30. Dezember 2022

Radio Free Asia, www.rfa.org
30. Dezember 2022

Tibetischer Schriftsteller wegen eines öffentlichen Gesprächs über den Dalai Lama inhaftiert

Rongwo Gangkar, der auf einem undatierten Foto zu sehen ist, „wurde von der chinesischen Regierung verhaftet, weil er bei einer Versammlung eine Diskussion über den Dalai Lama geführt hatte.“

Ein prominenter tibetischer Schriftsteller, der im vergangenen Jahr in chinesischem Gewahrsam verschwand, wurde, wie Radio Free Asia erfahren hat, verhaftet, weil er an politisch heiklen Diskussionen über das geistliche Oberhaupt Tibets im Exil, den Dalai Lama, teilgenommen hatte.

Rongwo Gangkar, Autor so populärer Werke wie „Der Knoten“ und „Ein Interview mit Gendun Choephel“ (in Zusammenarbeit mit anderen Schriftstellern), wurde vor mehr als einem Jahr in der westchinesischen Provinz Qinghai in Gewahrsam genommen, wie eine in der Region lebende Quelle wissen ließ.

Rongwo Gangkar

„Er wurde von der chinesischen Regierung verhaftet, weil er auf einer Versammlung zu einer Diskussion über den Dalai Lama angeregt hatte“, verlautet aus der Quelle von RFA, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte. „Er sprach darüber, wie der Geburtstag seiner Heiligkeit und andere wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit dem Dalai Lama begangen werden sollten.“

Der Quelle zufolge sei Gangkar, ein Mönch des Klosters Rongwo im Kreis Rebgong (chin. Tongren) in der Tibetisch-Autonomen Präfektur Malho (chin. Huangnan) in Qinghai, kurz vor seinem Kloster festgenommen worden, als er aus der Kreisstadt Rebgong zurückgekehrt war.

„Wir wissen nicht, ob er bereits verurteilt wurde oder nicht, aber er wird in einem neu gebauten Gefängnis im Kreis Rebgong festgehalten“, fügte er hinzu.

Das genaue Datum von Gangkars Verhaftung ist noch nicht bekannt. Quellen hatten Gangkar bereits Anfang 2021 als vermißt gemeldet.

Ein im Exil lebender Tibeter äußerte gegenüber RFA, Gangkar habe in einem Teeladen namens Muthak in Rebgong an informellen Gesprächen über buchbezogene Themen mit anderen Schriftstellern teilgenommen. Daraufhin sei er verhaftet worden.

„Die chinesischen Behörden beobachten diesen Teeladen nun sehr genau und verbieten ihm weitere Zusammenkünfte und Diskussionen dieser Art“, sagte die Quelle, die ebenfalls um Anonymität bat, um ihre Kontakte in Rebgong zu schützen.

Der nunmehr 87 Jahre alte Dalai Lama floh 1959 während eines gescheiterten tibetischen Volksaufstandes gegen China, das 1950 Truppen in das ehemals unabhängige Himalaya-Land entsandt hatte, ins indische Exil.

Wenn Tibeter das Foto des Dalai Lama zur Schau stellen, seinen Geburtstag öffentlich feiern oder seine Lehren mittels Mobiltelefonen oder anderen sozialen Medien verbreiten, werden sie oft hart bestraft.

Die chinesischen Behörden haben Tibet und die von Tibetern bewohnten Regionen Westchinas fest im Griff. Sie schränken die politischen Aktivitäten der Tibeter und die friedliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität ein und sperren sie ins Gefängnis, wo es zu Folter und außergerichtlichen Tötungen kommen kann.