TCHRD

22. Juli 2002

Gefahr der Schließung des Klosters Taktsang Lhamo Kirti


Einer zuverlässigen Information aus Tibet zufolge läuft das Kloster Taktsang Lhamo Kirti, das in dem Distrikt Dzoge (chin. Zoige) der TAP Ngaba (chin. Aba), Provinz Sichuan gelegen ist, Gefahr durch die chinesischen Behörden geschlossen zu werden. Die örtliche Bevölkerung und die Mönche machen sich große Sorgen um das Schicksal des Klosters.

Zu dieser Entwicklung kam es, nachdem im Distrikt Dzoge lebende Tibeter an die lokalen Behörden appellierten, dem in Dharamsala ansässigen Kirti Rinpoche die Erlaubnis für einen Besuch in seiner Heimat zu erteilen. Das von Bewohnern des Ortes verfaßte und unterschriebene Gesuch wurde auf eine unlängst erfolgte Erklärung chinesischer Regierungsvertreter hin, daß im Exil lebende Tibeter ungehindert nach Tibet zurückkehren könnten, eingereicht.

Das Ansuchen wurde jedoch abgewiesen, und Kirti Rinpoche als ein allen bekannter "Reaktionär" gebrandmarkt. Die Behörden verdächtigen das Kloster Taktsang Lhamo Kirti, den Anstoß für den Antrag auf eine Besuchserlaubnis gegeben zu haben. Als Reaktion auf den Massen-Appell haben die chinesischen Behörden nun sogar ein Buch von Kirti Rinpoche mit Titel "Hoffnungen und Wünsche eines Sechzigjährigen" (tib. Drug cu rgan po'i re'dun) verboten, von dem bereits Tausende von Exemplaren verteilt worden waren. So behaupteten sie im Juli 2002, das Buch habe einen abschätzigen Unterton. Außerdem drohten die Behörden, das Kloster würde ganz geschlossen, falls die Klosterleitung ihrer strengen Order, alle Bücher wieder einzusammeln, nicht nachkomme.

Kirti Rinpoches Buch ist ein persönliches und geistliches Werk, das zuerst im Dezember 2001 in Dharamsala veröffentlicht wurde. Es befaßt sich eingehend mit dem Thema der monastischen Disziplin in einer spirituellen Gemeinschaft. Es mahnt junge Mönche, fest zu ihren Mönchsgelübden zu stehen und soll ihnen in ihrem täglichen Leben als Mönch ein Leitfaden sein.

Bald darauf wurden Kader von der Distriktverwaltung Dzoge und der TAP Ngaba in das Kloster entsandt, um dort die Mönche täglichen Kursen in "patriotischer Erziehung" zu unterziehen. Sie wurden auch zu dem Geständnis gezwungen, daß sie von Kirti Rinpoches Buch Photokopien gemacht und diese daraufhin verteilt hätten.

1985 besuchte Kirti Rinpoche Tibet, um seine Verwandten wiederzusehen, doch er konnte seinen Heimatort nicht aufsuchen. Angesichts der Popularität des Rinpoches und seiner großen Anhängerschaft (etwa 600.000) hatten die Chinesen Bedenken, sein Besuch könnte den Tibetern in der Gegend Anlaß geben, gegen die chinesische Regierung aufzubegehren. Wegen des Druckes der Behörden reiste der Rinpoche damals nach nur fünf Tagen Aufenthalt im Taktsang Lhamo Kirti Kloster wieder ab.

Ein dort ansässiger Tibeter klagt: "Wir, die örtliche Bevölkerung und die Mönchsgemeinde, sind sehr betrübt darüber, daß Rinpoche seine Heimat nicht besuchen konnte. Wir wünschen uns innigst seine Rückkehr. Es ist nun schon über vier Jahrzehnte her, daß Rinpoche infolge der Besetzung Tibets durch chinesische Truppen aus seiner Heimat geflohen ist, zuerst nach Lhasa und dann nach Indien. Die älteren Leute hoffen sehnsüchtig, den liebenswerten Rinpoche noch einmal zu sehen, ehe sie von dieser Welt scheiden".

Der 11. Kirti Rinpoche, mit geistlichem Titel Kirti Tulku Lobsang Tenzin Jigme Yeshi Gyatso, wurde 1942 in dem heutigen Distrikt Tewo, TAP Ganan, Provinz Gansu, geboren. Er residiert in dem in Kirti Kloster in Indien, das in Dharamsala gebaut wurde. Das Taktsang Lhamo Kirti Kloster in Tibet hat über 80 Dependancen, die ihm unterstehen.