18. Dezember 2010
Department of Information & International Relations (DIIR), www.tibet.net,
The Tibet Post International, www.tibetpost.net/

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Drei von den Behörden steckbrieflich gesuchte Mönche erreichten Indien: „China schreibt Tibets Geschichte um“

Drei tibetische Mönche aus dem Kloster Gonsar in der Gemeinde Zakhok, Bezirk Derge, TAP Kardze, Provinz Sichuan, die 2009 eine friedliche Demonstration gegen die verfehlte Politik Chinas in Tibet veranstalteten, bezeugten am 15. Dezember anläßlich einer Pressekonferenz in Dharamsala, daß „die in Tibet lebenden Tibeter sich so nach der Gegenwart Seiner Heiligkeit des Dalai Lama sehnen wie die Kuckucksvögel nach den Regentropfen lechzen“.

Drei Mönche bei der Pressekonferenz des TCHRD

„Sie wünschen so stark, daß der Dalai Lama in ihr Heimatland zurückkehre“, sagten sie. Die Mönche Lobsang Norbu, 30, Khedrup Gyatso, 24, und Kunga Rinchen, 26, haben ein Jahr riesiger Strapazen hinter sich. Auf ihren Protest am 10. September 2009 in der Gemeinde Zakhok im Bezirk Derge hin mußten sie sich in einsamen Nomadengegenden, Wäldern und den Bergen verstecken, weil ihnen die Festnahme drohte.

„Die chinesische Regierung verbot uns Mönchen im Kloster Gonsar, unser geistliches Oberhaupt, den Dalai Lama, zu verehren“, informierte Lobsang Norbu. „Wir stellten tibetische Nationalflaggen und Plakate her und hängten sie um das Kloster herum und in der Gemeinde Zakhok auf. Darauf brachten wir unseren tiefen Schmerz über die eklatante Verletzung der Grundrechte des tibetischen Volkes, wie der Rede- und Religionsfreiheit, zum Ausdruck“. Im Kloster Gonsar leben etwa 200 Mönche, erzählten sie.

„Wir haben keine Menschenrechte, wir haben keine Religionsfreiheit und keine Freiheit, unsere Meinung zu sagen“, erklärte Norbu. Die friedlichen Protestaktionen im Frühjahr 2008 waren eine deutliche Botschaft der unter dem kommunistischen Regime lebenden Tibeter an die ganze Welt. „Wenn wir Tibeter nicht diesen friedlichen Protest veranstaltet hätten, um unseren Gefühlen, welche die Gefühle aller Tibeter sind, Ausdruck zu verleihen, hätten wir eine Chance verpaßt, der Welt die Wahrheit über das mitzuteilen, was in Tibet geschieht“, fuhr er fort.

„Am 10. September 2009 demonstrierten zwei meiner Freunde und ich für Religionsfreiheit und Menschenrechte in Tibet, wir wollten vom Staat gehört werden. Die chinesische Regierung beteuert ständig, daß sie Fortschritte auf dem Gebiet der Menschenrechte gemacht hätte, aber in Wahrheit haben wir keine Rechte. Historisch gesehen war Tibet eine unabhängige Nation, aber China schreibt unsere Geschichte um. Wir wollten für unsere Rechte kämpfen, doch für eine kleine Meinungsbekundung wie diese wurden wir wie Verbrecher behandelt“.

     Lobsang Norbu     Kunga Rinchen     Khedrup Gyatso

Auf die Plakate schrieben die Mönche Parolen wie „Tibet ist ein unabhängiges Land, wir wollen Menschenrechte, lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama“. „Wir unterzeichneten die Plakate mit unseren eigenen Namen, damit die anderen Mönche und die Allgemeinheit nicht in Schwierigkeiten geraten sollten“. Trotzdem wurden zwei Mönche des Klosters, Lobsang Dhonyoe und Taygya, später festgenommen und zu sechs bzw. zwei Jahren verurteilt, weil sie bei der Beschriftung der Plakate mitgeholfen hatten.

„Nachdem wir in die Berge geflüchtet waren, belagerten etwa 300 chinesische Militärpolizisten die Umgebung des Klosters und nahmen Tibeter wahllos fest, um sie zu verhören. Mein Vater starb dabei durch die entsetzlichen Schläge und Folterungen“, erklärte Lobsang Norbu. „Die Polizei zwang die Bewohner, harte Arbeiten zu verrichten, Wasser für sie zu holen und zu kochen. Sie nahmen die Leute einfach fest, um etwas über unseren Aufenthaltsort aus ihnen herauszupressen. Als die Frauen sich gegen die Festnahme wehrten, schoß die Polizei auf sie, wobei zwei ernste Augenverletzungen davontrugen. Schließlich nahmen sie neun Leute in Gewahrsam, aber da diese nichts über uns preisgeben wollten, ließen sie sie nach Entrichtung einer Strafe von je 10.000 Yuan wieder laufen“.

Auf eine Frage über die Lage der tibetischen Nomaden antwortete Lobsang Norbu: „Die Herden können nicht überleben, so viele Tiere sind schon eingegangen, weil die Regierung die Weidegründe mit Stacheldraht abgeriegelt hat.“

„Die chinesische Polizei setzte eine Prämie von 20.000 Yuan aus für jeden, der sie über unseren Aufenthaltsort informieren würde, und als sie nichts in Erfahrung bringen konnten, erhöhten sie den Betrag auf 50.000 Yuan (über 7.500 US$). Die Polizei suchte überall nach uns“.

„Die Angst vor der Verhaftung zwang uns, unser Land am 7. Oktober 2010 zu verlassen. Nach 23 Tagen Fußmarsch von Lhasa aus über die nepalesisch-tibetische Grenze erreichten wir am 30. Oktober Kathmandu, und am 15. November trafen wir in Dharamsala in Indien ein“.