30. Januar 2003

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone: Norzin Dolma/Tenzin Chokey +91/1892/223363/225874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org

Nachruf auf den Märtyrer Lobsang Dhondup (1975-2003)

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie entbietet dem Märtyrer Lobsang Dhondup seine Ehrerbietung und seine tiefsten Trauergefühle Der 28-jährige Lobsang Dhondup wurde am Sonntag Abend, den 26. Januar, in Ganzi (Kanze), einer Stadt in der Nähe der tibetischen Grenze in der Provinz Sichuan hingerichtet. Diese Hinrichtung erfolgte nach einem geheimen Gerichtsverfahren bei dem Obersten Volksgericht. Dasselbe Gericht bestätigte auch das über Tulku Tenzin Delek verhängte Todesurteil mit zweijährigem Aufschub.

Obendrein zu dieser schockierenden und entsetzlichen Nachricht drang die Information aus Tibet zu uns, daß Lobsang Dhondup vorher noch die Ohren abgeschnitten und Mund und Nase schrecklich entstellt worden waren. Der Körper des Hingerichteten wurde bisher nicht seiner Familie ausgehändigt. Wie wir aus zuverlässiger Quelle erfuhren, starb Lobsang Dhondup nach grausamer Folterung.

Am 2. Dezember 2002 fand vor dem Mittleren Volksgericht in der TAP Karze in der Provinz Sichuan ein Verfahren statt, bei dem Lobsang Dhondup zum unmittelbaren Tode mit lebenslangem Entzug der politischen Rechte und Tulku Tenzin Delek zum Tode mit einem Vollstreckungsaufschub von zwei Jahren verurteilt wurden. Beide wurden der angeblichen Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag am 3. April auf dem Hauptplatz (Tianfu) in Chengdu, Sichuan, beschuldigt. Weitere Anklagepunkte waren illegaler Waffenbesitz und spalterische Aktivitäten.

Infolge der zahlreichen Appelle erfolgte die Hinrichtung jedoch nicht sofort, und der Fall wurde an das Oberste Volksgericht von Sichuan verwiesen. Nach unseren Quellen aus Tibet soll der Angeklagte bei dem Prozeß am 2. Dezember geschrieen haben: "Weder der Tulku noch ich haben irgend etwas mit den Bombenattentaten zu tun, der Prozeß ist ungerech".

Trotz Chinas internationaler Verpflichtungen als Unterzeichnerstaat der Konvention gegen Folter, "wirksame legislative, administrative, juristische und andere Maßnahmen zu ergreifen, um Akte von Folterung an jedem seiner Jurisdiktion unterstehenden Ort zu unterbinden", werden regelmäßig Fälle von absichtlich zugefügter grausamer und demütigender Folter in den Gefängnissen berichtet. Das TCHRD ruft daher China auf, die Anwendung von Folter während der Verhöre und in der Untersuchungshaft zu verbieten und sich an die gesetzlich bindenden Vorschriften der UN Konvention zu halten.

Lobsang Dhondup wurde 1975 in Ngyachu, Kreis Lithang, TAP Kanze, Provinz Sichuan, geboren, seine Eltern sind Palden Phuntsok und Gathar Lhamo aus der Dudon Katsatsang Familie. In dem Dorf gab es keine Schule, weshalb Lobsang schon früh seinen Eltern bei der Landwirtschaft halt. Mit 20 heiratete er und wurde Vater zweier Kinder. Später verließ er seine Familie und wurde in einem von Tulku Tenzin Delek geleiteten Kloster Mönch. Dort blieb er etwa ein Jahr und wandte sich dann dem Geschäftsleben zu. Von einem Hotelzimmer in Ngyachu, Kreis Lithang, aus begann er mit Heilpflanzen und anderen Waren zwischen Kreis Nyagchuka und Chengdu Handel zu treiben. Wegen seiner nationalistischen Einstellung wurde er bald Zielscheibe der Verfolgung durch die Kreispolizei und die Verwaltungsorgane.