8. August 2000
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)

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Presseerklärung

Zurückholung jugendlicher Mönche und Nonnen

Eine offizielle Order, die den Massenrückzug von jugendlichen Mönchen und Nonnen aus den religiösen Institutionen erzwingt, hat unter tibetischen Kadern und Regierungsangestellten in Tibet einen Aufruhr erzeugt. Unzählige Fälle einer solchen ungestümen Entfernung wurden aus verschiedenen der Verwaltung der Stadt Lhasa unterstehenden Kreisen berichtet. Dieser Order zufolge wurde den offiziellen Kadern und Regierungsbediensteten befohlen, ihre Kinder aus den Klöstern zu nehmen, andernfalls drohe ihnen Gefängnis oder der Verlust ihres Arbeitsplatzes. Etwa 13 Nonnen aus dem Kloster Potoe und 20 Mönche aus dem Kloster Sera in Kreis Phunpo Lhundup wurden auf diese offizielle Verordnung hin aus ihren jeweiligen Institutionen zurückgerufen. Tsering Karma, ein Kader der Gemeinde Chusang in Kreis Toelung Dechen, holte seine drei Kinder, zwei Nonnen und einen Mönch, nach Hause. Lhabu und Paldon aus dem Dorf No. 2 der Gemeinde Tsodue in Kreis Phenpo Lhundup holten ihren Sohn und ihre Tochter aus deren jeweiligen Klöstern nach Hause zurück. Tenpa Samphel und Pema Youdon ließen ihren Sohn nach Hause kommen, während Jampa Wangyal seine Tochter aus dem Kloster holte.

In letzter Zeit haben die Chinesen eine Reihe von Kampagnen gestartet, die den speziellen Zweck verfolgen, den Einfluß der Religion unter tibetischen Kadern und Regierungsangestellten auszumerzen. In einem Arbeitstreffen zu Tibet, das am 20. April 2000 in Chengdu abgehalten wurde, und an dem Chen Kuiyan (der Parteisekretär der Autonomen Region Tibet), Raidi (der Vize-Sekretär der Chinesischen Kommunistischen Partei in der TAR) und Kao Chinglung teilnahmen, wurde erwähnt, daß Religion die Hauptursache für die Instabilität in Tibet ist. Das Protokoll dieses Meetings wurde geheim an alle Amtspersonen im Rang von Kreisvorsitzenden und darüber im Juni dieses Jahres verteilt. Dieses Dokument schreibt die derzeitige Instabilität und Disharmonie in Tibet der Religion zu und wirft dem Dalai Lama vor, diese als ein Werkzeug zum Widerstand gegen die chinesische Regierung zu benutzen. Es appelliert an alle betroffenen kommunistischen Parteimitglieder und Staatsbeamten, den Gesetzen Geltung zu verschaffen, welche die Teilnahme an religiösen Praktiken, das Aufstellen von religiösen Altären in Privathäusern und den Besitz von Dalai Lama Bildern verbieten, womit die Religion systematisch aus dem Gesichtskreis der Tibeter ausgelöscht werden soll. In dem Papier wird auch Bezug genommen auf die plötzliche Flucht des jungen 17. Karmapa aus Tibet, die als ein Akt des Aufbegehrens gegen die chinesische Regierung bezeichnet wird. Das offizielle Dokument erklärt weiterhin die Abhaltung des traditionellen sangsol (Räucherungszeremonie) in der Nähe der Kuru Brücke in Lhasa am dritten Tag des Tibetischen Neujahrs und die Feier des Geburtstages des Dalai Lama im Juli für illegal und weist die lokalen Verwaltungen an, solchen Praktiken in Zukunft Einhalt zu gebieten.

Zwei in der Nähe des Kyichu Flusses lebende Bettler zerstörten auf Anweisung des Sicherheitsbüros von Lhasa und gegen Belohnung von 100 Yuan den Ofen, wo alljährlich zum Geburtstag des Dalai Lama Räucherwerk verbrannt wurde. Die chinesischen Staatsdiener der Gemeinde Ngachen bauten einen Saal für Tanzwettbewerbe auf den Ruinen des Ortes, wo das sangsol (Räucherwerk Zeremonie) traditionell stattfand. Durch die Errichtung eines langen Zaunes sollen die Tibeter am Betreten dieses heilig gehaltenen Ortes gehindert werden.

Es gibt auch Berichte über die Stationierung von zusätzlichen Polizeikräften in und um den Potala Palast. Seit dem 28. Juni 2000 werden die Bewegungen der Mönche von Sera, Gaden und Drepung eingeschränkt und überwacht. Bei dem dritten Meeting der siebten Politischen Konsultativ-Konferenz des Chinesischen Volkes am 10. Mai 2000 stellte eines ihrer Mitglieder, Donbu Tsering Dorjee fest: "Die Ausrottung des religiösen Glaubens, der in unseren Empfindungen und unseren Angewohnheiten zum Ausdruck kommt, ist eine wichtige Verpflichtung".

Das tibetische Volk, dessen Rechte und Freiheiten so drastisch beschnitten werden und das von einschneidenden Gesetzen in die Enge getrieben wird, geht tief gebückt unter der repressiven kommunistischen Politik, die schließlich zu der völligen Vernichtung der buddhistischen Religion und Kultur in ihrem Land führen könnte.