24. Februar 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Komiker in Lithang festgenommen

Dies ist die dritte Festnahme eines tibetischen Kulturschaffenden innerhalb eines Monats.

Die Behörden in der südwestlichen Provinz Sichuan nahmen einen populären tibetischen Komiker fest, der plante, ein Video herauszugeben, das die chinesische Herrschaft in den von Tibetern bewohnten Gebieten kritisch beleuchtete. Eben dies war auch eines der Schlüsselthemen bei den jüngsten Protesten.

Athar (Bildquelle: RFA)

Athar, 33, der ein Gemischtwarengeschäft betreibt, und außerdem im Bezirk Lithang in der TAP Kardze (chin. Ganzi) Kabarett-Vorstellungen gibt, wurde Anfang Februar auf Befehl von oben, wie man sagt, von einer Spezialeinheit der Polizei bei Nacht und Nebel festgenommen.

„Vor zwei Wochen drang ein Trupp von Polizisten in schwarzen Uniformen am Abend in seinen Laden ein“, berichtete Andrug Tseten, ein Mitglied des tibetischen Exilparlaments, unter Berufung auf Quellen in der Gegend. „Sie durchsuchten seinen Laden und nahmen ihn mitten in der Nacht mit.

Athars Verwandte, die sich bei der Bezirkspolizei nach seinem Befinden erkundigen wollten, bekamen zu hören, der Kabarettist sei von einem Sondereinsatzkommando der Polizei, das sich auf die Fahndung nach Personen, die „ernsten politischen Aktivitäten“ nachgehen, spezialisiert habe, festgenommen worden.

„Die Bezirkspolizei teilte Athars Verwandten - er gehört zur Yuru Keta Depa Familie - mit, die Anordnung sei von höherer Stelle aus erfolgt, und wo er sich befände, wüßten sie nicht“.

Einem Freund aus den USA, der ihn im November besuchte, hatte Athar gesagt, daß er demnächst eine DVD herausgeben werde, wonach er verhaftet werden könnte. Er gab ihm eine kurze Videobotschaft mit und bat ihn, diese publik zu machen, sobald er von seiner Festnahme erfahre (1). Es ist nicht klar, ob Athar, als er festgenommen wurde, sein Video bereits veröffentlicht hatte oder nicht.

In einer Kopie dieser Videobotschaft, die RFA zuging, beklagt Athar, daß Tibet unter den gegenwärtigen Umständen auf einen „falschen Weg“ geraten sei. Er ruft seine Landsleute zur Einigkeit auf und zu einem verstärkten Bewußtsein ihrer nationalen Identität und Kultur. Der Himmel über Tibet, der seit mehr als tausend Jahren Zeuge unserer Geschichte ist, ist nun von einer dicken schwarzen Wolke verdunkelt. „Viele Menschen in der Welt, die Mitgefühl empfinden und informiert sind, vergießen Tränen um uns und wollen uns helfen“.

„Wir sollten all jene Handlungen sein lassen, die unserem Feinden gefallen, und die Verantwortung selbst übernehmen, wir sollten die Einigkeit aller drei Regionen Tibets anstreben und aller Traditionen des tibetischen Buddhismus, wir sollten etwas zur Aufrechterhaltung unserer Kultur und zum Schutz unserer Umwelt tun“, mahnte Athar.

„Wegen der Nachrichten- und Kommunikationssperre in Sichuan ist es unmöglich, nach Lithang zu telefonieren, um herauszufinden, was mit Athar geschehen ist“, sagte sein Freund in den USA. „So viel chinesisches Sicherheitspersonal ist dieser Tage in Lithang im Einsatz“.

Athars Verhaftung erfolgte nach der Festnahme zwei anderer Persönlichkeiten des kulturellen Lebens bereits in diesem Monat. Vor etwa einer Woche wurde der populäre tibetische Autor Gangkye Drubpa Kyab, 33, im Bezirk Serthar, von Spezialeinheiten festgenommen, die ihn spät abends in seiner Wohnung überfielen.

Und zwei Wochen davor nahmen die chinesischen Behörden Dawa Dorje, einen populären Befürworter traditioneller tibetischer Kultur und Sprache, fest, als er von Sichuan, wo er eine der tibetischen Kultur gewidmete Konferenz organisiert hatte, nach Lhasa zurückkehrte.

(1) http://www.youtube.com/embed/tBgoSWI3-tQ