Februar 1999
Aus: "BRIEFING PAPER FOR TRAVELLERS TO TIBET"

Tibetan Centre of Human Rights and Democracy

Auf einen Blick: Die Chinesische Herrschaft in Tibet

Inhalt
  1. Historischer Hintergrund
  2. Lebensstandard
  3. Wirtschaftliche Unterdrückung
  4. Entwicklung
  5. Arbeitslosigkeit
  6. Gesundheitsfürsorge
  7. Erziehung
  8. Sprachprobleme
  9. Bevölkerungstransfer
  10. Religiöser Hintergrund
  11. Gegenwärtige Verletzungen der Religionsfreiheit
  12. Chinesisches Prozeßverfahren
  13. Gefängnisse
  14. Die Militarisierung Tibets
  15. Umweltschädigung

Stichworte
  • Über 6.000 Klöster wurden zerstört
  • Tausende von Tibetern schmachten immer noch im Gefängnis
  • Über 1,2 Millionen Tibeter wurden getötet
  • Die natürlichen Ressourcen Tibets und die anfällige Ökologie werden irreversibel ausgebeutet
  • Es gibt Beweise, daß Tibet zur Lagerung von nuklearem Abfall benützt wird
  • 6 Millionen Tibeter werden bereits von schätzungsweise 7,5 Millionen Chinesen in Tibet übertroffen
  • Tibet wurde in eine riesengroße Militärbasis verwandelt

Teil 1

Historischer Hintergrund

Tibet besitzt seit 127 v.Chr. eine dokumentierte Geschichte. Das tibetische Reich erreichte seinen Höhepunkt während des 7. und des 10. Jahrhunderts, als es sich bis nach China und andere zentralasiatische Länder erstreckte. Tibetische Heere belagerten sogar die chinesische Hauptstadt in Changan (Xian), aber 822 wurde ein Friedensvertrag zwischen den beiden Ländern abgeschlossen. In dieser Zeit kam der Buddhismus ins Land und wurde zur Staatsreligion.

842 bis 1247 befand sich das gesamte tibetische Reich auf die Ermordung von König Langdarma, der die Buddhisten verfolgt hatte, in einem Zustand der Auflösung. Das Reich zerfiel in kleine Fürstentümer und seine Beziehungen zu den Nachbarstaaten waren in dieser Zeit nur minimal.

1207 wurde Tibet von den Mongolen überrannt, die ihrerseits 1280 auch in China eindrangen und damit beide Länder in dieselbe politische Abhängigkeit zwangen. Der unhaltbare Anspruch Chinas, daß "Tibet immer schon ein Teil Chinas war", greift auf diese Periode zurück, als beide von den Mongolen regiert wurden.

Der 5. Dalai Lama, Ngawang Lobsang Gyatso, der 1642 die geistliche und politische Macht in Tibet übernahm, richtete das gegenwärtige Regierungssystem, das Gaden Phodrang genannt wird, ein. Nach seinem Regierungsantritt besuchte er China, um die Anerkennung seiner Souveränität von den Chinesen zu erlangen. Der Ming Kaiser anerkannte den Dalai Lama als den Führer eines unabhängigen Staates und akzeptierte seine Autorität im geistlichen Bereich. Im Gegenzug machte der Dalai Lama seinen Einfluß geltend, um die Mongolen zur Anerkennung der Herrschaft der Ming Kaiser in China zu bewegen.

1720 sandten die Manchus, die inzwischen China regierten, Truppen nach Tibet, um den jungen 7. Dalai Lama aus Osttibet nach Lhasa zu geleiten. Sie hinterließen einen ständig ansässigen Vertreter, der dem Dalai Lama beistehen sollte. In dieser Zeit gewannen sie nominelle Kontrolle über Osttibet, die sie jedoch nur bis 1865 aufrecht erhalten konnten. Die Manchus residierten wieder 1790 in Lhasa, aber wurden schließlich 1912 hinausgeworfen. Der 13. Dalai Lama verkündete 1913 durch ein spezielles Dekret Tibets Unabhängigkeit. Von 1911 bis 1949 gab es überhaupt keinen fremden Einfluß in Tibet. Die tibetische Unabhängigkeit wurde 1914 in dem zwischen Tibet und Britisch Indien abgeschlossenen Vertrag von Simla bestätigt.

Der tragische Wendepunkt in der Geschichte Tibets kam 1949, als die Volksbefreiungsarmee der Volksrepublik China zum ersten Mal in Tibet eindrang. Nach Niederwerfung des kleinen tibetischen Heeres und der Besetzung des halben Landes zwang die chinesische Regierung im Mai 1951 der tibetischen Regierung das sogenannte "17-Punkte Abkommen zur Friedlichen Befreiung Tibets" auf. Da es unter Nötigung unterzeichnet wurde, besitzt es dem Völkerrecht zufolge keine Gültigkeit.

Während der offene Widerstand gegen die chinesische Besatzung besonders in Osttibet wuchs, wurde die Repression der Chinesen immer heftiger. Damit einher ging auch die systematische Zerstörung von religiösen Einrichtungen und die Gefangennahme von Mönchen, Nonnen und örtlichen Volksführern. 1959 kulminierten die Aufstände in der großen Volkserhebung von Lhasa. Diese wurde von den Chinesen brutal niedergeschlagen, wodurch zwischen März 1959 und Oktober 1960, 87.000 Tibeter in der Gegend Lhasa umkamen und Seine Heiligkeit der Dalai Lama zur Flucht aus Tibet gezwungen wurde. Von 1949 bis 1984 verloren schätzungsweise 1,2 Mio. Tibeter als Folge der chinesischen Besatzung Tibets ihr Leben.

