1. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Betrachtung: Was China Tibet gibt und was es ihm wegnimmt

Die Volksrepublik China (VRC) weist laufend darauf hin, welchen enormen Fortschritt und welche großartigen Errungenschaften sie Tibet gebracht hat, indem sie Millionen Yuan für das Wohl und die wirtschaftliche Entwicklung des tibetischen Volkes investierte. Doch ebenso routinemäßig mißlingt es ihr, die Wahrheit bekannt zu geben, welch riesigen Nutzen sie aus Tibet zieht, oder sie will es nicht. Mit anderen Worten: China schafft es nicht, den immensen Reichtum, den es seit seiner Besetzung aus Tibet herausgeholt hat, gebührend zu würdigen.

In Wahrheit ist das, was China Tibet weggenommen hat, nicht mit dem zu vergleichen, was es ihm jemals gegeben hat. Wenn man nur allein die wirtschaftlichen Gewinne betrachtet, die China gemacht hat, ohne dabei weitere Faktoren zu berücksichtigen wie die militärischen und politischen Vorteile und den Zustrom der Han-Chinesen nach Tibet, so wird offensichtlich, daß das, was die VRC Tibet gegeben hat, im Vergleich zu dem, was sie ihm nimmt, sich verhält wie ein einziger Wassertropfen zu einem riesigen Ozean. So brüstet sich China zum Beispiel mit seinen Investitionen in die Renovierung und die Instandhaltung des Potala Palastes. Gleichzeitig jedoch hat es sich eine unvorstellbar große Menge des Reichtums des Potala in Form von Edelsteinen und Gold- und Silberartefakten, die über die Jahrhunderte in dem „Schatz von Namsey“ zusammengetragen und gelagert wurden, einverleibt. Wenn man in Betracht zieht, daß täglich 2.000 bis 3.000 Besucher in den Potala Palast kommen und der Eintrittspreis pro Person 100 Yuan beträgt, so beläuft sich die Gesamtsumme der Einnahmen eines einzigen Tages auf 200.000 bis 300.000 Yuan. Und diese Summe schließt nicht die Opfergaben der Pilger und die Spenden der Touristen ein, die noch einmal etwa 4.000 Yuan ausmachen.

Im Tsuklakhang Tempel kommen die täglichen Einnahmen durch Pilger und Touristen auf etwa 200.000 Yuan. Chinas Prahlerei über seine grandiosen Investitionen in die Renovierung sowohl des Tsuklakhang Tempels als auch des Potala Palastes wirkt absurd, wenn man bedenkt, daß die Kosten hierfür ja aus den Einnahmen, die diese beiden Touristenattraktionen erbringen, gedeckt werden. Darüber hinaus weiß niemand, in wessen Taschen die Einnahmen aus dem Potala Palast und dem Tsuklakhang Tempel tatsächlich verschwinden.

Abgesehen davon beutet China jedes Jahr die Naturressourcen Tibets in großem Maßstabe aus. Die Wälder werden abgeholzt, und Unmengen der auf dem tibetischen Plateau wachsenden kostbaren Heilpflanzen werden nach China gebracht.

Wenn man die Einnahmen aus all diesen Naturressourcen errechnet, so übersteigen sie um ein Vielfaches die Investitionen, mit denen China prahlt, Tibet gefördert zu haben. Wenn man ferner versuchen würde, den Wert all der Artefakte zu schätzen, die die VRC in den 1960ern und 1970ern aus den Klöstern und den Privathaushalten konfisziert hat – darunter Juwelen und Edelsteine, Gold und Silber, Ornamente und sogar die Butterlampen für Opfergaben in tibetischen Haushalten – so gliche dies alles einem Ozean im Vergleich zu dem Tropfen Wasser, den die VRC Tibet gegeben hat.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.