2002 |
Gu-Chu-Sum
Dharamsala, e-mail: info@guchusum.org, www.guchusum.org |
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Inhalt |
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Teil 1 |
Chinesische Justiz und Haftzentren in Tibet
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Teil 2 |
Gefängnisse in der Autonomen Region Tibet (TAR)
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Offiziell als Gefängnis No. 1 der TAR bezeichnet, liegt das Drapchi Gefängnis in den nördlichen Außenbezirken der Stadt Lhasa, von den bekannten Touristenhotels nur eine kurze Strecke per Fahrrad entfernt. Über 620 politische Gefangene waren seit 1987 in Drapchi eingesperrt, und rund 140 werden immer noch dort festgehalten. Drapchi verzeichnet mit mindestens 25 Foltertoten seit 1989 die meisten Todesfälle infolge schwerer Mißhandlung in der Haft. |
Das offiziell mit Gefängnis No. 2 der TAR benannte Powo Tramo liegt 650 km östlich von Lhasa im Distrikt Pome in der Präfektur Kongpo. Mehrere politische Häftlinge verbüßen gegenwärtig dort ihre Strafe, und seit 1987 waren mindestens 16 in Powo Tramo inhaftiert. Diese Strafanstalt ist berüchtigt wegen ihrer harschen Bedingungen, die der Kälte, dem feuchten Wetter und der schwierigen Zwangsarbeit in der Forstwirtschaft zuzuschreiben sind.
Lhasa Gefängnis (Utritru)
Das Lhasa Gefängnis, das offiziell als das Utritru-Gefängnis bekannt ist, liegt etwa 3 km nordöstlich des Jokhang Tempels und bildet Teil eines Sangyip genannten und aus verschiedenen Haftanstalten bestehenden Komplexes. Trotz seiner zentralen Lage befand sich nur etwa ein Drittel der politischen Gefangenen im Lhasa Gefängnis, während es derzeit gar keine mehr dort gibt. |
Maowun Gefängnis
Das Gefängnis Maowun liegt in der Tibetischen und Qiang Autonomen Präfektur Ngaba. Mehrere politische Häftlinge wurden von der benachbarten TAP Kardze nach Maowun verlegt. In den 90er Jahren waren mindestens 15 tibetische politische Häftlinge im Gefängnis von Maowun eingesperrt, und acht verbüßen ihre Haftstrafe immer noch dort.
Rang-nga-khang
Rang-nga-khang ist eigentlich ein Netz von Haftanstalten in den Distrikten Dardo und Dawu der TAP Kardze. Die Häftlinge werden dort zur Arbeit in den Goldminen eingesetzt und müssen trotz der dürftigen Ernährung und des wenigen Schlafs ihre täglichen Quoten erfüllen. Wie Tsering Dorje erzählt, der Anfang der Neunziger dort eingesperrt war, werden die Häftlinge oft geschlagen, manchmal so maßlos, daß sie Knochenbrüche und schwere Augenverletzungen davontragen. Mehrere chinesische Häftlinge in der Anstalt, die keine Verwandten hatten, die ihnen etwas zu essen hätten bringen können, wurden zum Selbstmord getrieben, während andere sich selbst verstümmelten, um der Zwangsarbeit in den Minen zu entgehen. Man weiß nicht, wie viele tibetische politische Gefangene gegenwärtig dort eingesperrt sind.
Andere Gefängnisse, in denen Tibeter untergebracht sind
Um Xining, der Hauptstadt der Präfektur Qinghai, gibt es mindestens 10 laogai. In diesen wird eine ganze Reihe von Waren wie Stahlerzeugnisse, Leder- und Pelzkleidung und hydroelektrisches Gerät hergestellt. Es ist dies eine Gegend mit einer relativ großen tibetischen Bevölkerung, doch ist nicht klar, wie viele Tibeter dort gefangen gehalten werden. Es scheint, daß sich viele in einer Fabrik zur Herstellung hydroelektrischer Maschinen (234 von insgesamt 900 Häftlingen) befinden, und es heißt, daß einige davon politische Gefangene seien.