Seine Heiligkeit der Dalai Lama, der Asyl in Indien erhielt, richtete in Dharamsala eine demokratische Regierung ein.

Teil 2

Lebensstandard

Während die chinesischen Besatzer immer wieder behaupten, daß sie den allgemeinen Lebensstandard in Tibet ungeheuer verbessert hätten, enthüllen die Berichte von geflohenen Tibetern, daß die meisten dieser Wohltaten in erster Linie den schätzungsweise 7,5 Mio. in Tibet ansässigen Chinesen zugute kommen, aber nicht den Tibetern.

Im Gegensatz zu den von der chinesischen Regierung erhobenen Ansprüchen zeigen die Aussagen von vielen tibetischen Flüchtlingen, die in letzter Zeit nach Indien entkamen, einen sehr niedrigen Lebensstandard der in Tibet lebenden Tibeter an. Berichte über die gegenwärtige Lage zeigen, daß die Wirtschaftspolitik Chinas in Tibet ernsthaft die große Mehrheit der in ländlichen Gegenden ansässigen Tibeter, also die Nomaden und Bauern, in Mitleidenschaft gezogen hat. Diese Tibeter haben eine sehr dürftige Lebensgrundlage und hängen von Jahr zu Jahr von ihrer Ernte und den Produkten der Viehhaltung ab. Sie müssen hart arbeiten, um überleben zu können und ihre Kinder können gewöhnlich keine Schule besuchen, weil die hohen Schulgebühren unerschwinglich für sie sind und ihre Arbeitskraft zu Hause gebraucht wird.

Teil 3

Wirtschaftliche Unterdrückung

Die chinesische Regierung behauptet, daß Tibeter einen hohen Grad an regionaler Autonomie in der TAR (Tibet Autonomous Region) genießen würden. Die Erhebung der Steuern wird jedoch in ganz Tibet von chinesischen Beamten gehandhabt, und es gibt keine Anzeichen, daß die Steuerzahler auf irgendeine Weise von den Steuereinkünften, die seit die Chinesen 1949 das Land besetzten, zusammengetragen wurden, begünstigt würden. Eine erschreckend große Zahl von Berichten von geflohenen Tibetern weisen auf eine extrem harte Steuerpolitik hin, obwohl die Eintreibung nicht in allen Regionen Tibets gleichermaßen gehandhabt zu werden scheint.

Ein kürzlich aus Tibet eingetroffener Flüchtling berichtet, daß im August 1995 drei Steuerbeamte in das Haus von Gonpo Tsering, eines in Kreis Kamoche, Tibetisch Autonome Präfektur Kanlho, Provinz Gansu, lebenden Tibeters, kamen. Die Familie lieferte die verlangten 25 kg Gerste pro Person ab. Bei den 8 Personen dieses Haushaltes bedeutete dies insgesamt 200 kg Gerste. Noch im selben Monat kamen die Beamten ein zweites Mal und nahmen weitere 50 kg Gerste ab. Und einige Tage später erschienen 12 Angehörige des PSB (Public Security Bureau) zum dritten Mal in diesem Haus. Trotz der wiederholten Appelle der Familie, daß sie selbst nicht mehr genug Gerste für ihren eigenen Verbrauch hätte, verlangten die Staatsdiener weitere Abgaben. In der darauf folgenden Auseinandersetzung schlug einer der Beamten Gonpo Tsering mit einem Stock auf den Kopf. Zur Abwehr holte Gonpo ein Messer aus der Küche und verletzte den Beamten am Kopf. Gonpo wurde auf der Stelle verhaftet und an unbekannten Ort gebracht. Zwei Tage später wurde seine Familie benachrichtigt, daß sie seine Leiche zur Verbrennung abholen können.

Eine ganze Reihe von Steuern wurde in der TAR auferlegt: auf Grund und Boden, auf Vieh, Wolle und Pelz, auf Tierhäute, Fleisch, Getreide, Butter, Milch, Käse, Heu, Dünger und Arzneipflanzen. Es gibt auch Steuern für das "Alter" und die "Erziehung", selbst wenn die Person keine Schulung oder Altersversorgung bekommt. In einigen Fällen wurde von einer "Personensteuer" berichtet. Ein 15-jähriges Mädchen aus Lhoka sagte, daß jedes Glied seiner Familie den Chinesen 160 Yuan zahlen muß, insgesamt 1.440 Yuan, und wenn diese nicht rechtzeitig entrichtet werden, dann wird eine weitere Strafe von 300 Yuan auferlegt. Es kann auch eine Milchsteuer geben, nicht nur für milchliefernde, sondern sogar für männliche Tiere. Seit Anfang 1997 wurde auch von einer Steuer für nicht Ortsansässige, die Lhasa besuchen, berichtet.

