19. Juli 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


Seite drucken

Pressemitteilung

Chinesische Sicherheitskräfte schiessen auf Mönche des Klosters Dzogchen in Derge

Zuverlässigen Quellen zufolge sind bei einer Auseinandersetzung zwischen Sicherheitskräften und Mönchen des Klosters Dzogchen im Bezirk Derge (chin. Dege), Tibetisch-Autonome Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), Provinz Sichuan, eine ganze Reihe von Mönchen verletzt worden.

Militäreinheiten, die seit dem 10. März 2008 im Kloster Dzogchen Quartier bezogen hatten, waren zum Zeitvertreib in den nahegelegenen Wäldern auf Jagd gegangen. Rücksichtslos jagten sie das Wild in einem Gebiet, das den tibetischen Nomaden aus Beyul Demo Jong (oder Dzogchen Rudham Lung) als eine heilige Stätte gilt. Die Soldaten verkleideten sich sogar als Tibeter, um kein Aufsehen zu erregen.

Da ein solches Verhalten sowohl den Gepflogenheiten und der Ethik der Tibeter widerspricht als auch eine Übertretung der örtlichen Gesetze darstellt, versuchte ein ortsansässiger Lama aus Rudham Lung, der sich gerade in Klausur befand, die Soldaten von der Jagd abzuhalten. Statt auf seine Mahnung zu hören, schlugen sie so brutal auf ihn ein, daß er beinahe gestorben wäre. Als die Mönche des Klosters Dzogchen von diesem Zwischenfall erfuhren, reichten sie am 18. Juli eine Beschwerde bei der Gemeindeverwaltung ein. Die Offiziellen wiesen diese jedoch zurück und stießen statt dessen Drohungen gegen sie aus. Bei dem darauf folgenden Tumult begannen die chinesischen Offiziellen auf die Mönche zu schießen, wobei viele von ihnen verletzt wurden, darunter auch Thromtha Khenpo Tsering Sangpo, derzeitiger Lopon (Lehrmeister oder Acharya) des Klosters. Viele der Mönche trugen Knochenbrüche davon. Es ist noch nicht bekannt, ob es bei dem Zwischenfall Todesopfer gegeben hat. Durch die Intervention von Kyabje Pema Kelsang und weiteren Lamas des Klosters kehrte schließlich wieder Ruhe ein. Dennoch bleibt die Situation aufgrund der Verstärkung der chinesischen Sicherheitskräfte angespannt. Das Kloster zählt rund 200 Mönche in seinen beiden Niederlassungen.

Den Mönchen und Nonnen der Klöster Trehor Chokri, Ngango und Kharser, alle im Bezirk Drango (chin. Luhuo) in der Tibetisch-Autonomen Präfektur (TAP) Kardze (chin. Ganzi), die auf eine Reihe von friedlichen Protestaktionen hin unter dem Druck der darauf durchgeführten „Patriotischen Erziehungs-Kampagne“ ihre Klöster verließen, wurde nun von den örtlichen Behörden befohlen, in ihre jeweiligen Klöster zurückzukehren. Außer ein paar Klosterverwaltern und einigen älteren Mönchen sind diese Klöster vollkommen leer. Die Behörden bestellten nun alle höherrangigen Mönche und Verwaltungsräte der Klöster ein und beauftragten sie, dafür zu sorgen, daß die Mönche und Nonnen in ihre jeweiligen Klöster zurückkehren; anderenfalls hätten sie mit einer Bestrafung zu rechnen. In der Verlautbarung, die die Behörden kürzlich veröffentlicht haben, wurden sie zudem aufgefordert, für das Verhalten der Mönche und Nonnen in ihrer Obhut zu garantieren.

Bereits am 26. Juni veranstalteten die Mönche des Klosters Trewo Pal Ngagyur Khedrup Norsang Ling im Bezirk Drango (chin. Luhuo) eine friedliche Demonstration in der Gemeinde Dadho und verteilten dabei Flugblätter, auf denen sie ein unabhängiges Tibet forderten und Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama ein langes Leben wünschten. Sie riefen außerdem Slogans. Die Mönche wurden identifiziert als Khepa, Thinlay Dorje, Rinchen Dorje und Gonpo. Es gelang ihnen, zu flüchten, und es wird vermutet, daß sie sich in den nahegelegenen Bergen versteckt halten und den Behörden noch nicht in die Hände gefallen sind.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.