26. Februar 2009
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Das einst unabhängige Tibet – einige Fakten

Zusammengefasst von Jamyang Norbu für die Rangzen Alliance

Ein funktionierendes Staatswesen

Vor der Invasion der chinesischen Kommunisten in Tibet im Jahr 1950 war Tibet ein uneingeschränkt funktionstüchtiger und unabhängiger Staat. Er bedrohte keinen seiner Nachbarn und sorgte Jahr für Jahr und ohne Unterstützung anderer Länder für die Ernährung seiner Bevölkerung. Tibet schuldete keinem Land und keiner internationalen Institution Geld und war zur Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung imstande. 1913 verbot Tibet die Todesstrafe (was von einer Reihe ausländischer Reisender konstatiert wurde)[1] und war einer der ersten Staaten weltweit, die dazu bereit waren. Es liegen keinerlei Aufzeichnungen über die Verfolgung von Minderheiten (beispielsweise Muslimen)[2] oder über Massaker an Teilen seiner Bevölkerung vor, wie es bei China und einigen anderen Ländern der Fall ist – man erinnere sich nur an die Vorkommnisse auf dem Tiananmen-Platz. Obwohl seine Grenzen zu Indien, Nepal und Bhutan vollkommen unbewacht waren, verließen nur sehr wenige Tibeter aus wirtschaftlichen oder politischen Gründen ihr Land. Vor der chinesischen Invasion gab es nicht einen tibetischen Einwanderer in die USA oder nach Europa.

Die Nationalflagge Tibets im National Geographic von 1934

Ausländische Militärinvasion - keine “Friedliche Befreiung“

Im Morgengrauen des 6. Oktober 1950 griffen die 52., 53. und 54. Division der 18. Armee[3] der Roten Armee (vermutlich mehr als 40.000 Mann) die tibetischen Grenztruppen an, die aus 3.500 regulären Soldaten und 2.000 Khampa-Milizionären bestanden. Neue Recherchen einer chinesischen Historikerin haben ergeben, dass Mao Zedong sich am 22. Januar 1950 mit Stalin getroffen und dabei um die Unterstützung der Sowjetischen Luftwaffe beim Transport von Nachschub für die Eroberung Tibets ersucht hatte. Stalin antwortete: „Es ist gut, dass Ihr Euch darauf vorbereitet, Tibet anzugreifen. Die Tibeter müssen unterworfen werden.“[4]

Ein englischer Funker (im Dienst der tibetischen Regierung) berichtete von der Front in Chamdo, die tibetische Vorwärtsverteidigung an der zentralen Anlegestelle für Fähren am Fluß Drichu habe fast bis zum letzten Mann standgehalten.[5] Einem englischen Missionar aus der Gegend zufolge kämpfte die tibetische Vorhut im Süden, am Flußübergang bei Markham heldenhaft bis zu ihrer Auslöschung.[6] Überlebende Einheiten zogen sich geordnet nach Westen zurück. Keine einzige Einheit flüchtete oder ergab sich. Nach vier Tagen auf dem Rückzug wurde ein Regiment überwältigt und niedergemacht. Nur zwei Wochen nach dem Angriff legte die tibetische Armee die Waffen nieder. In der Biographie eines kommunistischen Kaders heißt es: „Beim Chamdo-Feldzug wurden viele Tibeter getötet und verwundet... die tibetischen Soldaten kämpften tapfer, aber sie hatten der Übermacht und militärischen Überlegenheit der chinesischen Truppen nichts entgegenzusetzen.“[7] Der einzige westliche Militärexperte, der sich mit dem chinesischen Einmarsch in Tibet befasste, schrieb: „...die Roten hatten mindestens 10.000 Gefallene zu verzeichnen.“[8]

Es war keine friedliche Befreiung Tibets, wie es Peking immer behauptet. 1956 begann die Große Erhebung der Khampa und verbreitete sich überall im Land. Schließlich kulminierte er im Märzaufstand von 1959. Noch bis 1974 wurden Guerillaaktionen ausgeführt. „Vorsichtigen Schätzungen zufolge wurde bei den Kämpfen mindestens eine halbe Million Tibeter“[9] getötet. Während der darauffolgenden politischen Kampagnen, durch Zwangsarbeitslager (Laogai) und die große Hungersnot kamen noch viel mehr Tibeter ums Leben. Die Aufstände revolutionären Charakters, die im Jahr 2008 in ganz Tibet aufflammten und das brutale Vorgehen Chinas dagegen machen deutlich, dass der Kampf bis heute andauert.