"Ich sah viele verarmte Tibeter... Ich sah eine Menge Krankheit und Entstellung. Obwohl die TBC weltweit im Vormarsch ist, scheint es, daß TBC hier ein bedeutendes Problem ist. Eines Tages, als wir im Kloster Sera aßen, wurden wir von barfüßigen Kindern in Lumpen umgeben, die um unser Essen bettelten, noch ehe wir anfingen. Nie werde ich das kleine Mädchen mit der laufenden Nase und dem schmutzigen Gesicht vergessen, das unsere Essensreste mit seinen schmuddeligen Händchen von unseren Tellern in einen winzigen Metallbehälter kratzte und weglief. Ich fragte meinen tibetischen Freund wegen all der bettelnden Kinder. Er schüttelte nur den Kopf und antwortete, daß die Chinesen ins Land kämen und alle Jobs wegnehmen, weshalb die Tibeter keine Einkommensquelle haben. Ich sah nie einen Chinesen um Almosen bitten, man sah sie meistens als Ladenbesitzer oder Militärs." (anonym, USA, 1997)

Teil 4

Entwicklung

Die Tibeter profitieren nichts von der chinesischen Entwicklungspolitik, weil die meisten Projekte in der TAR dazu angelegt sind, noch mehr chin. Siedler nach Tibet zu locken. Eine Untersuchung der laufenden Entwicklungsprojekte und Maßnahmen in Tibet enthüllt, daß der größte Teil der Investitionen großangelegten Industrie- und Infrastruktur-Projekten unter Ausbeutung der Naturschätze Tibets zugute kommt. Das Wirtschaftsentwicklungsprogramm Chinas in Tibet ist fast ausschließlich auf die Ausbeutung der Bodenschätze Tibets und die Verstärkung der chinesischen Kontrolle in Tibet gerichtet. Die 1960 und 1970 vorherrschende Theorie, daß die Gewinne von großen Entwicklungsunternehmen "von oben nach unten" schließlich jenen in der größten Not zufließen würden, besonders der Landbevölkerung, wurde von internationalen Organisationen wie der UNDP als falsch erwiesen. Es wurde offensichtlich, daß solche Praktiken die Kluft zwischen den sozialen Gruppierungen nur noch vergrößern und die Verarmung der ärmsten Schicht der Gesellschaft noch vertiefen.

Seit der Invasion der Chinesen wurde keine wesentliche Verbesserung der Lebensqualität der Tibeter in ländlichen Gegenden erzielt. Wie ein Beobachter feststellt "leben die meisten Tibeter weiterhin in Armut am Rande des Wirtschaftsystems und liefern nur die leicht zu entbehrende Unterlage für die chinesische Wachstumsmaschine. Es gibt immer mehr Beweise, daß die wirtschaftlichen Früchte von der chinesischen Entwicklungspolitik in Tibet nicht gleichmäßig unter die Bevölkerung verteilt werden und daß die Hauptnutznießer des Wirtschaftswachstums in Tibet die chinesischen Ansiedler sind und natürlich auch der Fiskus in Peking. Tibet wird in einen Brotkorb für China verwandelt und zu einem Lieferanten von Rohstoffen gemacht". Die langfristige Zerstörung der traditionellen Lebensgrundlage wird ignoriert und den Betroffenen keine Kompensation geboten. Großen Teilen der Bevölkerung ist es nicht vergönnt, auf einem normalen Lebensstandardniveau zu existieren.

Teil 5

Arbeitslosigkeit

Nach dem Menschenrechtsbericht des US Außenministeriums ist die Diskriminierung der Tibeter sehr weit verbreitet, besonders auf dem Arbeitssektor. Die Lage ist mit einer stets steigenden Zahl von arbeitslosen Tibetern kritisch geworden. Es gibt eine Menge von Berichten, daß chinesische Neusiedler in Tibet bei der Arbeitsvergabe, der Beförderung und den Arbeitsbegünstigungen bevorzugt behandelt werden. Anfang 1997 verloren die tibetischen Fremdenführer, die in Lhasa von der Regierung angestellt waren, ihre Jobs, weil sie nicht genehmigte Reisen nach Indien unternommen hatten. 72 von ihnen verloren ihren Arbeitsplatz. Die Chinesen geben selbst zu, daß eine unverhältnismäßig große Anzahl an staatlichen Angestellten in Tibet Chinesen sind.

Berichte von Flüchtlingen und Touristen weisen darauf hin, daß immer mehr Tibeter, darunter auch sehr viele Kinder, gezwungen sind, wegen der schlechter gewordenen wirtschaftlichen Lage in Tibet betteln zu gehen, um sich am Leben zu erhalten. Ein Mann, der als Bettler in Lhasa lebte, berichtete, daß es in der Hauptstadt über 3.000 Bettler gebe und daß die Zahl in Shigatse sogar noch höher liege. Ausländische Besucher in Tibet waren 1997 schockiert von der großen Zahl von Bettlern, die sie allerorten sahen.

"Arbeitsplätze auf allen Ebenen werden den neu zugezogenen Chinesen vergeben. Alle Straßenbau- und Ingenieurarbeiten und Entwicklungsprojekte werden von den Chinesen geleitet, was die Tibeter arbeitslos macht... Das Entwicklungsbüro in Lhasa ist die hauptsächliche Instanz, die für die vielen chinesischen. Unternehmen in Tibet zuständig ist. Tibetischen Arbeitern wurden ihre Jobs weggenommen, und nun ist wegen dieser die Chinesen bevorzugenden Politik sogar ihr eigentlicher Lebensunterhalt bedroht. Älteren Arbeitern wurden ihre Vergünstigungen gestrichen, während die jüngeren ihren Lohn nicht rechtzeitig ausbezahlt bekommen". (anonym, Dez. 1996)

