4/6. Februar 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org

Drei neue Selbstverbrennungen im Bezirk Serthar, kaum Details bekannt geworden

Feuriger Protest als Antwort auf zunehmende Repression

Infolge der von den chinesischen Behörden seit den Demonstrationen mit tödlichen Folgen vor kurzem verhängten allgemeinen Kommunikationssperre kam die Nachricht über die Selbstverbrennungen in einem entlegenen Dorf im Bezirk Serthar am Freitag, den 3. Februar, erst einen Tag später an.

„Am 3. Februar verbrannten sich drei Tibeter selbst aus Protest gegen die chinesische Politik an einem Ort namens Phuwu im Bezirk Serthar, einer von ihnen starb“, erfuhr RFA aus einer Quelle im Exil.

Sicherheitstruppen stürmen die Stadt Serthar

„Diese Gegend, die an die Provinz Qinghai grenzt, ist weit von der Bezirksstadt Serthar entfernt. Die zwei Überlebenden sind ernstlich verletzt, wegen der Unterbrechung der Kommunikationswege ist es jedoch sehr schwierig, Genaueres zu erfahren“.

„Bei ihrem feurigen Protest riefen sie ‚Freiheit für Tibet’ und ‚Rückkehr des Dalai Lama“. Damit stieg die Zahl der Tibeter, die sich seit Februar 2009 selbst anzündeten, auf zwanzig. Die Identität der Person, die dabei starb, konnte noch nicht in Erfahrung gebracht werden, aber bei den zwei anderen, die schwere Brandverletzungen erlitten, handelt es sich um Tsering, 60, aus dem Dorf Tsaptse, und Kyari, 30, aus dem Dorf Bumshul.

Kurz auf die Selbstverbrennung der drei Tibeter am Freitag hin wurden noch mehr chinesische Sicherheitskräfte in der Gegend eingesetzt. Seit dem Ausbruch der Proteste im Januar ist der Bezirk Serthar militärisch von der Außenwelt abgeriegelt.

RFA, 6. Februar: Die Verbindungen zwischen Serthar, sowie im Nachbarbezirk Drango und der Außenwelt, sind nun abgeschnitten. „Es ist äußerst schwierig, Serthar zu kontaktieren“, sagte Tsultrim Woeser, der aus Serthar gebürtig ist und jetzt in Indien lebt. „Ich versuchte es von China, Nepal und anderen Ländern aus, aber die Kommunikationskanäle sind geschlossen“.

Der ebenfalls aus Serthar stammende und jetzt in Indien ansässige Chogyal stimmte dem zu: „Es ist äußerst schwierig, weitere Details herauszubekommen wegen der totalen Absperrung der Gegend“.

“Bereits während der Proteste gegen die chinesische Regierung am 23. und 24. Januar war es unmöglich, Informationen über die genaue Zahl der getöteten Tibeter zu erhalten”. „Wir hörten jedoch, daß um die 45 Tibeter bei diesen Massakern ums Leben kamen”, fügte er hinzu.

Jampel Monlam, der zweite Vorsitzende des Tibetischen Zentrums für Menschenrechte und Demokratie in Dharamsala, sagte, Zweck der Abriegelung sei, zu verhindern, daß die Nachrichten über die Selbstverbrennungen von Tibetern sich verbreiteten:

„Im Bezirk Serthar, wo es zu den jüngsten Selbstverbrennungen kam, gibt es überhaupt keine Telefon- oder Internetverbindungen zur Außenwelt mehr. Die Behörden fürchten nämlich, daß man in Lhasa und anderen Teilen Tibets von den Selbstverbrennungen erfahren könnte“.

Während sich die brisanten Daten des tibetischen Neujahrs am 22. Februar und des Jahrestages des tibetischen Volksaufstandes von 1959 am 10. März nähern, wird von der Verstärkung der Sicherheitskräfte und Polizei in und um Lhasa und um die Hauptklöster berichtet. Drakonische Maßnahmen zur Drosselung der Bewegungsfreiheit der Tibeter in der Hauptstadt könnten die bereits schon angespannte Lage in Tibet noch weiter verschärfen. Die tibetische Exilregierung in Dharamsala befürchtet, daß es zu weiterem Blutvergießen und dem Verlust von Menschenleben kommen könnte.