Asienlandkarte von 1827

Die Nationalflagge

Die heutige tibetische Nationalflagge wurde 1916 eingeführt.[10] Der Welt kam sie das erste Mal vor Augen, als die Zeitschrift National Geographic 1934[11] einen Artikel mit dem Titel „Flags of the World“ veröffentlichte. Weitere Publikationen folgten und schließlich wurde sie in den frühen 30er Jahren für europäische Zigarettenkartensammlungen abgedruckt.[12]

Vermutlich war die Flagge zu neu und unbekannt, um in die allererste Flaggenausgabe des National Geographic von 1917 aufgenommen zu werden, aber Tibet fand in einem Artikel über mittelalterliche Flaggen Erwähnung, der in derselben Ausgabe veröffentlicht wurde.[13] Dem hervorragenden Flaggenkundler, Professor Lux-Worm, zufolge basiert die tibetische Flagge auf der Schneelöwenstandarte von König Songtsen Gampo aus dem 7. Jahrhundert.[14] Man sollte nicht vergessen, dass über 90% der Flaggen der in der UNO vertretenen Nationen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammen, darunter auch die Nationalflagge von China.

Die Nationalhymne

Die alte tibetische Nationalhymne, Gangri Rawae oder „Schneebergwall“ wurde 1745 vom damaligen tibetischen Herrscher Pholanas (einem Laien) gedichtet.[15] Sie wurde zum Abschluß von offiziellen Zeremonien rezitiert und zur Eröffnung von Opernvorstellungen in Lhasa gesungen.[16] Als die tibetische Regierung nach Indien ins Exil ging, entstand dort die modernere Nationalhymne Sishe Pende („Universeller Friede und Verdienste“).[17] Die Lyrik stammt vom Lehrer des Dalai Lama, Trichang Rinpoche, der als großer Poet im Stil der klassischen nyengak (Skt. Kaviya) Tradition galt.

Globus, auf dem Tibet rosa als eigenes Land dargestellt wird

Tibet auf Landkarten

Viele Landkarten, Globen und Atlanten von vor 1950 stellten Tibet als unabhängige und von China getrennte Nation dar. Einige der frühesten vorhandenen Karten zu Asien zeigen Tibet (als Tobbat, Thibbet oder das Königreich von Barantola bezeichnet) als von China oder Cathay getrennt. Eine von dem holländischen Kartographen Pietar van der Aa etwa 1680 gezeichnete Landkarte von Asien zeigt zwei Tibet in zwei Teilen, die aber beide von China getrennt sind.[18] Ebenso verhält es sich mit einer Karte aus dem Jahr 1700, die von dem französischen Kartographen Guillaume de L'isle gezeichnet wurde. Dort wird Tibet als „Königreich Großtibet“ bezeichnet.[19] Eine 1877 in den USA erschienene Karte von Indien, China und Tibet stellt Tibet als von den beiden anderen Nationen getrennt dar.[20] Eine von Anthony Finley aus Philadelphia gezeichnete Asienkarte aus dem Jahr 1827 zeigt „Großtibet“ als vom chinesischen Kaiserreich unterschieden.[21]

Der vermutlich größte Buntglasglobus der Welt (in Boston), der auf der Rand-McNally-Weltkarte von 1934 basiert, stellt Tibet deutlich als eigene Nation dar.[22] (Tibet ist darauf in Rosa oberhalb Indiens abgebildet.) Mitte des 18. Jahrhunderts erschienen in Europa die ersten Karten, die der Darstellung des vom Mandschu-Kaiser Kangxi in Auftrag gegebenen und von jesuitischen Kartographen erstellten großen Atlas folgten und Tibet als Teil Chinas darstellten. Die Jesuiten konnten Tibet nicht selbst vermessen (wie sie es mit China und der Mandschurei getan hatten), weil Tibet nicht zum chinesischen Kaiserreich gehörte. Deshalb trainierten sie zwei mongolische Mönche in Peking, die dann in ihrem Auftrag Tibet heimlich vermaßen. Ähnliche heimliche Vermessungen wurden von britischen Kartographen veranlasst, die dafür speziell trainierte Bewohner der Himalaya-Region und sogar einen mongolischen Mönch einsetzten. Ein amerikanischer Sinologe kam zu der Auffassung, dass China, wie auch die europäischen Kolonialmächte, die Kartographie genutzt habe, um seine „kolonialen Unternehmungen“ in Tibet und Korea zu unterstützen.[23]

