5. Januar 2012
Phayul, www.phayul.com, TCHRD, www.tchrd.org

Tibetischer Schriftsteller wegen einer Video-Botschaft mit vier Jahren Gefängnis bestraft

Das Mittlere Volksgericht der TAP Kanlho, Provinz Gansu, verurteilte Kalsang Tsultrim, der als Schriftsteller mit dem Namen Gyitsang Takmik signiert, zu 4 Jahren. Dies wurde von Takmigs Familie bestätigt, die ihn am 30. Dezember 2011 im Haftzentrum des Public Security Bureau der Stadt Tsoe besuchen wollte. Sie wurde nur über seine Verurteilung informiert, jedoch nicht, in welches Gefängnis er verlegt wird, noch wie sein Gesundheitszustand ist.

Gyitsang Takmig

Das Urteil erfolgte über ein Jahr, nachdem Gyitsang Takmik, der Verfasser des Buches Miyul La Phul Ve Sempa (in etwa: „Ich teile die innersten Gedanken meines Herzens“), das von den Sorgen des tibetischen Volkes handelt, zum zweiten Male festgenommen wurde. Seitdem war er ohne Anklageerhebung inhaftiert gewesen.

Kaum einen Monat nach Erscheinen des Buches wurde er am 16. Dezember 2010 im Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, festgenommen und dann vom Public Security Bureau der Stadt Tsoe vorgeladen und intensiv verhört. Danach ließen sie ihn nicht mehr los (1). Trotz ihrer Nachfragen bekamen seine Angehörigen von den Behörden keine Auskunft über die Gründe für seine Verhaftung.

Gyitsang Takmig wurde zum ersten Mal am 27. Juli 2010 im Bezirk Dzoge in der Provinz Sichuan wegen etwas festgenommen, was die Behörden einen „politischen Fehler“ nannten. Er hatte nämlich eine DVD mit „verbotenen Inhalten“ in Umlauf gebracht, die später ihren Weg ins Exil fand (2).

In dem einstündigen Video appellierte er an die ganze Welt, „schnell zugunsten des tibetischen Volkes tätig zu werden“, damit die Repression in Tibet ein Ende finde (3).

Er informiert darin ausführlich über die Ereignisse in Tibet seit der Flucht des Dalai Lama ins Exil, über das Leiden des tibetischen Volkes unter chinesischer Herrschaft, er spricht von seiner Angst um das Überleben der tibetischen Religion und Kultur und von den allgemeinen Menschenrechtsverletzungen, die die chinesischen Behörden in Tibet begehen.

Das im Juli 2009 aufgenommene Video wurde später mit Untertiteln und Bildern versehen, und die DVD fand in den tibetischen Gegenden von Gansu, Qinghai und Sichuan, also den Gebieten der traditionellen Provinzen Amdo und Kham, weite Verbreitung.

Im September 2010 wurden um die 40 Freunde und Verwandte bei den Behörden vorstellig, um nach seinem Verbleib zu fragen. Die Beamten sagten, sie würden ihre Vorgesetzten fragen und ihnen dann Bescheid geben, und schickten sie weg. Gyitsang Takmig war seit seiner Festnahme in verschiedenen Haftanstalten inhaftiert. Am 15. Oktober 2010 hatte das Gefängnis der Präfektur Kanlho ihn unter der Bedingung freigelassen, daß er bei seiner Arbeit nicht mehr politisch aktiv werde.

(1) 4. Februar 2011, „Tibetischer Schriftsteller Kalsang Tsultrim zum zweiten Mal festgenommen

(2) 23. August 2010, „Noch ein tibetischer Intellektueller festgenommen - Kalsang Tsultrim, Autor eines mutigen Videos“

(3) 1. September 2009, „Videobotschaft von Kalsang Tsultrim an die freie Welt: Ruf nach der Rückkehr des Dalai Lama und dem Ende der Repression“