21. August 2004
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 223363/225874, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org

Neue Kampagnen zur Einschränkung der fundamentalen Freiheitsrechte in Tibet

Pressemitteilung, Kontakt: Tashi Choephel

Dharamsala, 21. August 2004 - Aus zuverlässiger Quelle erhielt das TCHRD bestätigte Informationen, daß die Zentralregierung in Peking im Juli dieses Jahres verschiedene Behörden in der TAR angewiesen hat, Telefongespräche von in tibetischen Klöstern lebenden Mönchen nach Indien, bzw. aus Indien eingehende Anrufe intensiver zu überwachen. Des weiteren wurde dem TCHRD mitgeteilt, daß die "Patriotische Umerziehung" in der TAR nun auch bei dem Auswahlverfahren für Mönche, die den Geshe-Titel (Geshe ist der höchste Titel, den man durch das Studium der tibetisch-buddhistischen Philosophie erwerben kann) anstreben, eine Rolle spielen soll.

Wie uns aus zuverlässiger Quelle bestätigt wurde, werden Telefonate von Exiltibetern mit ihren Verwandten in Tibet, vor allem denjenigen, die in Klöstern leben, mittlerweile sehr streng überwacht. In Tibet lebende Personen haben ihren Angehörigen und Freunden geraten, bei Telefongesprächen keine politischen Themen anzusprechen.

Die dem TCHRD vorliegenden Informationen über die Aufnahme des Loyalitätstests mit dem Motto "Liebe dein Land, liebe deine Religion" (tib: rgyal khches ring lugs bsam bloi slob gso) in die Prüfung für den Geshe-Titel lassen darauf schließen, daß die Loyalität dem Staat gegenüber nicht nur im Vorfeld verlangt wird, sondern sogar für die Erlangung des Geshe-Titels obligatorisch ist. Dies unterstreicht einmal mehr die unverminderte Einmischung der chinesischen Staatsverwaltung in die religiösen Angelegenheiten der Tibeter.

Seit dem dritten Arbeitsforum zu Tibet im Jahr 1994 haben die Behörden in Peking die Anti-Dalai-Lama-Kampagne in Tibet weiter intensiviert. Die Chinesen sehen im Dalai Lama die Wurzel der Instabilität in Tibet. Zur Anti-Dalai-Lama-Kampagne gehört das Verbot, Abbildungen des Dalai Lama zu besitzen und seinen Geburtstag zu feiern, sowie harte Strafen für diejenigen, die ihrem Glauben und ihrer Unterstützung für den Dalai Lama Ausdruck verleihen. Die "Patriotische Umerziehungs-Kampagne" wurde 1996 in der TAR begonnen. Später wurde sie auch auf die Klöster in den tibetischen Gebieten der Provinzen Qinghai, Gansu und Sichuan ausgedehnt.

Die chinesischen Behörden benützen Kontrollmechanismen wie die oben genannten zur Überwachung von Privatgesprächen, ebenso wie des Informationsflusses in seiner Gesamtheit. Dies steht in direktem Widerspruch zu Artikel 12 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: "Niemand darf willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, sein Heim oder seinen Briefwechsel noch Angriffen auf seine Ehre und seinen Ruf ausgesetzt werden. Jeder Mensch hat Anspruch auf rechtlichen Schutz gegen derartige Eingriffe oder Anschläge." Da China Mitglied der UN ist, liegt hier eine klare Verletzung der grundlegenden Rechte des tibetischen Volkes vor.

Das TCHRD mißbilligt Chinas Übergriffe in Sachen Menschenrechte der Tibeter. Selbstherrliche Eingriffe in die fundamentalen Rechte von Menschen, die seiner Gerichtsbarkeit unterstehen, widersprechen zahlreichen Gesetzen Chinas und dem, was in den Weißbüchern behauptet wird. Die verschärfte Einschränkung der religiösen Freiheit in Tibet zeugt dagegen von der Entschlossenheit Chinas, den Einfluß des Dalai Lama endgültig auszumerzen.

weiteres zu diesem Thema