26. November 2012
Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD)

Trotz Verordnung weitere feurige Proteste in Serthar, Sangchu und Rebkong

Sechs Tibeter sind ihren feurigen Protesten zum Opfer gefallen, seit die Lokalbehörden in der TAP Malho (chin. Huangnan), Provinz Qinghai, neue Maßnahmen zur Bestrafung des Umfelds von Selbstverbrennungen anordneten, die am 14. November öffentlich bekannt gegeben wurden.

Am 26. November starb Wangyal, 20, ein Student an der Mittelschule in Serthar, nachdem er sich im Bezirk Serthar (chin. Seda) in der TAP Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, in Brand gesetzt hatte.

Wangyals Verbrennung in der Stadt Serthar

„Wangyal zündete sich um 11.00 Ortszeit auf einer der ins Zentrum der Stadt führenden Hauptstraßen an. Augenzeugen sagen, er habe seine Hände in der Geste des Betens zusammengehalten, als er die Straße entlang rannte und dabei Slogans für die Rückkehr des Dalai Lama und Freiheit für das tibetische Volk rief. Vor der Statue des goldenen Pferdes mitten in der Stadt Serthar brach er dann zusammen“.

„Bewaffnete Sicherheitskräfte waren im Nu zu Stelle und brachten Wangyal weg, nachdem sie die Flammen gelöscht hatten“. Sein Zustand und sein Verbleib sind nicht bekannt. Sein gesamter Körper stand in Flammen, weshalb er wohl schwere Verletzungen davontrug.

Später strömten Hunderte von Ortsansässigen zusammen, um ihre Solidarität zu bekunden. Wangyal ist ein ehemaliger Mönch aus der Gemeinde Taktse in Serthar. Er ist das 82. Feueropfer.

Am selben Tag wie Wangyal starb ein anderer Tibeter, Konchok Tsering, nachdem er sich vor einem Golderzbergwerk in der Gemeinde Amchok in Sangchu (chin. Xiahe), TAP Kanlho, Provinz Gannan, angezündet hatte. Es war derselbe Platz, an dem Tsering Dhondup am 20. November den Feuertod gestorben war. Konchog Tsering hinterließ seinen Vater Tsepak Kyab, 40, seine Mutter Gonpo Tso, 37, und zwei Brüder. Quellen zufolge strömten zahlreiche Tibeter herbei, um im Kloster von Amchok Gebete für den Verstorbenen zu sprechen.

Konchog Tsering
Leiche unter Bild des Dalai Lama

Mit der öffentlichen Verordnung vom 14. November wurde die Lokalverwaltung in der Präfektur Malho, besonders im Bezirk Rebkong (chin. Tongren) auf allen Ebenen mobilisiert, um gegen die Selbstverbrennungen vorzugehen und die Familien der Opfer und ihre Dörfer zu bestrafen.

Das TCRHD erfuhr, daß Regierungsbeamte und Kader der Gemeinde Dowa, des Bezirks Thunding und der Präfektur Malho von Dorfverantwortlichen und Vorstehern schriftliche Erklärungen forderten, daß sie dafür sorgen werden, daß es auf ihrem Verwaltungsgebiet zu keinen Selbstverbrennungen kommt. Von nun an muß auch jeder einzelne Haushalt eine entsprechende Erklärung unterschreiben, daß sich kein Mitglied selbst verbrennen wird. Wer die Unterschrift verweigert, wird unmittelbar festgenommen.

Verordnung der Volksregierung der TAP Malho

In der Gemeinde Dokarmo starben innerhalb von drei Tagen zwei Personen als Folge ihres feurigen Protestes, eine Nonne und ein Nomade. Am 25. November etwa um sieben Uhr Ortszeit legte die Nonne Sangay Dolma im Dorf Bharkor, Gemeinde Dokarmo, Bezirk Tsekhog, TAP Malho, Feuer an sich und starb sofort. Es heißt, sie habe eine Abschiedsbotschaft hinterlassen. Dortige Tibeter kremierten ihren Körper am nächsten Morgen.

Und am 23. November hatte sich Tamdin Dorjee, 29, um etwa 18.30 Ortszeit vor dem Gemeindeamt von Dokarmo angezündet. Quellen zufolge hielt er seine Hände in der Geste des Gebets zusammen und rief, der Dalai Lama möge lange leben. Hunderte von Tibetern, Mönche wie Laien, versammelten sich zu einer Gebetsrezitation, darunter auch zu Langlebensgebeten für Seine Heiligkeit den Dalai Lama.

Und am 22. November zündete sich Lubum Tsering, 19, um etwa 16.20 Ortzeit in der Gemeine Dowa im Bezirk Rebkong an und starb. Trotz der behördlichen Verordnung trugen Mönche des Klosters Dowa zusammen mit anderen Tibetern seinen Körper in das Kloster, wo die Totenrituale für ihn abgehalten wurden. Lubum hinterließ seinen 60jährigen Vater Tsego.

Tage vor Lubums feurigem Protest kamen Beamte des Büros für Öffentliche Sicherheit und mit Maschinengewehren bewaffnete Angehörige der Bewaffneten Volkspolizei in die Ortschaft Dowa, um die Verordnung umzusetzen. Sie kamen in 30 Militärlastwagen, doch 11 davon fuhren kurz danach wieder ab.

Am Tag von Lubums Feuerprotest hielt bewaffnete Polizei, die in sieben Fahrzeugen angefahren kam, zahlreiche Tibeter an der Bonkhog Brücke an, die auf ihrem Weg zu der Familie von Lubum Tsering waren, um ihr zu kondolieren und für den Verstorbenen zu beten. Einige wählten daraufhin einen längeren Umweg über die Berge und konnten so zu Lubums Familie gelangen.

Am 15. November verschwanden zwei Mönche des Klosters Dowa sowie einige namentlich nicht bekannte Tibeter aus einer Ortschaft namens Bhonpo Nyagkha in der Gemeinde Dowa. Die beiden Mönche, Tsundue Choedhen, 17, und Konchok Sonam, 21, waren auf dem Weg nach Malho, als sie festgenommen wurden.

Weiterhin wird von Einschränkungen des Internets und der Telefonverbindungen in Rebkong, Serthar und Sangchu berichtet. In Rebkong, wo das Internet abgeschaltet wurde, stellen Sicherheitsbeamte Personen zur Rede, die andere per Telefon oder Internet kontaktiert hatten.