Teil 6

Gesundheitsfürsorge

Die Tibeter werden auch auf dem medizinischen Sektor benachteiligt. Flüchtlinge berichten, daß die Chinesen freie Behandlung in Tibet erhalten, während Tibeter zahlen müssen. Tashi, der im Oktober 1997 aus Tibet floh, verbrachte über einen Monat in dem Volkshospital von Shigatse. Er berichtete, daß die lokalen Tibeter den vollen Preis entrichten mußten, um überhaupt behandelt zu werden, während die chinesischen Patienten gar nichts zahlen mußten. Den örtlichen Tibetern wurde viel Geld für die Hospitalkosten abverlangt: 800 bis 1000 Yuan als Hinterlegung; 20 Yuan pro Nacht und Krankenbett; 20 Yuan für eine Glukoseflasche; weitere Beträge für jede folgende Untersuchung. Tashi sagte, daß während seiner kurzen Zeit in dem Hospital zwei Tibeter starben, denen die Aufnahme verweigert wurde, weil sie die notwendige Anzahlung nicht leisten konnten. Gyalpo, ein 47-jähriger Mann aus Shalu, Region Shigatse, litt an einer kritischen Lungen- und Lebererkrankung. Er starb, nachdem ihm die Behandlung verweigert wurde. Ein anderer Mann aus Tsongdu, Region Shigatse, starb ebenfalls, weil er die geforderten 1.000 Yuan nicht aufbringen konnte und so keine Aufnahme fand.

Ein im Exil lebender Tibeter, der kürzlich Tibet besuchte, schätzt, daß das staatliche Aufkommen für Gesundheit nur etwa 3 Yuan pro Monat und Person beträgt, während die Arzneikosten für seinen Vetter, der an einer partiellen Lähmung leidet, über 6.000 Yuan im Jahr ausmachen. Diese Quelle sagte auch, daß im Gegensatz zu der Behauptung der Chinesen, daß in Tibet ein System der freien medizinischen Behandlung gelte, das Erste Volkshospital von Lhasa keinen Patienten, selbst in kritischer Verfassung, ohne die geforderte Hinterlegung aufnimmt.

Nach Kenntnis des TCHRD führte die Gesundheitsbehörde der TAR 1995/6 eine Inspektion aller privaten Krankenhäuser und Kliniken in und um Lhasa durch. Die Kommission konfiszierte die Lizenz von Lodoe Choedak, dem ehemaligen Direktor des Zhigong Hospitals von Lhasa. Nach seiner Pensionierung hatte der 50-jährige Lodoe Choedak eine private Klinik eröffnet. Zusammen mit Lodoe wurden die Praxislizenzen von neun seiner Kollegen, alles Tibeter, konfisziert. Die Kommission behauptete, Lodoes Klinik würde gewisse Kriterien nicht erfüllen und müsse daher geschlossen werden. Einige seiner Kollegen, die gute Beziehungen zu chinesischen Kadern und Ärzten hatten, durften ihre Lizenzen behalten, obwohl sie erst vor kurzem ihr Examen ablegten und keine große Erfahrung besaßen. Die Hospitäler in der Stadt sind medizinisch gut und mit professionellen Ärzten ausgestattet. Die Lage in den Dörfern ist jedoch wegen des ernsten Mangels an medizinischer Ausrüstung und ungenügender Zuteilung von qualifiziertem Personal erbärmlich.

"Gesundheitsfürsorge oder vielmehr ihre Abwesenheit ist ein weiteres Problem. Die lokale Krankenstation in dem Dorf (5.000 Einwohner) hat weniger Arzneivorräte als ich in meiner Notfallsapotheke bei mir habe. Das ist die Art von Hospitälern, wo man sich Krankheiten erst holt! Eine einzige Injektionsnadel wird für 40-50 Patienten verwendet, die jeden Tag zur Spritze kommen. Ich denke, daß sie die Nadel ab und zu sterilisieren, nach dem Ruß an dem Behälter zu schließen. Die Patienten bestellen ihre Medizin durch irgend jemand, der zur nächsten Stadt geht (ein paar Tage zu Fuß oder 12 Stunden zu Pferd). Man sieht auch Patienten, welche die Injektionsflüssigkeit mit Arak mischen und sie dann trinken, um ihre Schmerzen zu kurieren". (anonym)

Teil 7

Erziehung

Das Überleben der angestammten tibetischen Kultur wird durch die chinesische Kontrolle des Erziehungssystems ernsthaft gefährdet. Die Mehrheit der in der TAR gebauten Schulen befinden sich in den Städten und größeren Ortschaften, es gibt nur wenige Schulen auf dem Lande, wo die Tibeter hauptsächlich wohnen. Das verwehrt vielen tibetischen Kindern das Recht auf eine angemessene Ausbildung. Die Diskriminierung in dem Schulsystem entfremdet die tibetischen Kinder ihrer Kultur. In einer Befragung von 50 tibetischen Schulkindern, die in den letzten 3 Jahren im Exil ankamen, gaben 29 an, daß sie sich gegenüber den chinesischen Schülern diskriminiert empfanden. Verschiedene Arten der Benachteiligung wurden erwähnt, darunter die höheren Schulgebühren, die schlechteren Lernbedingungen und zusätzliche Gebühren für Stühle, Pulte, Bücher und Ersatz für jeglichen der Schule zugefügten Schaden. Tibetische Schüler berichteten, daß die Lehrer den chinesischen Schülern viel mehr Aufmerksamkeit schenkten.

