9. April 2008

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
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Pressemitteilung

Um die 70 Mönche bei mitternächtlicher Razzia verhaftet - über ihren Verbleib ist nichts bekannt

Im Gegensatz zu den von den chinesischen Behörden verbreiteten Nachrichten über die Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in Lhasa sieht die Realität ganz anders auch. Es gibt immer noch massive Restriktionen und Massenverhaftungen. Besonders betroffen davon sind die Klöster, die sich an den kürzlich stattgefundenen Demonstrationen in Lhasa und Osttibet besonders aktiv beteiligt haben. Bestätigten Informationen an das TCHRD zufolge wurden im Zuge der Razzien in den Klöstern in der Nacht zum 7. April ca. 70 Mönche aus dem Ramoche-Tempel verhaftet.

Am 7. April wurden bei einer mitternächtlichen Razzia von PAP (People’s Armed Police) und PSB (Public Security Bureau) im Wohnbereich des Tempels ca. 70 Mönche verhaftet. Wie zuverlässige Quellen berichten, wurden sie an einen unbekannten Ort gebracht. Von den ursprünglich ungefähr 100 Mönchen des Tempels, sind kaum noch welche dort. Es gibt derzeit keine Informationen über das Schicksal der Verhafteten. Der Vorsitzende der Regierung der TAR, Qiangba Puncong, sagte bei einer kurzen Pressekonferenz heute morgen, die Polizei hätte 953 Verdächtige verhaftet, die an den Gewaltakten vom 14. März in Lhasa beteiligt gewesen sein sollen.

Die Bewegungsfreiheit der Mönche aus dem Ramoche-Tempel wurde seit dem 14. März massiv eingeschränkt. Glaubwürdige Quellen bestätigten den Selbstmord des Mönchs Thokmey, der sich infolge der brutalen Razzien von PAP und PSB am 22. März im Ramoche-Tempel das Leben nahm.

Alle großen Klöster in Tibet, darunter Drepung, Ganden und Sera, leiden unter einschneidenden Restriktionen. Der Zugang zu den Klöstern wurde streng reglementiert, seit am 10. März die Demonstrationen begannen, überwachen zahlreiche PAP- und PSB-Kräfte die Klöster in Lhasa und anderen Regionen von Tibet rund um die Uhr.

Wie das offizielle chinesische Sprachrohr Xinhua am 1. April berichtete, verteidigte der Bürgermeister von Lhasa, Duoji Cizhu, die Stationierung der PAP- und PSB-Einheiten in den drei großen Klöstern von Lhasa gegenüber einem der ausländischen Journalisten auf der staatlich organisierten Pressereise vom 27. März. Er behauptete, die Behörden hätten zu dieser Maßnahme gegriffen, um Nachforschungen über die der Anstiftung zu den aktuellen "Unruhen" Verdächtigen anzustellen und weitere Proteste der aufgewühlten Mönche zu verhindern.

Als eine weitere Bekundung staatlicher Unterstützung besuchte Zhu Wei Qun, der Leiter der Vereinten Arbeitsfront der KPC im Range eines Vizeministers, in Begleitung von Lobsang Gyaltsen, des Vorsitzenden der Vereinten Arbeitsfront der TAR, am 8. April im Kloster Ganden stationierte PAP- und PSB-Einheiten, bestärkte sie in ihrer Arbeitsmoral und lobte ihre gute Arbeit. Verläßlichen Quellen zufolge sind alle drei großen Klöster in Lhasa von den Sicherheitskräften abgeriegelt.

Das TCHRD ist sehr darüber beunruhigt, daß die chinesischen Behörden unter dem Vorwand der Wiederherstellung von Recht und Ordnung zu Maßnahmen wie unnötiger und übertriebener Gewaltanwendung, einschließlich gezielter Todesschüsse, willkürlicher Verhaftungen und Einschüchterung gegriffen haben. Dies alles verstößt gegen die internationalen Menschenrechtsvereinbarungen. Nach Auffassung des TCHRD mögen diese Maßnahmen zwar die Proteste kurzfristig ersticken; sehr wahrscheinlich heizen sie jedoch auf Dauer die Verbitterung nur noch mehr an und gefährden letztlich alle künftigen Bemühungen um die Klärung der von zahlreichen Tibetern vorgebrachten berechtigten Klagen über die offizielle Politik der Regierung in der Region.