15. Mai 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Zahlreiche Nonnen im Bezirk Kardze festgenommen - Inszenierte Dokumentation über „gewaltbereite“ Tibeter

Laut eines uns zugegangenen bestätigten Berichtes veranstalteten am 14. Mai um 17:00 Uhr etwa 70 Nonnen des Klosters Pang Rina Tashi Gephel Ling in der Gemeinde Sungo im Bezirk Kardze (chin. Ganzi), Tibetisch Autonome Präfektur (TAP) Kardze, ungeachtet der strengen Sicherheitsmaßnahmen eine friedliche Demonstration vor dem Verwaltungsgebäude der Stadt Kardze. Sie forderten die Unabhängigkeit Tibets und die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet. 52 Nonnen wurden von den Sicherheitskräften verhaftet. Sie droschen so brutal auf die Nonnen ein, daß später Blutspuren am Boden zu sehen waren.

Diese Protestaktion war das Resultat der Durchführung der Kampagne zur "patriotischen Erziehung" im Kloster Pang Rina Tashi Gephel Ling. Dabei verlangten die Behördenvertreter von den Nonnen, den Dalai Lama zu diffamieren und eine Erklärung zu unterzeichnen, daß er die jüngsten Unruhen in Tibet geplant und organisiert habe. Die entschiedene Weigerung der Nonnen, die Erklärung zu unterzeichnen, versetzte die Kader in Zorn, sie intensivierten die Kampagne noch mehr, was die Nonnen schließlich zu ihrer Protestaktion veranlaßte.

Eine ähnliche Protestaktion wurde am gleichen Tag um etwa 16:00 Uhr von Nonnen des Klosters Ganden Choeling im Bezirk Kardze veranstaltet. Die Nonnen Yeshi Choetso, Gyalga Lhamo, Deyang und Choetso wurden innerhalb kurzer Zeit von den Sicherheitskräften verhaftet.

Heute, am 15. Mai, ist die Situation in Kardze sehr angespannt. Überall sind Kontingente der bewaffneten Polizei aufmarschiert. Die Bewegungsfreiheit der Einwohner wurde stark eingeschränkt. Geschäfte und andere Einrichtungen wurden geschlossen. In früheren Pressemitteilungen berichteten wir bereits über die wiederholten Proteste in Kardze seit dem 11. April.

Große Sorge bereitet uns weiterhin eine Mitteilung, daß die chinesischen Behörden einen angeblichen Dokumentarfilm drehen, in dem demonstrierende tibetische Mönche gezeigt werden, die auf den Versuch von Sicherheitskräften, sie zu beruhigen, reagieren, indem sie Gewalt anwenden und diese angreifen. Diese Dokumentation wird seit zwei Tagen auf einem alten Militärflugplatz in der Nähe des Klosters Kardze hergestellt; die Darsteller sind hauptsächlich Sicherheitskräfte und Militärpersonal. Es wird vermutet, daß die chinesische Regierung eine solche Dokumentation inszeniert, um der Welt vor Augen zu führen, daß die Behörden und paramilitärischen Kräfte gezwungen waren, mit Gewalt gegen die tibetischen Demonstranten vorzugehen, weil diese sie angegriffen hätten.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.