Die Schüler erzählten auch, daß sie nur selten Stunden in tibetischer Kultur und Geschichte bekommen. Sie durften ihre tibetischen Feiertage außer dem Neujahr nicht begehen und wurden gezwungen, die chinesischen Feste zu ehren. Man untersagte ihnen, ihre traditionellen tibetischen Kleider in der Schule zu tragen und ihre normale Speise zu essen. Oftmals zwang man sie, dem Dalai Lama und der tibetischen Geschichte abzuschwören und schalt sie als dumm, schmutzig und minderwertig.

Bis vor kurzem wurden tibetische Kinder von 6 bis 13 Jahren in ihrer eigenen Sprache unterrichtet und begannen ab dem 9. Lebensjahr, Chinesisch zu lernen. Im April 1997 kündigten die chinesischen Besatzer in der TAR an, daß Chinesisch nun vom ersten Schuljahr an eingeführt wird und deuteten an, daß in einigen Grundschulklassen Chinesisch fortan Tibetisch als die einzige Unterrichtsprache ersetzen werde.

Ähnlich werden Tibeter auf Hochschulebene in Chinesisch unterrichtet und geprüft. Im Dezember 1996 wurde beschlossen, daß die Kurse in tibetischer Geschichte an der Tibetisch-Abteilung der Universität Lhasa von nun an nur noch auf Chinesisch gehalten werden. In dem akademischen Jahr 1997/8 wurden überhaupt keine neuen Studenten für die Tibetisch-Abteilung zugelassen.

Ein weiterer bedeutender Verstoß gegen das Recht auf Erziehung ist die Aufnahmeprüfung für die Hochschule. Das Examen wird allgemein ganz oder teilweise in Chinesisch abgehalten. Sogar wenn ein tibetischer Student die Sprache zufriedenstellend beherrscht und ein gutes Ergebnis in der Aufnahmeprüfung erzielt, ist ihm keine Aufnahme garantiert. Viele Studenten sagten, daß die Aufnahme in den Erziehungseinrichtungen nicht von der Leistung, sondern von der Bestechung abhängt. Nach einem Bericht von 1997 waren von 1.500 in der Tibet Universität von Lhasa eingeschriebenen Studenten nur 150 Tibeter. Dies ist ein weiterer Beweis für die weitverbreitete Diskriminierung, denen Tibeter im Erziehungswesen ausgesetzt sind.

Wegen der Diskriminierung und dem Mangel an Ausbildungsmöglichkeiten in Tibet schicken viele Eltern ihre Kinder ins Exil, um in von der tibetischen Exilregierung geführten Schulen unterrichtet zu werden. Das verboten nun die Chinesen. Im Oktober 1997 erließ der Disziplinar-Ausschuß der TAR einen Befehl, worin es heißt, daß "Parteimitglieder und Kader ihre Kinder nicht in eine von den Deserteuren geleitete Schule schicken dürfen. Wer sie bereits dorthin gesandt hat, muß sie innerhalb einer festgesetzten Frist zurückholen. Und jene, die der Verordnung nicht Folge leisten, werden entsprechend ihrem Versäumnis nach dem Kodex der Kommunistischen Partei und durch politischen Prozeß bestraft". Das TCHRD weiß von 40 Kindern, die bisher aus diesen Gründen nach Tibet zurückkehren mußten.

Teil 8

Sprachprobleme

Mit dem Zustrom von chinesischen Siedlern nach Tibet wird die angestammte tibetische Sprache zu einer Minderheitssprache, die weiterhin die einheimische Bevölkerung auf allen Lebensgebieten entfremdet. Die Sprachbarrieren vermindern beispielsweise in großem Maße die Möglichkeiten der Tibeter auf dem Geschäftssektor. Die meisten Fabrikwaren werden aus China importiert, und weil die Chinesen nun schon einen großen Teil der Bevölkerung (besonders in Lhasa und Shigatse) ausmachen, ist es notwendig geworden, Chinesisch fließend zu beherrschen. Ohne diese Fähigkeit ist es für einen Tibeter praktisch unmöglich, irgendein Geschäft zu betreiben.

"Ein Exiltibeter, der 1995 Tibet besuchte und den ich traf, meint, daß in Shigatse 50 - 60% aller Läden Chinesen gehören, in Gyantse 40 - 50%, während er in Nyingtri in Konpo 550 chinesische und nur 15 tibetische Läden zählte". (John, USA, 1998)

Teil 9

Bevölkerungstransfer

"... die VR China hat ein Programm zur Masseneinwanderung von Chinesen unternommen, die nun wahrscheinlich schon die Tibeter in ihrem eigenen Land an Zahl übertreffen. Es gibt keine eindeutigen Bevölkerungsdaten, aber manche schätzen, daß es in der Hauptstadt Lhasa etwa 160.000 Chinesen und nur etwa 100.000 Tibeter gibt. Der Unterschied mag in den entlegenen Gegenden weniger auffällig sein, aber der unvermeidliche Schluß ist, daß Tibet ganz einfach von China verschlungen wird. Läden, Hotels, Märkte, Geschäfte und Händler sind größtenteils chinesisch. Die Ladenschilder tragen große chinesische Aufschriften, während darunterl kleine tibetische Buchstaben stehen. Wenn man aus Lhasa hinausfährt, trifft man ebenso viele chinesische Hirten, Bauern, Bauarbeiter und Reisende wie Tibeter. Kurz gesagt, Tibet verschwindet." (Aussage des US Kongress-Abgeordneten Frank Wolf, der im August 1997 Tibet besuchte)

Der Verlust der tibetischen kulturellen Identität ist vielleicht die kritischste und unmittelbarste Bedrohung für das tibetische Volk heutzutage. Die aktive Politik der Bevölkerungsverschiebung, die von der chinesischen Regierung betrieben wird, drängt die Tibeter immer mehr an den Rand, wodurch ihre kulturellen Attribute in einen Minoritätsstatus gezwungen und ihre Möglichkeiten im Beschäftigungssektor drastisch eingeschränkt werden.

