24. April 2001
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy

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25. April: Gedenken zum Geburtstag des XI. Panchen Lamas

Der 11. Panchen Lama, Gedhun Choekyi Nyima, feiert heute seinen 12. Geburtstag und somit den sechsten Geburtstag in Folge, seit er in Abwesenheit ist. Am 14. Mai 1995 anerkannte Seine Heiligkeit der Dalai Lama Gedhun Choekyi Nyima als den reinkarnierten Panchen Lama. Einen Tag darauf verschwanden der Knabe und seine Eltern von ihrem Wohnsitz. Die chinesische Regierung dementierte Behauptungen der tibetischen Regierung-im-Exil und anderer zuständiger Organisation, er sei von der Regierung der VR China entführt worden. Ein paar Monate nach seinem Verschwinden ernannte die VRC ihren eigenen Panchen Lama.

Ein Jahr später, im Mai 1996 gab die VRC zu, daß sie den XI. Panchen Lama "auf Ersuchen seiner Eltern festhalte, weil die Gefahr bestehe, daß er von Separatisten gekidnappt werde und seine Sicherheit bedroht sei". So rechtfertigte die chinesische Regierung die Festhaltung des Kindes mit ihrer großen Sorge um es, obwohl sie die Autorität des Dalai Lama bei der Bestätigung des Panchen Lama zurückwies und sich weigerte, Gedhun Choekyi Nyima als seine wahre Reinkarnation anzuerkennen. Es ist rätselhaft, warum sich die Chinesen so große Mühe geben, ein Kind zu "schützen", das in ihren Augen nichts weiter als ein gewöhnlicher Junge ist.

Nach Informationen von aus Tibet kommenden Flüchtlingen und Touristen werden Bilder des chinesisch-erwählten Panchen Lamas in Tibet an in die Augen fallenden Stellen aufgestellt, besonders in den Hauptklöstern und Touristenhotels. Unterdessen sind in ganz Tibet Bilder Seiner Heiligkeit und Gedhun Choekyi Nyimas verboten. Im Mai 1996 startete die VRC die Kampagne des "harten Durchgreifens" und der "patriotischen Umerziehung" in Klöstern in der tibetischen Region. Unter dem Vorzeichen dieser Kampagne leistet die VRC der Anerkennung des chinesisch-erkorenen Panchen Lamas Vorschub und verunglimpft Gedhun Choekyi Nyima. Die Regierung läßt nicht zu, daß Fragen über den Panchen Lama oder seine Familie gestellt werden.

Viele hochrangige Delegationen, einschließlich der UN Hochkommissarin für Menschenrechte, brachten dieses Thema zur Sprache und äußerten sich besorgt über die fortgesetzte Festhaltung des Panchen Lama. Trotzdem verweigert die VRC weiterhin allen Außenstehenden den Zugang zu dem Kind und seinen Eltern. Im Oktober fragten britische Regierungsvertreter bei einer Gesprächsrunde des Menschenrechtsdialogs mit China in London nach Gedhun Choekyi Nyima. In einem schriftlichen Bericht an das britische Parlament teilte der Staatsminister des Auswärtigen Amtes John Battle mit: "Wir drangen in die Chinesen, sie sollten einer der chinesischen Regierung und den Tibetern akzeptablen unabhängigen Person erlauben, den Jungen zu Gesicht zu bekommen, um sich seines Gesundheitszustandes und seiner Lebensverhältnisse zu vergewissern. Die Chinesen entgegneten, der Junge sei wohlauf und besuche die Schule. Sie fügten hinzu, seine Eltern wünschten nicht, daß Individuen und Medien aus dem Ausland in sein Leben eindringen. Sie zeigten uns zwei Photos, die angeblich den Panchen Lama darstellten, aber übergaben sie uns nicht".

Die chinesischen Offiziellen zeigten der britischen Delegation von der gegenüberliegenden Seite des Konferenztisches aus zwei Photos - auf einem war ein Junge zu sehen, der chinesische Schriftzeichen auf eine Tafel schreibt, und auf dem anderen ein Tischtennis spielender Knabe. Es war unmöglich, das Kind genau zu erkennen, die Bilder zeigten nur einen Knaben von annähernd demselben Alter. Man konnte auch nicht sehen, an welchem Ort er sich befindet.

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie ist entsetzt darüber, daß die chinesische Regierung immer noch den Panchen Lama gefangen hält. Der Umstand, daß ein ständiges Mitglied des UN Sicherheitsrates sich rühmen kann, den jüngsten politischen Gefangenen der Erde in seinem Gewahrsam zu haben, verlangt ein gemeinsames und entschlossenes Vorgehen seitens der Internationalen Gemeinschaft.