24. und 25. April 2008

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Wer Widerstand leistet, wird totgeprügelt oder festgenommen

Die Chinesen haben ihre Kampagne, die Tibeter zur Verleumdung Seiner Heiligkeit des Dalai Lama zu zwingen, jetzt sogar auf Dörfer und entlegene Gegenden ausgeweitet. Wie wir erfuhren, lehnten die Bauern und Nomaden diese Maßnahme jedoch rundweg ab. Sie widersetzen sich der Kampagne sogar auf die Gefahr hin, ihr Leben zu verlieren. Kürzlich wurde sie in den nomadischen Siedlungen des Bezirks Drago in der TAP Kardze durchgeführt. Ein Tibeter namens Tashi Sangpo aus Gephen Likhogma und mehrere andere widersetzten sich den Kadern. Daraufhin wurde Tashi Sangpo am nächsten Tag so fürchterlich zusammengeschlagen, daß er nun in Lebensgefahr in einem örtlichen Krankenhaus liegt.

Einer anderen Nachricht zufolge wurden in der Nacht des 22. April zahlreiche Plakate an dem Minyag Lhagang [Tempel] im Bezirk Dartsedo angebracht, auf denen Unabhängigkeit für Tibet, die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und die Beachtung der Menschenrechte der Tibeter gefordert wurden.

Die Tibeter werden nicht nur in ihrer Bewegungsfreiheit von einem Ort zum anderen extrem eingeschränkt, sondern sogar innerhalb der Städte und Dörfer können sie nicht mehr in Gruppen zusammenstehen. In der Region Kongpo Nyingtri dürfen die Bewohner nur einzeln den Raupenkeulenpilz (yartsa gunbhu) sammeln gehen, denn die Behörden befürchten, es könnte zu Protesten kommen, wenn mehrere auf einmal losziehen.

Um der harschen Durchführung der sogenannten „Patriotischen Umerziehung“ in dem Kloster von Ngaba in Amdo zu entgehen, sind 190 Novizen in andere Gegenden geflohen.

Einer zuverlässigen Information zufolge wurden am 23. April zwei Nonnen, die 32jährige Lhaga, und die 30jährige Sonam Dickyi aus dem Kloster Dagkar in der TAP Kardze,  von der chinesischen Polizei festgenommen, weil sie friedlich protestiert hatten. Sie hatten tibetische Gebetswimpel in die Luft geworfen und Flugblätter mit Aufschriften wie „Unabhängigkeit für Tibet“ und „Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama“ verteilt. Wohin die Nonnen gebracht wurden, ist nicht bekannt.

Im Bezirk Nyarong in Kham (TAP Kardze) versuchen die Behörden die Klöster zu zwingen, die chinesische Flagge auf ihren Dächern hissen, aber bisher waren sie erfolglos, weil die Tibeter sich der Anordnung widersetzten.

Am 24. April erließ die Regierung eine Anordnung, die ab sofort gilt, daß niemand mehr Gerüchte verbreiten darf, welche der Stabilität Tibets abträglich sein könnten, wobei jeder, der dieser Anordnung zuwiderhandelt, damit rechnen muß, als Straftäter verfolgt zu werden. Die Parteikader wurden angewiesen, sogenannte „Gerüchtemacher“ aufzuspüren und ein wachsames Auge auf sie zu haben. Obwohl in der Verordnung nichts über den Inhalt der Gerüchte gesagt wird, verlautet aus zuverlässigen Quellen, daß der Zweck dieser Maßnahme ist, die Tibeter davon abzuhalten, die Tibet-Frage untereinander zu diskutieren, die derzeit auf internationaler Ebene weltweite Aufmerksamkeit erweckt.

Besonders in Lhasa unterliegen die tibetischen Einwohner einer so strengen behördlichen Überwachung, daß sie ohne ihren Personalausweis und den Registrierungsschein mit ihrer Adresse nicht einmal ausgehen können, um Gemüse zu kaufen, während sich die Chinesen frei in der Stadt bewegen dürfen.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.

Tibetan Solidarity Committee / Tibetisches Solidaritätskomitee