia, www.rfa.org

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Mönche und Nonnen in Tibet protestieren wegen der vor zwei Jahren Festgenommenen

Quellen aus der Gegend zufolge gingen während der Feiertage des Mond-Neujahrs in der Provinz Sichuan Hunderte von Tibetern auf die Straße. Mönchen und Nonnen der Klöster Gade und Se, sowie des Nonnenklosters Mani, veranstalteten am 14. Februar einen Sitzstreik in der Stadt Ngaba (chin. Aba).

Ein Bewohner von Ngaba bestätigte, daß es ein Sit-in gegeben habe, inzwischen seien die Leute aber alle wieder abgezogen. Ein anderer antwortete auf die Frage, ob Militärpolizei entsandt worden sei: „Ja, ja, sehr viel“.

Unruhen in Ngaba 2008 (Bild: RFA)

Dekyi Dolma, eine aus Ngaba stammende Nonne, die nun in Dharamsala lebt, sagte, acht oder neun Klöster hätten sich an der Protestaktion beteiligt: „Sie entschlossen sich zu dem Sit-in, weil die Behörden niemals Rechenschaft gaben über den Verbleib all jener Tibeter, die sie im März 2008 festgenommen haben“. „Drei Personen wurden auf den Sitzstreik hin festgenommen. Die Protestierenden wurden von bewaffneten Militärpolizisten umringt. Auch Nonnen und Kinder und ältere Menschen machten mit. Obwohl sie nur friedlich dasaßen, wurden drei Tibeter festgenommen“.

Strenge Sicherheitsmaßnahmen herrschen in einem Großteil Tibets, seit es 2008 in der tibetischen Hauptstadt Lhasa zu friedlichen Demonstrationen von Mönchen kam, die sofort gewaltsam niedergeschlagen wurden. Chinesischen Angaben zufolge kamen bei den darauffolgenden Krawallen 22 Personen ums Leben. Die Proteste weiteten sich rasch auf die drei Nachbarprovinzen aus, woraufhin Peking die Truppenstärke in der gesamten Region drastisch erhöhte. Nach Angaben der Tibetischen Regierung-im-Exil starben etwa 220 Tibeter und an die 7.000 wurden verhaftet bei dem darauffolgenden brutalen Durchgreifen der paramilitärischen Truppen.

Dortigen Quellen zufolge seien die Protestierenden in Ngaba gegen Abend abgezogen, nachdem die Lokalbehörden aus jedem der Klöster Offizielle zum Zwecke der Vermittlung entsandten. Diese konnten die Mönche und Nonnen zur Rückkehr bewegen. Die Polizei riegelte die Stadt ab und blockierte alle Zufahrtsstraßen.

Tsering, ein im Exil in Dharamsala lebender Mönch, sagte unter Berufung auf Augenzeugen, die Zahl der Demonstranten sei in die Hunderte gegangen, mit noch viel mehr Sicherheitskräften – alles an einem Tag, dem 14. Februar. Anrufe um Auskunft bei Polizeistationen in der Gegend von Ngaba waren vergebens. Ein Beamter im Büro für Religionsangelegenheiten der Präfektur Ngaba antwortete: „Ich weiß nichts. Sie haben die falsche Nummer gewählt. Nichts hat stattgefunden, ich habe von nichts gehört“.

Der in Dharamsala lebende Tibeter Serthar Tsultrim berichtete, die bewaffnete Polizei in seinem Heimatdorf Khekor, Gemeinde Seda, hätte versucht, zwei tibetische Jugendliche, Rinchen Dorje und Drukchung, festzunehmen, die zu argumentieren begannen, als die Polizei sich daran machte, zwei tibetische Flaggen herunterzureißen, die am 14. Februar an einem Strommasten aufgehängt wurden. Die zwei Jugendlichen flohen in die umliegenden Berge.

Diese Woche riskierten die Tibeter Verfolgung, als sie vor dem ersten Treffen ihres geistlichen Führers, des Dalai Lama, mit US-Präsident Obama am 18. Februar Weihrauch verbrannten, Gebete rezitierten und buddhistische Gebetsfähnchen aufzogen. Beherzt strömten die Tibeter in Lhasa zum Barkhor trotz der Aufstockung der paramilitärischen Präsenz in der Hauptstadt. Augenzeugen berichteten, daß am 17. Februar mehrere Hundert bewaffneter Polizeikräfte aufmarschiert seien.