14. August 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy, www.tchrd.org, Tibet Post International, www.tibetpost.net

Doppelte Selbstverbrennungen in Ngaba, Polizei geht mit nagelbesetzten Keulen gegen Tibeter vor

Das chinesische Sicherheitspersonal ging gestern mit brutaler Gewalt, Prügeln und Festnahmen gegen Ortsansässige vor, nachdem sich zwei weitere Tibeter aus Protest gegen die chinesische Herrschaft im Bezirk Ngaba (chin. Aba), TAP Ngaba, Provinz Sichuan, angezündet hatten.

Ein junger Tibeter namens Tashi, 21, und ein Mönch des Klosters Kirti namens Lungtok, 20, setzten sich am späten Nachmittag in Brand, um gegen die chinesische Regierung zu protestieren.

Einer der beiden Selbstverbrenner (Bild: TPI)

„Lungtok und Tashi zündeten sich in der Nähe des Klosters Kirti an und liefen Slogans rufend auf die Hauptstraße zu, die jetzt als die ‚Märtyrerstraße’ bekannt ist“, teilte eine Quelle aus dem Exil unter Berufung auf Augenzeugen mit.

„Als Tashi die Mitte der ‚Märtyrerstraße’ erreichte, warfen ihn bewaffnete Volkspolizisten, darunter auch Spezialkräfte, zu Boden und droschen auf ihn ein, um das Feuer zu löschen. Nachdem er die Straße überquert hatte, wurde auch Lungtok überwältigt“.

Die dort lebenden Tibeter nennen die unterhalb des Klosters Kirti verlaufende Straße nun die „Märtyrer- oder Heldenstraße“, weil sich dort so viele Selbstverbrennungsproteste ereigneten.

Am Morgen des 13. August, dem Tag an dem er Feuer an sich legte, hatte Lungtok bei der morgendlichen Gebetsversammlung im Kloster seinen Mitmönchen Geschenke gemacht und sie ersucht für diejenigen Tibeter, die ihr Leben für Tibet opferten, zu beten.

“Während der Morgengebete bot Lungtok jedem Mönch einen Yuan an und ersuchte sie, für alle Märtyrer Tibets zu beten”, teilte das Exilkloster Kirti mit.

Sowohl Lungtok als auch Tashi wurden zuerst in das Krankenhaus von Ngaba gebracht und dann nach Barkham (chin. Maerkang), dem Verwaltungssitz der Präfektur Ngaba.

Unmittelbar nach dem Vorfall kam eine große Zahl an Polizisten zum Einsatz, nachdem die dortigen Tibeter Protestparolen zu rufen angefangen hatten. Das Sicherheitspersonal schlug sie mit „Eisenstangen“ und „mit Nägeln gespickten Keulen“.

„Ein Tibeter war ganz blutüberströmt, nachdem sein Kopf von den Keulen getroffen wurde, aber mehr weiß man nicht über seine Situation. Danach wurden Sicherheitskräfte in großen Zahlen in der gesamten Bezirksstadt eingesetzt“, teilten die Mönche Kanyag Tsering und Lobsang Yeshi vom Exilkloster Kirti in Dharamsala mit.

Unsere Quelle meldete ferner, daß Lungtok seinen Brandverletzungen erlegen ist und seine Leiche nach Barkham geschafft wurde. Es ist nicht klar, ob der Körper der Familie übergeben wurde. Das TCHRD meldete am 15. August, daß auch Tashi seinen Verletzungen erlegen ist.

Lungtok studierte Heilkunde und Astrologie am Menpa Dratsang (Medizinschule) des Klosters Kirti. Tashi war früher an diesem College sein Klassenkamerad gewesen, ehe er es 2011 aus unbekannten Gründen verließ.

Die Lage ist extrem angespannt mit einem riesigen Aufgebot an bewaffneten Sicherheitskräften im gesamten Bezirk Ngaba und den Nachbarbezirken.

Am 14. August blieben tibetische Geschäfte und Restaurants in Ngaba geschlossen als Zeichen der Traurer über den Tod von Tashi und Lungtok. Die dortigen Tibeter brachten Gaben dar, beteten und führten Rituale für die Verstorbenen aus.

Auf die doppelte Selbstverbrennung hin wurden der Zuchtmeister des Klosters und andere Angehörige des Verwaltungsrates von der Bezirksverwaltung einbestellt.

Vom Februar 2009 bis jetzt haben sich 49 Tibeter (anderen Zählungen zufolge über 50) selbst verbrannt, um gegen das chinesische Regime zu protestieren und die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zu fordern.

„Im Laufe der letzten drei Jahre haben sich über 50 Personen, zumeist junge Tibeter in Brand gesetzt, es ist dies der größte Selbstverbrennungs-Freiheitskampf in der Geschichte der Menschheit“, kommentierte Nyima, ein politischer Analyst in Indien. „Alle drücken ihre Verzweiflung über den Mangel an Menschenrechten, eigener Kultur und Religionsfreiheit, sowie den Wunsch nach der Rückkehr des Dalai Lama nach Tibet aus“.

“Vor der Besetzung Tibets durch China gab es keine einzige Selbstverbrennung. Wenn alle Tibeter die ihnen zustehenden Rechte in Politik, Wirtschaft und ihrem täglichen Leben hätten, dann sollten sie, so wie China es behauptet, doch glücklicher sein und nicht gegen die Regierung protestieren. Leider ist es immer noch die einzige Option für Tibeter: Selbstverbrennung, um ihren Stimmen Gehör zu verschaffen“.