25. Juli 2006

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Pressemitteilung

 Manuskript bringt einem Tibeter zehn Jahre Gefängnis ein

Einer dem TCHRD zugegangenen bestätigten Information zufolge wurde der 29jährige Tibeter Dolma Kyab zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er erläuternde Notizen zu Tibet geschrieben hatte. Er ist derzeit im Gefängnis Chushul (chin. Qushui) in der Autonomen Region Tibet (TAR) inhaftiert.

Einer dem TCHRD zugegangenen bestätigten Information zufolge wurde der 29jährige Tibeter Dolma Kyab zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er ein kommentiertes Manuskript zu Tibet verfaßt hatte. Er ist derzeit im Gefängnis Chushul (chin. Qushui) in der Autonomen Region Tibet (TAR) inhaftiert.

Dolma Kyab, alias Lobsang Kelsang Gyatso (Pseudonym), wurde am 9. März 2005 in Lhasa festgenommen, wo er in einer Mittelschule Geschichte unterrichtete. Da er sich gerne schriftstellerisch betätigt, führte er eine Art von Kommentar zu seinem Unterricht auf Chinesisch mit dem Titel „Der Himalaya in Bewegung“ (chin. sao dong de Ximalayashan), bei dem es sich um eine Zusammenstellung von 57 Kapiteln über verschiedene Themen wie Demokratie, die Souveränität Tibets, Tibet unter dem Kommunismus, Kolonialismus, Religion und Glaube usw. handelt. Neben diesem begann er einen weiteren Kommentar über die geographischen Aspekte Tibets zu schreiben, der verhältnismäßig kurz ist, jedoch heikle Themen über die Lage und Anzahl chinesischer Militärbasen in dem chinesisch besetzten Tibet enthält.

Nach seiner Festnahme im März 2005 kam Dolma Kyab zuerst in das Haftzentrum des Public Security Bureau der TAR, das bei den Tibetern unter dem Namen Seitru bekannt ist. Am 16. September 2005 wurde er vor dem Mittleren Volksgericht von Lhasa ungerechterweise der „Gefährdung der staatlichen Sicherheit“ angeklagt und zu einer Haftstrafe von 10 Jahren verurteilt. Obwohl seine Angehörigen an das Gericht appellierten und um eine erneute Verhandlung baten, bestätigte dieses sein Urteil am 30. November. Nach dem Urteilsspruch sollte Dolma Kyab in das gerade in Betrieb genommene Gefängnis Chushul verlegt werden. Die Gefängnisleitung wollte den Gefangenen jedoch nicht zulassen, weil er in der Untersuchungshaft an Tuberkulose erkrankt war. Nachdem seine Krankheit behandelt worden war, wurde er im März 2006, kurz nach dem tibetischen Neujahr, endgültig nach Chushul transferiert, wo er seitdem einsitzt.

Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie ist sehr besorgt um Dolma Kyab und bittet Menschenrechtsgruppen und die internationale Gemeinschaft um ihre Unterstützung bei dem Bestreben, die baldige Freilassung Dolma Kyabs zu erreichen. Das Zentrum erachtet diesen Fall als einen direkten Angriff auf die Freiheit der Meinung und Meinungsäußerung in Tibet. Letztere ist als ein Grundmenschenrecht Voraussetzung für die Wahrnehmung aller anderen Menschenrechte. Der Art. 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verkündet: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“ 

Das Zentrum ruft den UN Sonderberichterstatter für die Förderung und den Schutz des Rechtes auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, Ambeyi Ligabo, sowie die UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) auf, bei der chinesischen Regierung für Dolma Kyab zu intervenieren.

Hintergrund: Dolma Kyab, alias Lobsang Kelsang Gyatso, wurde 1976 als Sohn von Khetsun und Dolma in dem Dorf Ari, Distrikt Chilen (chin. Qilian), TAP Tsojang, Qinghai, geboren. 1984 kam er auf die örtliche Grundschule und später besuchte er die Distrikt-Mittelschule. Nach Abschluß seiner Schulbildung trat er 1995 in ein Lehrer-Ausbildungsinstitut ein und arbeitete danach als Lehrer an einer Mittelschule im Distrikt Chilen. Später schrieb er sich in der Universität Peking ein, um seine Studien fortzusetzen.

2003 kam er nach Indien, wo er Englisch und Hindi lernte, kehrte jedoch im Mai 2004 nach Tibet zurück. Von da an wirkte er bis zu seiner Verhaftung als Geschichtslehrer an einer Mittelschule in Lhasa.