Tibetische Münzen und Banknoten

Die tibetische Währung

Vor der chinesischen Invasion verfügte Tibet über ein eigenes Währungssystem, das auf den Nennwerten Tam und Srang basierte. Die frühesten in Tibet verwendeten Münzen bestanden aus Silber und wurden einem Vertrag zufolge in Nepal geschlagen.[24] Eine gemeinsame chinesisch-tibetische Währung (der Ganden Tanka) wurde zur Zeit der Besetzung Tibets durch die Mandschu herausgebracht. Nachdem die chinesische Armee 1912 des Landes verwiesen wurde, prägte Tibet seine eigenen Münzen mit buddhistischen und tibetischen Motiven. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Tibet Papiergeld eingeführt. Dem Numismatiker Wolfgang Bertsch zufolge handelte es sich dabei um „kleine Kunstwerke“.[25] Eine Besonderheit der tibetischen Banknoten waren die von einer Gilde von besonderen Kalligraphen handgeschriebenen Seriennummern, die sogenannten epa, durch die Fälschungen verhindert werden sollten.

Sogar nach der kommunistischen Invasion gelang es den Tibetern noch, die von China gewünschte Übernahme der chinesischen Währung zu unterlaufen. Erst nach der Flucht des Dalai Lama und der tibetischen Regierung aus Tibet im März 1959 kam die chinesische Währung in Tibet in Gebrauch.[26

Tibetische Pässe

Die tibetische Regierung gab an Reisende, die das Land betraten oder die wenigen Tibeter, die ins Ausland reisten, eigene Pässe heraus. Vor dem Zweiten Weltkrieg umfasste der Begriff „Pass“ auch Visa und Reisedokumente im allgemeinen. Die früheste bekannt gewordene Ausstellung eines tibetischen Passes war die von 1688 an den armenischen Kaufmann Hovannes (Johannes).[27]

Die tibetische Regierung stellte eine Genehmigung für die allererste Expedition auf den Everest aus (1921). Charles Bell, der als britischer Diplomat in Lhasa war, schrieb: „Von der tibetischen Regierung erhielt ich einen offiziellen Pass, der die Genehmigung für die Besteigung des Mount Everest beinhaltete.“[28] Für die darauffolgenden Everest-Expeditionen von 1922, 1924 und 1936[29] stellte die tibetische Regierung ebenfalls Pässe aus. Manchmal wurden auch Pässe für wissenschaftliche Unternehmungen ausgestellt, etwa für die Schaefer-Expedition von 1939[30], Tuccis Expedition von 1949[31] und die des Pflanzenforschers Frank Kingdon Ward von 1924.[32]

Die zwei Gesandten von Präsident Roosevelt für Tibet bekamen ihre Pässe 1942 in Yatung ausgehändigt.[33] Die Amerikaner Lowell Thomas Junior und Senior besuchten 1949 Tibet und erhielten „tibetische Pässe“ in Dhomo. „Als der Pass des Dalai Lama vor uns ausgebreitet wurde, musste ich unwillkürlich daran denken, dass zahlreiche westliche Forscher, die es nicht nach Lhasa geschafft hatten, überglücklich über ein solches Dokument gewesen wären.“[34]

Der erste moderne tibetische Pass[35] mit persönlichen Angaben, Foto und Platz für Visa und Sichtvermerke wurde 1948 an die Mitglieder der tibetischen Handelsmission ausgestellt. Er war dem international gebräuchlichen einseitigen ausfaltbaren Modell von 1915 nachgebildet. Großbritannien, die USA und sieben weitere Staaten vergaben Visa und Transitvisa für dieses Dokument.

Paß von Tsepon Shakabpa

Verträge

Einer der wichtigsten Verträge zwischen dem tibetischen und dem chinesischen Reich stammt aus den Jahren 821-822. Der Text wurde in tibetischer und chinesischer Sprache in eine Stele[36] in der Nähe des Jokhang-Tempels in Lhasa eingemeißelt und er verkündet, daß, „Großtibet“ und „Großchina“ einander respektvoll, freundschaftlich und auf gleicher Ebene begegnen werden.

