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Aus Protest gegen Chinas Repression verbrennt sich ein junger Tibeter aus Nyarong
Ein tibetischer Jugendlicher setzte sich in Brand, um gegen den Mangel an Freiheit in Tibet zu protestieren und seinem Wunsch nach der Rückkehr des Dalai Lama Nachdruck zu verleihen.
Pema Gyaltsen, 24, zündete sich am 18. März um etwa 16 Uhr in der Nähe des Klosters Tsokha im Bezirk Nyagrong (chin. Xinlong) in der TAP Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, an.
Exiltibetische Quellen berichten, daß Pema an die chinesischen Behörden appelliert hatte, dem Dalai Lama die Rückkehr nach Tibet zu gewähren, während er gleichzeitig den Mangel an Freiheit in Tibet beklagte. Kurz nachdem er Feuer an sich gelegt hatte, kam die Ortspolizei und brachte ihn in irgendein Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Chengdu.
Es gibt unterschiedliche Informationen über den Zustand Pemas, einigen Quellen zufolge starb er auf der Stelle, und die chinesische Ortpolizei hält seinen verkohlten Körper unter Verschluß. Andere sagen, er sei wahrscheinlich wegen seiner Brandverletzungen in Behandlung. Wegen der Kommunikationssperren ist es schwierig geworden, Zutreffendes über Pemas Zustand und Aufenthalt herauszubekommen.
Pema Gyaltsen, auch Pegyal genannt, stammt aus dem Dorf Chayul, Bezirk Nyagrong. Der Sohn von Wangyal und Yulha ist der älteste von fünf Geschwistern und der einzige Brotverdiener der Familie. Es ist der zweite Fall von Selbstverbrennung in Nyagrong. Im Februar letzten Jahres starb ein anderer Tibeter, Kalsang Wangdu, in Nyagrong, ein Mönch aus dem Kloster Tsokha, in der Nähe des Ortes, wo Pema Gyaltsen mit seiner Selbstverbrennung zu protestieren versuchte. Mit seiner Tat stieg die Gesamtzahl der uns bekannt gewordenen Selbstverbrennungsproteste in Tibet auf 147.
Etwa zehn Angehörige von Pema wurden über Nacht willkürlich festgehalten und dabei schwer geschlagen, nur weil sie sich zum Public Security Bureau des Bezirks begaben, um etwas über Pemas Zustand und Verbleib herauszufinden. Exiltibetischen Quellen zufolge nahm die Bezirkspolizei die namentlich nicht genannten Verwandten fest, schlug sie und zwang sie, die ganze Nacht über zu stehen. Am nächsten Tag wurden sie freigelassen, aber erst, als die Vertreter ihrer jeweiligen Gemeinden schriftlich für sie gebürgt hatten. Die Schmerzen in den Beinen und am Rückgrat, die sie dadurch bekamen, sind anhaltend.
Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie verurteilt entschieden die willkürliche Festnahme und Mißhandlung von Pemas Verwandten und protestiert gegen den Befugnismißbrauch der örtlichen Polizei. Das Vorgehen der Polizei gegen Pemas Verwandte - typisch für die routinemäßigen Einschüchterungstaktiken der chinesischen Behörden - stellt eine Verletzung des chinesischen und des internationalen Rechts dar. Die Polizeibeamten des Bezirks, die für die Mißhandlung und Folter von Pemas Verwandten verantwortlich sind, müssen wegen ihrer illegalen Handlung zur Rechenschaft gezogen werden. Und den Verwandten sollte zur Bestreitung ihrer medizinischen Ausgaben eine gebührende Entschädigung gezahlt werden.
Am 9. März unterbrachen die Lokalbehörden in 13 der 18 Bezirke der Tibetisch-Autonomen Präfektur Kardze alle Internetverbindungen, einer von einem anonymen User über WeChat gelieferten Information zufolge. Fünf Bezirke, nämlich Chaksam, Chateing, Dabpa, Derong und Bathang blieben von der Abschaltung des Internets verschont. Das TCHRD kann nicht feststellen, ob die Anordnung nur verbal erging oder eine schriftliche Verfügung vorlag.
Die chinesischen Behörden kontrollieren streng alle Kommunikationsnetzwerke in Tibet, und das um so mehr im März, der ihnen als ein politisch heikler Monat gilt, in dem es leicht zu Protesten und Akten des Widerstandes der Tibeter kommt.
Der 10. März ist der Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes von 1959 gegen die chinesische Besatzung, gefolgt von der Erhebung der tibetischen Frauen am 12. März 1959. Und seit 2008 begehen die Tibeter zusätzlich den 14. März als den Jahrestag des großen Aufbegehrens im Erd-Feuer-Jahr, das in der Folge in vielen Teilen Tibets den Auftakt zu einer ganzen Reihe von Protesten gegen die chinesische Okkupation gab. Am 16. März schoß bewaffnetes chinesisches Sicherheitspersonal auf tibetische Demonstranten, wobei mehrere Personen starben.
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