23. Oktober 2007
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India
Phone/Fax: +91 1892 223363 / 225874/229225, e-mail: dsala@tchrd.org, www.tchrd.org


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Pressemitteilung:      TCHRD/Eng/PR/206/2007
Ansprechpartner:      Tashi Choephel (Englisch)
Tel. (Indien):      +91-1892-223363/225874/229225

Dalai Lama erhält US-Gold Medaille – Tibeter zum Schweigen verurteilt, mehrere Personen festgenommen

Einer bestätigten Mitteilung zufolge, die dem Tibetischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) zuging, wurden ein Mönch aus dem Kloster Drepung, fünf Personen aus dem Kloster Labrang Tashikyil und zwei weitere aus der Präfektur Kardze festgenommen, weil sie trotz scharfer Restriktionen und Verwarnungen von chinesischer Seite die Verleihung der Gold-Medaille des US-Kongresses an den Dalai Lama feiern wollten.

Hunderte von Tibetern in Festtagskleidung versammelten sich am frühen Morgen des 17. Oktober an der Lingkhor Straße und am Barkhor [die traditionellen Pilgerrundwege] in Lhasa zum traditionellen Sangsol-Ritual, bei dem Räucherwerk verbrannt und Tsampa in die Luft geworfen wird, was Erfolg und Glück bringen soll. Sie suchten in großer Zahl Tempel auf, um ihre Gebete darzubringen, obwohl die Behörden im Vorfeld zur Auszeichnung des Dalai Lama mit der Gold-Medaille des US-Kongresses schwere Restriktionen erlassen und spezielle Überwachungsmaßnahmen getroffen hatten. Dort, wo sich Leute aus allen Gesellschaftsschichten zu einer Art Picknick versammelt hatten, um das Ereignis zu feiern, soll eine festliche Atmosphäre geherrscht haben, wurde aus Tibet berichtet.

Schon einen Tag zuvor, am 16. Oktober, hatten Dutzende von Mönchen des Klosters Drepung begonnen, als Ausdruck ihrer Freude über die Entscheidung des US-Kongresses, dem Dalai Lama die höchste zivile Ehrung zuteil werden zu lassen, die Halle, die die ihm gewidmet ist, neu zu tünchen. Die Behörden untersagten ihnen jedoch dieses Tun. Als die Mönche am Morgen des 17. Oktober glückbringende Symbole an die Wände innerhalb des Klosters malten, schritten die Sicherheitskräfte (Public Security Bureau) ein, um dies zu unterbinden, was zu einer gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Mönchen und den Polizisten führte, bei der ein Mönch eine Kopfverletzung davontrug. Es wird auch berichtet, daß ein Mönch von Drepung während der Feier der Auszeichnung festgenommen wurde.

Einem Bericht zufolge umstellte ein großes Kontingent von etwa 3000 bewaffneten Polizisten das Kloster Drepung, um es rund um die Uhr zu bewachen. Niemand durfte das Kloster betreten oder verlassen. Zudem gab es strenge Kontrollen an der westlichen Einfahrtsstraße nach Lhasa, um den Personenverkehr einzuschränken. Ähnlich restriktive Maßnahmen sollen auch in dem unterhalb des Klosters Drepung gelegenen Kloster Nechung sowie im Kloster Sera im Norden der Stadt getroffen worden sein.

Wie aus Quellen aus Tibet verlautet, hatten die Behörden ein großes Aufgebot an Kräften der bewaffneten Volkspolizei und des Büros für Öffentliche Sicherheit an den größeren Straßen der Stadt stationiert, besonders an dem berühmten Barkhor-Pilgerweg. Zusätzliche Überwachungskameras wurden rund um die Stadt angebracht, um die Menschen zu identifizieren, die kamen, um am Sangsol-Ritual (Verbrennung von Räucherwerk) teilzunehmen, und um festzustellen, ob sich auch tibetische Regierungsangestellte unter ihnen befinden, denen die Teilnahme an religiösen Aktivitäten untersagt ist.

Bei einem ähnlichen Vorfall in Amdo wurden im Kloster Labrang Tashikyil im Kreis Sangchu, „Tibetische Autonome Präfektur“ („TAP“) Kanlho, Provinz Gansu, ein Mönch und vier Laientibeter festgenommen. Sie feierten die Ehrung des Dalai Lama mit dem Sangsol-Ritual und dem Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Weiter wurde von der Festnahme von zwei Tibetern aus dem Dorf Othok, Kreis Lithang, „TAP“ Kardze, am 17. Oktober berichtet, die aus gegebenem Anlaß Gebetsfahnen aufzogen und das Sangsol-Gebet für den Dalai Lama darbrachten. Das TCHRD konnte ihre Identität noch nicht feststellen, wird jedoch die Lage in Tibet und das weitere Schicksal der in diesem Zusammenhang von den chinesischen Behörden Festgenommenen im Auge behalten.

Das Zentrum hatte schon vor der Verleihungszeremonie über die Verhängung schwerer Restriktionen und erhöhte behördliche Wachsamkeit berichtet. Trotz aller Verbote und Überwachungsmaßnahmen jedoch riskierten Tibeter in allen drei traditionell tibetischen Provinzen Festnahme und Inhaftierung, indem sie den Tag mit Gebet und Festlichkeiten begingen. In den entlegenen Gegenden Tibets wurde dieser Tag weniger gefeiert, anders dagegen in den größeren Ortschaften und Städten, wo die Behörden durch diverse Verbote die Feierlichkeiten zu verhindern suchten.

Das Resultat dieser verstärkten Sicherheitsmaßnahmen und Restriktionen ist die Verletzung der grundlegenden Menschenrechte des tibetischen Volkes: Menschen, die zu Ehren ihres geistlichen Oberhaupts des Dalai Lama Gebete darbringen und feiern wollten, wurden willkürlich festgenommen. Das TCHRD bringt seine tiefe Besorgnis über den Verbleib und die Lage der Verhafteten zum Ausdruck und verurteilt auf das entschiedenste diese neuerliche Verletzung der grundlegenden Menschenrechte des tibetischen Volkes, die sowohl von der chinesischen Verfassung als auch von den bedeutenden internationalen Menschenrechtsverträgen, denen China beigetreten ist, garantiert werden.