4. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Bald keine Mönche mehr im Kloster Kirti - Propagandalügen der Chinesen

Einer glaubwürdigen Quelle in Tibet zufolge wird die Kampagne der "Patriotischen Erziehung" im Kloster Kirti in Amdo (Ngaba) seit 73 Tagen durchgeführt. Die Behörden haben die Mönche zu diesem Zweck in acht Gruppen aufgeteilt und sie gezwungen, Seine Heiligkeit den Dalai Lama zu schmähen und Dokumente zu unterzeichnen, die sich gegen die tibetische Exil-Regierung richten. Dies stürzte die Mönche in eine derart tiefe Niedergeschlagenheit und Verzweiflung, daß am 1. Juni schließlich kein einziger mehr zu dem Unterricht der "Patriotischen Erziehung" erschien. Am 2. und 3. Juni verließen, bis auf ungefähr 250 über 70jährige, alle anderen Mönche das Kloster. Das Kloster Kirti wirkt nun leer und verlassen.

Den Nachrichten der chinesischen Agentur Xinhua vom 3. Juni zufolge äußerte der stellvertretende Vorsitzende der Autonomen Region Tibet (TAR), Pema Thinlay, gegenüber den dieser Tage zu einem Besuch in Tibet eingetroffenen Journalisten, die Situation in Lhasa sei im großen und ganzen wieder zur Normalität zurückgekehrt. Außerdem seien die Bewaffnete Volkspolizei und das Militär abgezogen worden, allerdings müßten sie in naher Zukunft wieder eingesetzt werden, um die olympische Fackel zu schützen, wenn sie durch Lhasa getragen werde. Andere Gründe hierfür seien die Gewährleistung der Sicherheit, d.h. vor allem die Vermeidung von Unruhen während des Festmonats Saka Dawa (der den Buddhisten als heilig gilt und in dem die Tibeter religiöse Zeremonien abhalten) sowie die Möglichkeit neuerlicher Proteste tibetischer Separatisten, was nach einer gründlichen Analyse des Tenors der kürzlich vom Dalai Lama im Ausland gehaltenen Reden nicht auszuschließen sei.

Im Gegensatz zu diesen Behauptungen ist es leider eine Tatsache, daß seit den friedlichen Protesten im März 2008 weder die Bewaffnete Volkspolizei noch die Armee abgezogen worden sind. Selbst während der von China in Szene gesetzten Medien-Tour amerikanischer Reporter und Vertreter verschiedener Botschaften waren die bewaffneten Volkspolizisten und Soldaten nicht verschwunden, sondern hatten sich lediglich als Zivilisten verkleidet. Der einzige Grund, weshalb die Massendemonstrationen nachgelassen haben, ist die massive Militärpräsenz. Dennoch protestieren die Tibeter immer wieder, und zwar aus Gründen, die die chinesische Regierung zu verantworten hat, wenn sie beispielsweise behauptet, die Situation sei zur Normalität zurückgekehrt. Von Normalität in Tibet kann, ausgehend von den spärlichen Informationen, die uns noch erreichen, keine Rede sein. Im Monat Mai kam es trotz des kontinuierlichen harten Vorgehens der chinesischen Behörden gegen die Tibeter immer wieder zu spontanen Protestaktionen. Deshalb sollte China seine verfehlte Politik, die bei der Bevölkerung starken Unwillen hervorruft, sofort berichtigten. Was die Tibeter am meisten erbost, sind die absurd harten Bestrafungen, außerdem müßten alle Aktivitäten der Chinesen, die darauf abzielen, die Tibeter um ihre Identität zu bringen, sofort gestoppt werden.

Wenn sich die für die Tibeter unerträgliche Situation nicht ändert, ist damit zu rechnen, daß es zu weiteren Protesten kommen wird, wann immer sich eine Chance dazu bietet.

Chinas Anschuldigungen gegen Seine Heiligkeit den Dalai Lama und die Exilregierung, sie hätten bei der Anzettelung von Demonstrationen und Protesten in den vergangenen Wochen eine aktive Rolle gespielt, sind vollkommen haltlos.

Bereits vor dem Beginn der Proteste im März hatte der Regierungsvorsitzende der Autonomen Region Tibet (TAR) weit und breit verkündet, der Dalai Lama und die Tibeter trügen sich mit der Absicht, Unruhe zu stiften und die Harmonie zwischen den beiden Völkern zu stören. Diese Äußerungen riefen großen Unwillen bei den Tibetern hervor. Ein weiterer Grund, diesen Behauptungen zu mißtrauen, ist, daß die chinesische Regierung die wahren Zustände in Tibet vor der Welt zu verbergen sucht. Träfen ihre Behauptungen zu, läge es nämlich in ihrem wohlverstandenen Interesse, unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet reisen und dort ihre Arbeit aufnehmen zu lassen."

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.