20. September 2022
Tibet Watch, https://www.tibetwatch.org/, Readio Free Asia, www.rfa.org

Zwei Tibeter in Polizeigewahrsam in der Präfektur Kardze getötet - andere wegen religiöser Aktivitäten verhaftet

In diesem Sommer wurden fünf Tibeter in Osttibet im Zusammenhang mit religiösen Aktivitäten verhaftet. Einer der Festgenommenen ist inzwischen in der Haft gestorben.

Chugdar, Gelo, Tsedo, Bhamo und Kori aus der Gemeinde Khakor im Kreis Serthar in der Autonomen Präfektur Kardze, Provinz Sichuan, wurden am 24. August verhaftet und in ein Haftzentrum im selben Kreis gebracht.

Zwei Tage später wurde die Familie von Chugdar, 52, von der Polizei darüber informiert, daß er in der Haft gestorben sei.

Informationen, die Tibet Watch zugingen, besagen, daß Chugdar starb, nachdem er während der Polizeihaft übermäßig geschlagen und gefoltert worden war, und daß er vor seiner Verhaftung völlig gesund war und an keiner Krankheit litt.

Während der Haft wurde den Familien der Inhaftierten der Zugang zu ihnen verweigert, und auch Versuche, ihnen Lebensmittel zu liefern, wurden abgelehnt.

Es gab eindeutige Versuche der Polizei, die Umstände von Chugdars Tod zu vertuschen. Die Polizei teilte seiner Familie mit, daß seine Leiche nicht zurückgegeben würde, wenn sie nicht unterschreiben würden, daß der Tod nicht durch Schläge der Polizei verursacht worden sei. Die Polizei teilte Chugdars Vater auch mit, daß sein Tod ganz plötzlich eingetreten sei. 

Gericht in Kardze, Ngoedup Tsering

In einem Versuch, die Polizei von ihrer Verantwortung zu entbinden, haben die Sicherheitsbeamten eine einmalige Zahlung von hunderttausend Yuan (ca. 12.500 GBP) und weitere 10.000 Yuan (1.250 GBP) pro Familie pro Jahr angeboten.

Chugdar bestreitet alleine den Lebensunterhalt für seine Frau, seine Kinder und seine Eltern. Es ist nicht bekannt, ob sein Leichnam an die Familie zurückgegeben wurde.

Die übrigen vier Gefangenen wurden am 31. August in ein Haftzentrum im Kreis Kardze verlegt, wo sie weiterhin festgehalten werden.

Die Gruppe wurde von den Dorfbewohnern beauftragt, religiöse Aktivitäten wie Rituale, Weihrauchverbrennung und Gebetsopfer zu organisieren. Informationen, die Tibet Watch vorliegen, bezeichnen sie als engagierte und aufrichtige Menschen.

Die chinesischen Behörden haben am 28. September 2022 einen Tibeter zu Tode geprügelt, nachdem er festgenommen worden war, weil er angeblich ein Altersheim im Kreis Dartsedo (chin. Kangding) in Kham Kardze (Ganzi), das zur Provinz Sichuan gehört, besucht und mit Lebensmitteln versorgt hatte, wie eine Quelle im Exil berichtete. Berichten zufolge schlug die chinesische Polizei den Mann exzessiv, so daß er am nächsten Tag starb.

In den frühen Morgenstunden des 27. September 2022 wurde Ngodup Tsering plötzlich von einigen Polizeibeamten verhaftet, nachdem er aus einem Altersheim zurückgekehrt war. Dem Bericht der Tibet Times zufolge wurde er stundenlang geschlagen und auf der örtlichen Polizeistation verhört.

Ngodups Besuch in dem Altersheim und seine Versorgung der älteren Menschen mit Lebensmitteln wurde von der Polizei als eine Kränkung der für die Betreuung der älteren Menschen zuständigen Regierungsbeamten angesehen. Darüber hinaus machte sich die Polizei über Ngodup lustig und behauptete, daß ein „Außenstehender“ nicht helfen müsse, da die Regierungsbeamten „die älteren Menschen regelmäßig mit Lebensmitteln und anderen notwendigen Dingen versorgen“. Unter dem Vorwurf, „unangemessene Gesichtsausdrücke“ gezeigt zu haben, mißhandelten die Behörden ihn so sehr, daß er nicht mehr stehen konnte. Auf der Polizeistation starb er am nächsten Morgen.