22. März 2011
Radio Free Asia, www.rfa.org

Neue, schwere Einschränkungen für die Mönche des Klosters Kirti in Ngaba

Die Behörden verbieten den tibetischen Mönchen, ihre nationale Identität zum Ausdruck zu bringen.

Peking hat den Mönchen in der unruhigen tibetischen Region Ngaba neue Restriktionen auferlegt, seit sich vergangene Woche ein Mönch aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Brand setzte.

Militärlastwagen fahren durch Ngaba (Bild von Woeser)

Im Visier der Behörden steht besonders das Kloster Kirti in der Präfektur Ngaba in der Provinz Sichuan. Die Mönche werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, sie müssen an den Schulungen zur politischen Umerziehung teilnehmen und dürfen keine öffentlichen Feiern abhalten. Diese Verbote wurden im Hinblick auf die Wahlen der tibetischen Exilregierung erlassen.

Seit der Selbstverbrennung des Mönches Lobsang Phuntsok und des Angriffs der Sicherheitskräfte auf eine Demonstration von Mönchen und Laien der Gegend „ist am 19. März eine große Zahl von chinesischen Militärpolizisten in Ngaba eingetroffen“, teilten die in Dharamsala lebenden Exiltibeter Lobsang Yeshe und Kanyang Tsering, die Kontakte zu der Region haben, mit.

„Einschneidende Restriktionen wurden den Klöstern und den tibetischen Gemeinschaften, besonders am 20. März, auferlegt. Klosterbeamte und Gemeindevorsteher mußten sicherstellen, daß keine Knallkörper gezündet werden, kein Räucherwerk dargebracht und keine Gebetszettel in die Luft geworfen werden“, sagten sie, wobei sie sich auf den traditionellen tibetischen Brauch des Hochwerfens von kleinen bedruckten Papierchen, den „Windpferdchen“, bei feierlichen Anlässen bezogen.

Dort ansässige Tibeter sehen einen Zusammenhang zwischen dieser Auflage und den Wahlen des Kalon Tripa und der Abgeordneten des Exilparlaments am Sonntag.

Am Wahltag selbst hätten Beamte von der Provinzregierung Sichuan und der Präfektur Ngaba das Kloster Kirti aufgesucht und Anweisung gegeben, daß Mönche, die das Gelände aus irgendeinem Grund verlassen möchten, eine Erlaubnis vom Zuchtmeister und von den im Kloster stationierten Regierungskadern einholen müssen.

Am folgenden Tag seien die Schulungen zur politischen Umerziehung unter dem Motto „patriotische Religion“ wieder aufgenommen worden. Sie werden von Beamten des Gesetzamts der Provinz Sichuan, der Einheitsfrontabteilung von Ngaba und des Büros für religiöse Angelegenheiten sowie eines Arbeitsteams des Bezirks Ngaba, zu dem auch der Bezirkschef gehört, durchgeführt.

„Um 8 Uhr morgens sollte der Unterricht beginnen, doch die Mönche blieben ihm fern. Dann mahnten die Kader die Klosterbeamten, die Situation in den Griff zu bekommen. Klosterbeamte gingen in jedes einzelne Zimmer der Mönche und forderten diese auf, sich im Hof der Hauptversammlungshalle einzufinden“, fügten sie hinzu. Etwa 200 Mönche leisteten der Aufforderung Folge und die Offiziellen begannen um 10 Uhr mit ihrer Indoktrinierung.

Am Montag leitete der Chef der Abteilung für Religionsangelegenheiten der Präfektur Ngaba den Unterricht. „Er machte der Klosterleitung und den Mönchen des Klosters Kirti schwere Vorwürfe. Sie hätten sich nicht an die Gesetze gehalten, die regionale Sicherheit, die soziale Stabilität und die Einheit der Nationalitäten gefährdet. Dabei zählte er die zahlreichen unerwünschten Bekundungen der Mönche, die in letzter Zeit in Kirti stattfanden, auf“.

Er sagte auch, es gäbe eine gewisse Gruppe von Mönchen, die sich der Selbstverbrennung im Kloster verschrieben hätten, weshalb sie, die Regierungskader, zusammen mit der Klosterleitung diese Gruppe ausmerzen müßten.

Da sich nur sehr wenige Mönche am Montag zu dem Meeting einstellten, wurde ihnen befohlen, am Dienstag in ihren Zimmern zu bleiben. Die Kader gingen dann „in jedes einzelne Zimmer, registrierten Namen, Alter und Anzahl der Bewohner“. Die Umerziehungsschulung ist nun in zwei täglichen Sitzungen, von 8 bis 12 Uhr vormittags und von 2 bis 6 Uhr nachmittags, anberaumt worden.