Als unabhängige Nation schloß Tibet auch Verträge mit seinen Nachbarstaaten ab: 1681 mit dem Königreich Bushahr, 1683 mit Ladakh, 1856 mit Nepal usw.

Tibet unterzeichnete eine Anzahl von Verträgen und Konventionen mit Großbritannien, insbesondere den Simla-Vertrag von 1914, in dem Britisch-Indien und Tibet eine gemeinsame Grenze festlegten.[37] Indiens heutige Auffassung bezüglich seiner nördlichen Grenze beruht auf diesem Vertrag, der von Tibet unterzeichnet wurde, aber nicht von China.

Im Januar 1913 unterzeichneten Tibet und die Mongolei in Urga einen Vertrag, dessen Präambel so lautet: „Da die Mongolei und Tibet, indem sie sich von der Mandschu-Dynastie befreit und von China getrennt haben, unabhängige Staaten geworden sind, und da die zwei Staaten schon immer dieselbe Religion bekannt haben und damit ihre uralte gegenseitige Freundschaft gestärkt werde... .[38] Die darauffolgenden Artikel enthalten Erklärungen zu Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung, buddhistischer Brüderschaft, beiderseitigem Handel etc. Im gesamten Vertrag findet immer wieder das tibetische Wort rangzen Erwähnung, das „Unabhängigkeit“ bedeutet.

1942 wurde das tibetische Amt für Auswärtige Angelegenheiten eingerichtet, das diplomatische Beziehungen zu Großbritannien, den USA, Nepal, zum unabhängigen Indien und China unterhielt und Korrespondenz mit diesen Ländern führte.[39]

Vertrag von 1913 von Urga zwischen Tibet und der Mongolei

Post- und Telegraphenwesen

Das moderne tibetische Postwesen gründete auf dem ehemaligen Botensystem des frühen tibetischen Königreiches und dem späteren mongolischen Kuriersystem. 1920 wurde das Post- und Telegraphenamt (dak-tar laykhung) eröffnet.[40] Die damals entworfenen und handgedruckten Briefmarken von unterschiedlichem Nennwert sind heute Sammlerstücke.[41] Obwohl Tibet nicht Unterzeichner des Internationalen Postabkommens war, wurde ein System eingerichtet, das es ermöglichte, Briefe aus Tibet an ausländische Adressaten zu schicken und Briefe aus dem Ausland an Empfänger in Tibet zuzustellen.

Spencer Chapman, der 1936 Lhasa besuchte, stellte fest: „Das Post- und Telegraphenwesen ist höchst effizient.“[42] Dieses System wurde bis nach 1950 genutzt. Dem tschechischen Filmemacher Vladimir Cis stellte ein Postläufer in der tibetischen Wildnis einen Brief seiner Familie in Prag zu.[43]

Die Telegraphenlinie von Indien nach Lhasa wurde gleichzeitig mit einem rudimentären Telefondienst im Jahr 1923 fertiggestellt.[44] Beide konnten öffentlich genutzt werden. 1927 wurde die tibetische Hauptstadt elektrifiziert. Der Bau des Wasserkraftwerks und des Verteilersystems ist dem jungen tibetischen Ingenieur Ringang zu verdanken, der „im Alleingang“ arbeitete.[45] All diese Projekte wurden von der tibetischen Regierung veranlasst und bezahlt. 1948 ging Radio Lhasa auf Sendung und brachte Nachrichten auf Tibetisch, Englisch und Chinesisch.[46]

Tibetische Briefmarken

Zeugen für die Unabhängigkeit Tibets

Die Tatsache, dass Tibet ein friedlicher und unabhängiger Staat war, wird durch die Schriften zahlreicher objektiver westlicher Beobachter bestätigt[47], die Tibet vor der Invasion nicht nur besucht, sondern dort auch längere Zeit gelebt haben – was schon die Titel der Memoiren einiger von ihnen verkünden: „Zwanzig Jahre in Tibet“ (David McDonald)[48], „Acht Jahre in Tibet“ (Peter Aufschnaiter)[49], „Sieben Jahre in Tibet“ (Heinrich Harrer)[50]. Der wohl profundeste Tibetgelehrte, Hugh Richardson, lebte insgesamt acht Jahre in Tibet, und in seinen zahlreichen Schriften[51] beschreibt er ein wohl funktionierendes, ein geordnetes und friedliches Land mit einer weit zurückreichenden Geschichte politischer Unabhängigkeit und kultureller Vollendung. Ein anderer bedeutender Gelehrter und Diplomat, Charles Bell, der als der „Architekt der britischen Tibetpolitik“ bezeichnet wurde, war der Überzeugung, dass die Weigerung des Vereinigten Königreichs und der USA, Tibet als unabhängigen Staat anzuerkennen (was sie manchmal, wenn es zu ihrem Vorteil war, stillschweigend zugaben) vor allem in ihrem Wunsch begründet lag, „ihre kommerziellen Profite in China zu steigern.“[52]