Laojiao Trisam
Diese 1992 in Betrieb genommene Strafanstalt liegt 14 km westlich der Stadt Lhasa. Etwa 170 politische Gefangene waren früher in Trisam inhaftiert, doch gegenwärtig gibt es dort nur noch fünf. Die Häftlinge müssen in den Gemüsefeldern und auf Baustellen arbeiten, wo sie Steinblöcke zerkleinern und schwere Lasten an Steinen und Ziegeln schleppen müssen. Sie arbeiten über 8 Stunden täglich und haben alle 2 Wochen einen Tag frei. |
Diese Anstalt, die 1998 in Betrieb genommen wurde, liegt in der Nähe von Chamdo, der Hauptstadt der Präfektur Chamdo. Einmal waren dort sechs politische Häftlinge, doch ist anzunehmen, daß es gegenwärtig keine mehr gibt.
Andere Laojiao mit Tibetern: Xinhua Laojiao
Diese Anstalt liegt in dem Bezirk Mianyang, 220 km nördlich von Chengdu in Nord-Sichuan. Von den dortigen Häftlingen wird hauptsächlich Bauarbeit geleistet. Im Oktober 1999 gab es mehrere Proteste gegen die Verhaftung des angesehenen buddhistischen Lehrmeisters Sonam Phuntsog in der Kreisstadt Kardze in der TAP Kardze. Auf die Demonstrationen hin wurden 12 Tibeter festgenommen und in das Xinhua Laojiao eingeliefert.
Zwei Tibeter starben letztes Jahr in Xinhua. Sie brachen zusammen, als sie in der Sommerhitze zur Arbeit gezwungen wurden. Sie bekamen weder Wasser noch medizinische Hilfe, weshalb sie kurz darauf starben. Einer von ihnen konnte als Tsering Wangdrak identifiziert werden. Dieser Mann war verheiratet und hatte zwei kleine Kinder. Als er anfänglich in dem PSB-Haftzentrum von Kandze eingesperrt war, wurde er mindestens einmal bewußtlos geschlagen, und in Xinhua ging die Mißhandlung weiter.
Das PSB Haftzentrum Gutsa
Hierbei handelt es um das PSB Präfektur-Haftzentrum von Lhasa. Gutsa liegt einige Kilometer östlich von Lhasa. In der Zeit von 1987 bis jetzt waren in dieser Anstalt mehr politische Gefangene eingesperrt als in allen anderen. Viele Häftlinge, die in Gutsa vernommen werden, kommen nach ihrer Verurteilung nach Drapchi, während andere für eine gewisse Zeitspanne dort festgehalten und dann ohne Anklage wieder laufen gelassen werden. |
Einen Teil des Sangyib Gefängniskomplexes bildet das nördlich des Lhasa Gefängnisses befindliche Sitru. Viele der in Sitru Inhaftierten wurden des Kontaktes mit "Fremden", zu denen auch Tibeter im Exil zählen, bezichtigt, oder sie waren selbst im Ausland gewesen und wurden verdächtigt, Informationen über die Verletzung von Menschenrechten aus dem Land geschmuggelt zu haben. Über 110 politische Gefangene befanden sich in Sitru. |
Das PSB Haftzentrum Shigatse (Nyari)
Tibeter, die beim Versuch, ohne die notwendigen Papiere die Grenze zu Nepal zu überqueren, gefaßt werden, kommen gewöhnlich in das Haftzentrum der Präfektur Shigatse, das im Volk als Ngari bekannt ist.
Andere PSB Haftzentren
Viele politische Gefangene saßen auch in den Haftzentren der Präfekturen Lhoka und Chamdo ein. Es ist nicht bekannt, wie viele sich derzeit in diesen beiden Anstalten befinden.
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