Am 12. Mai 1993 wurde bei einer geheimen Sitzung von Parteikadern auf hoher Ebene beschlossen, Tibet weiterhin mit chinesischen Bürgern zu überfluten. Die Absicht dabei ist, es den Tibetern zahlenmäßig "unmöglich zu machen, sich zu erheben wie im Falle der Inneren Mongolei und Ost Turkestans". Gegenwärtige Schätzungen der tibetischen Exilregierung besagen, daß die Bevölkerung innerhalb Tibets aus 6 Mio. Tibetern und 7,5 Mio. Chinesen besteht, was heißt, daß die Tibeter bereits marginalisiert worden sind. In der Manchurei betrugen 1994 die Manchus 3 Mio., denen 75 Mio. Chinesen gegenüberstehen. In der Inneren Mongolei werden die Mongolen von den Chinesen von mindestens 5 zu 1 übertroffen. Wenn die Politik der Bevölkerungsverlagerung so weiter geht, dann wird das Überleben der tibetischen Kultur ernstlich gefährdet sein.

Um die Niederlassung von Chinesen in Tibet zu begünstigen, bietet ihnen die chinesische Regierung eine ganze Reihe von Vorteilen. Folgende Aussage eines Chinesen zeigt, warum Bedingungen und Leistungen geboten werden, die ganz anders als die für Tibeter sind: "Den von den entwickelten Regionen Chinas hereingebrachten Arbeitskräften kann nicht zugemutet werden, von der lokalen Kost von Tsampa und rohem Fleisch zu leben. Sie brauchen gute Wohnungen, Krankenhäuser, Kinos und Schulen für ihre Kinder".

Wohnungsbeschaffung, Gesundheitsfürsorge, kulturelle und Erziehungsanstalten bilden alle Aspekte eines äußerst kostspieligen Unterfangens, die notwendigen Anreize für Chinesen zu schaffen, damit sie willig sind, in Tibet zu arbeiten. Andere teuere Vergünstigungen sind eine Zulage für die geographische Höhe und zusätzlicher Urlaub. Die Jahreslöhne für die chinesischen Zuwanderer liegen um 87% höher in Tibet als in China. Je länger der Aufenthalt in Tibet, desto größer die Vorteile. Für je 18 Monate Arbeit in Tibet haben Chinesen Recht auf einen dreimonatigen Heimaturlaub, wobei alle Ausgaben vom Staat übernommen werden. Chinesische Unternehmer bekommen in Tibet spezielle Steuerbefreiung und Darlehen zu niedrigen Zinsen. Während Tibeter, die in ihrer eigenen Heimat ein Geschäft anfangen wollen, es sogar schwer haben, eine Lizenz zu erhalten.

"Lhasa ist nicht mehr wiederzuerkennen - es ist nun 10 Jahre her seit meinem letzten Besuch. Wenn man mit dem Bus kommt, schaut es aus wie jede andere einförmige chinesische Stadt. Die Arbeitslosigkeit unter den jungen Tibetern scheint bei 70% zu liegen, und weiter strömen die chinesischen Sieder nach Lhasa und das übrige Tibet. Die meisten jungen Tibeterinnen sind in der Dienstleistung beschäftigt, in Hotels und Restaurants. Die Verbrechensquote ist sehr hoch! Ich sah Diebstahl und Klauen in ganz Lhasa. Es gibt einige lange Straßen mit lauter chinesischen Bordells". (anonym, 1997)

Teil 10

Religiöser Hintergrund

Die alte Religion Tibets ist der Bön, die von Shenrab Miwo von Shangshung in Westtibet gegründet wurde. Mit der Einführung des Buddhismus nahm der Einfluß des Bön ab, doch auch heute gibt es noch eine aktive Gemeinde von Tibetern, die diesem Glauben angehören. Die Bön Religion hat viele Elemente des Buddhismus im Laufe der geschichtlichen Entwicklung übernommen, und auch der tibetische Buddhismus hat viel von Bön Elementen inkorporiert, doch ist der Buddhismus zweifellos die Hauptreligion Tibets.

Der tibetische Buddhismus ist kein reines Glaubenssystem. Er umfasst vielmehr die Gesamtheit des tibetischen Lebens, von den politischen und wirtschaftlichen bis zu den sozialen und kulturellen Bereichen. Er wird in Tibet seit über tausend Jahren ausgeübt, fast alle Tibeter sind Buddhisten, und ihr Glaube bildet die Grundlage ihrer kulturellen Identität. Seitdem die Chinesen Tibet besetzten, erlitten die Tibeter jedoch eine unbeschreiblich grausame Unterdrückung ihrer Religion. Von den 6.259 Klöstern, die vor der Invasion von 1949 bestanden, waren 1976 nur noch 8 übrig. Obwohl einige von ihnen wiederaufgebaut wurden, wird den Tibetern ihr Recht auf Religionsfreiheit in vielfältiger Weise verweigert.