Es ist so gut wie sicher, dass keiner der offiziellen Propagandisten, die Tibet in den chinesischen Publikationen und Medien verteufeln, jemals Zeuge des Lebens im alten Tibet war. Tatsächlich hat auch keiner von Pekings Propagandisten im Westen (Michael Parenti, Tom Grunfeld, Barry Sautman u. a.)[53] Tibet vor 1980 besucht. Häufig interpretieren sie die alte tibetische Gesellschaft und Regierung falsch und zitieren selektiv gewisse englische Journalisten und Beamte (L.A. Waddell, Percival Landon, Edmund Candler, Captain W.F.T. O'Connor), die 1904 die britischen Invasionstruppen in Tibet begleiteten und dieses gewalttätige imperialistische Unterfangen rechtfertigen wollten, indem sie die tibetische Gesellschaft und die tibetischen Institutionen verteufelten.

Schreiben des tibetischen Amtes für auswärtige Angelegenheiten von 1942

Der einzige hochrangige chinesische Beamte mit gehobenem Bildungsniveau, der jemals längere Zeit im alten Tibet verbrachte, war Dr. Shen Tsung-lien, Botschafter der Republik China in Lhasa (1944-1949). In seinem Buch: „Tibet und die Tibeter“ schreibt er über einen von China klar getrennten Staat und einen, der „seit 1911 die uneingeschränkte Unabhängigkeit genoss.“ Wahrheitsgemäß beschreibt er eine hierarchische, konservative Gesellschaft, „versteinert seit vielen Jahrhunderten“ mit einer ordentlichen, friedliebenden und gastfreundlichen Bevölkerung. Er ließ auch die „notorischen Prozesshansel“ nicht unerwähnt und fügte hinzu, es gäbe „nur wenige Völker mit derart eloquenten Verteidigern.“ Shen schreibt weiter: „Petitionen können an jede zuständige Behörde oder sogar an den Dalai Lama oder seinen Regenten gerichtet werden.“[54]



[1] Bell, Charles. Tibet Past and Present. London: Oxford University Press, 1924. Index: "Capital punishment abolished in Tibet, 142, 143, 236."

Byron, Robert. First Russia then Tibet. London: Macmillan & Co., 1933. p. 204: "Capital punishment was now abolished."

McGovern, William. To Lhasa in Disguise. New York: Century Co., 1924. p. 388-389.

Kingdon-Ward, Frank. In the Land of The Blue Poppies. New York: Modern Library, 2003. p. 22.

Winnington, Alan. Tibet: The Record of a Journey. London: Lawrence & Wishart Ltd., 1957.

[2] Henry, Gray. Islam in Tibet. Louisville, Kentucky: Fons Vitae, 1997.

Nadwi, Dr. Abu Bakr Amir-uddin. Tibet and Tibetan Muslims. Dharamsala: Library of Tibetan Works & Archives, 2004.

[3] Goldstein, Melvyn. A Tibetan Revolutionary: The Political Life and Times of Bapa Phuntso Wangye. University of California Press, 2004, p. 137

[4] Chang, Jung & Jon Halliday. Mao: The Unknown Story. London: Jonathan Cape, 2005.

[5] Ford, Robert. Captured in Tibet. London: George G. Harrap & Co., Ltd, 1957. p. 158.

[6] Bull, Geoffrey T. When Iron Gates Yield. London: Hodder & Stoughton, 1955. p. 130.

[7] Goldstein, Melvyn. A Tibetan Revolutionary: The Political Life and Times of Bapa Phuntso Wangye. University of California Press, 2004, p. 139.

[8] O’Ballance, Edgar. The Red Army of China. London: Faber & Faber, 1962. p. 189-190.

