10. April 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Eine Vision im Vollmond bringt jungen Tibeter ins Gefängnis

Die chinesische Regierung hat den Tibetern verboten, das Bild ihres zutiefst verehrten spirituellen Oberhaupts, Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, in Klöstern, bei sich zu Hause oder sonst irgendwo aufzustellen. Wer dem zuwiderhandelt, muß mit den unausweichlichen Folgen rechnen. Doch seit neuestem ist es sogar eine strafbare Handlung, auch nur eine Vision Seiner Heiligkeit des Dalai Lama im Mond zu suchen.

Mond über dem Himalaya (DIIR)

Wie die tibetische Exilregierung mitteilte, nahm die chinesische Polizei in Lhasa einen jungen Mann fest, weil er eine Vision des Dalai Lama im Mond sehen wollte.

Der 20jährige Phurbu Namgyal aus dem zum Bezirk Lhasa gehörenden Kreis Phenpo Lhundrub wurde festgenommen, weil er eines nachts vor einem Musikschuppen (tib. Nangma-khang) zusammen mit ein paar Freunden den Vollmond anstarrte in der Hoffnung, das Antlitz seines geistlichen Oberhaupts im Vollmond zu erblicken.

„Er hatte seinen Freunden gesagt, wenn man in den Nachthimmel schaue, könne man seine Heiligkeit den Dalai Lama im Mond erblicken… Und alle schauten nun außerhalb des Lokals gebannt gen Himmel, um die Vision zu sehen“.

Später nahmen Beamte des Public Security Bureau Phurbu Namgyal fest, weil er ein „illegales Verhalten“ gezeigt habe. Namgyals Verbleib und Gesundheitszustand sind unbekannt, ebensowenig die gegen ihn erhobenen Klagen und das Datum der Festnahme. Wie aus Tibet verlautet, habe Phurbu Namgyal kürzlich ein Spiegelbild des Dalai Lama im Vollmond entdeckt. Er vertraute sein Erlebnis seinen Freunden an, mit denen er in einer Diskothek arbeitete.

Bhuchung Tsering, der Vizepräsident von International Campaign for Tibet, sagte hierzu, Phurbu Namgyals Schilderung seiner Vision und die darauffolgende Festnahme reflektierten „die Kraft des Glaubens der Tibeter, und wie dieser von Behörden gesehen wird“. „Obwohl es nicht das erste Mal ist, daß Tibeter das Bild des Dalai Lama im Mond gesehen haben wollen, ist das Vorgehen der Behörden gegen diesen jungen Mann einfach absurd“.