20. Februar 2009

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)
Top Floor, Narthang Building, Gangchen Kyishong, Dharamsala 176215, H.P., India,
phone/fax: +91 1892 223363 / 225874 / 229225, e-mail: office@tchrd.org, www.tchrd.org


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Bilder von 15 am 16. Februar in Lithang verhafteten Tibetern

 Pressemitteilung

Lithang im Belagerungszustand - Ausgangssperre für die Bevölkerung

Einer neuen dem Tibetischen Zentrum für Menschenrechte und Demokratie zugegangenen Information zufolge hat die chinesische Regierung noch mehr Truppen in den Bezirk Lithang entsandt und die Bewegungsfreiheit der Menschen dort extrem eingeschränkt.

Unsere Quellen berichten, daß „Hunderte von PAP-Soldaten - eine paramilitärischen Polizeitruppe - in voller Kampfausrüstung in den vergangenen Tagen in Lithang eingetroffen seien, seit es dort wieder zu Protestaktionen gekommen war. Die Bewohner der Stadt Lithang und die Mönche und Nonnen in den Klöstern wurden angewiesen, in ihren Häusern zu bleiben; sollten sie auf die Straße gehen, könnte das ernste Folgen für sie haben. Alle Läden und Restaurants blieben geschlossen, so daß die Straßen, abgesehen von Hunderten von schwer bewaffneten Sicherheitskräften, völlig verlassen sind. Die Lage in Lithang ist gegenwärtig sehr angespannt“.

Den Bewohnern der benachbarten Nomadendörfer wie Othok und Youtru wurde verboten, die Stadt Lithang zu betreten. Die Telekommunikationslinien in der Gegend wurden vorübergehend unterbrochen, so daß es sehr schwer ist, Kontakt zur Außenwelt herzustellen.

Weiter aus unserer Quelle: „Gestern [18. Februar] wurden die hohen Lamas, ranghöheren Mönche und Verwaltungsräte der Klöster von Lithang zu einem Meeting einbestellt, wo ihnen schlimme Folgen androht wurden, falls sie separatistischen Aktivitäten nachgehen sollten. Es wurde ihnen erklärt, daß die Regierung die ‚wütende Aggression’ der Dalai Clique mit fester Hand zunichte machen, den Separatismus vereiteln und einen Volkskrieg führen werde, um die Stabilität zu wahren“. Gegenwärtig sind die Mönche in ihren Klöstern eingeschlossen und Gläubige dürfen diese nicht besuchen.

Von den 21 seit dem 15. Februar festgenommenen Tibetern* wurden am 16. Februar drei aus dem PSB-Haftzentrum Tsagha freigelassen, nämlich die Nomadinnen Yanglo und Dolma sowie Damdul Gonpo, ein ehemaliger Mönch des Klosters Drepung Gomang, der im Dorf Derge, Einheit 1, Bezirk Lithang, TAP Kardze Lehrer war. Um möglichen Unruhen im Vorfeld zu den brisanten Jahrestagen zu begegnen, wies die Regierung die Verwaltungsorgane und Sicherheitskräfte an, jedes Anzeichen von Loyalität zum Dalai Lama sofort im Keim zu ersticken. Viele tibetische Gegenden wurden für Ausländer gesperrt.

Bei einer Tagung von Parteifunktionären in Lhasa wurden die Behörden angewiesen, „alle Sicherheitskräfte mobil zu machen“, damit Ruhe und Ordnung gewahrt werde, wie das offizielle Blatt Tibet Daily berichtete. Dieser Sicherheitskonferenz in Lhasa zufolge sei die vorrangige Aufgabe für alle Behörden in Tibet in diesem Jahr, „einen erbitterten Kampf gegen die zerstörerischen separatistischen Elemente zu führen und für Stabilität zu sorgen“. AFP zitierte ein chinesisches staatliches Medium in Tibet: „Bei dem Meeting wurden Partei, Regierung, Militär, Polizei und die Öffentlichkeit in allen Gebieten ermahnt…, entschieden der wütenden Aggression der Dalai Clique entgegenzutreten, separatistische Unruhen niederzuschlagen und die Stabilität zu wahren“. In den letzten Tagen ist die Truppenstärke in mindestens vier Gegenden Tibets erhöht worden, nämlich in der Hauptstadt Lhasa, in Labrang (chin Xiahe), einer Stadt in der Provinz Gansu, in der es vergangenes Jahr wiederholt zu größeren Protestaktionen gekommen war, in Rebkong (chin. Tongren), einer Klosterstadt in der Provinz Qinghai, sowie in Lithang, einer Stadt in der TAP Kardze der Provinz Sichuan, die völlig abgeriegelt wurde.

Das TCHRD ist äußerst besorgt über diese neuerliche Verstärkung der Militärpräsenz in den tibetischen Gebieten kurz vor den wichtigen Jahrestagen. Im Namen der Aufrechterhaltung der Stabilität begehen die chinesischen Behörden in Tibet in großem Umfang Menschenrechtsverletzungen, sie treten die freie Meinungsäußerung, Meinungs- und Gedankenfreiheit und das Recht auf friedliche Versammlung mit Füßen und nehmen die Menschen einfach willkürlich fest.

Das Zentrum fordert die VR China auf, die grundlegenden Menschenrechte zu achten, die in der chinesischen Verfassung, der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und anderen internationalen Menschenrechtsverträgen enthalten sind, die China unterschrieb und ratifizierte. Es bittet auch dringend die internationale Gemeinschaft, politischen Einfluß zu nehmen und den notwendigen Druck auf China auszuüben, damit die entsetzlichen und flächendeckenden Menschenrechtsverletzungen in Tibet endlich ein Ende nehmen.

* Auf der Website des TCHRD gibt es nun Bilder von 15 von ihnen.