[9] Norbu, Jamyang. The Forgotten Anniversary – Remembering the Great Khampa Uprising of 1956, 7 December 2006, Phayul.com

[10] Tsarong, Dundul Namgyal. In the Service of His Country: The Biography of Dasang Damdul Tsarong Commander General of Tibet, Ithaca: Snow Lion Publications, 2000. p.  51

[11] Grosvenor, Gilbert and William J. Showalter. Flags of the World. The National Geographic Magazine: September, 1934 - Vol. LXVI - Nr. 3. Washington, D.C.: National Geographic Society, 1934.

[12] Tibetische Nationalflagge, Bulgaria Zigarettenfabrik, Dresden, 1933. (Aus der Serie außereuropäische Staaten, Bild 222) mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. Jan Andersson.

[13] Grosvenor, Gilbert H. The Heroic Flags of the Middle Ages. The National Geographic Magazine: Oktober 1917 - Vol. XXXII - No. 4. Washington, D.C.: National Geographic Society, 1917.

[14] Lux-Wurm, Pierre C. The Story of the Flag of Tibet. Flag Bulletin: Vol. XII - No. 1. Spring 1973.

[15] DIE EHEMALIGE TIBETISCHE NATIONALHYMNE

Ghang ri rawe kor we shingkham di
Phen thang dewa ma loe jungwae ne
Chenrezig wa Tenzin Gyatso yin
Shelpal se thae bhardu ten gyur chik

DIE EHEMALIGE TIBETISCHE NATIONALHYMNE (Übersetzung)

Im gesegneten Land, umgeben von einem Wall aus Schneebergen,
Bist Du der Quell von Seligkeit und Glück.
Tenzin Gyatso, Verkörperung des Bodhisattva des allumfassenden Mitgefühls,
Mögen Deine Lotusfüße bis ans Ende aller Zeiten fest stehen.

Der bekannte tibetische Gelehrte Tashi Tsering zitiert aus dem historischen Werk Bka’ blon rtogs brjod und schreibt, diese Verse seien ein Loblied auf den 7. Dalai Lama, verfaßt von dem tibetischen Herrscher Phola lha nas (1745/46).

Erinnerungen an Thang stong rgyal po, den Gründer der a’ce lha mo Schule für Darstellende Künste.

The Singing Mask: Echoes of Tibetan Opera, Lungta Winter 2001 No. 15, Hrsg. Isabelle Henrion-Dourcy und Tashi Tsering.

[16] Audioclip namthar (Opernarie) der Nationalhymne, gesungen von Techung. Mit freundlicher Genehmigung von Chaksampa.

[17] DIE TIBETISCHE NATIONALHYMNE

Sishe phende dhoe gu jung wei ter
Thubten sampel norbu honang bar
Tendro nor dzin gyache kyong wey gon
Trinle kyi rolsto gye
Dorje kham sum tenpey
Chok kun jham tse kyong
Nam khoe gawa gyaden u pang gungla beg
Phuntso deshi nga thang gye
Bhojong cholkha sum gyi kyonla deyden sar pey khyap
Chosi kyi pelon tar
Thubten chochu gyepe dzamling yangpi kyegu shidi pela jor
Bhojong tendro getzen nyi woe kyi
Tashi woe nang humdu tro mi zi
Nachoe munpey yul ley gye gyur chi

DIE TIBETISCHE NATIONALHYMNE (Übersetzung)

Laßt das strahlende Licht der kostbaren Buddhalehren scheinen,
denn sie sind die Goldmine aller Hoffnungen für Glück und Wohlhaben
in diesem Leben wie in der endgültigen Befreiung.
O Religionsbeschützer, die Ihr den Juwel der Lehre hütet und vermehrt,
mögen die Werke Eurer guten Taten wachsen und zunehmen!
Bewacht alle Himmelsrichtungen mit Barmherzigkeit und Liebe,
bleibt fest darin wie ein Diamant!
Über unseren Häuptern regiert das göttlich bestimmte Gesetz, das hundertfache Wohltaten bringen
sowie die Kraft der vierfachen glücklichen Umstände vermehren möge.
Ein neues goldenes Zeitalter von Glück und Segen soll die drei Provinzen Tibets durchfluten.
Es wachse die Herrlichkeit der Einheit von religiösem und politischem Leben.
Durch die Verbreitung der Lehre des Buddha in den zehn Richtungen
mögen alle Wesen in der weiten Welt die Pracht von Frieden und Glück erlangen.
Möge das Sonnenlicht der Lehre und der heilsamen Handlungen der Menschen
das Land Tibet siegreich aus dem Kampf gegen die Dunkelheit des Bösen hervorgehen
und im hunderttausendfachen Glanz des Glücks erstrahlen lassen.

