6. November 2021
Radio Free Asia, www.rfa.org, Tibet Watch, www.tibetwatch.org

Die Tibeter werden gezwungen, selbst eine dem Kloster zugehörige Schule in Kardze abzureißen

Die Behörden beriefen sich auf Bebauungsvorschriften und drohten damit, die Schule zu zerstören und das Grundstück zu beschlagnahmen.

Wie der in Südindien lebende Mönch Kalsang Norbu dem Tibetischen Dienst von RFA mitteilte, zwangen die chinesischen Behörden im vergangenen Monat Klosterbeamte, eine dem Kloster Drango angegliederte Schule in der Präfektur Kardze in der Provinz Sichuan überstürzt abzureißen. Sie beschuldigten das Kloster des Verstoßes gegen Landnutzungsgesetze.

Tibetische Freiwillige, angeführt von Klosterbeamten, reißen Ende Oktober die Gaden Rabten Namgyaling-Schule ab

Gaden Rabten Namgyaling, eine vom Kloster Drango verwaltete Schule, wurde Ende Oktober von den örtlichen chinesischen Behörden verurteilt, und den Klosterbeamten wurde befohlen, das Schulgebäude innerhalb von drei Tagen abzureißen, andernfalls würde ein Demolierungstrupp anrücken und es zerstören und der Staat das Schuleigentum, einschließlich der Baumaterialien, beschlagnahmen, erklärte Kalsang Norbu.

So machten sich Schulbeamte und Freiwillige eiligst daran, die Schule abzureißen. Kalsang Norbu, der Videos und Bilder der Abrißaktion einsandte, die er von Quellen in der Region erhalten hatte, sagte, der Ende letzten Monats ergangene Befehl habe ein Bildungszentrum getroffen, in dem tibetische Schüler in tibetischer Kultur und Religion unterrichtet wurden.

„Das Bebauungsgesetz gilt aber nur für lokale Wohngebäude“, meinte er gegenüber RFA und bezeichnete den Abriß als unrechtmäßig.

Die 2014 gegründete Gaden Rabten Namgyaling Schule bot den jungen Mönchen des Klosters Drango sowohl traditionelle und als auch moderne Bildung. Der Lehrplan war breit gefächert mit Unterricht in tibetischer Sprache und Grammatik, Mandarin-Chinesisch, Englisch, Madhyamaka und anderen buddhistischen Lehren. Junge Mönchsschüler, die die Schule besuchten, wurden angewiesen, in ihre Heimat zurückzukehren. Somit wurden etwa 130 Tibeter einer wichtigen Möglichkeit zu ihrer Bildung und zum Erwerb kulturell-religiösen Wissens beraubt.

Die vom Kloster geführte Gaden Rabten Namgyaling Schule sei von 2014 bis 2018 renoviert worden. „Die chinesische Regierung hat in diesen vier Jahren etwa 20 Mönche unter 18 Jahren ausgewiesen“, fügte er hinzu. 
Chinesische Behörden versuchen seit langem, die Größe und den Einfluß der tibetisch-buddhistischen Klöster, die traditionell einen Schwerpunkt der tibetischen kulturellen und nationalen Identität darstellen, einzuschränken, so die Quellen in der Region.

Der Abriß der Schule ist Teil einer breit angelegten Kampagne zur Zerstörung von Kultur, der Überwachung und Informationsrestriktion durch die chinesischen Behörden in Tibet. Diejenigen, die in der Nähe des Klosters Drango leben, sind besonders betroffen. Quellen von Tibet Watch - deren Identität aus Gründen der persönlichen Sicherheit durch ihre Anonymität geschützt wird - berichten, daß der Fokus der chinesischen Behörden auf dieses Kloster wahrscheinlich eine Reaktion auf eine Reihe von Protesten zwischen 2008 und 2012 ist, bei denen Mitglieder der tibetischen Gemeinschaft ihren Unwillen über das brutale und gewalttätige Vorgehen der Polizei zum Ausdruck brachten.

Abrißarbeiten an der Schule