5. Juni 2008

Tibetan Solidarity Committee (Tibetisches Solidaritätskomitee)

http://www.stoptibetcrisis.net


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Pressemitteilung

Friedliche Tibeter dürfen nicht als Terroristen abgestempelt werden

Den Xinhua Nachrichten vom 5. Juni zufolge wurden 16 Mönche der Klöster Woeser und Khenlong im Bezirk Markham in der Präfektur Chamdo (chin. Qamdo) wegen ihrer angeblichen Beteiligung an Sprengstoffanschlägen, die sich am 3., 5. und 7. bzw. 8. April ereignet haben sollen, festgenommen. Nach drei weiteren Mönchen der betreffenden Gruppe wird noch gefahndet.

Die Behauptung der Behörden, die Mönche seien in Bombenanschläge verwickelt, entbehrt jeglicher Grundlage. Wenn sich tatsächlich so ein Vorfall ereignet haben sollte, so stellt sich die Frage, weshalb die chinesischen Medien bis heute nicht über ihn berichtet haben. Und weshalb veröffentlichen sie diese Nachricht gerade jetzt?

Es ist jedoch bekannt, daß die Kampagne der "Patriotischen Erziehung“ im Mai in den beiden Klöstern gestartet wurde, und einige Mönche, die sich ihr widersetzten, am 12. Mai festgenommen wurden. Das TCHRD berichtete darüber in seiner Pressemitteilung vom 16. Mai .

Eine weitere Erklärung, warum die chinesische Regierung derartige Behauptungen aufstellt, wäre, daß sie eine Rechtfertigung für ihr gewaltsames Vorgehen gegen die friedlich demonstrierenden Tibeter sucht. Sie stellt die friedlichen Proteste einfach als gewaltsame und terroristische Aktivitäten dar. Einederartige Vorgehensweise der Chinesen ist nichts Neues. So wurde Tulku Tenzin Delek Rinpoche unter ähnlichen Umständen - die Behörden überführten ihn der Mittäterschaft bei einem Bombenattentat - zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

Auf ähnliche Weise wurden viele Mönche unrechtmäßig verhaftet. Wie bereits zuvor in Pressemitteilungen mitgeteilt, werden diese Mönche wegen des angeblichen Besitzes von Waffen für terroristische Aktivitäten bezichtigt. In dem Schreinraum eines Klosters wurden nämlich Waffen gefunden. Doch solchen Waffen kommt eine rein symbolische Bedeutung zu, sie versinnbildlichen den Schutz des Klosters durch die Gottheiten.

In einem weiteren Fall wurde Rinchen Gyaltsen vom Kloster Thang Kya in Gonjo zusammen mit vielen anderen Mönchen festgenommen, weil sie angeblich einen Bombenanschlag geplant hätten, siehe unsere Pressemitteilung vom 13. April.

Angesichts der Häufigkeit, mit der die chinesische Regierung unschuldige Tibeter unter falschen Anschuldigungen festnimmt, ist auch dieser jüngste Fall, in dem Mönche der Klöster Woeser und Khenlong der Beteiligung an einem Bombenattentat bezichtigt werden, unglaubwürdig.

Es ist das Ziel der chinesischen Regierung, sämtliche friedlichen Demonstrationen der Tibeter als terroristische Aktivitäten hinzustellen. Sollte es wirklich einen Bombenanschlag gegeben haben, ist es durchaus möglich, daß die chinesische Regierung diesen selbst inszenierte, um dann die Tibeter dafür verantwortlich machen zu können.

Solange unabhängige Untersuchungskommissionen keine Erlaubnis erhalten, Tibet zu besuchen und ihnen kein ungehinderter Zutritt zu allen tibetischen Gebieten gewährt wird, und solange die inhaftierten Tibeter keinen fairen und öffentlichen Prozeß erhalten, wird die Welt niemals die falschen Behauptungen der chinesischen Regierung, die Tibeter seien in terroristische Aktivitäten involviert, akzeptieren können.

Angesichts der kritischen Situation in Tibet appellieren wir an die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft, sich dringend unserer folgenden Forderungen anzunehmen:

1) unverzüglich unabhängige Untersuchungskommissionen nach Tibet zu entsenden;

2) unverzüglich der freien Presse Zugang zu ganz Tibet zu gewähren;

3) unverzüglich dem brutalen Morden in ganz Tibet ein Ende zu setzen;

4) unverzüglich für die sofortige Freilassung aller festgenommenen und verhafteten Tibeter zu sorgen;

5) unverzüglich die medizinische Versorgung der verletzten Tibeter zu ermöglichen;

6) die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit der Menschen und ihren Zugang zu lebensnotwendigen Gütern sicherzustellen.