14. Februar 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Zehn von den siebenundzwanzig in China inhaftierten bekannten Journalisten sind Tibeter

Während die chinesischen Behörden immer noch Journalisten den Zugang zu Tibet verwehren, um zu verhindern, daß sie über die Lage dort berichten, haben die Ermittlungen einer führenden internationalen NGO ergeben, daß von den 27 in China inhaftierten Journalisten, von denen man weiß, zehn Tibeter und sechs Uighuren sind.  

Das Committee to Protect Journalists (Gremium zum Schutz von Journalisten/CPJ), das jedes Jahr eine globale Studie über die Anzahl von im Gefängnis einsitzenden Journalisten herausgibt, kam zu dem Schluß, daß Tibeter und Uighuren den Großteil der in China inhaftierten Journalisten ausmachen. Diese unglückliche Entwicklung sei auf die weitverbreiteten Demonstrationen von 2008 in Tibet und 2009 in Ostturkestan (chin. Xinjiang) zurückzuführen (1).

Shar Dungri (Cover)
Tragyig
(von Tashi Rabten)

Die zehn tibetischen Journalisten hinter Gittern sind:

Der Dokumentarfilmer Dhondup Wangchen, der am 26. März 2008 festgenommen und am 29. Dezember 2009 zu sechs Jahren verurteilt wurde;

Kunchok Tsephel Gopeytsang, der für die tibetische Kultur-Website Chomei schrieb (festgenommen am 26. Februar 2009 und im November 2009 zu 15 Jahren verurteilt);

Kunga Tsayang, alias Gangyi, ein politischer Essayist, Photograph und Umweltaktivist (festgenommen am 17. März 2009 und im November 2010 zu fünf Jahren verurteilt);

Tashi Rabten, der das Magazin Shar Dungri herausgab und Beiträge dafür schrieb (festgenommen am 6. April 2010 und am 2. Juni 2011 zu vier Jahren Haft verurteilt),

Dokru Tsultrim, ein Mönch, der für das Journal Khawai Tsesok schrieb und zweimal festgenommen wurde (Anklage gegen ihn unbekannt),

Jolep Dawa, Autor und Herausgeber des Magazins Durab Kyi Nga (festgenommen am 1. Oktober 2010 und im Oktober 2011 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt),

Choepa Lugyal, alias Meycheh, der auch für das Magazin Shar Dungri schrieb (festgenommen am 19. Oktober 2011, Anklage und Verbleib unbekannt),

Jangtse Donkho, alias Nyen, Schriftsteller und Herausgeber von Shar Dungri, und sein Kollege

Buddha, der ebenfalls für das Magazin Shar Dungri schrieb (beide wurden im Sommer 2010 festgenommen und im Oktober 2010 zu vier Jahren Zwangsarbeit verurteilt),

Kalsang Jinpa, alias Garmi, der auch für Shar Dungri schrieb und zusammen mit Nyen und Buddha festgenommen und im Oktober 2010 zu drei Jahren verurteilt wurde.

Im Januar 2011 wurden diese drei Autoren in das Mianyang Gefängnis in der Nähe von Chengdu verbracht, bei dem es sich um ein Zwangsarbeitslager handelt.

Angesicht der Knebelung der Medien und der Einstufung von jeder Tibet betreffenden Information als „Staatsgeheimnis“, könnte die von dieser Übersicht genannte Zahl ein unvollständiges Bild bieten. Es gibt vielleicht noch mehr unbekannte Fälle, solche, über die nicht berichtet wurde, von Menschenrechtsverletzungen und Machtmißbrauch durch die chinesische Regierung. John Kamm von der Dui Hua Foundation meinte, die derzeitige Zahl sei gewiß nicht erschöpfend.

Dechen Pemba, die Herausgeberin der Seite High Peaks Pure Earth, berichtete am 1. Februar 2012, daß einige sehr populäre von Privatleuten betriebene tibetischsprachige Blogs Offline gegangen seien. So lautete am 1. Februar die Meldung auf der Blog-Site Rangdrol.net: „Um des Lebens willen trauern und weinen wir“. Aber als das TCHRD die Seite am 10. Februar aufrufen wollte, kam nur noch eine Fehlermeldung.

Und als das TCHRD am 10. Februar den Blog-Teil der Website AmdoTibet aufrufen wollte, erschien eine kurze Offline Meldung auf Tibetisch, daß das Blog vom 1. Februar bis Ende März 2012 abgeschaltet worden sei. Dechen Pemba zufolge lautete die Meldung am 1. Februar: „Weil einige der Blog-Nutzer Inhalte veröffentlichen, die dem Ziel dieser Seite nicht entsprechen, wurde das Blog vorübergehend geschlossen, wir bitten die Nutzer um Verständnis“.

Dies sind nur ein paar Beispiele unter vielen anderen tibetischen Websites, die die Behörden häufig abschalten, um der Regierung ungenehme Informationen und Meinungen zu blockieren. Die Strategie des Staates, den Tibetern den Mund zu verstopfen, indem die Sprecher ihrer Gemeinschaft verhaftet und eingesperrt werden, sorgt dafür, daß allmählich das Gewissen des Volkes verstummt.

(1) "2011 prison census: 179 journalists jailed worldwide"