12. Januar 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Im ersten Selbstverbrennungsprotest 2013 zündete sich der 22jährige Tsering Tashi an

Ein junger Tibeter verbrannte sich am Samstag, dem 12. Januar, aus Protest gegen die chinesische Herrschaft in der Provinz Gansu.

Tsering Tashi zündete sich in der Stadt Amchok, Bezirk Sangchu, in der TAP Kanlho (chin. Gannan) an, wo vergangenes Jahr schon zahlreiche Tibeter auf diese Weise protestierten und den Tod fanden.

Tsering Tashi

Quellen aus der Gegend zufolge hatte Tsering Tashi vor seiner Tat seinen Körper mit Eisenketten umbunden, und in Flammen stehend rief er „Sieg sei Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama“. „Er starb an seinen schweren Verbrennungen, und andere Tibeter trugen seinen Körper nach Hause“.

Kaum waren sie mit der Leiche dort angekommen, umstellten die Sicherheitskräfte in mehreren Fahrzeugen das Haus, und hinderten die Mönche, die gekommen waren, um für Tashi zu beten sowie andere Tibeter, die der Familie kondolieren wollten, daran, das Haus zu betreten. Es wird berichtet, daß der Chef der Sicherheitsleute, der der Familie befahl, sofort die Kremierung vorzunehmen, mit der Faust auf den Tisch gehauen und der Familie vorgeworfen habe, in enger Beziehung zu der „Dalai Clique“ zu stehen.

Aus Furcht vor weiteren Repressalien ließ Tsering Tashis Vater Dukar Kyab es geschehen, daß sein Sohn ohne die vorgeschriebenen religiösen Riten eingeäschert wird. Tsering Tashis Mutter, Tsering Dolma, verlor aus Entsetzen darüber, daß die Einäscherung so plötzlich vorgenommen werden muß, das Bewußtsein, und mußte in ein Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Quellen beschreiben Tsering Tashi als einen freundlichen jungen Mann, der das Reiten liebte und bei örtlichen Pferderennen schon mehrmals den Sieg davongetragen hat.

Dies ist die erste Selbstverbrennung in diesem Jahr, mit der die Gesamtzahl der Feuerproteste aus Widerstand gegen die chinesische Herrschaft auf 96 [Woeser zufolge sind es 99] steigt.

Trotz wiederholter Aufrufe der Tibetischen Zentralverwaltung in Dharamsala, von drastischen Aktionen abzusehen, haben sich 96 Tibeter seit 2009 verbrannt und die Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet und Freiheit in Tibet gefordert.

„Was heute geschah, zeigt, daß die Tibeter die chinesische Herrschaft genauso heftig wie zuvor ablehnen“, sagte Stephanie Brigden, die Direktorin von Free Tibet, London. „Die neue chinesische Führung und die internationale Gemeinschaft dürfen doch nicht zulassen, daß die Rufe nach Freiheit weiterhin ungehört verschallen. 2013 muß es in Tibet eine Veränderung zum Positiven geben“.

Der Dalai Lama forderte diese Woche Peking auf, eine „gründliche Untersuchung“ der Ursachen der Selbstverbrennungsproteste vorzunehmen, und wies alle Anschuldigungen zurück, er trage mit Schuld an diesem Geschehen. Behauptungen, er habe zu diesen Feuerprotesten aus der Ferne angeregt, seien ein „Zeichen von Verzweiflung“ bei der chinesischen Führung, die sie ihrem Volk durch eine Politik der Zensur und „irreführender Informationen“ präsentiert.

„Sie wissen nämlich nicht, wie sie der Außenwelt diese Proteste erklären sollen und sie halten die Informationen auch durch allerlei Restriktionen von ihrem Volk fern“. „Es ist nun an der Zeit, daß sie eine gründliche Untersuchung der Ursachen für diese Proteste einleiten“, sagte er während einer Talk Show mit dem indischen NDTV-Fernsehkanal.

Die chinesischen Behörden haben die Gegenden, wo es zu den Selbstverbrennungen kam, mit paramilitärischen Kräften vollgestopft und abgeriegelt und das Internet und andere Kommunikationskanäle außer Kraft gesetzt.

Als neueste repressive Maßnahme haben sie die Satelliten-Empfangsgeräte, die die Tibeter zu verwenden pflegten, um ausländische Radio- und TV-Programme empfangen zu können, beschlagnahmt.

Wie dortige Bewohner wissen ließen, haben die Behörden Hunderte von Satellitenschüssen und Empfängern aus Privathäusern in der Präfektur Malho, Provinz Qinghai entfernt und zerstört, mit dem Ziel, daß sich die Nachrichten über die Selbstverbrennungsproteste nicht weiter verbreiten sollen.

Personen, die mit Empfängern angetroffen werden, mit denen sie die Programme von Radio Free Asia und Voice of America hören konnten, werden mit heftigen Strafen belegt.

Statt dessen werden die Tibeter angehalten, nun kleinere Satellitenschüssen und neue Anlagen zu kaufen, mit denen sie nur noch die staatlichen Programme empfangen können. Viele hegen jedoch den Verdacht, daß diese Geräte gleichzeitig als Überwachungsinstrumente fungieren.