29. Mai 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Neuer feuriger Protest mit tödlichen Folgen: "Wir können es nicht länger ertragen, unter Chinas ständiger Repression und Folter zu leben"

Nach einer Pause von einem Monat kam es wieder zu einer Selbstverbrennung aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in Tibet.

Der 31jährige Nomade Tenzin Sherab verbrannte sich am 27. Mai im Bezirk Chumarleb (chin. Qumalai) in der TAP Yulshul (Yushu) in der Provinz Qinghai. Er erlag seinen Verletzungen sofort.

„Er protestierte gegen die chinesische Herrschaft in Tibet und starb auf der Stelle“, teilte der in Südindien lebende Mönch Jampa Yonten mit. „Die chinesische Polizei raste von Chumar herbei und beschlagnahmte den Körper“.

Tenzin Sherab

Wenige Tage vor seinem Feuerprotest hatte Tenzin Sherab mit seinen Freunden über die diskriminierende Politik der chinesischen Regierung und die damit einhergehende Zerstörung der tibetischen Religion und Kultur gesprochen.

„Wir können es nicht länger ertragen, unter Chinas ständiger Repression und Folter zu leben“, das waren seine Worte.

Tenzin Sherabs Körper wurde der Familie einen Tag später ausgehändigt, doch sie durften ihn nicht in ein Kloster des benachbarten Bezirks Sershul bringen, um dort die Bestattungsriten durchzuführen.

„Der Körper ist derzeit im Haus des Verstorbenen aufgebahrt. Seine Familie plante ursprünglich, ihn für die religiösen Zeremonien in das Kloster Wonpo im Bezirk Sershul zu bringen“. „Man sagte mir soeben, daß die Angehörigen ständig von der Polizei aufgesucht und vernommen werden“, fuhr Jampa Yonten fort.

ICT zufolge wurden die Angehörigen zur Rede gestellt, warum Tenzin Sherab sich verbrannt hätte. Er war der älteste von fünf Geschwistern aus einem Dorf in Chumarleb. Die Nomadenfamilie wurde im Rahmen der chinesischen Politik der Seßhaftmachung, der Land-Enteignung und der Umzäunung der von den Tibetern bewohnen Weidegebiete dorthin umgesiedelt, was ihre Lebenssituation dramatisch verschlechtert hat“.

Dieser neue Vorfall erhöhte die Zahl der tibetischen Selbstverbrennungen auf 119 (118), seit die Welle der Feuerproteste im Februar 2009 als eine neue Form des Widerstandes gegen die chinesische Herrschaft und Politik begann.

„Tenzin Sherabs Tod macht deutlich, daß der Widerstand der Tibeter gegen die Unterdrückungspolitik Chinas selbst ein Menschenalter nach der Besetzung ungebrochen bleibt“, sagte die Direktorin von „Free Tibet“ aus London. „Wie die meisten, die sich in Flammen setzten, und überhaupt die meisten Leute in Tibet heutzutage, hat er niemals ein freies Tibet gekannt. Proteste gibt es nun seit Jahrzehnten, und sie werden solange anhalten, bis es in der Macht der Tibeter steht, ihre eigene Zukunft zu bestimmen“.

Am 24. April zündeten sich zwei Mönche des Klosters Tagtsang Lhamo Kirti in der TAP Ngaba in der Provinz Sichuan aus Protest gegen die chinesische Regierung an und starben.

Die chinesischen Behörden haben ganz Tibet mit einem engmaschigen Netz der Kontrolle überzogen, um den Selbstverbrennungen Einhalt zu gebieten, sie schnitten die Kommunikationswege nach draußen ab und brachten die Tibeter, die in ihren Augen etwas mit diesen Vorfällen zu tun haben, ins Gefängnis. Über ein Dutzend sind bereits inhaftiert, manche davon mit Haftstrafen bis zu 15 Jahren.