1. November 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org

Tibetischer Mönch und Erzieher aus Machu, anderer Mönch wegen Besitzes eines Handys festgenommen

Die chinesischen Behörden im Bezirk Machu (chin. Maqu), TAP Kanlho (chin. Gannan), Provinz Gansu, nahmen kürzlich einen tibetischen Mönch und Erzieher, der eine Organisation zur Erhaltung und Förderung der tibetischen Sprache gegründet hatte, fest.

Jinpa Gyatso

Der 38jährige Jinpa Gyatso, ein Mönch des Klosters Mayul Samten Choekorling in Machu, wurde am 25. Oktober um ca. 14 Uhr festgenommen. Er war gerade auf dem Weg zu einem kranken älteren Lama seines Klosters, der in der Stadt Chengdu (tib. Tridu) in einem Krankenhaus behandelt wurde.

Wie das TCHRD von einer dortigen Quelle erfuhr, steht die Festnahme von Jinpa Gyatso vermutlich im Zusammenhang mit seinen Aktivitäten für das Gemeinwohl, besonders seinen Bemühungen zur Förderung der Verwendung der tibetischen Sprache unter seinen Landsleuten im Bezirk Machu.

Bereits am 30. März hatte die dortige Polizei Jinpa Gyatso in Gewahrsam genommen, wo er Verhören unterzogen und mit einer Geldstrafe belegt wurde. Um wieder freizukommen, mußte er eine Strafe von 40.000 Yuan entrichten. Aus welchen Gründen er inhaftiert war, ist nicht klar, den Ortsansässigen zufolge hatte Jinpa Gyatsos willkürliche Festnahme mit seiner sozialen Betätigung zu tun, vor allem der Gründung der Gesellschaft Bhoe Amay Rangkey Lasor, die sich die Pflege der tibetischen Sprache zur Aufgabe gemacht hat.

2009 von Gyatso und einigen seiner Freunde gegründet, setzte sich die Gesellschaft dafür ein, daß reines Tibetisch gesprochen wird, sie organisierte Kurse für tibetische Kinder während der Winterferien und gab eine tibetischsprachige Zeitschrift mit dem Titel Rewei Kanglam („Pfad der Hoffnung“) heraus. Eben wegen dieser Zeitschrift wurde er langwierigen Verhören unterzogen. Die Behörden verboten die Zeitschrift, weil sie darin einen vermeintlichen politischen Bezug sahen.

Jinpa Gyatso, gebürtig aus dem Bezirk Machu, wurde mit elf Jahren Mönch im Kloster Mayul Samten Choekor Ling. Er studierte später am Buddhistischen Institut Larung Gar im Bezirk Serthar (chin. Seda), TAP Kardze, Provinz Sichuan, wo er 1999 einen Kurs in tibetischer Grammatik und Poesie absolvierte. Nach Machu zurückgekehrt, wirkte er in der Verwaltung des Klosters Mayul Samten Choekor Ling, unter anderem als Buchhalter und auch als Lehrer.

JinpaGyatso mit seinen Zöglingen

Das TCRHD konstatierte in letzter Zeit einen scharfen Anstieg bei der Verhaftung von Tibetern, die sich sozial engagieren, als Lehrer und Umweltschützer wirken, sowie bei der Schließung von lokalen, von Tibetern gegründeten Gesellschaften. Im April dieses Jahres gaben die Behörden in der TAP Kardze eine Verordnung heraus, um die Aktivitäten von NGOs in der Präfektur Kardze einzudämmen. Die Verordnung vom 26. April 2012 fordert von allen nichtstaatlichen sozialen Organisationen, daß sie sich bei dem Amt für Zivile Angelegenheiten auf Präfekturebene registrieren lassen, widrigenfalls werden sie für illegal erklärt.

30. Oktober 2012

Phayul, www.phayul.com

Mönch wegen Besitzes eines Handys festgenommen

Bei einem weiteren Vorfall wurde der 19jährige Tashi Norbu, ein Mönch des Klosters Ogyen Damchoe Ling im Bezirk Sog der Präfektur Nagchu, TAR, am 23. Oktober festgenommen, weil er ein Apple iPhone bei sich hatte.

Die chinesischen Behörden führten in der Gegend eine Razzia durch, um die Mobiltelefone aller Bewohner zu begutachten. Sie stellten insbesondere Tibeter, die Apple iPhones bei sich hatten, zur Rede und überprüften, ob sie gar in Kontakt zum Ausland stehen.

Über den Zustand und den Verbleib des verhafteten Mönches gibt es keine Information.

Augenzeugen der Selbstverbrennungen in Tibet pflegten mit Hilfe ihrer Mobiltelefone Bilder und kurze Videosequenzen der Proteste einzufangen. Tibeter auf beiden Seiten des Himalayas griffen in letzter Zeit vermehrt zu Smartphones, um schneller und einfacher miteinander kommunizieren zu können.