Teil 11

Gegenwärtige Verletzungen der Religionsfreiheit

Chinas erbarmungslose Unterdrückung der Religion in Tibet wurde im Zuge der "Schlag-hart-zu" Kampagne (oder "Hartes Vorgehen gegen Verbrechen") noch verschärft. Diese Kampagne wurde im April 1996 in ganz China und Tibet gestartet mit dem offiziell erklärten Ziel, in China gegen Verbrechen und Korruption vorzugehen. In Tibet jedoch richtet sie sich gegen diejenigen, die Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama treu sind und die Unabhängigkeit ihrer Heimat befürworten. Die Kampagne wird immer noch gewaltsam in verschiedenen Klöstern im ganzen Lande durchgeführt. Mönche und Nonnen werden endlosen "patriotischen Umerziehungsklassen", die von chinesischen Kadern gehalten werden, unterworfen. Bei diesen werden sie gezwungen, den Dalai Lama zu denunzieren und sich von jeglichen Ideen tibetischer Eigenständigkeit abzukehren. Diejenigen, die sich weigern, erleiden schwere Vergeltung. Bis Dezember 1998 wurden 9.977 Ausweisungen aus den Klöstern und 492 Verhaftungen im Zuge dieser Kampagne von uns verzeichnet. Bis dato wurden 1.780 von den 1.787 Klöstern und Tempeln in Tibet von der "Schlag-hart-zu" Kampagne erfaßt.

Teil 12

Chinesisches Prozessverfahren

Das chinesische juristische System ist sehr verschieden von dem anderer Länder. Gemäß Amnesty International ist "das Recht, als unschuldig zu gelten, solange die Schuld nicht bewiesen ist, ein grundlegendes Prinzip des internationalen Rechtes. Die einzelnen Länder haben die Freiheit, ihre eigene Art und Weise von Gerichtsverfahren zu entwickeln, vorausgesetzt sie erfüllen die Minimum-Anforderungen für ein gerechtes Verfahren, wie sie im internationalen Recht festgelegt sind. Diese verlangen einen Prozeß ohne allzu große Verzögerung, der außer in sehr begrenzten Umständen für die Öffentlichkeit zugänglich sein muß, eine angemessene Zeit und Gelegenheit für den Angeklagten, seine Verteidigung vorzubereiten und nach seiner Wahl einen Rechtsbeistand zu konsultieren". Trotz solcher internationaler Richtlinien werden Tibeter routinemäßig verhaftet, monatelang festgehalten und langwierigen Verhören unterworfen, ohne daß sie irgendwelchen Kontakt zur Außenwelt haben dürfen. Sie haben kein Recht, ihre Angehörigen zu sehen oder gesetzliche Vertretung zu suchen, bis der Prokurator den Fall dem Gericht übergibt. Das Urteil ist bereits vorgefaßt, dem der Gerichtshof nur noch seinen Stempel aufzudrücken braucht. Erst seit kurzem berichten ehemalige politische Gefangene, daß sie überhaupt vor Gericht gestellt wurden.

Trotz der Änderungen an dem Kriminalverfahrensgesetz (CPL) der VR China, die 1997 in Kraft traten, sind willkürliche Verhaftung ohne einen Verhaftungsbefehl oder eine Anklage, fortgesetzte Festhaltung ohne Verfahren und Verweigerung des Zugangs zu einem gesetzlichen Beistand immer noch die allgemein übliche Praxis für tibetische Gefangene. Geschlossene Verhandlungen, wenn es um "Staatsgeheimnisse" geht, sind auch in dem revidierten Gesetz möglich. Viele Gefangene berichten, daß sie während der Verhöre gefoltert wurden, um sie zu einem Geständnis ihrer angeblichen Verbrechen zu bringen. Folter und Mißhandlung von Häftlingen und Gefangenen sind weit verbreitet und führen auch oft zum Tode.

Im Mai 1998 berichteten die chinesischen Quellen, daß 200 Gefangene wegen "Verbrechen gegen die Staatssicherheit" (zuvor als "konterrevolutionäres Verbrechen" bezeichnet) einsitzen. Im Gegensatz dazu schätzt das TCHRD die derzeitige Anzahl der in Tibet eingesperrten politischen Gefangenen auf etwa 1.100.

Teil 13

Gefängnisse

Während ihres Besuches in Tibet im Mai 1998 wurden drei EU Botschafter von einem Vertreter der Justizbehörde informiert, daß es 3 Gefängnisse in Tibet gebe: Drapchi, das Lhasa Stadtgefängnis (wohl ist Outridu gemeint) und Pomo in der Präfektur Linzhi (oder Powo Tramo in Kongpo, Nyingtri). Das EU-Dreigespann wurde informiert, daß in den Gefängnissen etwa 1.800 Delinquenten festsäßen. Nur Gefangene, die von einem Gerichtshof verkündete Urteile haben, sitzen in diesen Gefängissen ein. Drapchi ist offiziell nur für juristisch verurteilte Gefangene mit einem Urteil von 5 und mehr Jahren da, obwohl dort in Wirklichkeit auch Gefangene mit kürzeren Urteilen sind. Das Drapchi Gefängnis war bisher das einzige offiziell für die TAR genannte, aber 1994 verkündete der Nationale Volkskongreß ein "Gefängnisgesetz", das den Begriff "laogai" durch "Gefängnis" ersetzte. Deshalb werden nun ehemalige "laogai" ("Reform-durch-Arbeitslager"), so wie Powo Tramo, auch als Gefängnisse bezeichnet, obwohl sich die Bedingungen dort nicht geändert haben.

