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25. Dezember 2002
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone: Norzin Dolma/Tenzin Chokey +91/1892/223363/225874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org

Pressemitteilung: Drei weitere Tibeter in Nepal verhaftet

Zuverlässigen Informationen aus Kathmandu zufolge nahm die nepalesische Grenzpolizei drei Tibeter - einen Erwachsenen und zwei Jugendliche - aus Amdo Labrang in der Provinz Gansu fest: Tashi (30), Samdup (15) und das Mädchen Yanglha Tso (15).

Die drei waren mit Hilfe eines tong xin zhang Reisedokuments zu der südlichen Grenze Tibets nach Dram gereist. In der ersten Dezemberwoche heuerten sie für 2.000 Yuan pro Person einen nepalesischen guide an und brachen in Richtung Nepal auf. An der Grenze ließ sie der guide, nachdem er sich all ihrer Habe bemächtigt hatte, jedoch im Stich.

Als sie ihren Weg alleine fortsetzten, wurden sie am 13. Dezember von der nepalesischen Grenzpolizei an dem Checkpoint Barabise angehalten. Nach zwei Stunden gelang es ihnen auszureißen und mit einem Bus nach Kathmandu zu fahren. Dort mieteten sie ein Taxi nach Boudhanath, aber als sie ausstiegen, wurden sie von zwei Leuten in Zivil angehalten. Diese sagten etwas, was sie nicht verstanden. Da sie kein Wort Nepali sprachen, wurden sie zu der Polizeistation in Boudhanath gebracht.

Als die Mitarbeiter des Tibetan Reception Centre (TRC) von dem Vorfall erfuhren, baten sie sofort das UNHCR (United Nations High Commission for Refugees) um Intervention. Da Wochenende war, konnte drei Tage lang nichts geschehen. Am 16. Dezember überstellte die Polizei von Boudhanath die drei der nepalesischen Einwanderungsbehörde. Der Fall wurde wieder dem UNHCR vorgetragen, das die Freilassung der Tibeter erwirken sollte, noch ehe Anklage gegen sie erhoben würde. Normalerweise werden neu eingetroffene Flüchtlinge, die vom Immigration Department in Gewahrsam genommen wurden, auf Intervention des UNHCR hin schnell freigelassen. Das war diesmal jedoch nicht der Fall.

Am 17. Dezember machte das Immigration Department eine gerichtliche Anordnung, in der verfügt wurde, daß die drei inhaftiert bleiben, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien: "Gemäß Artikel 2049 des Einwanderungsgesetzes, Absatz 8(2) wurde am 17. Dezember 2002 ihre Haft nach Art. 2059/9/2 und den Bestimmungen über die Haftzeit, wie es nach Art. 121 der Rule of Judicial Proceeding (der Zivilprozessordnung) das Gesetz vorsieht, verlängert". Am selben Tag wurden Tashi und Samdup in das Dilli Bazaar Jail und Yanglha Tso in das Zentralgefängnis von Kathmandu verlegt.

Informationen über die anderen derzeit in Nepal inhaftierten Tibeter

Im August 2001 wurden 12 Tibeter in Nepal festgenommen, weil sie nicht die notwendigen Dokumente besaßen, um in dieses Land einzureisen oder sich darin aufzuhalten. Sie können nun für die horrende Summe von 1.600 und 2.700 USD ihre Freiheit erkaufen. Bisher kamen drei Frauen, die ernstlich erkrankt waren, frei, nachdem eine Gruppe aus dem Westen das Lösegeld für sie bezahlt hatte.

Gegenwärtig befinden sich im Dilli Bazaar Jail in Kathmandu:

Sonam Lama - 26 Jahre

Sechya Lama - 24 Jahre

Choeney Dorjee - 34 Jahre

Palden Gyatso - 32 Jahre

Sonam und Seycha Lama wurden wegen fehlender Aufenthaltsgenehmigungen am 20. August, Choeney Dorjee und Palden Gyatso ein paar Tage später verhaftet.

Sangye Dhondup - 19 Jahre

Lobsang Dorjee - 19 Jahre

Dorjee Tashi - 21 Jahre

Drukar - 26 Jahre

Tsephel - 25 Jahre (weiblich)

Alle diese fünf Studenten wurden am 22. August 2001 auf ihrer Rückreise nach Tibet festgenommen. Die 23-jährige Sheri Tso wurde auf Zahlung von 109.000 NRs. hin freigelassen und befindet sich jetzt in der Krankenstation des TRC. Am 30. November mußte sie sich einer Kolostomie-Operation unterziehen, aber noch ehe sie voll genesen war, wurde ihr befohlen ins Gefängnis zurückzukehren. Eine Tibet-Unterstützungsgruppe sammelte Geld um sie freizubekommen.

Gendun Samten - 31 Jahre

Der Mönch Gendun Samten, alias Heruka, wurde, als er im Juni 1999 nach Tibet zurückzukehren versuchte, kurz vor der Grenze festgenommen. Mit einer Geldstrafe von USD 675 belegt, verbüßt er gegenwärtig eine Haftstrafe von 10 Jahren im Bhadra Central Jail von Kathmandu.

Zwei an den König von Nepal gerichtete Gesuche um Begnadigung waren erfolglos. Danach wurde gerichtlich vorgegangen, doch am 10. Dezember lehnte das Gericht die Berufung gegen die Urteile wegen "verspäteter Einreichung des Antrags" ab. Daraufhin wurde der Oberste Gerichtshof Nepals eingeschaltet, wobei jedoch damit zu rechnen ist, daß das Verfahren dort noch einmal 12 Monate dauern wird. Es ist auch möglich, ein Gesuch direkt an das Innenministerium zu richten, obwohl die Aussichten auf Begnadigung sehr düster sind. Die einzige Antwort, die bisher erging, lautet, es gebe keine ausreichende Begründung, um diesen Fall einer nochmaligen Überprüfung zu unterziehen. Das Kabinett hätte auch die Vollmacht, die Urteile aufzuheben, falls es dies wünscht, aber der Antrag muß vom Innenministerium ergehen, und wurden keine diesbezüglichen Schritte unternommen.

Das TCHRD möchte betonen: Während es sich der Notlage der inhaftierten Tibeter voll bewußt ist, fürchtet es, daß die Zahlung von Geldstrafen, um die Gefangenen auszulösen, eine gefährliche Entwicklung in Gang setzen und das Los all der Flüchtlinge, die jedes Jahr durch Nepal ziehen, eher erschweren könnte.

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