(Quelle: Tibet Initiative Deutschland e.V.)

Text von Kyapje Trichang Rinpoche, Mentor Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, 1959

[18] Abbildung. Landkarte von Asien, gezeichnet von dem niederländischen Kartographen Pietar van der Aa um 1680, in der Tibet in zwei Teilen dargestellt wird, jedoch abgegrenzt von China.

[19] Abbildung. Landkarte von Asien, gezeichnet von dem französischen Kartographen Guillaume de L’isle um 1700, in der Tibet als "Königreich von Großtibet" bezeichnet wird.

[20] Abbildung. Map of Hindoostan, Farther India, China and Tibet. Constructed & engraved by W. Williams, Phila. Entered according to Act of Congress in the year 1877 by S. Augustus Mitchell in the Office of the Librarian of Congress at Washington.

[21] Abbildung. Eine Landkarte von Asien, gezeichnet im Jahr 1827 von Anthony Finley aus Philadelphia, zeigt "Großtibet" deutlich abgegrenzt von dem chinesischen Kaiserreich.

[22] Das „Mapparium“ ist ein neun Meter hoher begehbarer Glasglobus in der Eingangshalle der Christian Science Publishing Society in Boston, der eine einzigartige Ansicht der Welt von innen bietet. Die politischen Grenzen entsprechen denen des Jahres 1935. Er basiert auf der Weltkarte von Rand McNally aus dem Jahr 1934. Sein Maßstab beträgt in dieser Größe ca. 14 km pro Zentimeter. Auf der Abbildung ist im hinteren Bereich deutlich Tibet (rosa) oberhalb von Britisch-Indien (rot) und neben China (gelb) zu sehen.

Check URL for history and directions: http://www.roadsideamerica.com/story/11455
http://designorati.com/articles/t1/cartography/329/mary-baker-eddys-marvelous-mapparium.php

[23] Hostetler, Laura. Qing Colonial Enterprise: Ethnography and Cartography in Early Modern China. Chicago: University of Chicago Press, 2001.

[24] Bertsch, Wolfgang. The Currency of Tibet. Dharamsala: Library of Tibetan Works & Archives, 2002.

[25] Bertsch, Wolfgang. A Study of Tibetan Paper Money: With a Critical Bibliography. Dharamsala: Library of Tibetan Works & Archives, 1997.

[26] Rhodes, N.G. The First Coins Struck in Tibet. Tibet Journal. Winter 1990: (LTWA), Dharamsala.

[27] Richardson, Hugh. Reflections on a Tibetan Passport. High Peaks Pure Earth: Collected Writings on Tibetan History & Culture. London: Serindia Publications, 1998. Seite 482.

[28] Bell, Charles. Portrait of a Dalai Lama: The Life and Times of the Great Thirteenth. Boston: Wisdom Publications, 1987. p 278.

[29] Gould, B.J. The Jewel in the Lotus: Recollections of an Indian Political. London: Chatto & Windus, 1957. pp 210-211.

[30] Engelhardt, Isrun. Tibet in 1938-39: Photographs from the Ernst Schaefer Expedition to Tibet. Chicago: Serindia, 2007. Seite 121.

[31] Tucci, Guiseppe. To Lhasa and Beyond. New Delhi: Oxford and IBH, 1983. Seite 14-15.

[32] Cox, Kennith. Frank Kingdon Ward’s Riddle of the Tsangpo Gorges. United Kingdom: Antique Collector’s Club, 2001. Seite 75.

[33] Tolstoy, Lt. Col. Ilia. Across Tibet from India To China. The National Geographic Magazine. Washington, D.C.: National Geographic Society, August 1946. "Dieses Dokument bestand aus einem etwa 2 Fuß und 16 Zoll breiten rotem Baumwollstreifen, den ein Vorreiter auf der Brust oder an einem Stab trug, der der Gruppe um ein bis zwei Tage voraus eilte. Darauf stand, daß zwei Amerikaner in offizieller Funktion auf dem Weg zum Dalai Lama seien…“

[34] Thomas, Lowell Jr. Out of This World: Across the Himalayas to Forbidden Tibet, New York: The Greystone Press, 1950. Seite 79-80.

