27. Oktober 2004
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
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Presseerklärung: Geshe Sonam Phuntsok entlassen

Einer bestätigten, dem Tibetan Centre for Human Rights and Democracy zugegangenen Information zufolge, entließen die chinesischen Behörden Geshe Sonam Phuntsok nach Ablauf seiner fünfjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis. Beim Volk als der Geshe von Kardze bekannt, wurde er für seine religiösen Tätigkeiten, insbesondere die Organisation von Gebetszeremonien für das lange Leben des Dalai Lama im Oktober 1999 mit Gefängnis bestraft.

Am frühen Morgen des 26. Oktober 2004 brachten chinesische Angehörige des Public Security Bureau (PSB) den Geshe in einem Dienstwagen in seine Heimat Rongbatsang im Distrikt Kardze der TAP Kardze, Sichuan. Bereits am 24. Oktober war er in Dartsedo eingetroffen, wo er auf sich nach seiner Entlassung aus dem Chuandong Gefängnis No. 3 im Distrikt Tazhu einer ärztlichen Behandlung unterzogen hatte. Das TCHRD ist wegen der langen Inhaftierung und Mißhandlung im Gefängnis sehr um den gesundheitlichen Zustand von Geshe Sonam Phuntsok besorgt.

Festnahme: Am 25. Oktober 1999 wurde der Geshe von einem Trupp von 20 PSB Polizisten mit vorgehaltener Pistole verhaftet. Er befand sich gerade in einem Retreat und war zur Zeit seiner Festnahme nur spärlich bekleidet und barfuß. An die 3.000 Tibeter versammelten sich spontan vor dem Verwaltungsgebäude von Rongbatsang und forderten seine sofortige und bedingungslose Freilassung. Am folgenden Tag kamen noch viel mehr Tibeter aus den benachbarten Landkreisen zusammen, und alle verlangten sie, daß der Geshe unverzüglich auf freien Fuß gesetzt werde. Ungefähr 600 Milizionäre des PSB und der PAP (People's Armed Police) warfen Tränengaspatronen in die Menschenmenge und gaben wahllos Schüsse auf sie ab, um den Protest zu unterdrücken. Viele Tibeter wurden festgenommen und einige wegen ihrer Handlungen mit Gefängnis und Geldbußen bestraft. Tsering Wangchuk, einer der Demonstranten, starb sogar in der Haft.

Urteil: Im März 2001, ein Jahr und fünf Monate später, verurteilte das Mittlere Volksgericht von Kardze den Geshe wegen "Aufhetzung der Massen zu spalterischen Aktivitäten" zu fünf Jahren Gefängnis; weitere Anklagepunkte waren "eine Reise nach Indien mit einem illegalen, in Lhasa beschafften Dokument, um den Dalai Lama zu treffen und sich mit ihm photographieren zu lassen, die illegale Durchführung religiöser Zeremonien zu mehreren Anlässen im Kreis Kardze und die Leitung einer Gebetszeremonie für das lange Leben des Dalai Lama in Rongbatsang".

Gesundheitlicher Verfall in der Haft: Der Vater und ein anderer Verwandter des Geshe, die ihn zweimal im Gefängnis besuchten, waren schockiert, als sie ihn in einem derart angegriffenen Zustand sahen. Agya Phuntsok berichtete, der Geshe sei sehr abgemagert und nur halb bei Bewußtsein gewesen und habe sich nicht richtig bewegen können. Sieben Stunden lang waren ihm Infusionen verabreicht worden.

Hintergrund: Geshe Sonam Phuntsok wurde 1951 im Dorf Choesa, Gemeinde Shusar, Kreis Rongbatsang, TAP Kardze, geboren. Bereits in seiner Kindheit wurde er zum Mönch ordiniert und mit 18 Jahren erhielt er die geistliche Initiation und andere religiöse Unterweisungen von bedeutenden buddhistischen Lehrmeistern. In den achtziger Jahren lehrte er Mönche aus 35 verschiedenen Klöstern tibetische Literatur. Er zeichnete auch die Geschichte von 13 Klöstern der TAP Kardze auf. Meistens hielt sich der Geshe im Kloster Dhargay im Kreis Rongbatsang auf, doch oftmals begab er sich auch in andere Klöster und in entlegene Dörfer des gesamten Distrikts Kardze, um religiöse Zeremonien durchzuführen und Belehrungen zu geben. 1996 unternahm er eine Pilgerfahrt nach Indien, wo er die heiligen Stätten besuchte. In ihrem Verlauf traf er auch den Dalai Lama. Danach kehrte Geshe Sonam Phuntsok nach Tibet zurück und hielt in den folgenden drei Jahren noch zahlreiche religiöse Zeremonien ab.

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