Zusätzlich gibt es auch eine Anzahl von administrativen Haftzentren, die als "laojiao" oder "Umerziehung-durch-Arbeitslager") bekannt sind. Die Häftlinge in diesen Zentren werden ohne Prozeß durch ein quasi-juristisches staatliches Komitee verurteilt und bis zu 3 Jahren ohne irgendeine Form von gesetzlichem Verfahren oder Appellationsrecht festgehalten. Diese Frist ist auch auf 4 Jahre ausdehnbar. Es gibt drei solcher Orte der Gefangenhaltung in dem Bezirk Lhasa, die unter dem Namen Yitridu, Outridu und Trisam bekannt sind. Yitridu und Outridu sind beide Teile des Sangyip Komplexes. Es gibt auch noch 6 administrative Haftzentren auf Präfekturebene außerhalb der Stadt Lhasa, die als "laojiao" dienen. Nach einer Information, die im Mai 1998 den EU Botschaftern gegeben wurde, gibt es eine Umerziehungseinrichtung in Lhasa mit etwa 100 Insassen, eine andere in der Präfektur Ngari und der Bau einer weiteren steht in der Präfektur Chamdo bevor. Die Botschafter wurden belehrt, daß "Umerziehung-durch-Arbeit" ein viel freieres Regime bedeute: Die Türen würden nicht verschlossen und die Insassen leisteten ihre Arbeit ohne Beaufsichtigung.

Teil 14

Die Militarisierung Tibets

China hat den einst friedlichen Pufferstaat zwischen China und Indien in eine riesengroße Militärzone verwandelt. Die chinesischen Besatzungskräfte haben die Aufgabe, Pekings Kontrolle über das tibetische Volk aufrechtzuerhalten und Chinas strategische Ziele in der ganzen Region zu verfolgen. Die Militarisierung der tibetischen Hochebene beeinträchtigt tiefgreifend das geopolitische Gleichgewicht in der Region und führt zu ernsten internationalen Spannungen

Die chinesische Militärpräsenz in ganz Tibet wurde 1996 auf 500.000 Uniformierte geschätzt, wovon 250.000 in der TAR stationiert sind. Im selben Jahr wurde berichtet, daß Tibet auch als eine Basis für einen Großteil der Militäraktivität Chinas benutzt wird. Es soll schon 17 geheime Radarstationen in Tibet geben, 14 Militärflugplätze, 5 Raketenabschußbasen und 8 Abschußrampen für interkontinentale Raketen (ballistische Geschosse). Es wird angenommen, daß China auch Nuklearbasen und Zentren zur Herstellung von Kernwaffen in Tibet hat. Es gibt auch Berichte über Atomwaffenversuche, die in verschiedenen Teilen Tibets zur Feststellung des Ausmaßes der radioaktiven Strahlung durchgeführt wurden.

Teil 15

Umweltschädigung

Tibets ökologisches Gleichgewicht wird ernstlich bedroht durch die fortgesetzte Ausbeutung seiner Naturschätze, seitdem die Chinesen das Land besetzten. Der Schutz der Umwelt in Tibet ist ein internationales Anliegen, weil es direkt die Umweltbeschaffenheit vieler Nachbarländer und folglich fast die Hälfte der Weltbevölkerung betrifft. Die Hauptflußsysteme Asiens haben ihren Ursprung in Tibet, das auch die höchsten Berge der Erde und das größte Hochplateau aufweist. Die tibetische Landschaft beherbergt auch große Wälder und ausgedehnte Grasflächen. Die Ausbeutung dieser Ressourcen hat einen nicht wieder gutzumachenden Effekt auf das Land und den Lebensunterhalt von Millionen von Menschen.

Bis 1985 hatte China fast die Hälfte der 221.800 qkm Waldbestand, den es 1949 in Tibet gab, abgeholzt. Die unkontrollierte Entwaldung führte zu irreversibler Bodenerosion und vermehrter Schlickbildung in den Flüssen, was wiederum Erdrutsche verursacht und das anbaufähige Land in Mitleidenschaft zieht. Dies stellt eine bedeutende Bedrohung für die süd- und südost-asiatischen Länder dar, weil die fortgesetzte Abholzung zu entsetzlichen Überschwemmungen in der gesamten Region führen kann.

Die Manipulation des Weidelandes Tibets ist auch ein bedrohlicher Faktor für das ökologische Gleichgewicht. Der Zustrom an chinesischen Siedlern führte zu der Ausweitung der Landwirtschaft auf Randgebiete. Gerste wurde durch den von den Chinesen bevorzugten Weizenanbau ersetzt, während die Einführung von gemischtem Saatgut, Insektiziden und Kunstdünger das Land weiter bedroht.

Groß angelegte Bergwerk-Operationen in Tibet führen ebenfalls zu einer gewaltigen Landverschlechterung. Tibet hat Bodenschätze von 126-igerlei Mineralien. China beschleunigt den Schritt des Abbaus dieser Bodenschätze, weil seine eigenen Reserven zur Neige gehen. Willkürliche und rücksichtslose Jagd, verbunden mit massiver Geländeschädigung, bedroht die Existenz von einem Großteil der indigenen Vogel- und Tierwelt Tibets. 1990 wurden 30 tibetische Tierarten als gefährdete Spezies eingestuft. Der beschränkte Zugang zu den meisten Gebieten bedeutet, daß viele Arten der Ausrottung entgegenblicken, noch ehe sie richtig erforscht wurden. Zwar wurde etwa 12% der Fläche Tibets Ende 1991 als Naturschutzzone erklärt, aber es ist nicht klar, wie wirksam dieser Naturschutz in der Praxis ist.

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