[35] Faksimile eines Reisepasses des tibetischen Finanzministers Tsepon W.D. Shakabpa

[36] Photographie. Steinerne Säule in Lhasa aus dem Jahr 821-822.

[37] The Sino-Indian Boundary Question (Enlarged Edition). Peking: Foreign Language Press, 1962. Photokopie des östlichen Teils der Originalkarte der McMahon-Linie mit Unterschriften und Siegeln der tibetischen und britischen Bevollmächtigten, Delhi 24. März 1914. Originalmaßstab 1:5000.000.

[38] Faksimile des Vertrags zwischen Tibet und der Mongolei von 1913 mit englischer Übersetzung.

[39] Faksimile eines Schreibens des Tibetischen Auswärtigen Amts an Mao Tse-tung 1949.

[40] Waterfall, ,Arnold C. The Postal History of Tibet. London: Robson Lowe Ltd., 1965.

[41] Abbildung. Tibetische Briefmarken und Poststempel auf Briefumschlägen.

[42] Chapman, F. Spencer. Lhasa the Holy City. London: Chatto and Windus, 1940. Seite 87.

[43] Cis, Peter. Tibet, Through the Red Box. New York: Francis Foster Books, 1998.

[44] David, MacDonald. Twenty Years in Tibet. New Delhi: Vintage Books, 1991. (Erstveröffentlichung 1932). Seite 287.

[45] Tsarong, Dundul Namgyal. In the Service of His Country: The Biography of Dasang Damdul Tsarong Commander General of Tibet, Ithaca: Snow Lion Publications, 2000. Seite 62.

[46] Brauen, Martin. Peter Aufschnaiter’s Eight Years in Tibet. Bangkok: Orchid Press, 2002. 1948 startete Radio Lhasa erstmalig seine täglichen Sendungen in die Außenwelt. Um 17:00 Uhr ging die Rundfunkstation auf Sendung. Die Nachrichten wurden in tibetischer Sprache verlesen, danach von Reginald Fox oder von Kyibuk, einem ehemaligen Rugby-Studenten und Beamten des Tibetischen Auswärtigen Amt, auf Englisch. Den Abschluß bildeten die Nachrichten in chinesischer Sprache, verlesen von Phuntsok Tashi Takla, dem Schwager des Dalai Lama. Auch offizielle Ankündigungen wurden im Radio gesendet, wie etwa die folgende von Aufschnaiter verfaßte:

"Wir haben die große Ehre anzukündigen, daß Radio Lhasa am Freitag, den 17. November 1950 um 17:45 Uhr Indischer Standardzeit die Bekanntgabe der Inthronisierung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama, des Gebieters von Tibet, zusammen mit einer Erklärung der tibetischen Regierung an das tibetische Volk und die Welt übertragen wird."

[47] Statement von westlichen Besuchern in Lhasa vor 1949 (London 13. September 1994). Robert Ford, Ronguy Collectt (die Tochter von Sir Charles Bell), Dr. Bruno Beger, Heinrich Harrer, Joan Mary Jehu, Archibald Jack, Prof. Fosco Maraini und Kazi Sonam Togpyal aus Sikkim.

[48] David, McDonald. Twenty Years in Tibet. New Delhi: Vintage Books, 1991. (Erstveröffentlichung 1932). Seite 287.

[49] Brauen, Martin. Peter Aufschnaiter’s Eight Years in Tibet. Bangkok: Orchid Press, 2002.

[50] Harrer, Heinrich. Sieben Jahre in Tibet. Wien: Ullstein & Co., 1952.

[51] Richardson, H.E., High Peaks Pure Earth: Collected Writings on Tibetan History & Culture. London: Serindia Publications, 1998.

Richardson, H.E. Tibet and Its History. London: Oxford University Press, 1962.

Richardson, H.E. and David Snellgrove. A Cultural History of Tibet. London: George Wiedenfeld & Nicholson, 1968.

[52] Bell, Charles. Portrait of a Dalai Lama: The Life and Times of the Great Thirteenth. Boston: Wisdom Publications, 1987. Seite 396.

[53] Norbu, Jamyang. Running-Dog Propagandists. 14 July 2008. Phayul.com

[54] Shen, Tsung-lien and Shen-chi Liu. Tibet and the Tibetans. California: Stanford University Press, 1953. Seite 112.