24. Mai 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


Seite drucken

Pressemitteilung

Tibetische Klinikärztin in Lhasa verhaftet, weil sie Verletzten half

Einer bestätigten Meldung zufolge nahmen die chinesischen Sicherheitskräfte am 7. Mai um etwa 10 Uhr abends Dr Yangzom, eine Ärztin am Volkshospital in Lhasa, zusammen mit ihrem Ehemann Shilok fest. Obwohl Dr. Yangzom bereits im Ruhestand ist, war sie weiterhin an demselben Hospital ehrenamtlich tätig. Ihr Mann Shilok, ebenfalls ein pensionierter staatlicher Angestellter, verdiente sich seinen Lebensunterhalt, indem er in seiner „Nachbarschaft“ Kyire in Lhasa Schneiderarbeiten ausführte.

Dr Yangzom wurde verhaftet, weil sie angeblich den während des Aufstandes im März dieses Jahres in Lhasa Verwundeten insgeheim ärztliche Hilfe geleistet hatte. Ihr Mann Shilok wird beschuldigt, Informationen an die Außenwelt geliefert zu haben. Wie bereits früher berichtet, wurde Hunderten von Tibetern, die bei der brutalen Niederschlagung des Aufstandes verwundet wurden, vom Staat die rechtzeitige medizinische Versorgung versagt.

Kürzlich entließen die chinesischen Behörden eine Reihe von tibetischen Häftlingen, die auf die Demonstrationen in den Kreisen Phenpo Lhundrup (chin. Lingzhi) und Meldrogongkar (chin. Mozhugongka) hin festgenommen worden waren; sie befinden sich jedoch alle in einem jämmerlichen Zustand infolge des Hungers und der Schläge, denen sie in der Haft ausgesetzt waren. Ein alter Mann namens Kunga erlag drei Tage nach seiner Entlassung seinen schweren Verletzungen, wie aus bestätigter Quelle zu erfahren war.

Im Kreis Phenpo Lhundrup haben die Behörden eine Reihe von Kampagnen gestartet, um „den Separatismus zu bekämpfen und die Stabilität zu sichern“. Ein Sonderkommando aus Vertretern der jeweiligen Gemeinde- und Kreisverwaltung, die sich in der Gegend gut auskennen, geht von Tür zu Tür und zwingt die Bewohner, ein Dokument zu unterschreiben, in dem sie der chinesischen Regierung ihre Loyalität geloben müssen. Diese Amtspersonen erkunden auch, wie viele Mönche und Nonnen ein jeder Haushalt zählt und wie viele Familienmitglieder sich im Ausland befinden. Die so gesammelten Daten werden sorgfältig registriert. Man hörte weiterhin, daß bereits pensionierte Kader wieder eingestellt und beauftragt wurden, in jeder Gemeinde nach verdächtigen Elementen Ausschau zu halten, worauf eine ganze Reihe von Tibetern festgenommen wurde.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.